Beiträge von Freiraumfreund

    Das mit dem Auge des Betrachters und den Beschreibungen von Fußgängern und Autos, das gefällt mir sehr gut. Ihr habt das ganz knapp und klar rübergebracht. Es entspricht so auch meiner Erfahrung (und der gute alte Brinckmann hat es 19014 schon formuliert), dass es nicht etwa mathematische Regeln geben kann, wie, Goldener Schnitt, oder 1:2:3 oder, als generelle Regel nicht einmal die Berliner Traufkante, sondern, dass es um menschliche Blickwinkel gehen kann, die man aber zeichnerisch und am Modell durchprobieren muss, um es zu perfektionieren, man kann das nicht errechnen.

    Ich gehöre zu der Liga, die es nicht für notwendig halten, jede Grünfläche zuzustellen, auch wenn da mal ein "Suffi" oder ein normaler oder ein ungewöhnlicher Mensch sitzen sollte. Bei mir rufen "Suffis" nur im Extremfall unangenehme Gefühle hervor, da sie genauso zur Stadt gehören, wie Du und ich. Da stören mich ganz andere Dinge.


    Der Lützowplatz, ich sehe den so, dass das ein in der Tat nicht ideal gefasster, aber doch irgendwie anregender Freiraum ist, der sich so erklärt, dass aus dem Tiergarten heraus und aus dem Landwehrkanal als Naturräume und Parkräume ein Grün- und Verkehrsplatz überleitet in die wieder kompaktere Stadt. Der Platz fingiert als Puffer- und Übergangszone, und, also ich flaniere da gerne drüber.

    "Maßstäblichkeit" im Städtebau

    Über diesen Begriff mache ich mir seit einer Weile Gedanken und habe nun ein wenig darüber geschrieben. Eure Meinungen würden mich sehr interessieren:


    Die Begriffe „Maßstäblichkeit“ und selbst das geläufige Wort „Maßstab“ müssen als problematisch gewertet werden. Dies gilt zudem gerade im Kontext des aktuellen, historisierenden Rückblicks auf den Städtebau seit 1945.
    Die Problematik liegt einerseits in der unmittelbaren Wortbedeutung, denn schließlich haben alle materiell errichteten Gebäude den Maßstab 1:1. Ausgesprochen wertende Worte wie „Maßstabssprung“ machen, nimmt man sie wörtlich, wenig Sinn: Hat der Architekt am Zeichenbrett hier versehentlich den Dreikantmaßstab verdreht, und mit einer anderen Skala weitergearbeitet? Daher können diese Worte zudem andererseits nur aus dem Kontext einer tendenziell undifferenzierten Kritik gegenüber jeder Art der modernen Proportionssetzung verstanden werden. Sie kommen zwar schon in der älteren Literatur regelmäßig vor, so etwa 1914 bei Albert Erich Brinckmann, in seiner Präzisierung als „optischer Maßstab“. Sie sind in Westdeutschland jedoch heute deutlich von der Stadtbaukritik seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre und von der Postmoderne vereinnahmt worden, die ihnen eine bestimmte Konnotation beigegeben haben.


