Der Meinung bin ich auch: eben nicht das, was ein urbanes Leben verdelt.
Was sich in der City-West an Projekten realisiert, hat nicht einmal eine Halbwertzeit von 15 Jahren und paßt einfach nicht in diese Region, würde ich wetten. Fast dasselbe Büro- und Geschäftshaus an der Ecke Joachimsthaler-Str./Kantstr. steht seit 3 Jahren fast leer. Weder avantgardistische Architektur noch originelle Nutzungskonzepte feiern in dieser City Urständ, sondern gang andere Akteure. Schade um Westberlin.
Beiträge von cinerama
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So ungefähr könnte rotiert werden, und es wurde auch so angekündigt.
Dennoch wundert mich die fast um ein Jahr sich hinauszögernde Sanierung des Centers, obwohl doch angeblich alle Mietverträge unter Dach unter Fach sind und man schon im April (dem 40. Geburtstag des Centers) mit dem "Lifting" beginnen wollte. -
Sehr kompliziert: einerseits ist es der grüne Kupfer-Kubus des Kino 1 ("ROYAL PALAST"), der in betracht kommt (908 Plätze-Saal) und rechts daneben liegend der Kubus von Kino 2 ("CITY", 642 Plätze), der in braunen Natursteinplatten gehalten ist. Alle Gewerbeformen unterhalb dieses Komplexes (oder anders gesagt: "oberhalb des erkennbaren Umrisses") müssen umgesetzt oder zeitweilig pensioniert werden. Natürlich hat man dies im Blick, daher nur noch vorübergehende Vermietungen, etwa an den Schuhhändler "Sale" oder den Oldtimerhändler "Car Wheels".
Vor dem Umbau 1995 sah die Kinofassade, wenn auch durch geschmacklose Kleinplakathalter und Verwitterung beeinträchtigt, durchaus noch attraktiv aus (ich hatte einige Bilder eingestellt.)
Insofern - ganz unabhängig davon, ob man ein Elektronikkaufhaus mag oder nicht - erscheint auch der Entwurf der neuen Fassade vom Architekturbüro Tchoban als ein Abziehbild der Potsdamer Platz-Architektur resp. des Swiss-Hotels an der Joachimsthaler Str.Ein Nachwort zum Kino-"Leerstand": es gab und gibt genügend Interessenten, die das Kino betreiben möchten. Es lag und liegt also auch am Eigentümer, einen solchen Betrieb (auch durch Eineleitung von Sanierungsarbeiten) zu unterstützen oder nicht.
Er mocht das nicht mehr, was aber kein Grund ist sich in Berlin zu freuen, daß etwas wegkommt, nur weil es geschlossen wurden. Mir wäre der Leerstand recht, sofern daran eine Wiederinbetriebnahme anschließt.
Die Bezirksverordnetenversammlung war alles andere als erfreut, und ich bin der letzte, der mit Steinen nach diesem Ort wirft.Zudem gibt es den Vorschlag der "Hybridlösung": d.h. Kaufhausmantel umschließt einen auf nur noch einen Saal reduzierten Kinokomplex. Dafür habe ich Lagepläne im Schubfach.
Aus diesem Grund bin ich ein überzeugter Abrissgegner, da eine neue Fassade, hinter der nur noch das Ge-Piepe von Handy, PCs und Flachbildschirmen tobt, keinen begeisternden Fortschritt gegenüber dem spektakulären Kinbobetrieb darstellt. Und jenseits der Theater, Kabaretts, Kinos und Restaurants gab es noch nie einen Grund, mich in der "City West" aufzuhalten.
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Zitat von Jo-King
@ cinerama:Ähm, ja dieser SALE-Schuhladen (dessen Inventar aus nichts weiter als Schukartons zu bestehen scheint) wird sich sicher nicht irgendwo anders im Europacenter unterbringen lassen...An diesem Schuhladen wird sicher nichts scheitern.
Du mußt es ja wissen ... bist offenbar Mitarbeiter der dortigen Eigentümergemeinschaft?
Übrigens gehört zum sog. Abrissgebiet ebenso das Mexx-Kaufhaus, Scholz und ein dutzend anderer Läden. Das solltest Du erst einmal herausfinden, für wann deren Umsetzbehausung terminiert ist - erst wäre in etwa klar, wann Beginn der Baurarbeiten ist.
(Alles andere sind daher Vermutungen, aber sie sind durchaus erlaubt und willkommen, und gelegentlich kommt dabei auch etwas ans Tageslicht. Allerdings wäre ein Kinoabriss kein Grund für "Daumen hoch!"-Manifestationen, nur weil die Fassade derzeit keine Hochgefühle aufkommen läßt. Aber hier wiederhole ich mich ja; und wir sind ja kein "Kinoforum", wie ich mich belehren lassen mußte.) -
Zitat von Jo-King
jaja, überschüttet mich ruhig mit hohn und spott;)
Man beachte wo sie stehen: Vorm Royal-Palast...
Man beachte die Referenzen der Herren:z.B. Lehrter Bahnhof und Reichstag
Also wird man bald hoffentlich Neues vom geplanten Neubau an der Stelle des Royal-Palastes hören.
Hoffentlich nicht!
Ein Kulturschande für die City-West.
und eine Frechheit, ein solches Kino durch einen "Geiz-ist geil!"-Laden zu ersetzen.Man muß sich schämen für die Heimatstadt, die solchen Kahlschlag zuläßt.
(Im übrigen ist der Schuhladen gleich unterhalb des Kinos noch bis März vermietet, bis dahin reißt hier hoffentlich niemand etwas ab!!!)
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Zitat von AeG
Na also, es war eine politische Entscheidung. Welche Gründe er für diese Entscheidung hatte, wird er dargelegt haben. Du kannst natürlich Herrn Kohl gerne vorwerfen, er sei lediglich eine Marionette des "Großkapitals" gewesen. Aber damit hättest Du Dich endgültig als halbgebildeter Klassenkämpfer manifestiert.
Wessen Marionette er ist oder nicht, haben andere viel kompetenter beschrieben als ich. Was ihn nicht hinderte, als Politiker auch selbständige Entscheidungen zu treffen.Zitat von AeG
Stopp! Diese Aussage stellt m. E. einen Manipulationsversuch dar. Es wird hier unterschlagen, dass der Platz (zumindest derzeit) wesentlich populärer ist, als es seine Kritiker je wahrhaben wollten. Die Touristenströme und Berliner Verkehrer, (die es nach Deiner Argumentation zu Hauf geben muss, da sie ja vom Breitscheidplatz das Publikum abziehen ) entlarven Dein Statement als luftleere Phrase .Zur Frage der „Popularität“ kam dezidiert Dein Einwand, auch der Dieter-Bohlen-Boom sei kein Zeugnis für einen gereiften Geschmack. Nun übertrage ich Deine Devise auf den von mir tlws. abgelehnten Potsdamer Platz (natürlich handelt es sich um eine „Abstimmung mit den Füßen“), und mit diesem Topos wandelt sich auch Deine Maxime, die ich hiermit nur bediene, allenfalls zur Phrase.
Zitat von AeG
Ich erwarte von Dir einen Alternativ-Vorschlag zum Ort, der die Wunde mitten in der Stadt schließt, der zentralen Lage gerecht wird, der nicht das wirtschaftliche und politische System der Bundesrepublik Deutschland in Frage stellt und der frei vom Vorwurf möglicher "Gewinnmaximierung" ist!Warum „Wunde“? Es handelt sich doch um weitgehend illustre, nicht immer schöne, aber funktionsfähige Gebäude. Der Breitscheidtplatz hat somit eine seit langem ausgeformte Infrastruktur. Dies mit einer „Wunde“ zu vergleichen, etwa der des unbebauten Potsdamer Platzes vor etwa zehn Jahren, ist ein sachlich falscher Vergleich. Er bedient nach meinem Eindruck nur das Investoreninteresse; von Leuten, die immer und überall um jeden Preis einen Profitmachen wollen und bestehende Strukturen als „Wunde“, „Ruine“, „Schandmal“ u.a. titulieren. Dein Vergleiche sind rein interessenbezogene und per se kapital-freundliche Manipulationen – egal, was am Ende dabei herauskommt. Das ist mein Eindruck.
Soll man doch die derzeit vergammelten Ecken in der City-West sanieren und zweckdienlich vermieten. Renovierung, Sauberkeit, mehr Farbe und Kultur tragen mehr zu einer lebenswerten, für Freizeiterlebnisse jeder Art geeigneten City dar als Abrissgenehmigungen, wo keiner weiß, was danach kommt (außer einer gleißend-funkelnden Fassade, die am Computer simuliert wurde).
Zur anderen Frage: indertat kommt man nicht umhin, das wirtschafltiche System anzuzweifeln, wenn man die Fehlentwicklungen, in concreto den nach meiner Auffassung nicht erst seit gestern bestehenden „kulturellen Verfall“ oder auch die Klassenspaltung kritisiert. Eine vollkommen andere Politik, politisch teilhabende Bevölkerung, basisdemokratische Kultur, andere Eigentums- und Machtverhältnisse – sicherlich: dies wäre eine Notwendigkeit. Aber bitte: beenden wir die Klarstellung unserer divergenten Weltanschauungen: sie sind hinlänglich evident geworden.
Zum Potsdamer Platz erwähnte ich die Entwürfe von Mitte der 90er Jahre, die außer ein paar Bürohäusern für Daimler und Sony wirklich nichts anzubieten hatten! Du schreibst darauf:
Zitat von AeGDu pickst Dir natürlich ein - zudem "geschöntes" - worst case scenario heraus, um mich zu widerlegen. Du solltest aber alle Stufen studieren, wenn Du die Planungen pauschal in den Kakao ziehen willst.
Nun habe ich einen der weitestverbreiteten Entwürfe beschrieben – leider kommt von Dir keine Gegenbeschreibung anderer Konzepte, allenfalls der Vorwurf, ich hätte nicht alle Stufen „studiert“ und ein „worst case scenario“ herausgegriffen.
Nun: wenn die von mir beschriebenen Planungen nach Deiner Erwiderung einem „worst case scenario“ entsprechen, dann legitimierst Du ex post genau die chirurgischen Eingriffe der Politik und der Bendenkenträger, die Du vormals als inkompetent und hörig ihrer Wählermasse apostrophiert hattest. Ein peinlicher Widerspruch, denke ich. Aber es trifft zu: von Hassemer hörte ich ebenfalls, wie schrecklich dröge die ursprünglichen Planungen gewesen waren und wie er leidenschaftlich jahrelang mit den Unternehmen dort gekämpft habe, um bestimmte Kulturinstitutionen dort (anfänglich gegen deren Willen) anzusiedeln. Und Hassemer ist als CDU-Mann ein sehr kapitalfreundlicher Mensch, gelle?Trotzdem kritisierte ich ihn hierfür, da er der dafür besser geeigneten City West das Grab bereitet hat. Pauschale Antwort seinerseit zum Potsdamer Platz: „Es funktioniert doch“.
