Ich halte das für zu pauschal. Auch in Städten mit entfernter Bastion sind die "außenliegenden" Gebiete nicht automatisch zur Altstadt geworden, sondern oft auch einfach uninteressant. Hingegen dürfte der Wert der Stadtmauer für Nürnberg von unbestrittenem Wert sein. Außerdem vergessen die Diskutanten hier den Umstand, daß die Nürnberger Altstadt eine der größten Altstädte überhaupt ist. Das heißt, die Altstadt, in die der Nürnberger fährt, wenn er sagt, ich fahre in die Stadt, ist in Wirklichkeit kleiner als der letzte Mauerring. Gebiete wie das Kreuzgassenviertel, die Sebalder Steppe, das Unigelände, das Jakobsviertel, d. h. alles was relativ wenig Geschäfte hat, könnte nach dem "Kopf" der Leute auch außerhalb der "Stadt" liegen. Außerdem ist die Stadt um den Mauerring keineswegs ausgestorben, sondern zählt zu einer sehr begehrten Lage mit Blick auf die Mauer (ja!) und auf die Altstadt. Das heißt natürlich nicht, daß man nicht die sogenannten "Randgebiete" fördern sollte, aber auch in der Altstadt muß man ziemlich viel fördern. Der Irrtum liegt bei vielen in der Fehlvorstellung, daß die Altstadt Freunde hat, deswegen übergepflegt ist, was sowohl bremst als auch ein Argument wäre, keine Zuwendung mehr nötig zu haben.
Doch die Diskussion geht vom Thema Volksbad weg.
Ich bin jedenfalls anderer Meinung als Dexter, was die Lage des Volksbades betrifft. Auch das Planetarium ist ein (vielleicht unterschätzter) Kulturbau, der nicht nach Gostenhof "paßt", und demnach eine schlechte Lage hätte.
Ich glaube eher, daß die Renovierung des Volksbades (ich würde den Namen aufgrund seiner Authentizität und Bekanntheit übrigens einem Kunstnamen vorziehen, wie er allerorten erdacht wird) einen sehr positiven Effekt auf die Umgebung hätte. Das gegenüberliegende Gebäude, das "Prisma", ist übrigens architektonisch im Hinblick auf seine Vorreiterrolle ökologischen Bauens durchaus bemerkenswert, wenn auch ich es jetzt äußerlich nicht als umwerfend empfinde.
Darüber hinaus ist die Lage in Gostenhof für eine Einrichtung wie das mögliche neue Volksbad eine relativ untergeordnete Frage. Man muß Einrichtungen mit größerem Einzugsbereich nicht unbedingt in eine genau passende Umgebung stellen, wenn die Lage insgesamt große Vorteile hat.
Außerdem sollte man dem Schichtdenken nicht gerade Vorschub leisten, indem man einen vermeintlichen Wellnesstempel aus Gostenhof heraushält. Die Zaboer und Reichelsdorfer brauchen übrigens nicht nach dem neuen Volksbad am Plärrer zu suchen, denn ich unterstelle mal daß die meisten Nürnberger das Volksbad schlicht kennen. Und weil das Argument im Zusammenhang mit der Stadtmauer gefallen ist: hätten die Zerzabelshofer und Reichelsdorfer noch eher am Hauptmarkt nach Wellness gesucht? Wo sucht man denn nach Wellness? Auf der grünen Wiese?