    Das Wort „Maßstab“ lässt sich zwar unschwer übersetzen, als ein vorhandenes, relativ einheitliches Maßsystem, genauer: als eine Struktur von ähnlichen Maßintervallen in einem Umfeld. Der Begriff wird jedoch auffordernd benutzt, im Sinne eines „Kanons“, der eizuhalten sei. Bei diesem Forderungscharakter handelt es sich jedoch um eine Setzung. Muss ein Architekt in jeder Situation das Maßsystem der Umgegend übernehmen? Jeder Praktiker weiß, das Planung eine Auseinandersetzung mit dem Bestehenden ist und das Kontrastieren gegenüber bestehenden Maßintervallen immer zum Repertoire gehörte und gehört. Daher wird „Maßstab“ im Sinne von „Kanon“ gerade der Stadt der Nachkriegsmoderne in ihrer besonderen Form oft gar nicht gerecht. Denn der bauliche Quantitätssprung der Moderne bestand nicht alleine darin, Gebäude zunächst aus ihrer Funktion heraus höher, breiter und tiefer zu bauen. Er bestand auch in einer Gleichbehandlung dieser Funktionen, die den Anforderungen einer am Ideal der Demokratie orientierten und vielschichtigen Gesellschaft angepasst wurden. Somit kamen nun mehr und gegenüber vielen der vormodernen Gebäude größere Bauten in die Stadt. Die Architekten haben sich allerdings die Kontrastierung von Groß und Klein ebenso wirkungsvoll, „picturesque“ , zunutze gemacht, wie ihre vormodernen Kollegen. Der Unterschied bestand nun in der Gleichbehandlung aller Seiten, der Allansichtigkeit, die eine Freistellung wünschenswert machte und in der größeren Anzahl von jeweils vorzusehenden Funktionen in solchen größeren Baukörpern. Die Kontrastierung von Baumassen, von Höhen und Breitenmaßen, wurde nun deutlich häufiger angewendet, aber in der Regel ebenso bewusst wie vorher in den klassischen Bauaufgaben Kirche und Schloss.


    Es erweist sich somit als viel ergiebiger, genauer und sogar als respektvoller gegenüber einem bestehenden Ensemble, die Begriffe „Maßstab“, „Maßstäblichkeit“, „Maßstabssprung“ oder gar „den Maßstab missachten“ möglichst zu vermeiden. Sie können stattdessen durch Worte wie „Maß“, „Proportion“, „Intervall“, „Harmonie“, schließlich auch „Kontrast“, „Spannung“, oder „Asymmetrie“ ersetzt werden, welche die besonderen Eigenschaften gegenwärtiger Stadtbilder wirklich beschreibend erfassen, ihnen gerecht werden. Und auch in diesen Worten lassen sich ungünstige Proportionsverhältnisse eines Neubaus benennen, nur genauer. Ich plädiere dabei sicher nicht dafür, Maßstäblichkeit zu missachten, sondern dafür, die spezielle Maßstäblichkeit der Nachkriegsarchitektur erst einmal zu erkennen und vielleicht gar schätzen zu lernen, bevor man sie mit einem Schlagwort abtut - und glaubt, wir machten es heute etwa besser.

    Weg am Lützowplatz

    Boa, die Bilder vom Abriss sind ja zum Teil hier mehr als nur Schnappschüsse, super Licht und gut gewählte Perspektiven, Hut ab und danke!


    Ja,

    Ich habe noch nirgendwo eine Quelle gefunden, nach der die Mieter zum Wohnen im Ungers-Bau gezwungen worden wären.


    Ich bin sogar damals mal zu so einem Symposiummmm an der TU gegangen, gegen den Abriss, da waren mehrere Mieter anwesend und es gab einen kurzen Bericht, die Mieterzufriedenheit war wohl sehr hoch. Insofern ist der Abriss sicher zu bedauern, denn, es ist einfach super unappetitlich, sprich unmenschlich, eine komplette Wohnzeile mit allen Mietern über Jahre zu entmisten, wenn doch alles eigentlich in Schuss ist.


    Das ganz sicher als Sozialperspektive vorweggeschickt, aber, Wenn ich mal ganz subjektiv sein darf, also unrepräsentativ und unsozial aus meiner Perspektive, als ich mit dem Doppeldeckerbus gerade daran vorbei fuhr habe ich spontan gedacht: Ach, endlich sind die weg!!! Ich habe mich gefreut. Denn, in den letzten Jahren sind in Berlin so unglaublich viele gute Bauten aus der Nachkriegszeit abgerissen worden, dass es einfach mir eine Schande schien, und, wenn es jetzt mal einmal, ob sozial gerecht oder nicht, solche potthässlichen Bauten der Postmoderne trifft, dann ist mir das subjektiv eine Freude. Diese öden industriell gereihten Giebelmotive. Diese verschatteten Balkonecken ohne Gefühl für Konkretheit im Material, diese aufgesetzten Zielgel auf dem guten alten Beton, nee, das hat mich immer geärgert. Und, das an diesem Platz. Wer hat hier was von Vorstadt gesagt,

    die Ungers Vorstadt-Bauten

    , das stimmt einfach. Also, nur rein stilistisch-subjektiv. Objektiv finde ich Abbrüche, auch in diesem Fall, eine idiotische Verschwendung unserer Ressourcen und Kulturgüter. Denn, ob schlecht oder nicht, das war ein Kulturgut.