Na, wie prima…Zitat von AeGDie "freie Entfaltungsmöglichkeit" sagt nun aber gerade: Ich gehe zum Potsdamer Platz oder ins "Cinemaxx". Was nun? Frage: Nenne mir zehn Beispiele für demokratisch initiierte städtische "Lebensräume" und zehn für angeblich "Ahistorische". Und wenn ich schon wieder "Ausbeutertum" lese, dann könnten wir es auch gleich belassen ...
Ja, da stimme ich zu. Der Primat der freien Entscheidung kann auch zum Negativen tendieren, wen bestimmte Marketing-Kreisläufe und Vernachlässigungen kulturell bedeutsamerer Stätten zu einer „Abstimmung mit den Füßen“ führten. Ein freie Entscheidung: auch zum Schlechten ist sie möglich. (Aber ganz so frei ist sie nicht, da sie nicht unbedingt zur menschlichen Emanzipation führt, sondern oftmals auf Manipulation zurückzuführen ist. Die Debatte wäre hier philosophisch zu führen.)
Zitat von AeGStimmt, "Bedenkenträger" ist bei Dir unangebracht. Du besitzt schließlich keine Bedenken, die innerhalb des möglichen Diskurses liegen. Du stellst ideologisch verbrämte Maximalforderungen auf und weichst keinen Schritt zur Seite. Als - zugegeben - Liberaler - frage ich Dich, womit macht denn der Hai seinen Profit? (über unerwünschte Nebenwirkungen und notwendige Schranken hatten wir schon diskutiert)
Meine Standpunkte sind indertat sehr kenntlich gemacht worden. Da in Kürze das ausgemerzt wird, was ich für bedeutsam halte, kann kann nur eine eindeutige Position beziehen. Ein Kompromiß ist nicht mehr vorstellbar. … Im Übrigen: es wird auch keiner angeboten, soweit ich die Lage überblicke. Wer also ist, in Deinem Sprachgebrauch formuliert, hier der eigentliche "Bombenleger"? Es sind gewisse Standortheuschrecken und Deine geistigen Bundesbrüder.
Zitat von AeGDie Architektur war/ist in beiden Fällen in Deinem Sinne nicht direkt an die Nutzung gekoppelt. Nur so viel, wer - im Gegensatz zu Dir - keinerlei besonderes Interesse an den. Aber erneut: Du verkennst die real existierenden Abhängigkeiten z. B. der Produzenten von ihren Konsumenten. Das Ganze ist auch viel zu komplex, die Trennung zwischen "Arm" und "Reich" ist nicht stetig, dafür aber viel zu schwammig interpretierbar und ideologisch belastet. In den englischen Verhältnissen des 19. Jahrhunderts hätte Deine kurzatmige Analyse vielleichtnoch gegriffen.
Die gegenseitigen Abhängigkeiten von Produzenten und Konsumenten verkenne ich nicht. Dennoch würde ich von keiner wirklich gleichberechtigten „Parität“ sprechen. Der Begriff des „verblendeten“ Konsumenten ist hier durchaus ein erörterbares Problem - und betrifft auch Architekturfragen. Man kauft und akzeptiert Dinge, die man nicht wirklich braucht, die nicht wirklich einen Wert haben, die nicht wirklich zur persönlichen Emanziaption führen, sondern das Scheinverhältnis zu den warenproduzierenden Produzenten mit dem glücksverheißenden Fetischcharakter des Warenkonsums vernebeln.
Ich weiß, das sind uralte, für Leser dieses Forums bestimmt lächerlich klingende „Kampfbegriffe“ (noch aus der Frankfurter Schule von Adrono und Horckheimer), sie treffen aber nach wie vor einen Kern unseres derzeitigen Daseins, auch den der Kulturindustrie (Dieter Bohlen u.a., um eben konkret Dein großes Argument aufzugreifen.).Zitat von AeGIch frage Dich mal ganz konkret: Welche Art der Gewinnmaximierung betreibst Du - und zu welchem Zweck? Falls Du glaubst, keine zu betreiben […], weshalb agierst Du dann nicht "systemkonform" und nutzt Deinen Gewinn für die Errichtung/ den Erhalt von Dir gewünschter Kulturgüter? […]
Keine Frage: wäre Geld vorhanden, würde ich die gewünschten Kulturgüter (Theater, Kinos in der City-West) twls. reaktivieren – oder zumindest vor dem Abriß bewahren.
Zitat von AeGAah! "New Economy"! Ist das auch aus der BWL-Lehre ;? Deren Zusammenhang mit dem hier behandelten Thema darfst Du gerne mal näher erläutern. Was bedeutet "ökonomisch bedeutsam" im genannten Sinne, dass es zur "Gewinnmaximierung" Einzelner beiträgt"? Also jetzt doch? Wenn dem tatsächlich so war, dann schafft es m. E. nur der (Neo-)-Liberalismus, dass sich das auf "natürlich wachsendem Wege" wieder von selbst einpegelt. Wenn der Potsdamer Platz doch so scheußlich ist, weshalb wird sein "Überangebot" dann angenommen? [...] Na bitte, da haben wir's! Europa-Center(-Nebenfunktionen) und Ku'damm-Eck = weltstädtisch! Kaufhäuser und Bürotürme = wenig weltstädtisch (nur Wall Street -Milieu)! Aus Sicht der Freunde bestimmter kultureller Vergnügungen ist das natürlich so. Aber eben nur aus derer! Nebenbei, das, was andere unter dem Kultur-Begriff verstehen, verbirgt sich auch in zahlreichen Fällen andernorts in dieser Stadt.
Ja, aus meiner Sicht spielten sich die Licht- und Schattenseiten der urbanen Kultur der alten Frontstadt Westberlin eher an diesen Orten ab als Ende 2009 in den vorgestellten Bürotowern der Wall-Street-Investoren und Kaufleuteam Breitscheidtplatz. Der Kapitalismus hat sich demgemäß gewandelt: hin zum Großhandel, zur Scheinfassade, zum Börsengeschäft, zur weiteren Absentierung der nicht-besitzenden Bevölkerung. Letzere hat wohl nur noch in Friedrichshain und am Prenzlauer Berg Lebensräume und kulturelle Angebote - in der City-West haben alle diese Untermenschen demgemäß wohl nicht mehr verloren, denn diese wird nunmehr „gesäubert“. Dankeschön, Grundstückseigentümer der City-West, vielen Dank an die Investoren und Ihre Wall-Street-Fassaden! (Das ist immer deutlicher erkennbar ein neuer Totalitarismus: der des anonymen Geldkreislaufs und der nur sich selbst verantwortlichen Immobilienhaie).
Zitat von AeGWas bleibt nutzt Dir nichts? Naja, durch Deine Kino-Brille magst Du recht haben. Aber ich sag' doch, Du bist ein Extremist - alles oder garnichts, stimmt's?!
Verzeihung, aber die Aspekte der Kinoarchitektur und Infrastruktur sind in diesem Forum indertat bisher nur marginal abgehandelt worden. Ich fordere nicht alles oder nichts, sondern sehe nur, das von alledem fast nichts übrig bleibt, da ganz andere Entscheidungsträger (Immobilienkaufleute) jetzt an diesem Standort „alles oder nichts“ fordern. Verdrehen wir doch bitte nicht die Wirklichkeit! Somit bin ich in diesem Augenblick auch nicht „Kulturrevolutionär“, sondern sogar CDU-kompatibler Konservator. Daß dies für Deinesgleichen unverständlich bleibt (Motto: Kapital und Anleger haben immer Vorfahrt, andere Bevölkerungsgruppen sind entweder manipuliert /Dieter-Bohlen-Syndrom/ oder sind inkompetente „Bedenkenträger“) haben die Leser dieses Threads verstanden. Es rechtfertigt aber nicht Deine Beanspruchung von Macht und Willkür auf Grund und Boden, der nicht einer Minderheit, sondern allen gehört.
Zitat von AeGAha, wenn ich ein Gebäude vor den "Konzerninteressen" schütze, dann ist seine Nutzung weiterhin gewährleistet? Staatlich verordneter Kulturzwang? Oder was wolltest Du sagen?
Ja, natürlich: ein bedeutsames Gebäude, das unter dem Druck von Konzerninteressen abgerissen werden soll, das muss geschützt werden. Durch den Staat oder notfalls durch Bürgerwehr. Wenn die Bayer. Immo-AG auf Grund und Boden des Zoo-Palastes ein Bürogebäude errichtet oder das Europa-Center auf Grund und Boden des Royal-Palastes „Saturn“ einziehen lässt, dann sind das markante Beispiele der Verödung der City-West, des Verlustes an Urbanität.
Sag’ mal, Kollege AeG, ist das so unklar ausgedrückt, oder muß ich mich für dieses nicht unberechtigte Anliegen auf 100 weiteren Seiten wie ein Verbrecher rechtfertigen?
Es gibt hier unversöhnliche Fronten. Ein Kompromiß ist leider nicht in Sicht.
Lassen wir es doch bitte bei diesen Positionen! Es wäre zwecklos, anzunehmen, unsere antagonistisch determinierten Positionen könnten zu einer Annäherung gelangen. Ohnehin nimmst Du in Deiner Argumentation kaum bezug auf konkrete Baukörper oder Objekte, sondern verteidigst allenfalls schwammig und global die Vorrechte des freien Unternehmertums. Damit kommen wir ab von der spezifischen Problematik des hier diskutierten Standortes City-West. Ohnehin habe ich den Eindruck, dass Du hier gar nicht „in location“ weilst, um die Lage beurteilen zu können, alles hört sich bei Dir an wie eine Ferndiagnose aus einer anderen Stadt...
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Zitat von AeG
Cinerama,
(…) Hast Du jemals darüber nachgedacht, ob es nicht bewußtes politisches Kalkül war, den miefigen Breitscheidt- und Alexanderplätzen dieser Stadt einen "Zonen"-übergreifenden, integrativen Mittelpunkt zu Seite zu stellen?
Das war mit eine Dr.-Helmut-Kohl-Enscheidung, internationale Konzerne nach Berlin zu holen und in einer frei werdenden Brache anzusiedeln. Den „Rest“ (ein bisschen „Kultur) hatte halt sein Parteigenosse Dr. Hassemer irgendwie durchzukämpfen, was Kohl nicht sonderlich tangierte (das weiß ich aus internen Verlautbarungen).
Nur: für mich persönlich (und viele anderen Bevölkerungsgruppen) war der Potsdamer Platz keine Notwendigkeit, da dessen Funktionen durch die anderen City wahrgenommen wurde, die jetzt zusammenbrechen.
