Beiträge von baukunst-nbg

    Ich glaube auch, daß es genug Freunde der gepflegten Entspannung gibt, die einem Volksbad zusprechen würden. Ich habe die Fürther Therme zwei Mal ausprobiert und bin etwas enttäuscht von der Kleinheit des Thermenbereiches - eigenes Wasser hin oder her. Das Ambiente des Volksbades ist hingegen unbezahlbar und mindestens genauso wertvoll wie das Fürther Wasser. Auch die zentrale Lage ist spitze. Mit ordentlicher (!) Gastronomie im Hause dürfte eine attraktive Kombination möglich sein. Für die üblichen 8-12 Euro pro 2 Stunden in Thermen müßte eigentlich ein Betrieb rentabel werden. Außerdem dürfte die Nachfrage im Großraum ausreichend für ein solches Bad sein. Wie gesagt, die zentrale Lage sollte man hier nicht unterschätzen. Z. B. das Palm Beach dürfte für die "Nordlichter" in der Region eher unattraktiv sein, wobei der Charakter eines feinsinnigeren Ansprüchen genügenden Volksbades auch leicht vom "Volks-Bad" Palm Beach abgegrenzt werden könnte.

    Voilà:



    (Foto von mir)


    Von den drei gezeigten 50er-Jahre-Bauten halte ich das Schlegtendal-Gebäude für gestalterisch am gelungensten, gefolgt von Franz Reichel und letztlich dem Kappler-Bau. Das Schlegtendal-Gebäude ist wirklich schön, vor allem die Lösung mit der Wendeltreppe im gläsernen Eck-Treppenhaus zeigt das gestalterisch Ansehnlichste aus den 50er Jahren verbunden mit einem sicheren Gespür des Architekten, eine derartige städtebauliche Ecksituation zu würdigen. Natürlich hätte ein solches Gebäude in der Altstadt überhaupt nichts verloren gehabt, aber an dieser Stelle gebe ich eine gute, wenn nicht sehr gute Note.


    Es kann natürlich nicht jeder ein Genie sein, aber etwas phantasielos mutet mir das Kreissparkassengebäude dagegen schon an ... doch ob die Renovierung eine Verbesserung bringt oder nur eine verkrampfte Aufwertung, bleibt abzuwarten.

    Ich unke natürlich wieder, daß es sogar in einem solchen Fall eine Verschlechterung geben wird. Ich gehe davon aus, daß dem Skelett eine neue, modische Fassade vorgehängt wird, so im Stil "Blechplatten mit lauter verschiedenen Fensterformaten". Ob das zu den benachbarten denkmalgeschützten Bauten der Nachkriegsmoderne passen wird, ganz zu schweigen von einem adäquaten Rahmen für die weltbedeutende - keine Ironie! - Stadtmauer, frage ich mich sehr, noch mehr frage ich mich, ob die BOB insoweit überhaupt Gedanken verschwendet. Das würde in Nürnberg ja schon überraschen.


    Hier die baukulturell anerkannten Nachbarn, zunächst Schlegtendals direkt gegnüber liegendes Bürogebäude von 1952/53, das hat schon knapp 60 Jahre auf dem Buckel:



    Weiter in Richtung Pegnitz das (bisherige) Gebäude des Hochbauamts, früher AEG, von E. Kappler (1955/56):



    An der gegenüberliegenden Ecke zur Blumenstraße das "Nordstern"-Haus von Franz Reichel, ebenfalls 1955/56 errichtet:



    (alle Fotos von mir)


    Die Sensibilität der Lage gegenüber der Altstadt - mit Marientor und Lorenzer Straße mit weiteren bedeutenden Baudenkmälern dürfte also unbestritten sein. Die Bedeutung einer hochkultivierten äußeren Gestaltung sollte daher bei der gesamten Planung nicht aus den Augen gelassen werden.


    Fragt sich nur, ob die Belange der Stadt angesichts des Herumgeeieres der Verwaltung bei anderen Projekten hier entschlossen und profiliert vertreten werden.

    Aber was wäre eine Lorenzkirche mit Werbung im Timessquare-Stil?