    Klar dreht sich die Diskussion im Kreis. Seit Jahren. Spannend ist sie dennoch (und sehr lachen musste ich über "Dumpf-Bohnenkraut, obwohl ich die seit Jahren kenne und sehr schätze und mag). Z. B. die Unmöglichkeit sich auf bestimmte Punkte zu einigen. Was IST überhaupt ein historisches Verständnis? Diejenigen, die glauben, Geschichte hätte 1939 oder 1945 aufgehört, sind für mein Verständnis in einer sehr problematischen Diskussionssituation, da da numal irgendwas nicht stimmen kann.


    Meine Sehnsucht, so naiv sie auch ist, wäre folgende (was die Diskussion angeht): Die Befürworter von Rekonstruktionen, seien sie allgemein räumlicher Art oder konkret-architektonisch sagen ganz klar, dass das mit Geschichtlichkeit in dem Sinne nichts zu tun hat, aber, dass sie sich eben in einem Raum, der modern gestaltet ist und mit Offenheit und freien Raumkörpern statt mit geschlossenen Raumschalen arbeitet, unwohl fühlen. Sie geben zu, dass es ihnen nicht um eigentliche Geschichtlichkeit, sondern um einen Geschichtsaussschnitt oder einfach um Gestaltung geht.


    DANN nämlich wäre ich in der Lage, mit ihnen zu diskutieren, DANN nämlich würden wir uns nicht mehr im Kreise drehen. Und DANN könnte ich die, die von meiner Meinung gravierend abweichen, auch mal zu verstehen beginnen, wenn sie sich nicht hinter angeblichem Besser-Verstehen verstecken würden. Dann könnte ich sie aber auch genauer fragen, wie sie zur tatsächlichen Geschichte denn stehen, wie sie damit umgehen, dass sie sich dieser tatsächlich stattgefunden Geschichte viel zu wenig öffnen und sie daher versuchen zu vergessen und zu beseitigen. Denn, ich hoffe, ihr habt das noch nicht auf einer der 90 Seiten diskutiert, wenn man Rekonstruktionen welcher Art auch immer mit Geschichtlichkeit begründet, dann verliert man sich in einer angeblich stichhaltigen Begründungs-Rhetorik. Ich empfinde es so, dass diese die Diskussion blockiert. Denn das ist nicht ehrlich, und ohne Ehrlichkeit läuft eben keine Diskussion. Sie dreht sich im Kreis.

    Stimmt, die Frage Hackescher stand noch im Raum. Die Rekonstruktion am Hackeschen Markt finde ich inzwischen irgendwie in Ordnung. Ich meine, als das damals zugebaut wurde, war ich ziemlich stinkig, da es sonst immer so schön war, als man die Rosenthaler Straße runter kam und dann war da links plötzlich alles offen und Grün und mit Blick auf die Stadt. Aber, inzwischen sage ich, gut, der Barocke Platzeindruck ist wieder da. Hat ja auch mit der Struktur der Befestigungen zu tun, und das soll man ruhig auch wieder so sehen. Aber, das hat ja auch damit zu tun, dass dieser Bereich der Stadt gut 75 % Erhaltung HAT. Da kann man dann alte Lücken schleßen, und hat direkt was gewonnen. Aber auf dem Forum, da ist doch nahezu nix mehr von dem alten. Die Marienkirche, wow, die steht doch freigestellt erst richtig, wie es sein soll. So kann die doch richtig wirken. Und daher darf da, egal wie, nix hin.