Dieses Projekt war m.E. also ein irrationale, ja geradezu gewaltsame Unternehmung, die mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Viele mögen diesen Platz nicht, einige hassen ihn, wirklich brauchen tat ihn keiner.Zitat von AeGUnd "minderwertig" ist am Potsdamer Platz vor allem, dass er bei seiner Entstehung nicht auf Höhe der Zeit war und die ambitionierten Planungen der Investoren dergestalt kastriert wurden. Er ist objektiv ein Kompromiss der Politik zwischen dem "bösen" Großkapital und Bedenkenträgern wie Deinesgleichen. Dass er (noch) nicht so geschliffen und umgenutzt ist, wie Dein geliebter Breitscheidtplatz, kann man ihm aufgrund seines Alters kaum zum Vorwurf machen. Was hättest denn Du am liebsten an jener Stelle errichtet? Hättest ihn wohlmöglich als Brachland belassen, den politischen Resultaten Deiner geliebten 50/60er Jahre folgend?
Ich habe gerade erst vor drei Tagen in einer Bibliothek die Architektur-Entwürfe von etwa 2005 zum Potsdamer Platz gesehen, die Du vermutlich hier auslobst. Dort waren unscharf das Daimler-Gelände und das Sony-Gelände skizziert: nichts vom Filmhaus (Filmmuseum, Kinemathek; Arsenal, Filmakademie) oder der Festspiele GmbH erkennbar, nicht einmal die unsäglichen CineStar- und CinemaxX-Kinos (letztere wurden ja erst sehr kurzfristig in dieses Bürohaus an der Voxtr. 2 eingemiet) gab es dort, auch kein Kugelkino (IMAX-Discovery) oder das billige Stella-MusicaöTheater waren verortbar. Allerdings führte eine Auto-Entlastungsstraße noch vor Ende der Potsdamer Straße und vor dem Hyatt-Hotel und Staatsbibliothek vorbei über das Terrain des heutigen Musical-Theaters.
Dieser Entwurf war ein rein "Potemkinsches „Dorf“, eine fade, gestaltlose, unmenschliche und sinnentleerte Konzernzentrale, wie man sie langweiliger kaum mehr finden dürfte.Zitat von AeGNebenbei bemerkt, das ist kein neues Spiel. Um 1905 wurden viele Villen aus der Zeit um 1850 platt gemacht, um 1960 dann vieles aus der Zeit um 1905 usw. Auch hier wieder die Frage, was stört Dich an der Vereinnahmung der Stadt durch die jeweilige Zeit? Weshalb muss es auf einmal eine Zäsur geben?
Natürlich gab es Abrisse und Niederreissungen zu allen Zeiten, von der großen Bilbiothek in Alexandria bis hin zu Karthargo. Von der Potsdamer Garnisons-Kirche bis hin zum Berliner Stadtschloß. Alles dies sind ahistorische, partei-herrschaftlich bezweckte oder anderseits vom Ausbeutertum durchgeführte Handlungen gegen die freie Entfaltungsmöglichkeit und gegen sinnstiftende Lebensräume der Bevölkerung.
Zitat von AeGDu fokussierst Dich argumentativ auf den Bestand der City-West. Andere reklamieren ihre jeweiligen Bedenken. Das Bedenkenträgertum, verbunden mit der Ausnutzung rechtsstaatlicher Lücken und dem "Marsch durch die Institutionen" ist nunmal hierzulande sehr populär. Wenn ich als Bauherr also eh mit Wiederstand zu rechnen habe (grundsätzlich! irgend eine Gruppierung kraucht immer aus ihrem Loch!), dann kann ich mir wenigstens den besten Standort aussuchen. Richtig?
Was heißt „Bedenkenträger“? Wenn es diese überhaupt noch gibt, dann sind es die letzten Funken an Widerstand gegen einseitig umgenützte Lebensräume zugunsten ausschließlich weniger Profithaie, die sich nicht die Bohne für die Lebensqualität der Bevölkerung kümmern.
Zitat von AeGIch sprach zunächst von dem, was an neueren Projekten in der Citiy-West bereits realisiert wurde. Auch diese prangerst Du schließlich an. (…). Oft genug konnte das "Kapital" seine Vorstelungen nicht oder nur teilweise umsetzen, den von Dir genannten Instanzen sei gedankt. Wie Du bereits richtig erkannt hast, wird das auch zukünftig so sein. Aber ich verstehe Dich richtig, erst die Aufgabe von allem, was Dir und Deinesgleichen mißfällt, begreifst Du als demokratisch legitimiertes Ergebnis? Träum weiter, Extremist! Wie wärs mit einer späten Karriere als Bombenleger?
Ja, denn trotz einer beachtlicheren Architektur ist die Ecke Joachimsthaler Strasse/Kudamm mit lediglich einem textilkaufhaus und einem Swiss-Hotel eine relativ einfallslose, dröge Gegend geworden. Der „Ramschladen“ Kudamm-Eck (von der Sittenlosigkeit begonnen bis hin zum Panoptikum, zur Kegelbahn, zu Souvenirgeschäften, zu drei kleinen Kinos) hatte mehr „Leben“, mehr Großstadt-Flair. Die originellste Fassade also nützt wenig, wenn die Mieter für die Bevölkerung wenig bieten. Daher meine Farbe an die etwas Älteren in diesem Forum? Ward Ihr früher häufiger im Kudamm-Karree als im jetzigen Gebäude, oder umgekehrt? Wenn ja, warum ist das so? An diesem Punkt hätte der Inhalt für mich Priorität vor einer gleissenden, leider aber sinnentleerten Fassade. Auch das sind Fragen vom Zweck und der Zielsetzung von Architektur.
Zitat von AeGNebenbei, ich bin auch Extremist. Entweder, man baut so, wie ursprünglich fachlich, gestalterisch und ökonomisch korrekt geplant wurde, oder man lässt es ganz bleiben. Die Stadt würde schon sehen, was sie vom Machtmißbrauch zu Gunsten marktschreierischer Wählerschaft hätte. Wobei, sie spürt es schon so. Das Investitionsklima und damit die wirtschaftliche Situation seiner Bewohner ist in Berlin alles andere als optimal. Ein Zufall, dass der wirtschaftliche Niedergang weltweit immer mit dem "Aufschrei der Gerechten" korreliert? Naja, Kompromisse sind unter Extremisten eben unerwünscht.
Wenn Du in Deinem Sinne ökonomische Ziele, also Besitztümer, Immobilien und Ansiedlungen anstrebst, so werden diese aussschließlich Deinem Interesse der Gewinnmaximierung (ein Begriff der BWL-Lehre) dienen, der nicht kongruent mit den Lebensinteressen eines Großteils der Bevölkerung gehen muß. Die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, kulturelle Einfalt, poltische Gleichschaltung, Arbeitslosigkeit, Umwelt- und friedenssichernde Maßnahmen werden von Deiner Klasse nicht zuallererst problematisiert. Deine Gruppierung verfolgt nur ihre eigenen Interessen und hat ein Interesse an der Spaltung und Verdummung der Gesellschaft. Diesem „Machtanspruch“, ideologisch, ökonomisch, kulturell, kann Architektur durchaus dienlich sein. Sie „veredelt“ also hochbrisante, politische Ambitionen.Zitat von AeGAuch der "alte" Breitscheidtplatz ist im Übrigen mal durch Neubau und nicht durch Konservierung entstanden. Erstens stellt sich die Frage, was zuerst wegbrach: das Unterhaltungsangebot, oder dessen Nachfrage? Zweitens kannst Du in einer liberalen Gesellschaft weder zum Kulturkonsum zwingen, noch kannst Du die Monopolstellung bestimmter Kulturbetriebe staatlich verordnen. Das realsozialistische Gegenbeispiel hat das schon nicht überlebt.
Das Unterhaltungsangebot in der City-West war durchaus auch ökonomisch bedeutsam, bis (überflüssige) Überkapazitäten am Potsdmaer Platz entstanden. Dies ist eine katastrophale Entscheidung der Bundespolitik gewesen, denn es war absehbar, dass Berlin nicht 3 Citys aufrechterhalten kann. Der Neo-Liberalismus und die Blase des „New Economy“ haben hier zu schweren Verwerfungen geführt. Ich halte diese Entwicklungen für durchaus bekämpfenswert.
Zitat von AeGAha! Putz, Stein und Ornamentik gleich Seele! Stahl, Glas, Beton gleich seelenlos! Das trifft nur leider nicht auf "man" zu, sondern auf "einge", zu denen Du offenbar gehörst (wer hätte das gedacht?!).[…]. Gerade Dir, als jemandem, dem die Bauten der 50er und 60er Jahre ans Herz gewachsen sind sollte erkannt haben, dass solche Bezüge Kopfgeburten sind. Räume neueren Entwicklungen die Chance ein, ihre ganz eigene Identität ebenso im Laufe der Zeit entwickeln zu können! Nur, weil Du das vielleicht nicht mehr erleben wirst, musst Du nicht auf die Barrikaden gehen. Derartigen Entwicklungen pauschal abzusprechen, würde nur von verengter Sichtweise zeugen.
Welche Identität entwickeln bitteschön C & A, das Swiss-Hotel, der Abriss von Zoo- und Royal-Palast, der hier ebenfalls im Forum schon geforderte Abriss der Gedächtniskirche (umd dort ein Verkehrskreuz zu errichten, der Abriß des Schnimmelpfennighauses ohne Nutzungsidee für die angedachten Wolkenkratzer usw.? Bisher ist das doch ziemlicher Dünnschiss, was hier einige Immbilienhaie aus der Erde stampfen.
Zitat von AeGSiehst Du, auch das Europa-Center - samt dem von Dir geliebten Kino - ist so ein Fall, der nie entstanden wäre, wären Deinesgleichen früher geboren und hätten lautstärker getrommelt. Zweitens, Du kannst den historischen Bedeutungswandel der City-West, der Deiner Meinung nach auch Management-Fehlern geschuldet ist, nicht mit dem Erhalt der Bausubstanz seiner Blütezeit stoppen!
Mißverständnis: ich bewundere nur das Kino, nicht das Center (selbst wenn es „alt“ ist).
Der Vergleich von Dir ist zudem eine Geschichtsfälschung, dass die Orte aufgrund meines Protestes (oder dem möglicher Bedenkenträger annos 1965) so nie entstanden wäre: das gesamte Gelände am Europa-Center war Brachland! Außer Müll und gelegentlichen Zelten mit Box- und anderen Vergnügungen) fand dort nach dem Bombenagriff 1944 nichts mehr statt. Dennoch gab es erhebliche Planungsfehler beim Pepper-Center, ebenso aber auch eine weltstädtische Vision, mit dem Kino und dem Kabarett so etwas wie den New Yorker Broadway oder den Champ-Elysees nach Berlin zu holen. Das ist doch etwa verschieden von den jetzigen Bürhaus-Türmen, Elektronikkaufhäusern und Textiltempeln, die jetzt dort ersthehen und wenig mehr von New York repräsentieren, als das Wall-Street-Milieu.