    Wie man weiß, braucht man das Ausufern von Werbung kaum zu fördern. Das sucht sich automatisch seinen Weg. Ich kann auf wuchernde Billboards zwischen Erlangen und Nürnberg gut verzichten.

    Ein positiver Ansatz ist immerhin, daß sich die Stadtregierung innerhalb des Beschlußtextes dafür ausgesprochen hat, etwas für das Stadtbild zu tun und auch weitere Maßnahmen zu erlassen.

    Die Rücksichtnahme auf das Milchhof-Verwaltungsgebäude ist unbedingt wichtig. Ich würde sogar eine vorzugsweise begrünte Abstandszone in Breite dieses Gebäudes nach Osten vorschrieben, danach ein Gebäude mit einer Kubatur nicht größer als das Milchhof-Verwaltungsgebäude. Dafür würde ich mir ans andere Ende hin durchaus einen schönen Turm wünschen, der die Skyline des Nürnberger Ostens in formvollendeter Schönheit ergänzt.

    im Straßenzwickel zwischen Kirchenweg und Rieterstraße steht ein sehr eigenwilliges und prägnates Gebäude in einer interessanten Mischung aus Jugendstil und Neobarock, dass vor nicht allzulanger Zeit - wie ich finde - sehr gefühlvollvoll saniert wurde.


    Genau davor wird jetzt aber eine rießige U-Bahn-Zugangsüberdachung gestellt. Es handelt sich um einen großen, schräg in die Erde 'versunkenen' Kubus (nach Köln vielleicht als 'gebaute Ironie' nicht mehr wirklich witzig).


    Was ist Eure Meinung: Braucht es diesen Riesen-Schuhkarton auf dem Platz und vor dem Gebäude wirklich?
    Oder täte es da auch etwas weniger dramatisches? Oder sollte man auf eine Zugangsüberdachung überhaupt verzichten (am Rathenauplatz sind die Treppen ja auch 'offen' und bei Regen wird man 15 Meter früher nass...)


    Ich habe manchmal kaum noch Energie, um zu solchen Rücksichtslosigkeiten noch einen Kommentar abzugeben. Man hat den Eindruck, daß jeder seine geistigen Ergüsse abladen will und es völlig egal ist, was in der Umgebung steht. Die übrige Platzgestaltung ist Marke "einfallslos". So kann das nichts werden.

    Die Presse berichtet jetzt auch über Seh-Zeichens Idee:


    NN:


    Nürnberg: «Schandfleck vor dem Saal 600«
    CSU fordert zum Start für «Memorium« neuen Platz vor Schwurgerichtsgebäude


    NZ:


    Memorium Schwurgerichtssaal 600
    CSU wünscht sich begrünten Vorplatz


    Leider stellt sich der Besitzer des Werkstattgrundstückes bislang quer. Thematisiert wird auch der Bau von Busstellplätzen, der die Gestaltung der Fürther Straße als Boulevard gefährden könnte.


    Ich frage mich, warum man einen Ein-/Ausstiegsplatz dann nicht direkt vor neuen Platz vorsieht. Die Busse (wieviele sind es eigentlich gleichzeitig? Doch kaum soviele wie am Hauptmarkt!) könnten doch dann auf einem Parkplatz in der Nähe warten, z. B. auf dem derzeitigen Parkplatz zwischen Feuerlein-/Adam-Klein-/Fürther Str., der derzeit von Datev und Anwaltskammer genutzt wird und doch meistens nicht voll belegt ist.

    ... Positiv für Nürnberg sei dessen ausgeprägtes Profil. So sei das Lebkucken und Bratwurstimage im Grunde ein Vorteil. Die Besucher freuen sich auf ihren Aufenthalt in der Stadt und kämen gerne wieder. ...
    D.


    Nicht nur "im Grunde", sondern tatsächlich. Aber es ist nicht zuvorderst das Image, das positiv ist. In Nürnberg gibt es leckere Spezialitäten und ein (wenn auch leider nur leidlich gepflegtes) historisches Stadtbild - das lockt auch mich nach vielen Jahren regelmäßig in die Altstadt. In den Zeiten aalglatter modischer Anpassungsströme sprechen individuelle Charakterzüge die Menschen an. Nürnberg als Stadt ist einprägsam und hat viel zu bieten. Es wird von außen als große Leistung anerkannt, wenn eine Stadt sich so präsentieren kann.