    Ja, das war eine der Dinge, die auf der Veranstaltung sehr schön herauskommen (und ich gebe zu, dass mir diese fast 10 Stunden einiges gegeben haben):

    Dieser Freiraum ist allenfalls die Verkörperung von De-Urbanisierung und Bombenteppich


    Denn tatsächlich verkörpert der Freiraum erstmal den Bombenteppich, der da ja wirklich auch brutalsterweise gefallen ist. Sie ist AUCH Abbild der Zerstörung. Ich habe mir notiert (ist wohl aus dem Buch von Goebel, das Klarenbach nennt): 75 % der Gebäude innerhalb der Stadtmauern waren nach 1945 zerstört. Das heißt, das war erstmal Fakt. Henselmann hat gesagt, das sei eine Tatsache, die man zu gestalten habe (oder so ähnlich). Also, ja, der Freiraum IST eine Verkörperung des Bombentepppichs. So what? Auf diese Weise sieht mal wenigstens wer, was da so abgeganen ist, in so einer Kriegszeit, erst Sprengbomben, dann Brandbomben! Aber, dass das dann hinterher gestaltet wurde, das muss man auch sehen. Es ist spannend, dass hier welche sagen, nee, das ist nichts, das sei die Verkörperung einer "

    mutwillig zerstörten Stadtstruktur"

    . Da liegt doch das Problem: Wenn man TATSÄCHLICH historisches nicht achtet, dann erst zerstört man mutwillig. Natürlich hat auch die DDR sowas gemacht. Zerstörung. Aber, sie haben das bereits Zerstörte gleichzeitig gestaltet.Wir sollten nicht diesen Fehler wiederholen!

    Schon von vornerein zu behaupten, eine Bebauung des Areals ist zwangsläufig eine nach dem Vorbild Cubix, Alea und Alexa... (

    Also, ich behaupte das nicht von vorneherein. Aber, Hand aufs Herz, ist das nicht sonst überall so gewesen, wo rekonstruiert wurde? Und, selbst wenn nicht, viel wichtiger war mir bei der Aussage über das Kubik-Pendant: Egal, was man da hin macht, es stört. Mich.

    Foristen, die in den gemütlichen Gründerzeitgebieten wohnen

    Und, ja ich wohne in einem Gründerzeitenviertel. Probleme damit? Ich nicht. Ich gehe gerne auf das RHF, seit ich denken kann. Stadt ist Vielfalt. Ich muss nicht überall da wohnen, wo ich es schön finde! Stadt ist funktionell differenziert.

    OK; Marx und Engels sind irgendwie bedeutend, zurück zum Thema

    Ich lese hier ja schon seit einer ganzen Weile, da ich diesen Thread besonders spannend finde, da alle Meinungen vertreten sind. Er hat mich, zusammen mit der allgemeinen Diskussion, von einigem abgebracht, sodass ich etwas milder geworden bin, aber bestimmte Positionen von mir haben sich auch bestärkt. Da ich hier bisher nur sehr ausführlich gelesen habe, erlaube ich mir heute mal etwas mehr zu formulieren, als Antwort auf euch eben auch. Das ist ein Kraftakt:


    Mir ist wichtig die historische Betrachtung des Themas Rathausforum. Und unter „historisch“ verstehe ich wissenschaftlich-historisch, eben, wie die Geschichtswissenschaften das tun. D.h. nach 30 Jahren, einer Generation, sind Architektur und Städtebau in einem Gebiet historisch, und man sollte die Architektur dann also schon so betrachten, dass man ihren Wert erstmal versucht zu verstehen, statt, wie bei jüngerer Architektur, Architekturkritik zu betreiben. Alle Teile werden dann also mit einem Respekt vor der Leistung einer älteren Generation mit einer gewissen Ehrfurcht aber dennoch kritisch-objektivierend betrachtet. Hier wurde oft kritisiert, dass angeblich die, die den Bestand des Rathausforums begründen, nur die eine Schicht, die der DDR, verteidigen würden, nicht aber die historische Schicht des alten Berlin, das da gewesen sei. Diese Argumentation erstaunt mich zutiefst. Denn ich gehe wie ein Restaurator davon aus, dass zur Erhaltung nur das wertvoll ist, was da ist, also nur das materiell noch vorhandene. Das, was da war an Barocken und vormodernen Häusern, war wertvoll, da besteht überhaupt kein Zweifel, und es IST bedauerlich dass es zerstört wurde. Aber, da es hinfort ist, ist es für mich doch auch für immer verloren. Ich sehe alles als wertvoll an, was älter als 30 Jahre ist, wenn ich gründe für seinen Wert finde. Und diese Gründe finde ich in der persönlichen Betrachtung vor Ort und in der Betrachtung durch Architekturhistoriker, die herausarbeiten, wie das gemeint war und wie es auch tatsächlich ist, was sich benennen lässt an gestalterischen Werten.