Berlin, wie haste Dir verändert! Traurig ist sowas.Zitat von AeGMit dem Verweis auf Negativ-Beispiele Chancen zunichte zu machen ist das heutige Grundübel! Verantwortlich dafür ist u. a. die Politik, die Dich als potentiellen Wähler nicht vergraulen will. Was das "kurzsichtige Profitinteresse" betrifft: Gerade die Berliner Bauten der Gründerzeit, die Du heute so schätzt und denen Du eine eigene Identität nachsagst, sind in Organisation, Konstruktion und Ausführung ursprünglich oft gerade jenem Interesse unterworfen gewesen. Auch hier gilt wieder, ich bitte um Objektivität!
Es gibt bei den neuen City-West-Projekten mehr Negatives als Positives zu konstatieren. „Chancen“ gibt es hier nur für einige Investoren, ihre Objekte zu vermieten. Ob dies die Stadt interessant und lebendig macht, ist eine andere Frage. Ich weiß, dass es sie schädigt, und die gerade unter den kleinen Gewerbetreibenden anzutreffende Devise „der Kudamm ist tot“, wird hierdurch nicht gestoppt, sondern zementiert. Wiederholen möchte ich mich bitte nicht.
Zitat von AeGDas ist Dein politischer Standpunkt, keinesfalls aber eine Tatsache! Bisher musste sich noch jede politische Strömung in der Machtposition den Realitäten beugen. ich würde gerne sehen, wie Oskar und Gregor daran zerbrechen. Wenn Du Positionen vertrittst, die unsere Wirtschaftsodrnung anzweifeln und der Politik die Integrität absprichst, dann kämpfst Du hier aber an der falschen Stelle, findest Du nicht?
Diese Forum verbietet es nicht, politische, kulturelle, soziale oder historische Konnotationen der Architekturfragen zu diskutieren. Ja, daran kann es nur wachsen. Ein reine Bilder- und Jubelschau kann dem Thema langfristig nicht gerecht werden. Schließlich mss doch erklärt werden, was neu entsteht, wem es nutzt, ob es lohnt, ob ein Abriss vertretbar ist, ob Lebensinteressen der Bevölkerung tangiert werden, ob künstlerische Aspekte ausreichend analysiert wurden. Vielleicht ist dies unbequem für einige User, aber diese Fragen lassen sich nicht verdrängen und auch nicht auslagern. Das wäre ein Beweis an Dummheit und Provinzialität. [Mit „Oskar“, „Joschka“ und „Gregor“ hat es nichts zu tun, diese unterscheiden sich m.E. wenig von „Gerhard“, „Guido“, „Angela“ oder Herrn Ackermann – Schluß jetzt aber mit dem Wahlkampfgetöse!]
Zitat von AeGNein, nein und nochmals nein! Es steht lediglich ein Bruchteil dessen zur Disposition, was diese Geschichte ausmacht! Ich dachte, Deine Maximalforderungen seien taktisch initiiert? Aber scheinbar bist Du wirklich ein Extremist. […]
Das ist doch Unsinn. Es wurden genügend Beispiele angeführt, was zur Disposition steht. Das, was bleibt, was nützt uns das dann noch? Ich sehe nur eine seelenlose, tote und unpassend modernisierte City-West. Nachstehend äußerst Du Dich plötzlich zu den von mir problematisierten Abrissgebieten, und nennst es selbst „Kahlschlag“:
Zitat von AeGIch halte das nicht für einen "Kahlschlag". Aber zugegeben, für engstirnige Gemüter ist das sicher etwas viel auf einmal. Und auch hier gilt wieder: wenn sich die Nutzungsgewohnheiten ändern, stehen auch die Hüllen zur Disposition. Die Gründe für den Erhalt, bzw. den Ersatz einzelner, von Dir genannter Bauwerke sind auch viel zu differenziert, als dass es Deinem pauschalen Gejammer gerecht würde.
Doch. Indem sie geschützt und erhalten werden. Indem Konzerninteressen zurückgeschraubt werden. Indem versucht wird, den Negativsog, der vom Potsdamer Patz ausgeht, so gut es geht, einzudämmen.
Zitat von AeG"Konsens" bedeutet auch kaum, dass alle am Verfahren Beteiligten dem Ergebnis zujubeln. Das ist auch nicht das Ziel. Aber die Politik sitzt letztlich am längeren Hebel, wie augenscheinlich an vielen Projekten in dieser Stadt erkennbar ist. Sie macht nach wie vor die Vorgaben - wenn auch offenbar nur selten in Deinem Interesse. […]Nach meiner Meinung ist die Realität in dieser Stadt immernoch die, dass Politiker eher zu sehr auf ihr Wahlvolk achten und diesem nachgeben, statt sich strategisch am Allgemeinwohl zu orientieren. Für diese These findet man mehr Belege, als für Deine.
Nach meiner Auffassung sind die Politiker Lobbyisten und Weisungsempfänger der Konzerne geworden. Die Stadtbesiedlungspolitik spricht hierfür Bände. Daß â€žAllgemeinwohl“ (etwa der „normal“ und abhängig Werktätigen) wird mit den Füßen getreten, denn dafür gibt es keine Lobby.
Zitat von AeGMöglicherweise hätte die Stadt an der Realisierung vieler gescheiterter Projekte partizipiert und eine ganz andere Signalwirkung im harten Wettbewerb europäischer Metropolen erzielt. Der Aufsprung auf den Zug neuer weltwirtschaftlicher Begebenheiten mit dem Ende der Sowjetunion und ihrer Verbündeten hat die Berliner Politik auf dieser Ebene alles andere als optimal erzielt.
Bitte wie? Indem der Breitscheidplatz im Sinne der Frankfurter Bankenarchitektur umgebaut wird, einer ebenfalls seelenlosen, menschenfeindlichen Region? Unglaublich, Deine raffgierigen Postulate.
Zitat von AeGEdit: Der von Dir geschätzte Volker Hassemer vertrat seinerzeit teils wesentlich radikalere Positionen. Von Fachkundigen wird er vielfach als der letzte intelligente Amtsinhaber auf diesem Senatorenposten gehandelt.
Ich schätze ihn nicht, sondern machte ihm einen schweren Vorwurf hinsichtlich seiner Protegierung der Potsdamer-Platz-Projekte. Jetzt versucht er einiges in der City-West zu protegieren, jedoch ist hier mittlerweile der Zug ins Reich des Bösen längst abgefahren. -
Cinerama,
Aber ich liege wohl richtig in der Annahme, Du begreifst Dein verbrieftes Mitspracherecht als Waffe im Klassenkampf: Du, der kulturvolle Bürger gegen die niederen Interessen des Großkapitals. Richtig? Da liegt der Hase im Pfeffer begraben! Eingemauert in Deinen Kampfposten nimmst Du alles, was Deinen Zielen widerspricht, als Angriff auf Dich war.
Mir sagt es wenig, wer hier Dinge persönlich abhandelt: es geht um objektiv vorhandene Fragestellungen zur Urbanität und Lebensqualität. Hierbei kann gar nicht konsequent genug gestritten werden.
Und da Du Dich für eine gebildete Persönlichkeit hältst (Deine Wortwahl legt das nahe ) und die Nähe zu Gleichgesinnten suchst besteht Verdacht, Du/Ihr seid eine rechtschaffende Minderheit, wenn nicht gar eine unterdrückte Mehrheit. Zu bewegen haben sich die Anderen. Stimmt's?
Das ist möglich, ebenso aber auch auf Irrtum beruhend. Dass vieles von dem, was an jüngeren Entwicklungen in der City-West sichtbar ist, bereits aus von Deinesgleichen bzw. der von Dir angerufenen Politik mitinitiierten Kompromissen besteht, blendest Du dabei aus.
Von Anbeginn war es ein politischer Skandal, an einem historisch seit 40 Jahren zerstörtem und an Bedeutung verlorenenen Standort (Potsdamer Platz) eine überflüssige und minderwertige neue City zu erbauen, die zur Verdrängung von m.E. beachtlicheren Standorten führte.
Musst Du auch, nur so kannst Du Deine prekäre Lage verkaufen.
Bitte?
Der 'Spekulant' bist im Übrigen Du. Du spekulierst darauf, wenn Du genug Wind machst, geschieht alles nach Deinem Gusto.
Na zumindest, dass endlich die Vernunft einkehrt und die Einsicht in die Kurzsichtigkeit eines Abrissautomatismus die Überhand gewinnt. Die Entsorgung gerade der 50er und besonders der 60er Jahre-Architektur ist derzeit én vogue.
Dumm nur: auf der 'grünen Wiese', wo Du das Kapital lieber verbuddelt sehen möchtest, warten schon längst Deine ländlichen Glaubensbrüder. Kalkül?
Wie bitte?
Zweitens, 'Dünnpfiff' bezog sich offensichtlich und ausschließlich auf Deine Unterstellung, ich wäre Teil Deines verfeindeten Gegenübers. Du hast natürlich recht, aus Deinem Klassenkampf-Mikrokosmos betrachtet hast Du gar keine andere Wahl, als diesen Schluss zu folgern. Das beweist aber leider nur Deine Verklemmtheit, Dein Schmoren im eigenen Saft!
Sorry, Deine Äusserungen sprechen eine klare Sprache. In einer Stadt, die von solchen Projekten und Machern bestimmt wird, mögen wir nicht mehr leben. Es ist doch pervers, was hier ansteht.
Drittens, ich habe nirgends behauptet 'Volkes Wille, Wunsch, Bedürfnis und Entäusserung tendiere stets zur 'Dieter-Bohlen-Mentalität'". Das war ein rein hypothetischer Vorgriff auf mögliche Argumente Deinerseits.
Lassen wir das.
Abgesehen davon hat Herr Bohlen leider auch wesentlich mehr Tonträger umgesetzt, als viele ernstzunehmendere, engagiertere Zeitgenossen. Als jemand, der vorab nach Mehrheitsmeinungen ruft - ich tue das ausdrücklich nicht (Mehrheitsmeinungen bilden sich schließlich oft erst auf der Basis avantgardistischer Ergebnisse) - verwundert es mich sehr, dass diese auf einmal nicht mehr gelten sollen.
Bohlen ist genauso eine vorübergehende Mode wie Konsumarchitektur, die uns von Spekulantenseite als glitzerndes Trugbild verkauft werden soll. In wenigen Jahren (wenn es zu spät ist) rauft man sich darüber die Haare, da sich dieser Stil als kurzlebig oder inhaltsleer erwiesen hat.
