Beiträge von 10%WEISS

    Eigentlich erschließt sich mir ja auch nicht so richtig, warum wir Museen, Landtage oder Shoppingcenter brauchen, die wie Schlösser aussehen. Bei der Stadtschlossfassade bin ich noch nicht ganz überzeugt, ob sie so geeignet ist, Segelschiffe aus Ozeanien auszustellen. Wahrscheinlich gibt man da eine Menge Geld aus und bekommt am Ende ein Museum, das ziemlich ungeeignet ist.


    Aber bei der Bauakademie ist das anders: hier geht es nicht darum, eine Kulisse zu bauen oder ein Postkartenmotiv. Bei der Bauakademie geht es um eine Idee, um einen architektonischen Entwurf, der eng mit der Gründung einer Ingenieurs-Schule verbunden ist. Während die Schule in gewisser Weise noch heute besteht, funktioniert der Entwurf zunächst auch gut auf dem Papier.


    Anders als bei den Schlössern, spielt bei der Bauakademie die historische Dimension („…In diesem Saal hat der alte Fritz immer Bowling gespielt…“) eine untergeordnete Rolle. Aber grade weil die Idee im Zentrum steht, ist es auch wichtig, sie ernst zu nehmen. Nur wenn man die Bauakademie mit einem adäquaten Inhalt füllt und sich auch mit den frühindustriellen Baumethoden auseinandersetzt, kann sie authentisch werden. Dann hat man aber auch die Chance, einen echten Schinkel zu bauen.

    Weshalb soll denn auch an der Rückseite eines Hotels eine besonders hohe "Aufenthaltsqualität" herrschen.


    In meinen Augen besteht der (zumindest städtebauliche) Fehler darin, an so einem Ort nur die Rückseite eines Hotels zu platzieren.


    Wenn ich mir den Entwurf von Ungers anschaue, hätte ich tatsächlich sowas wie den Potsdamer Platz 2.0 erwartet. Dort hat das mit der Nutzungsmischung eigentlich super geklappt. Neben Büros, Geschäften, Hotels und Kinos gibt es wirklich einen großen Anteil mit Wohnungen. Und was mir besonders daran gefällt ist, dass es häufig nicht unterschiedliche Gebäude für unterschiedliche Nutzungen sind, sondern oft viele Funktionen in einem Haus vereint sind.

    Das Areal wird sich sicher nicht zu einem Vorortgewerbegebiet entwickeln. Aber auch der Potsdamer Platz hat Stellen, die ziemlich surreal-leblos wirken, z.B. am Isozaki-Haus, oder zu manchen Tageszeiten (nicht nur nachts) auch im Beisheim-Center. Im Sommer ist das natürlich kein Problem, da sind die ruhigen Straßen mit etwas Luftzug die angenehmsten. Aber im Winter finde ich Straßen ohne Geschäfte, also auch mit wenig Passanten und ohne Schaufensterbeleuchtung echt unangenehm. Ich würde schon befürchten, dass sich z.B. die Clara-Jaschke-Straße oder auch die Ilse-Schaeffler-Straße so entwickeln.

    Update

    Hier ein paar Bilder zu den Bauarbeiten. Blick von Nordosten, bzw. Norden:




    Auf dem folgenden Bild - Blick von Südosten - sieht man eigentlich ganz schön, wie sich das Gebäude aus der bestehenden Treppe (klein im Mittelgrund) entwickelt.



    Wenn man ein paar Schritte zurück geht, sieht man auch, dass das Gebäude echt groß wird, ich finde für den Weinberg etwas zu groß.





    Bilder © 10%WEISS

    Mh, das klingt ja alles noch nicht so, als wenn es schon unter Dach und Fach wäre. Ich finde, die entscheidende Frage ist, ob das Gebäude denn tatsächlich rekonstruiert werden soll oder auch nur als Kulisse aufersteht. Soweit ich das einschätzen kann, lag die Bedeutung des Gebäudes mindestens zur Hälfte in seiner Konstruktionsart. Der jetzige Ausstellungssaal ist ja auch in „historischer Bauweise“ erstellt worden. Interessant wäre bei einer echten Rekonstruktion, wie man mit der Brandschutzthematik und den energetischen Anforderungen umginge.

    ^ Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich am Bahnhof auch ein paar teure Hotels mit aufwändiger Architektur ansiedeln.


    Eine Stadt besteht jedoch nicht nur aus schönen Häusern mit hübschen Fassaden. Rund ums Steigenberger Hotel kann man jetzt schon deutlich sehen, dass es dem Quartier massiv an Urbanität fehlt. Die Straßen sind, abgesehen von ein paar rauchenden Hotelangestellten, reine Verkehrsräume. Bei den Neubauten am Hauptbahnhof liegt die Banalität gar nicht so sehr in der Fassadengestaltung oder der Architektur an sich, sondern in der monotonen Nutzung. Mit den neuen Ministerien und noch mehr Hotels werden in Zukunft weitere große monofunktionale Gebäude hinzukommen. Ich glaube, das können einzelne Cafés oder Geschäfte kaum wieder wettmachen. Für Flair und Aufenthaltsqualität, die die lebenswerte Stadt ausmachen, sehe ich da schwarz.

    Kantstr. 30

    Wie grade bei mehreren Sanierungsprojekten zu beobachten, ist auch das Eckgebäude Kantstr. 30 ein wenig aufgestuckt worden. (Alte Ansicht) Die bestehenden Gesimse sind mit Rustizierungen und Fensterlaibungen ergänzt worden. In meinen Augen hat es sich wirklich gelohnt, das Haus kommt jetzt viel strukturierter und plastischer rüber als vorher!