    Der Messebau hat für mich daher nicht nur etwas Begeisterndes. In dem Bericht steckt letztlich auch große Wahrheit. Es ist ein Zukunftsmodell.


    Threads "Visitenkarte" und "CCN Ost" zusammen gelegt, neuer Titel für Messe-Sammelthread.

    Nürnberg macht sich durch immer neue Denkmalschutz-Skandale einen richtig guten Namen, mehr braucht man dazu nicht zu sagen.


    Allerdings bezweifle ich, daß der Erhalt der Villa wirklich denkmalrechtlich unzumutbar ist, das müßte erst einmal nachgewiesen werden. Investoren und deren Berater sind da immer recht vorschnell mit unausgegorenen Meinungen. Immerhin ist wirtschaftlich das ganze Grundstück zu betrachten, nicht nur die Villa.

    Ein neuer Denkmalschutz-Skandal kündigt sich an ... Nürnberg hat schon viel "Talent" bewiesen wenn es darum ging, Baudenkmäler aufzugeben. Ich nenne nur - wie bei der ehemaligen VDM-Fabrik, dem Postverladebahnhof, dem Milchhof usw. Alles früher architektonische Glanzstücke, heute städtebauliche Katastrophen.


    Vielleicht bekommen wir wieder eine jahrelange Brache in Bestlage ....

    Na, wir werden uns doch noch einig ;)


    Und ja: die Obstmarkt-Broschüre kann man im Sekretariat der Architekturfakultät gegen einen Unkostenbeitrag haben; ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen. Hier die Adresse: Kesslerplatz 12 D-90489 Nürnberg, B-Bau, Ebene 3 (Aufzug: Ebene 2)


    Frau Burgstaller erwähnte, aber daß im Februar die Arbeiten im Rahmen der kommenden Semesterabschlußpräsentation noch mal ausgestellt werden, d. h. in den ersten beiden Februarwochen in den AEG-Hallen.

    ... Treffpunkt der Jugend war "leider" einmal ...


    Ich gebe schmerzvoll zu, daß ich längst nicht mehr up to date bin. Dennoch dürfte dieser Platz nach wie vor der anziehendendste Ort in der Altstadt sein, um sich auf offener Straße aufzuhalten. Die Geborgenheit im Schatten der Stadtmauer, die heute ihren Schrecken als Militärbau verloren hat, das Malerische, das weitab von Kitsch eine irrationale Ader bei den Menschen anspricht, das Fehlen optischer Beleidigungen, die Dramatik der Gelände- bzw. Stadttopographie sind nur einige Kriterien, die m. E. diesen Platz zu etwas Besonderem machen.


    Das Überleben und Funktionieren historischer Bebauung spricht wohl auch eine im Unterbewußtsein der Menschen vorhandene Fortschrittsangst an. Die Bejahung eines historischen Platzes enthält möglicherweise aber auch eine Kritik an dem Anspruch, heute alles am besten zu wissen, und man nur heute alles richtig macht und funktioniert, und diese alten Häuser überhaupt nicht mehr stehen dürften. Insgesamt mag also eine Infragestellung des radikalen Modernismus im Raume stehen.


    Die Wiederherstellung von Plätzen muß für mich gar nicht sklavisch nach historischem Vorbild geschehen. Zwar kann man anhand der fragwürdigen Qualität der heutigen Kreationen durchaus vertreten, daß man mit einer solchen Rekonstruktion immerhin bessere Ergebnisse erzielen würde. Auf der anderen Seite sollte (!) man heute genügend Souveränität haben, um die verschiedenen Aspekte miteinander zu verbinden. Ich weiß nicht, ob die "Aufenthaltsqualität" bei den unzerstörten Plätzen so gut war wie von Dir gefordert. Für mich ist die Aufenthaltsqualität auch nicht das alleinige Qualitätskriterium. Ich denke, es muß Plätze geben, die Aufenhaltsqualität haben, und andere, die nur die Bebauung in angenehmer Weise auflockern. Das Zustellen von Plätzen ist für mich natürlich indiskutabel, da brauchen wir gar nicht drüber reden.