Siehst Du, Du stellst "Maximalforderungen" auf und Dein Gegenüber tut das ebenso.
So ist es. Das klärt die Positionen.
Was am Ende dabei herauskommt kannst Du an den neuesten Projekten der City-West ablesen. Das ist nämlich bereits das Ergebnis demokratischer Positionsfindung. Es zeugt nur von Deiner Unkenntnis, dass Du das nicht wahr haben willst. Wir sind bei meiner Lieblingsthese: Demokratie ist ein schlechter Bauherr.
Auf Senats- und Bezirksebene ist noch überhaupt nichts entschÃeden. Diese Planungsvorhaben gehen sowohl über den Tisch der Senatskanzlei (Ingeborg Junge-Reyer) wie auch – da der Bezirk sich ein „Mitspracherecht“ zurückerkämpfen will, über den Tisch von Baustadtrat Dr. Gröhler und Bezirksbürgermeisterin Frau Thiemann. Diese Leute sind mir bereits begegnet (als Folge meiner Anti-Abriss-Kampagne am Europacneter). Auch die BVV wünscht ein Mitspracherecht. Entscheiden werden auch die Bauämter. Rein rechtlich betrachtet. Die Praxis wird wohl wieder vom Kapital diktiert.
Zu den "Sensationen": Ja, mag sein, für Krakau gilt das. Aber andernorts gibt es ebenso gegenteilige Entwicklungen, die hin und wider auch als "Sensation" Eingang in die Geschichte finden.
Welche denn? Der neue, kulturlose Breitscheidplatz anno 2010? Oder der Potsdamer Platz?
Dein Beispiel [Albert Speer-Entwürfe für 'Germania', Erg. d. V.] war also überflüssig. Es manifestiert lediglich Deine, inzwischen wohlbekannte, Geisteshaltung.
So leid es mir tut, aber auch diese Ereignisse sind Bestandteil unserer Geschichte. Bei allem Übel, das dieses Regime über die Welt gebracht hat, wäre auch Deine Beispiel-Argumentation in sich schlüssig. Entgegen Deiner naiven Annahme wären die Speerschen Planungen keineswegs "geschichtslos" gewesen. Das, was Dich an der City-West an "historischen", scheinbar "gewachsenen" Strukturen so sehr zu beeindrucken scheint ist ebenso das Ergebnis weniger Jahre forcierter Bauwut!
Auf die 50er Jahre bezogen ist dies zutreffend. Tlws. widersprüchlich und auch im Geschmack verirrt, mitunter stilistisch sogar entgleisend. Aber: es war ein Unterhaltungsparadies noch in den 90er Jahren gegenüber dem, was an Neubauwüsten dort droht.
Aus heutiger Sicht wären Speers Umsetzungen zeitlich, wie von der hoheitlich determinierten Planung, näher an der zweiten Welle der Gründerzeit, wie sie die City-West bestimmt, als es das Hier und Jetzt ist.
Das ist hypertroph aufgeblasener Neo-Klassizismus: weder Avantgarde noch geschichtsbewußt. Ein zu Stein gewordener Totalitarismus, nicht mehr und nicht weniger.
Begreife das! Es gibt in der City-West keinerlei Substanz, die sich mit der Altstadt von Krakau messen ließe!
Die Häuser der Gründerzeit sind durchaus beachtliche Stätten. Auch der Eiermann-Bau der KWG (habe dort jahrelang gewirkt) und fast alle pompösen oder auch verschachtelten Filmtheater (habe dort ebenfalls jahrelang gewirkt). Etliche Theaterbauten sind es: TeDeWe, Renaissance-Theater, Theater und Komödie am Kurfürstendamm (ebenfalls schliessungsbedroht), etliche Restaurants und Hotels (das alte Kempinski ebenso wie der Neubau (!) des Swiss-Hotels), das Kaufhaus KaDeWe ist es ohnehin.
Und bedenke auch, die Umsetzung der heutigen Quartiere in Charlottenburg und Wilmersdorf geschah keinesfalls ausschließlich auf der grünen Wiese. Es ist das Überstülpen des vor allem wilhelminischen Zeitgeschmacks auf Bestehendes/Bestandenes.
Kein Einwand: es ist wilheminische Protzarchitektur. Sie hat aber eine historische Autonomie entwickelt, ein Eigenleben und sinnstiftende Moment und Identitäten hervorgebracht: man fühlt sich darin heute „wohler“, als unter den Fittichen seelenloser Bürohausarchitektur (siehe Potsdamer Platz).
Hier erneut mein Einwand: Wäre es unter Teilnahme von Deinesgleichen damals so entstanden?
Nein. In einer – wir kehren gern zurück zur „Klassenkampfpolemik“ – siegreichen Arbeiterrepublik wäre einiges anders und nützlicher gebaut worden.
Alles, was im späteren Verlauf an Kriegszerstörtem ersetzt oder einfach nur hinzugefügt wurde entspricht architektonisch wie ökonomisch den jeweiligen Erfordernissen seiner Zeit.
Nein. Nicht nur ökonomischen. Auch ideologische und kulturelle Botschaften sollten damit ausgesandt werden: die City-West als Sinnbild des Lebenswillens einer isolierten Stadt, als Symbol der Vitalität und Lebensqualität (Unterhaltung & Kultur) der sozusagen bedrängten Westberliner im Widersatz zur SBZ.
Weshalb die Zäsur ausgerechnet Punkt 1914 oder, wie in Deinem Falle: 1969, erfolgen solle, müsstest Du mit ernstzunehmenden Argumenten belegen.
Der Höhepunkt der Vitaltität am Breitscheidplatz erfolgte m.E. mit der Ergänzung der umliegenden Theater, Restaurants und Filmtheater durch die umstrittende Erbauung des Europacenters mit dem kühnsten Kinoentwurf, den ich kenne. Nach 1965 setzte somit die Degenerationsphase ein, da die dort tätigen Unternehmen selten reform- und erneuerungsfähig waren. Der Abriss des MGM-Kinos 1977 war ein erster Schock für dei Berliner, der Bau des Kudamm-Karrees und des Kudamm-Ecks eine unaugegorene Replik auf das Europccenter, gleichwohl sich dort als Subkultur beachtliche Biotope entwickelten, den neuen Glitzerbauten am Breitscheidplatz nicht zutraue,
Fakt ist, "Baulöwen" oder auch "internationale Konzerne" sind immanent gezwungen, ihre Investitionen so zu tätigen, dass sie auf eine Mehrheit nicht abstoßend wirken.
Dafür gibt es aber leider zu genüge Gegenbeispiele! Das Vertrauen in die Vernunft und Bildung des Bauherrn ist ein sehr frommer Wunsch. Ich kenne einige dieser Herren: aus meiner Sicht verdienen sie die Verfrachtung in eine LPG.
Sie werden von Personen gelenkt, deren eigener Wohlstand an den der Konsumenten gekoppelt ist.
Das ist bereits auch ideologisch, entspringt scheinbar der fordististischen Auffassung: der Markt richtet es schon irgendwie. Leider aber hat sich das Gegenteil als richtig herausgestellt: ein kurzsichtiges Profitinteresse einiger weniger zerstört seit längerem die Lebensgrundlagen vieler. Dies ist eine nun wirklich unumstößliche Tatsache – darüber kann ich nicht diskutieren.
Für Auswüchse existieren demokratische Instanzen!
Bitte? Wir leben in einer Phase der Entpolitisierung von Politik. Politiker als Weisungsempfänger von Lobbyisten, die sich auf eine „Realpolitik“ oder den „Sachzwang“ berufen, um somit zu verharmlosen, dass sie dem Zerstörungszug des Kapitals nicht mehr entgegenzusetzen wissen.
Letztere können jedoch nicht in die detaillierte Gestaltung eingreifen, wie weiter oben erläutert wurde: zu recht! Und für den Fall, es geht dennoch etwas schief, so haben wir das unter "try&error" zu verbuchen. Nur wer nichts tut macht auch keine Fehler!
Die „Versuch und Irrrtum“ entsorgt derzeit unsere Nachkriegsgeschichte, unsere Identität, unsere Lebens- und Unterhaltungszentren, die Kultur, die Theater, die Kinos und durchaus restaurierungswürdige Nachkriegsgebäude. Schönen Dank!
Es gibt ja auch erhaltenswertes an der Ecke, was ja auch nicht zur Disposition steht. Die 3 Gebäude der Gedächtniskirche, der Zoo-Palast (naja gut, der steht schon zur Disposition) und auch das Europa-Center und natürlich die Kranzler-Rotunde. Und natürlich auch dieses furchtbare Bikini-Haus. Es ist ja nicht so, dass hier ein Kahlschlag ansteht.
Also: wenn das Schimmelpfennighaus abgerissen wird, der ROYAL PALAST (als einzig bedeutender Teil des Europacenters) abgerissen wird, wenn auch der ZOO PALAST (nach Vorstellung von Herrn Strieder und seiner Nachfolgerin) „weichen“ soll, wenn die Flachbauten im Bikinihaus definitiv verschwinden sollten, dann nenne ich das einen Kahlschlag, der auch durch neue Glitzerbauten, deren Modernität bekanntlich schnell verblasst, nicht ersetzt werden kann, da diese Objekt keine Nutzung der sinnvollerweise bislang bekannten Spezifik vorsehen. Diese Bebauungswut hat zur Folge, dass man sich das neue Zentrum zwei- oder dreimal anschaut, und danach die City-West abhakt, die für Touristen, Theater- und Filmfreunde, für Souvenirsammler, Caffé-Besucher und Flaneure immer weniger zu bieten hat. Die dort zu erwartenden High-Society-Vergnügungen (im 25. Stockwerk eine Bürohochhauses) laufen am Leben der Bevölkerung vorbei.
Eben! Das, was erhalten wird und das, was neu hinzukommt entstammt einem weitestgehenden Konsens zwischen Politik und Planern. Cineramas bewußte(?) Verdrängung der Realitäten - bis hin zur Infragestellung der Integrität am Planungsprozess Beteiligter - dient lediglich dem vordergründigen Zweck, seinen individuellen Maximalforderungen das Antlitz öffentlich zu fordernder Notwendigkeiten einzuhauchen!
Es gibt keinen „Konsens“ der Politiker, soweit ich die Positionen in der BVV und in der Stadtverwaltung kenne. Diese Eintracht der Vernunft ist eine Illusion. Der Mahlstrom der Globalisierung und des (derzeit sehr „bösen“!) Kapitals ordnet die kulturellen Bedürfnisse den Expansionsinteressen des Großhandels unter, der nur an willfährigen Konsumenten interessiert ist, selten aber soziale und kulturelle Zukunftsvisionen hat. Man schaue sich nur um in dieser Stadt, vom Leerstand und langweiliger Bürohausarchitektur wird man förmlich erdrückt. -
Dies tut mir leid. Aber eine Diskussion (oder glaubhafte Erwiderung) ist nicht mit einem Einzeiler abzuhaken! Wer nicht diskutieren mag, sollte auch nicht "unflätig" Einzeiler absondern!