    Das also zunächst, mit vielen Worten, vorausgesetzt, kann ich nun klarer gliedern, was ich meine:


    • Das Rathausforum ist mit allen seinen historischen Gebäuden wertvoll, Marienkirche, Rathaus, wie auch Fernsehturm und Wohnscheiben. Dazu gehört auch der Freiraum insgesamt.


    • Die Bedeutung liegt darin, dass eine moderne Gestaltung nach den gravierenden Zerstörungen des 2 WK einiges von dem Vormodernen erhalten, und in eine neue Gestaltung integriert hat. Und dieses haben die Vorträge bei der TU-Veranstaltung für meine Begriffe sehr klar herausgearbeitet. Ich fand da einiges Neu und es gar nicht langweilig (also der Vortrag nach der Pause, den Ben nicht mochte).


    • Die entstandene Gestaltung ist einzigartig und eine unglaubliche, nie wiederkehrende Qualität, so viel Freiraum in einer Stadt zu haben, der für die Bürger, Passanten und Touristen frei zur täglichen Nutzung steht.


    • Die Intention der damaligen Planer ist auch recht spannend, nämlich, anstelle eines ursprünglich geplanten brutalen Stalin-mäßigen Hochhauses einen vielfältigen Stadtraum zu schaffen, an dem man auch noch WOHNEN konnte, obwohl das das Zentrum war. Das ist eine ideale Komposition aus übergeordnet bedeutend und ganz normal.


    • Ich verstehe inzwischen, dass viele Berliner anscheinend möchten, dass in diesem Raum einige Erinnerungen daran aufgestellt werden, wie der Raum vor der DDR-Veränderung war. Ich denke, dass das in Form von Denkmälern durchaus denkbar ist, ohne der gesamten Gestaltung zu sehr zu schaden. Luther und einige weitere Denkmale werden wieder aufgestellt werden, das ist beschlossen, und das ist OK. Benedikt Goebel hat das auf der TU-Veranstaltung schön gezeigt. (Nur die Kolonnaden werden gestalterisch so nicht mehr reinpassen, daher bleiben sie hoffentlich, wo sie sind, im Kleistpark. Und das sage ich, obwohl ich ihr Verschwinden an dem Ort tatsächlich am meisten bedauere, denn ich liebe alleine diese Geschichte: Die Kolonaden sollten ursprünglich den Blick auf den verkommenden Festungsgraben zugleich versperren als auch diese Versperrung verschönern helfen. Statt den Festungsgraben als Wasserfläche zu gestalten. Dann, als der Graben nicht mehr da war, waren die Kolonaden immer noch eine sehr beeindruckende Herausleitung aus der Stadt auf den Ochsenplatz und späteren Alexanderplatz.)


    • Ich meine aber, dass eine Bebauung des Rathausforums und des Marx-Engels-Forums mit Häusern eine Katastrophe wäre! Das sieht man schon an dem neuen Riesenbau gegenüber Kubix.


    • Der Grund: Ein Freiraum, wie dieser, funktioniert als Großform. Und das meine ich ja gerade als Nutzer: Ich genieße es jedes Mal auf dem Platz, die vertrauten Gebäude, Kleihues Kaufhof, das damalige „Hotel Stadt Berlin“, den Fernsehturm, die Marienkirche, die Wohnscheiben, die Friedrichswerdersche Kirche, etc, all das von quasi jedem Punkt des Platzes aus zu sehen, zu bewundern, wie sie in Proportionsverhältnisse treten, die sich aus jeder neuen Perspektive wieder ändern.


