Bauernhaus in Morsbach-Oberholpe wird Denkmal des Monats
Einladung zur Vorstellung des
Denkmals des Monats
am Donnerstag, den 27. August 2015, 16:00 Uhr
Fachwerk-Bauernhaus, Morsbach-Oberholpe, Am Südhang 2
Seit mehr als 30 Jahren stellt der Arbeitskreis „Denkmal des Monats“ im Regionalverband Köln des Rheinischen Vereins regelmässig bemerkenswerte Baudenkmäler in Presse und lokaler Öffentlichkeit vor und setzt sich für ihren Erhalt ein.
Oberholpe bei Morsbach besitzt eines der schönsten Ensembles von bäuerlichen Fachwerkhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts im Oberbergischen Kreis. Die Siedlung ist vermutlich aus einem schon im frühen 16. Jahrhundert erwähnten Hof hervorgegangen. Steinabbau und Forstwirtschaft waren die Haupteinkommensquellen in dem engen Bachtal. Eine kleine Scheune reichte zur Unterbringung von Futter und Gerät, während die Nutztiere direkt im oder am grossen Wohnhaus untergebracht waren. Die älteren Häuser sind zweigeschossige Ständerbauten mit mächtigen Eckbalken und den typischen reduzierten „Mannfiguren“ als Schrägstreben. Später wurden Stockwerksbauten mit riegellosem Fachwerk erstellt, wie es vor allem aus dem Siegerland bekannt ist.
Die besondere Bedeutung des Oberholper Ensembles wurde schon früh erkannt. Im Denkmalinventar von 1967 sind erst vier Häuser ausdrücklich erwähnt. Eines davon ist die Nr. 7, heute unter der Adresse Am Südhang 2.
Leider befindet sich dieses Haus seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Im Jahre 1972 von den Voreigentümern verkauft, steht es seit Jahrzehnten leer. Wohl um 1980 wurde ein neues Dach aufgebracht,
das weder in Form noch Material zu dem Denkmal passt. Die das Haus
umgebenden kleinen Freiflächen sind mit hohen Tannen bestanden, die nicht nur weit in die Nachbargrundstücke ragen, sondern auch die zwischen den Häusern gespannten Freileitungen und die Nachbargebäude gefährden; ein Baum musste kürzlich bei Sturm sicherheitshalber gefällt werden.
Die Eigentümer der meisten historischen Bauten in Oberholpe – heute fast alle unter Denkmalschutz – schätzen und pflegen ihre Häuser und Grundstücke mit grosser Hingabe, Fleiss und erheblichen Aufwendungen. Dies verleiht dem Ort einen ganz besonderen Charakter. Um so schmerzhafter ist es für sie, den langsamen Verfall des Anwesens Am Südhang 2 mit ansehen zu müssen und sein verwahrlostes Umfeld täglich vor Augen zu haben.
Auf Nachfrage der Gemeinde Morsbach als zuständiger Denkmalbehörde beim
Landschaftsverband Rheinland soll, wie Anwohner berichten, derzeit keine nachweisbare Vernachlässigung des Baudenkmals festzustellen sein. Dabei sind die Anzeichen des Verfalls unübersehbar. An der unverkleideten Wetterseite sind völlig zerstörte Balken erkennbar. Über den Dachstuhl dringen Kleintiere ins Haus ein. Die Verkleidung der Schornsteine löst sich, und Unkraut wächst aus der Dachrinne. Leider sei dies, so heisst es beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, beileibe kein Einzelfall. Insbesondere ältere Fachwerkbauten unter Denkmalschutz stünden häufig über Jahrzehnte leer und verfielen. Fachleute bestätigen, dass aufgrund der empflindlichen Bauphysik der Bauten aus Holz und Lehm die blosse Grundsicherung
nicht ausreiche, um einen Verfall zu vermeiden. Vielmehr müssten Fachwerkhäuser regelmässig beheizt und gelüftet wer-den, damit sich Schimmel und Schwamm nicht ausbreiteten. Seien die einmal da, sei es meist zu spät.
Zusammen mit der Dorfgemeinschaft Oberholpe setzt sich der Rheinische Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege dafür ein, dass die Denkmalbehörden in die Lage versetzt werden, wirksam gegen die schleichende Zerstörung von gemeinsamen Kulturgut vorzugehen. Dazu kann etwa eine baufachliche Begutachtung des Einzelfalls gehören. Es wäre traurig, wenn das so wichtige und unverzichtbare private Engagement in der Denkmalpflege enttäuscht und geschmälert würde durch das Versagen staatlicher Verfahren.
gez. Stephan von Wahl gez. Prof. Dr. Barbara Schock-Werner
Leiter Arbeitskreis „Denkmal des Monats“ Vorsitzende RVDL-Regionalverband Köln. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Dr. Alexander Kierdorf, E-Mail: kierdorf_indukult@gmx.de
Dazu ein Beitrag in der WDR Lokalzeit Köln vom 24.08.2015
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