(Immerhin ist AeG noch des Formulierens fähig). -
Diese Kontemplationen von AeG stellen unter dem Deckmantel der „Realpolitik“ die bis dato hemmungs- und skrupelloseste Manipulation von Öffentlichkeit dar, die ich wirklich seit langem vernommen habe. Ich verfechte daher einen mir sinnvoll erscheinenden Gegenstandpunkt, ob er nun Volkes (oder Investors) Meinung sei oder nicht. Der von meinem Vorredner bemühte Diskurs über Demokratieverständnis entlarvt sich schon dadurch, dass dieser Begriff stets dann instrumentalisiert wird, wenn es um eigene Interessen geht. Ich brauche also keineswegs „legitimiert“ zu sein, wie AeG einfordert, um das Wort zu ergreifen (notabene: es gibt seti dem 19. Jhd. in der bürgerlichen Verfassungeschichte Grundrechte, ohne die auch der Investor oder Spekulant keinen Handlungsraum hätte – und diese „Legitimation“ [Freibrief] wird ihm per Autorität als bestitzende Elite zuerkannt). Mein Vorredner AeG attestiert mir „Dünnpfiff“. Um hernach neuerlich kulturelle Bedürfnisse zu negieren, die Geschichte zu leugnen und den Bedürfnishorizont zu verrehen. Aus solchen Invektiven spricht (nach meinem Eindruck) elitärer Dünkel eine bestimmten Wirtschaftsklasse, die für sich reklamiert, Standortinteresse, Verantwortung und Leistungsbereitschaft inkarniert zu haben. Rhetorik und Ideologiegehalt jeher Ausführung sind ebenso polemisch wie mein Ansatz, und so sollte es auch offengelegt werden. Man kann doch nicht wie der Vorredner es tut einerseits einen Demokratiediskurs beginnen wollen (Historisches, Form, Verfassung, Plebiszit und Klassenspezifik würden hierbei zu unterschiedlichsten Kategorien führen, wo sich der Dikutan nicht heranwagt), andererseits aber „Demokratie“ (welche denn denn nun? Die bestehende?) als schädlich im Meinungs- und Entscheidungsprozess zu deklarieren, ich zitiere:
Aber erstens ist der demokratische Planungsprozess nicht dazu gedacht, als Verhinderungswerkzeug der Ewiggestrigen missbraucht zu werden und zweitens hat Demokratie in dieser Sache bisher nur dafür gesorgt, zu konservieren oder (faule) Kompromisse zu finden. Demokratische Beteiligung dient als Reißleine, um unbillige Härten für einzelne Betroffene zu verhindern. Neues, gar Innovatives kann sie dem Wesen nach im Falle von Architektur nicht erbringen. Nicht einmal in einer Wettbewerbsjury sind paritätische Verteilungen wünschenswert. Das ist auch gut so.
„Ewiggestrig“ als Vorwurf ließe sich beliebig in jede Richtung polemisieren: liest man solche Tiraden genauer, könnte man sie sogar zugunsten der „Legitimation“ der … sagen wir hier ruhig einmal … Nationalrevolutionären wenden: für Albert Speer sr. und seinen Mäzen wäre dies der Freibrief gewesen, halb Berlin abzubrennen und eine neue (geschichtslose und auf reine Machtrepräsentanz angelegte Metropole namens) Germania zu errichten. Dies wird mein Vorredner als überspitzt vehement von sich weisen, aber in der Rigorosität der epidemischen Abriss- und Neubaudebatten, in der die evidente Gesichts- und Charakterlosigkeit der neuen Fassaden zutage tritt (die statt Charakter lediglich ein kristallines Funkeln dem etwas gammeligen Look der Altfassaden entgegensetzen) erkenne ich einen globalisierten Macht-, Gestaltungs- und Konsumtionswahn ungebremster Spekulanten und freiwillig sich unterwerfender Konsumenten, der allenfalls der Rendite der Anleger zu dienen hat, wekche hier wie dort eine Dependenz durchboxen möchten, ungeachtet der vorherigen Kultursphäre in der Region. Die Kultursphäre in der City-West war (und ist) aber sehr vielgestaltig, Licht und Schatten finden sich hier, und es ist ein Unverfrorenheit, wenn die Ausführungen meines Vorredners AeG insinuieren, Volkes Wille, Wunsch, Bedürfnis und Entäusserung tendiere stets zur „Dieter-Bohlen-Mentalität“. Eine Carte blanche für Wirtschaftseliten, die im Staat das Sagen haben sollten, entlehne ich hieraus.
Die City-West hatte an Wertschöpfung, Entertainment, Kultur und Kommunikation mehr zu bieten. Sich hinzustellen und zu sagen, das sei alles vorbei, nun müsse was Neues her, gibt ganze Stadträume, um die selbst von den Investoren becircte Bezirkspolitiker noch kämpfen, dem Verfall preis und zur Gänze auf. Mir ist der Hintergrund solchen Abbruchs- und Neubauradikalismus nicht unbekannt, wird doch stets damit argumentiert, diese Stadt vertrage nicht drei Zentren: Alexanderplatz, Potsdamer Platz, City West.
Selbstredend verwahre ich mich dagegen. Auch ist zu fragen, ob das Projekt Potsdamer Platz (und die kommenden am Alexanderplatz) einen solchen Preis wert waren, in dem nun die Relikte der Wiederaufbauära zur Gänze geschleift werden? Dieser Tendenz einer Wirtschaftsdiktatur der Baulöwen und internationalen Konzerne muss massiv entgegengetreten werden, denn diese „Machtelite“ bringt es ungeniert fertig, nicht nur Geschichte, Kunst, Kommunikation und Baudenkmäler zu entsorgen, sondern am Ende den Menschen selbst. Dies bedeutet für mich "mit der Zeit gehen".Konkret noch zu einigen angesprochenen City-West-Bauten, ich zitiere den Abgesang meines Vorredners:
Weder das Viktoria-Areal, das Ku'damm-Eck, das alte C&A -Kaufhaus, der Royal-Palast oder die Leibnitz-Kollonaden waren/sind nach unserer Konvention vormals urbane Orte, die zwangsweise etwas Platz schaffen mussten für heutigen Leerstand. die Frage, was Dich am Leerstand von Orten interessiert, die zuvor nie so intensiv bewirtschaftet oder aber aufgegeben wurden, hast Du leider noch nicht beantwortet, Polemiker.
Was warum und durch wen „intensiv“ genug bewirtschaftet wurde, darf gerne diskutiert werden! Aber eine Skizzierung der Mißwirtschaft ist m.E. keine Legitimierung für Abschaffung sinnvoller Gewerbeansiedlungen. Zumindest hatten diese Stätten eine höchst wechselhafte, abwechslungsreiche und sprudelnde urbane Kultur zu bieten, selbst an der Ecke Joachimsthaler Str. /Kantstr. wie bereits erläutert. Das Kudamm-Karree hatte das Panoptikum, eine Bowlingbahn, die Kinos „Camera“, „Oscar“ und „Smoky“, zwei Sexkinos und Videokabinen für das kleinstmögliche Vergnügen. Jetzt tobt sich dort die Monokulturation aus: Textilhopping ohne Ende, bis zum Abwinken. Sofern an einigen der genannten Orte sogar ein Leerstand auftritt („Filmbühne Wien“, das Bürohaus Ecke Joachimsthaler Str./Kantstr.), so erscheint mir der vorherige Zustand, mittlerweile selbst das Sexgewerbe, „humaner“ konzipiert gewesen zu sein, als spekulatives Investment und Kapitalverbrennung.
Noch ein Zitat des Herrn AeG:
Die City-West als kulturelles Zentrum von gestern ist auch Schnee von gestern. Sie funktioniert nicht als Freiluftmuseum (...).
Warum eigentlich nicht? Der authentische Rückbau in die 50er/60er Jahre, die ich antithetisch einmal als Maximalposition vorstelle, könnte eine atemberaubende Faszination und einen echten Publikumsmagneten – gerade auch für die Touristen – exemplifizieren. Diese City hätte – von Halensse bis zum Wittenbergplatz – hundertfach mehr zu bieten als die beiden anderen genannten Stadtzentren. Sie hat auch jetzt noch mehr zu bieten, wie mir einmal Dr. Hassemar, gleichwohl er einer der Schöpfer des Potsdamer Platzes war, kundtat.
Ein „Freiluftmuseum“ kann unter entsprechenden Bedingungen eine Sensation sein. Ich finde diese Idee ausgesprochen zündend! Ein authentischer Wiederaufbau von Stadtsektoren ist nicht unbedingt ein Zeichen von Einfallslosigkeit oder seines Sinns entraubtem Konservatismus: so wurde etwa die Altstadt Krakau authentisch wieder aufgebaut: eine Sensation.
Nichts gegen kühne, strahlende Architekturentwürfe des dritten Jahrtausends: wir brauchen diese Evolution, wenn sie den Stadtbewohnern dient. Warum aber, das wurde bereits von anderen Forumsteilnehmern gefragt, geschieht dies nicht auf brach liegenden Geländen, unbebautem Terrain oder auch am Stadtrand? Wenn diese Konzepte und Gewerbe derart überragend propektiert, dann dürften sie sich auch anderenorts durchsetzen. Dafür aber schafft man nicht die Geschichte ab, sondern engagiert sich für ihre Zeugnisse, erhält oder reaktiviert ihre Kultur.
Hier aber, in der City-West, besteht aus wohlüberlegtem Grunde ein Denkmalschutz.
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Das sind noch ganz gezielte Verdrehungen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen urbane Strukturen anderer Städte mit Berlin ebendort vergleichen, wo der historische und architektonische Kontext gar nicht gegeben ist. Für Berlin-West ist die City-West sowohl Symbol des Wiederaufbaus wie auch ein Treffpunkt in stadtebaulich in den 50er/60er-Jahre geprägten Kultureinrichtungen. Diese mit den historischen altrömischen Zentren oder mit einem völlig neu erstandenen Stadtviertel wie dem pariser Platz La Concorde zu vergleichen, greift nicht durch, weil die City-West Berlins anders ist: eine Mixtur der Gründerarchitektur und der 50er Jahre, die stets strittig war.
