Hausschwamm, Echter Berliner
Eure Ansicht bezüglich des Abrisses der Plattenbauten teile ich! Auch ich hoffe auf eine weitestgehende Umsetzung des Kollhoff-Plans. Aber das stelle ich mir zunehmend schwerer vor, da man ja nun beginnt, zusätzliche Wohnhäuser in das hier diskutierte Viertel zu bauen, mit denen man sich Nimbys herholt, die eine Bebauung mit weiteren Türmen aufgrund von Verschattung, Lärm etc. ablehnend gegenüberstehen werden.
Zudem wäre es mir auch lieber, wenn die ganze Plattenbebauung im Bereich bis zur Karl-Marx Allee und der Alexanderstraße nach und nach durch eine komplett neue Stadtlandschaft ersetzt würde und man so eine Remineszens der ursprünglichen Stralauer Vorstadt schafft. Dieses Unter-Denkmalschutz-Stellen an der Alexanderstraße kann ich keineswegs nachvollziehen.
Ganz so offen wollte ich meine Meinung dann aber nicht formulieren, um dem Shitstorm aus Ostalgikern zu entgehen, die in dieser Bebauung Schützenswertes sehen und mir dann vorwerfen, ich würde die Geschichte Ostberlins leugnen wollen. Dem ist sicher nicht so und diesen Leuten sei auch gesagt, dass ich selber in Ostberlin (Hellersdorf) geboren und aufgewachsen bin und daher durchaus Bezug zu diesem Teil der Stadt habe.
Meine Aussage zur "selbsternannten" Weltstadt war auf das Hier und Jetzt bezogen. Die Vergangenheit Berlins in Bezug auf Einwohnerzahl und den von dir genannten Daten und Fakten ist mir durchaus bekannt, aber im heutigem Vergleich mit Städten wie New York, Shanghai, Jakarta, London u.a. ist Berlin in städtebaulicher Hinsicht doch - vorsichtig ausgedrückt - provinzieller. Allein das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. In Sachen Kultur oder Politik mag das aber anders sein!
Was die Geschichtsamnesie betrifft, könnte das vielleicht daran liegen, dass der allergrößte Teil der Berliner Bevölkerung inzwischen einmal komplett ausgetauscht wurde (durch Zu- und Wegzüge) und viele Menschen sich einfach nicht so stark für die (weiter zurückliegende) Geschichte dieser Stadt interessieren, wie wir es hier in diesem Forum tun. Und ein anderer Grund wird wohl sein, dass die Berliner Geschichte einfach durch den Zeitraum seit der Teilung dominiert ist, was das mediale Interesse betrifft und die vorherige Geschichte in Bezug auf den Städtebau oft untergeht.
Und wenn ich mich an meinen Geschichts- und Sachkundeunterricht zurückerinnere, war da von überfüllten Mietskasernen mit dunklen und winzigen Innenhöfen, Wohnungsmangel und der nicht vorhandenen Kanalisation samt dem zugehörigen Gestank die Rede, sodass evtl. viele gar keine positiven Assoziationen mit der ursprünglichen Bebauung verbinden werden.