    Alle Bilder © 10%WEISS

    Eigentlich hatte der Wettbewerb eine total schöne Aufgabe. Zu so was eingeladen zu werden, davon kann man als Architekt nur träumen! Es überrascht mich, dass dabei nur so ein Müll raus gekommen ist. Das sind ja nicht mal streitbare Entwürfe…


    Was besonders schade ist, da die prämierten Büros eigentlich nicht für monotone Langweiler-Entwürfe bekannt sind.

    ^ So im direkten Vergleich mit Bauten von der Jahrhundertwende sehen klassizierende Neubauten meistens ziemlich blass aus. Da fallen dann die geringeren Etagenhöhen und das Fehlen von plastischem Schmuck an der Fassade auf. Vor allem in Charlottenburg sind die Neubauten selten so luxuriös, wie es die Altbauten waren.


    Mit großen Balkonen und bodentiefer Verglasung ist man da als Investor schon eher auf der sicheren Seite. Denn wenn ich richtig Geld hätte und auf Gründerzeit stehen würde, dann würde ich sicher ins Haus nebenan ziehen und nicht in einen Neubau mit Styroporfassade.


    Ich finde die Fassadengliederung schlicht und gut. Dass 10%Weiss damit nicht anzufangen weiss ist ja nicht so schlimm, er sieht ja auch schon Pilaster, wo keine sind. Wem die klassische Formsprache natürlich schon in ihren Grundlagen ein Gräuel (oder schreibt man das noch mit "e"?) ist, der wird auch mit der Nöferschen Formensprache nicht warm werden.


    @ Konstantin:


    Bitte meinen Post nochmal aufmerksam durchlesen, ich meine nämlich nicht nur dieses Projekt. … Manchmal liest man halt auch Sachen, die da gar nicht stehen! ;)


    Aber mal im Ernst, ich glaube durchaus, dass man auch klassische Architektur gut machen kann. Letztlich geht es doch um schöne Räume und darum, in den Menschen etwas zu bewegen. Bei Nöfer bin ich mir häufig nicht sicher, ob er in die Vergangenheit oder die Zukunft will, oder beides. Wie ich finde, nicht immer zum Vorteil der Projekte. Dieser Entwurf wirkt auf mich ehrlich gesagt etwas monoton und lieblos. Trotz EnEV und Renditeerwartung hätte ich mir mehr Abwechslung und ein paar mehr interessante Details gewünscht!

    Ich bin kein Autofahrer, aber würde das für den Verkehr was bringen? Die Autos können doch jetzt an der Urania abbiegen. Aber ich find’s echt einen interessanten Vorschlag. Es würde den Breitscheidplatz völlig verändern. Und die Budapester natürlich auch.

    ^ Das stimmt natürlich. Oben klang ja bereits an, dass das Berliner Mietshaus eigentlich ein Massenprodukt mit einem für damalige Verhältnisse hohen Grad an Standardisierung war.


    Was ich eigentlich aber wichtiger finde, ist, dass wir heute in einer ganz anderen Epoche leben als vor 40 Jahren und auch im Grunde ganz andere Architektur und Stadtplanung machen. Wir haben auch andere Probleme als z.B. Smog oder Fließbandarbeit. Deswegen sollte man aber nicht alle Leistungen der späten Moderne pauschal als unnütz oder hässlich abkanzeln. Besonders beim Rathausforum habe ich das Gefühl, dass ein bisschen mehr historische Weitsicht helfen würde, die Qualitäten des Ortes zu erkennen.

    Chandler


    Ästhetisch hast Du bei den Bahnhöfen völlig Recht. Aber ist es überhaupt möglich einen Tempel der Kunst, der quasi frei von allen Zwängen geplant wurde, mit zwei Verkehrsbauwerken zu vergleichen? Außerdem, die Materialwahl kann ja auch eine postmoderne Anspielung auf die Nationalgalerie sein. Zumal beim Hauptbahnhof eine kräftige Portion Symbolismus mit dabei ist (Bügelbauten, also Abbildung des Tunnels) und die horizontalen Träger in der Fassade auch gar nichts tragen sondern nur Deko sind…

    Camondo


    Naja, es war mehr These als Kritik. Aber vielleicht sollte ich es nochmal präzisieren: Moderne war im Sinne von Modernismus gemeint, also der kulturgeschichtlichen Epoche, nicht im Sinne von zeitgenössisch.


    Die Moderne war ja stark mit industriellem Wachstum verbunden und hat eine ganze Vielzahl von Leitbildern aufgestellt, die heute bei Stadtplanung und Architektur in der westlichen Welt nicht mehr oder nur kaum diskutiert werden. (Etwa form follows function, Licht – Luft - Sonne, Funktionstrennung oder Ehrlichkeit von Material und Konstruktion)


    Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum wir uns heute mit dem Rathausforum so schwer tun. Es stammt aus einer Zeit, die fundamental anders ist als unsere heutige, aber dennoch erst 40 – 50 Jahre zurückliegt. Wir sind heute noch gar nicht in der Lage, seine künstlerische Bedeutung zu beurteilen.

    Neue Hoffnung für die Kant-Garagen

    Wie der Tagesspiegel berichtet, wurde der Abriss der Kant-Garagen vom Bezirk abgelehnt. Man scheint sich entschieden für den Erhalt des Bauwerks einzusetzen. Der Eigentümer – Pepper – kann nun bei der Oberen Denkmalschutzbehörde Einspruch einlegen.


    Gibt es also doch noch Hoffnung für die Kant-Garagen?