Diese zugegebenermassen angestrengte Balance nunmehr durch Frankfurter Banker-Architektur gänzlich zunichte zu machen, überzeugt mich und andere auch dann nicht, wenn uns Gefühle oder "Jugenderinnerungen" entgegengehalten werden. Vermutlich ist der Verfasser des vorherigen Beitrages ein Mitstreiter der neuen City-West-Investoren? Oder der Fraktion "Alte gebt die Löffel ab?" Soviel Jubel auf Immobilien- und Banker-Investments ist schon nicht mehr rational nachvollziehbar und läßt mutmassen, daß hier jemand bestimmte Branchen und Geldinteressen vertritt, frage ich einmal höflich an.
Im übrigen greift jene Polemik meines Vorredners, ich würde den Anlegern etwas verbieten können, ins Leere, da diese Gesellschaften sich einen erheblichen Macht- und Gestaltungsraum (bis hinein in die Politik) verschafft haben, der den Gesamtinteressen der Stadt, seiner Bürger und der sozialen Wohlfahrt nicht zwingend verbündet ist und leider auch nicht "abwählbar" ist. Hier werden von meinem Vorredner die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse von den Füssen auf den Kopf gestellt, und diejenigen, die sich gegen einen verbauten Lebensraum in dieser Stadt zur Wehr setzen, mit einem Diktaturs-Nimbus etikettiert, der unter den gegebenen Verhältnissen jeglicher Grundlage entbehrt.Der Gipfel des Chuzpes meines Vorredners ist gar die Zurechtweisung, es habe mich "nicht die Bohne zu interessieren", ob und wo ein (angeblich seltener) Leerstand in Berlin vorherrsche. Das klingt schon sehr verdächtig in anbetracht des tatsächlichen und bedrohlichen Bürohaus-Leerstandes (gerade wird ein weiteres an der Joachimsthaler Str. neben dem Swiss-Hotel fertiggestellt), der stadtweit bekannt ist und nunmehr den einst urbanen Kulturraum City-West zu überschwemmen hat, so daß ich jegliche Fortsetzung solcher Unternehmungen des Abrisses und durch zwielichtige Investoren verbaute Stadtzentren allmählich für ein Kapitalverbrechen halte.
"Eigentum verpflichtet!". Meine Herren - so steht es im Grundgesetz!
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Ich fuhr selber eine Zeitlang gerne (in meiner Jugend) die Hochhäuser hoch, damals waren sie auch noch zugänglicher, bis sie gänzlich "privaitisiert" wurden. Stand dann der 80er/90er und dieser Jahre aber war: Aussichtsplattformen gab es am Kudamm schon lange nicht mehr, und das Europacenter hatte den I-Punkt schon Anfang der 80er Jahre geschlossen (jetzt macht er wieder auf, wo das Center mit Bürotower, Shopping-Fläche und dem kino-abrisswütigem Management in die Krise geraten ist: ein Flugsimulator muß schnell her, Motto: "Helicopter fliegt neues Kino aufs Dach des Europacenters" - Schlagzeile aus: Berliner Morgenpost). Allerdings: dieser eine I-Punkt im Eruopa-Center nebst dem nachwievor fast unvermieteten Bürotower reicht wohl völlig aus! Weitere kalte, sterile und blasse Glasfassaden und Bürohäuser (anstelle von Form und Charakter aus Stein) reissen die Region stilistisch m.E. auseinander. Wozu neue leere Bürohäuser? An der Ecke Joachimsthaler Str./Kantstr., an der ich täglich vorbeikomme, steht seit vier jahren ein neues, völlig unvermietetes neues Bürohaus (lediglich ein Sportgeschäft ist ins EG gezogen. Vorher gab es dort immerhin noch Privatwohnungen, ein mittelmässiges Restaurant und das Kino "Olympia", das ich gerne besuchte. Heute sehen wir dort eine tote Mars-Architektur ohne Sinn und Nutzen, übrigens mitverwaltet und vergeblich feilgeboten vom Management des Europacenters).
Nur ein totaler Rückbau in die 50er und 60er Jahre stellt warscheinlich den stimmigen Gesamteindruck in der City-West wieder her - oder andererseits der Totalabriss sämtlicher historischer Gebäude zugunsten der neuen Immobilienfonds.Zuviel ist dort verbaut worden, und die Neugestaltung des Zoo-Borgens mit Hotels löst nicht die sozialen, kommunikativen und kulturellen Defizite der Region. Wer geht denn schon in Hotel-Restaurants und Nobel-Bars der High Society? Tatsächlich die urbane Population?
Nein, ich denke nämlich, selbst die jetzigen Klein-, Souvenir- und Ramschhändler im Bikini-Haus sorgen für mehr Leben, Abwechslung und Spaß als sämtliche ehrgeizigen Luxus-Projekte zusammengenommen, die noch anstehen. Selbstverständlich muß das gammelige Ambiente, der Drogenverkauf und die Unsauberkeit in der Region beseitigt werden. Dass aber ist die Aufgabe der Stadtreinigung, der Police und der Wachleute, die in der City-West selten einen Finger krumm machen.
"Back to the roots", würde ich schwärmerisch postulieren wollen. Gerne auch in Wiedererstehung von im Krieg zerstörten Gebäuden wie der Ecke am Gloria-Palast oder am Europa-Center, wo vorher das Romanische Café stand, wenn es hierfür denn Investoren gäbe...
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@3rdwave: bitte nicht schon wieder einen neuen Thread aufmachen, der den Diskussionsfaden zerreisst! Dies geschah erst neulich (in der Filmtheaterdebatte) und hat zur Ausdünnung des Themas beigetragen.
Die Diskussion geht hier sehr konkret um Kurfürstendamm und Breitscheidplatz/Tauentzien.
In einer "separaten " Hchhausdiskussion verliert sich die Konkretion und gerät zum reinen Theoretisieren.Es wundert mich schon, daß, sobald hier längere Beiträge und nicht nur private Nachrichten auf dem Einsatz-Modus ausgetasucht werden, plötzlich "Neben-Rubriken" eröffnet werden.
Bitte bleiben wir in der City-West, das möchte ich beantragen, denn ich bin hier vor 40 Jahren aufgewachsen!
Vielen Dank! -
Auf den Glanz einer Metropole durch gepushte Hochhäuser (mit Büroräume in Überkapazitäten) können wir verzichten, da sie ein stimmiges Gesamtbild einer bestimmten Epoche auseinanderreissen.
Der Schritt zurück wäre da durchaus sinnvoller, und es gibt im Ausland wohl Stadtverwaltungen, die ihre Stadträume "zurückbauen".
Eine Manhattan-Skyline am Breitscheidplatz kreiert überhaupt keine Urbanität, wenn dafür
Theater, Restaurants, Kinos (Zoo-, Gloria- und Royal-Palast) abgerissen werden und selbst die "High Society", für die solche profanen Geschäftshäuser erbaut wurden, nach 18.00 Uhr nicht weiß, wohin sie gehen soll.
Die Imitiation eines Gewerberaumes á la Potsdamer Platz ist kreuzgefährlich. Auch wenn der Potsdamer Platz noch bommt, so werden seine "Halbwertzeiten" immer offensichtlicher. Kürzlich war Albert Speer jr. ebendort und lamentierte: "Ist doch trostlos hier! Aus Stein kann man doch Besseres bauen!"Urbanität heißt m.E. auch Einschluss aller Klassen, auch der Unterpriviligierten (zum Beispiel durch Integration in Kneipen, Kinos, Kirchen, Zoologischen Gärten, bei Strassenhändlern usw.). Indem man gläserne Hochhäuser für die "High Society" baut (Fritz Langs "Metropolis" und billigere Science-Fiction-Filme läßt grüssen), aber das Proletariat außen vor oder in verslumten (und dennoch romantischen) Altbaugebieten in Neukölln und Kreuzberg beläßt, macht man sich zum Totengräber einer City.
Noch ein Nachtrag zur Hochhaus-/Geschäftsarchitektur, die angeblich so viel Fortschritt und Zukunft aufzeige: sie hat allgemein so wenig Charakter und Substanz, daß sie bereits nach wenigen Jahren "out" ist. Man vergleiche etwa Frankfurt/Main mit London: Gottseidank sind in London die historischen Stadtzentren weitgehend erhalten geblieben. Es war neulich dort einfach traumhaft zu flanieren im Gegensatz zu Berlin, Stadt der Abwickler, in der man leider geboren ist und sich zunehmend schämt für die Verantwortlichen, die hier alles platt machen mit Verweis auch angeblich zukunftsträchtige Investitionen. Bürger, Touristen, Proletarierer, Rennter, Jugendliche, Kinder, Kulturfreunde und das Kleingewerbe haben aber davon überhaupt nichts.
Die Bautendenzen in Berlin sind nach meinem dunklen Verdacht der Anfang eine irreparablen sozialen und wirtschaftlichen Verslumung, Vorboten einer sterbenden Stadt.
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Das Schimmelfpennighaus wurde nicht ohne Grund mit einer Unterschutzerklärung des Denkmalamtes versehen.
Ich persönlich war von diesem nie begeistert, überlege mir jedoch neuerdings meine Pauschalurteile zweimal.
Im Stadtbild stellt es durchaus eine Individualästhetik dar, und an solche Geschichtszeugnissen mangelt es sehr.
Die Häßlichkeit des heutigen Eindrucks ist - wie oben erwähnt - durch die Verslumung in dieser Region und der Unfähigkeit der Vermieter zu erklären, die Ihre Immobilien originellen oder sinnvollen Nutzungen nicht zugänglich machen.Originell und sinnvoll können - sozialpolitisch und kulturell gesehen - auch Mietergemeinschaften sein, die selbst Obdachlose, wieder einzugliedernde Straftäter, Drogenabhängige oder Asylantragende z.B. im entmieteten Schimmelpfennighaus ansiedeln. Es können auch Kulturgruppen oder politische Parteien sein, die dort agitieren.
Das ist alles nicht derart deprimierend und menschenfeindlich wie eine Skyline á la Frankfurt am Main anno 2010.
Nein: die Verslumung in der Region nimmt nicht durch Unterkünfte sozial Gestrauchelter dort zu, sondern durch deren Ausgrenzung und den Gegensatz realen Stadtlebens und seiner Bedürfnisse zu den Elfenbeintürmen der Börsen- und Bankerspekulanten.Bei der Frage: was ist verslumter und verkommener: ein sprudelnder Kiez in Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln mit all seiner Armut, den kulturellen und ethnischen Unterschieden und einer Unzahl kleiner Läden und Angebote oder eine Geschäftsstrasse der Textiltempel, Banken und (in Kaufhäuser) umgewandelten Filmtheatern, würde ich sagen: die City West wird künftig mit solchen Bauten, die in den Startlöchern stehen, noch töter, seelenloser, häßlicher (durch inhumane Architektur) und noch langweiliger als sie es jetzt ist, geschweige denn 1955. 2010 wird hier niemand nach 20 Uhr noch freiwillig flaniueren wollen: keine Kinos, immer weniger Kneipen, Verbot für Strassenhändler und Hausierer, drohende Theaterschliessungen, einfallslose Einkaufscenter (Europacenter und Kudamm-Karree) sowie ein noch stärker vom Autoverkehr beeinträchtigter Breitscheidtplatz.