    Bezüglich der Aufenthaltsqualität komme ich zurück auf den Tiergärtnertorplatz. Zumindest einige der Plätze, die gerne frequentiert werden, haben insofern etwas gemeinsam: eine leicht ansteigende Platzfläche, ähnlich wie ein Auditorium eines Theaters. Offenbar ist dies unterschwellig einladend und sehr attraktiv für Menschenmengen, um sich zu versammeln. Der Tiergärtnertorplatz hat dies ebenso wie die spanische Treppe, der Domplatz in Siena, und - als modernes Beispiel - der Platz vor dem Centre Pompidou in Paris. Ich würde sicher einige weitere Beispiele finden. Auch läßt sich sicher vielfältig erklären, was die Attraktion ausmacht: die Aussicht auf die Stadt und auf ein Geschehen, das Sehen-und-Gesehen-werden an sich usw. Außerdem ähnelt eine schiefe Ebene noch eher einer Sitzgelegenheit als ein völlig leerer, platter Platz. Zwar können auch solche Plätze Aufenthaltsqualität haben, wie z. B. die Piazza Navona, aber dieser Platz lebt von seiner Randbebauung und den Brunnen - und damit wieder bei Stufen, Balustraden und anderen Sitzgelegenheiten. Die Leute setzen sich auch in Nürnberg nicht aufs Pflaster, sondern auf die Stufen am Schönen Brunnen und am Tugendbrunnen, und ein solcher Brunnen bringt daher an sich Aufenthaltsqualität.


    Auch der Bau eines "Amphitheaters" auf einem Platz oder an dessen Rande würde sofort Menschen anziehen, aber das kann auch wieder einen Platz insgesamt beeinträchtigen. Der Obstmarkt könnte durch seine ansteigende Ebene zumindest im oberen Teil zwischen Röslein und Rathaus eine solche "natürliche" Verweil-Ecke bekommen. Ein Brunnen würde sich allerdings auch sehr gut machen.

    Planer:


    Warum sollte ich Dir nicht glauben, nachdem meine Argumentation so überzeugend ist ;)


    Ich glaube eher, daß Du mich ausschließlich in die historische Ecke stellst, ich meine aber lediglich einen anderen, vielleicht sogar neutraleren Blick auf das Historische und seine Vorzüge zu haben, als Andere, die richtig Angst davor zu haben scheinen. Aber nochmals, weil Du es schon wieder falsch formulierst: es geht hier nicht um eine "Wiederherstellung" des Obstmarktes, die "an Historisches" angelehnt ist, sondern um die Schaffung eines Platzes der einen entsprechenden Namen verdient. Die Betrachtung der Situation vor der Zerstörung dient vor allem der Veranschaulichung, weshalb heute nicht mehr von einem Platzgefüge gesprochen werden kann und welche Parameter geändert werden müßten, um wieder ein entsprechendes Gefühl zu erzeugen.


    Nicht die blitzsaubere, geordnete, funktionierende Stadt steht auch für mich an der ersten Stelle. Ich möchte, auch wenn es kitschig klingt, etwas Poesie in die Altstadt zurückbringen, da das dort kongruent ist. In der Sigmundstraße hingegen wäre es natürlich in der Art deplaziert. Die Architektur erreicht die Menschen vielfach nicht mehr aufgrund ihrer hocheffizienten Distanzierung von der Emotion. Ich stimme Dir völlig zu, daß eine diffuse Gemengelage aus typisch urbanen "Mißständen" mehr Leben bedeutet als das tägliche Durchlaufen von Sozialrobotern. Allerdings glaube ich auch nicht, daß die Beibehaltung des jetzigen Obstmarktes die Punks dorthin lockt ;) Das beste Beispiel ist doch der Platz am Tiergärtnertor, im Volksmund fälschlich "der Dürer" genannt. Es ist der wohl authentischste historische Platz in Nürnberg, und (nur) er wird seit Jahrzehnten gerade von Jugendlichen am Abend zum Verweilen aufgesucht. Warum wohl?

    Vielen Dank für den Hinweis, und herzlich willkommen. Ich werde mal bei Frau Burgstaller anfragen, die Ergebnisse würden mich interessieren.