Insofern gab es um das Jahr 1965 möglicherweise die beste Zeit in der Nachkriegsära, die dieser Standort erlebte, und seine schlimmste steht noch bevor...http://search.netscape.com/ns/…en%2Fpresse_protest.shtml
http://search.netscape.com/ns/…F0415%2Fmagazin%2F0348%2F -
Das verzögert sich alles noch etwas. Gerade die Bayerische Immobilien AG (Bikini-Haus, Zoo-Palast) ist zurzeit in "Warteschleife", da die Kosumfreude etwas abgeklungen ist.
Ich denke, spätestens 2009 wird sie loslegen, wenn auch der Mietvertrag des ZOO PALAST abgelaufen ist, der als hinderlich gilt.Gegenüber am Breitscheidtplatz verzögern sich ebenfalls die Wolkenkratzerbauten, die umstritten sind, da sie die Gedächtniskirche in einen Dauerschatten versetzen werden.
Am Tauentzien soll im Europa-Center der ROYAL PALAST abgerissen werden und einem Kaufhaus weichen: trotz erteilter Behördengenehmigungen wird vor März dort nichts passieren.
Ungeachtet der vielen luftig-gläsernen Fassadenentwürfe möchte ich mir den Kommentar nicht verkneifen, daß ich und viele andere Altberliner einen Horror vor diesen Projekten haben. Nach unserer Auffassung verbessern Sanierungen und Fassadenverschönerungen bestehender Gebäude den Standort, nicht jedoch Abrisse, langweilige Kaufhäuser und unvermietete Wolkenkratzer.
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Die Fassade war doch ganz annehmbar! Jahrzehntelang (einschließlich meiner Großeltern) konnte man hierüber "Identifikation mit der Stadtkultur" definieren.
Kein Mensch hat schon wieder auf eine "luftig gläserne" Fassade aus der Giftküche des Shopping-Gewerbes gewartet.
Hier wird ein ganzer Stadtraum im Moment entsorgt und als Experimentierfeld für entfesselte Immobilientycoone und weltfremde Architekten mißbraucht.Nichts gegen kühne Entwürfe auch gläsener Kaufhauskathedralen, nur: warum wird das nicht an den Stadtrandgebieten oder brach liegenden Flächen unternommen? Warum wird die in er kühlen Sachlichkeit der 60er Jahre oder im Aufbruch der 50er Jahre konzipierte City-West abgerissen, anstatt saniert und restauriert?
Folgender Artikel über das Stiller-Haus an der Wilmdersdorfer Strasse zeigt mehr Einfallsreichtum, als er derzeit am Tauentzien die Runde macht:
Wilmersdorfer Str. 58
Schirmständerhaus
Das Haus wurde 1956 von Hans Simon für das Schuhhaus Stiller errichtet. Es ist ein fünfgeschossiges Geschäftshaus mit einem über die Fassade ragenden Flugdach mit runden Öffnungen, das ihm den Namen "Schirmständerhaus" eintrug. 2002 wurde das Haus von Regina Herrmann und Isolde Kepler für die Münchner WDS Immobilien denkmalgerecht renoviert. Dank neuer Neonröhren leuchtet das Haus als "Blaues Wunder" wieder im Dunkeln. Die Beleuchtung war seit den 70er Jahren nicht mehr eingeschaltet.
(Aus: http://www.charlottenburg-wilm…es/rundgaenge/030614.html ) -
Da ich gerade kritisiert wurde wegen eines rabiaten Tons, kann nur erwidert werden, daß die hier begrüßten Abrißforderungen des Royal-Palastes zugunsten eines neuen Kaufhauses sich für mich deprimierend anhören, das bringt einen ja um!
Man kann diese Geringsschätzung nur nachvollziehen, wenn man gewahr wird, wie sehr dieses Haus (eigentlich schon seit 1971 ging es bergab!) vernachlässigt und hinsichtlich Foyer und Fassade verunstaltet wurde. Hinzu kommt ein liebloses Programm, heruntergekommener Service, schlampige Projektion seit Mitte der 90er Jahre sowie der eklatante Renovierungsrückstand.
Wenn dann noch auf einer gebogenen Mammutleinwand von 33 Metern nur noch allenfalls 18 Meter ausprojiziert wurden und auch der Ton immer plärriger wurde, kann ich mir ausmalen, wie die Enthusiasten des Potsdamer Platzes und der CinemaxX-Plexe eben diese Häuser bevorzugen, die scheinbar (zumindest nach außen hin) mehr Moderne, Renoviertheit, Service und Marktmacht ausstrahlen.Bei genauerem Hinsehen aber - und abhängig von eigenen Vorurteilen - schneiden aber die neuen Multiplexe sehr billig ab. Sollte einmal dort eine Verwahrlosung (ähnlich dem heutigen Zoo- und Royal-Palast) eintreten, wage ich kaum daran zu denken, wie dort (und hier im Forum) die Abrißglocken läuten: in diesem Falle wäre ich sogar mit dabei!
Eben schade, wenn man im Royal-Palast (oder auch im Captiol Lehniner Platz) keinen richtigen 70mm-Film mehr sehen konnte und erst dann vielleicht versteht, wie genial, majestätisch und asketisch der Royal-Palast war (und doch wieder sein könnte, gäbe es nur einen Investor).
Nun haben wir die neuen Fassadenentwürfe von Herrn Tchoban vorzuliegen, aber Zweck und Inhalt dieses neuen Gebäudes wird der Vertrieb von Medien sein, die den Konsumenten kinoabspenstig machen werden. In diesem ELektronik-Tempel werden wohl auch die geliebten Royal-Palast-Filme ("2001", "Doktor Schiwago", "Krieg der Sterne", "Blade Runner", "Ben-Hur", "Indiana Jones", "Alien", "Die letzte Schlacht", "Die größte Geschichte aller Zeiten" u.v.a.) als Video-Konserve verkauft werden, deren "Wucht" bei einstigen Royal-Palast-Präsentationen unzählige Zuschauer (akustisch wie visuell) förmlich vom Sitz schleuderten. Diese Erlebnisse ziehe ich sogar partiell einem IMAX-Erlebnis noch vor. Ein solchermaßen wuchtiges Breitwandkino (und umgekehrt: auch das architektonische gegenstück, der Zoo-Palast) gibt es weltweit nicht mehr in dieser Art.
Das Denkmalamt hat sich übrigens Eurer Wertung angeschlossen und seine Bedenken gegen den Abriss des Royal-Palastes "zurückgestellt" (das Europa-Center möchte aber im Gegenzug häufiger die Müllabfuhr doch bitte bestellen, schrieb mir der Landeskonservator).
Auch in dieser Behörde war die Veränderung vor allem der Kinofassade von 1995 mit ein Grund, das Gebäude für wertlos zu erklären. Die von mir vorgebrachten Thesen zur Verbindung der Funktion von Architektur und Technik - und die Schaukultur ist nun einmal etwas technisch Hervorgebrachtes und eine eigene Ästhetik - wurde als unbedeutend abgetan: dies seien doch Betrachtungen, die sich nur auf technische Innenausstattungen oder Geräte beziehen, die also nicht dem Unterschutz zu unterstellen seien.Die hier im Forum oft gerügte Fassade finde ich mittlerweile so häßlich nicht mehr. Natürlich fehlt die Kollossalität der Ursprungsfassade, aber mit einigen Beleuchtungsideen könnte es schöner aussehen.
Selbstredend ist natürlich klar, daß mein (naiver) Entwurf einer Fassadenänderung belächelt wurde:
Das Europa-Center ist es jedoch leid, sich von Kinosenthusiasten (oder "Sozialhilfeempfängern, die ihre Träume verwirklichen wollen") etwas empfehlen zu lassen, hörte ich über Ecken herum.
Seltsam ist nur: der Abriß kommt nicht richtig in Gang, obwohl m.W. nach die Genehmigungen alle erteilt wurden...
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Ich habe én masse Material zum Mendesohn'schen Bau: Enstehung, Bauakten, Kino, Abriß, Umbau. Es ist jedoch mein Wunsch, die City West-Situation dort zu diskutieren, wo sie hingehört: in die Rubrik Kurfürstendamm/Tauentzienstr., und zwar als Politikum.
Genau dort wurden ausführlich von Jo-King die Fassaden ehemaliger Theater, Restaurants und Filmtheater in anbetracht ihres "Umbaus" vorgestellt. Somit kann ich nur auf die dort direkt angesprochenen Bauten und Abriußdorderungen ebendort eingehen.
Das wurde nun marginalisiert und "verschoben".Folglich wünsche ich viel Glück beim Recherchieren der Berliner Kinoarchitektur. ICH habe ja fast alle Unterlagen hierzu, sehe aber nicht ein, mich zeitlich mit einer Dokumentation zu verausgaben, wenn zensiert wird.
Entweder, man einigt sich darauf, bitte die Beiträge in den alten Thread zu restituieren, oder es mögen sich eben andere als ich die Mühe machen. Bilder u.a. auch von City-West-Filmtheatern gehören in den Kurfürstendamm-Thread, weil dort mehrmals Fassaden der Filmbühne Wien und des Ersatzes für den Royal-Palast vorgestellt und thematisiert wurden. Das war keine Idee von mir, sondern der anderen User... -
Dieser Auffassung und "Empfehlung" erteile ich - man verzeihe - eine Absage.
Dem "Jubel", wie Du schreibt, gilt es etwas Überlegtes entgegenzusetzen. Das ist eine Frage der Ethik und Verantwortlichkeit.(Deine weiteren Aussagen zu den Kinos, deren Namen Du auch falsch benennst, treffen twls. nicht zu. Unzutreffend ist auch, von Riesenkinos dort, und gemütlichen Kinos hier zu sprechen. Multiplex-Kinos sind riesig zwar als Objekte, besitzen aber kleinere und architektonisch billigere, sprich profanere Säle als die City West. Und über Gemütlichkeit werden wir uns ebenfalls uneins sein. All das sind immer auch Fragen der Architektur.)
Und: wir haben es satt, uns diese Stadt durch verantwortungslose Immobilienhaie kaputtbauen zu lassen.
Die von Dir vorgestellten Fassaden und Neubauprojekte sollte man - mit Verlaub - niederreissen! Sie sind menschenfeindlich, einfallslos, schäbig und profitorientiert. Mit diesen Entwürfen stirbt dieser Bezirk weiter, und das sehe nicht nur ich so.
So, war dies endlich deutlich genug? O.K.?