    • Ich genieße die Weitläufigkeit, die Chance, sich selber immer wieder neue Ecken dieses Riesenraumes zu erschließen (Goebel sagte, dass der viel Größer ist, als man i der Wahrnehmung eigentlich realisieren kann, das hat mir gut gefallen), ganz verschiedene Menschen zu sehen und das Gefühl zu haben, dass die alle gemeinsam und mit mir auf diesem Platz sind.


    • Wenn man hier wirklich weitere Häuser hinbaut, etwa gegenüber dem Rathaus, dann schadet man dem Platz in einer Weise, die entweder unwissentlich oder bewusst von vielen nicht benannt wird: Solch eine Großforum funktioniert nur, solange der Blick frei bleibt. Sie funktioniert an Rathausforum und Marx-Engels-Forum insbesondere nur, wenn die Geschlossenheit, die durch die Wohnscheiben entsteht, nur von außen von ihnen definiert wird, während im inneren nur wenige, historische Bauwerke stehen. Hier sind es ja sehr wenige, also ganz konzentriert und (im gänzlich positiven Sinne) bescheiden: Marienkirche und Fernsehturm.

    Zur TU-Veranstaltung

    Schade, ich habe euch nicht entdeckt, da ich irgendwie nur nach jemandem mit eine Glatze suchen konnte, und da passte nichts so richtig...


    Ich fand es eigentlich am spannendsten, dass da so zwei verschiedene Meinungen gegenüberstanden: Einige meinten, das ganze Rathausforum sei ein Zufallsprodukt. Man habe gewissermaßen ewig überlegt, und dann habe man einfach irgendwas gebaut.
    Benedikt Goebel hat das schon in anderen Vorträgen gesagt, (gestern war sein zeitlicher Rahmen nur „bis 1965, weiß nicht genau, wieso), aber damit kam das wenig heraus, aber er hat es dann in einem Diskussionsbeitrag noch eingebracht.
    Prof. Bodenschatz, der eine Weile lang dabei war, vertrat diese Position ebenfalls und sie klang auch bei Gillen durch (dabei muss man allerdings sagen, dass das Marx-Engels-Denkmal und sein Standort nun wirklich eine Geschichte der Unentschiedenheit ist! Daran gibt’s kaum was zu deuten).
    Dann wiederum gab es die Vertreter der Position, das sei so durchaus geplant. Das waren wahrscheinlich Frau Wittmann-Englert (die hat die Veranstaltung anscheinend mit organisiert), sicher Hillmann und Frau Dolff-Bonekämper und einige andere in der Diskussion. Dolff-Bonekämper hat in der Podiumsdiskussion irgendwas gesagt wie, dass es um das Produkt ginge, nicht darum, ob da verschiedene Positionen gegenüber gestanden hätten. Das fand ich eine ziemlich sachliche Position.
    Hillmann hat im Einzelnen vorgeführt, wie in den jeweiligen Eigenschaften des Rathausforums Inhalte umgesetzt worden sind, die den Auftraggebern dieser Planungen wichtig waren, und offenbar auch Hermann Henselmann, der da ja als Architekt mitgemischt hat.


    Ich habe mir aufgeschrieben: Alt gegen Neu als eine politische Aussage, Hoch und Flach, Offen und Geschlossen. Ich denke auch, dass das Forum so wie es ist mit der Stadt in einem wirklich stimmigen Verhältnis steht, und dass das kein Zufall sein kann, dass da also die Planer und Architekten wirklich etwas überlegt und umgesetzt haben, während eigentlich eher die übergeordnete Politik lange gezögert hat. Ich meine, das kam bei Gillen auch ganz schön raus, wie da die Architekten immer wieder Pläne für Hochhäuser im Zentrum gezeichnet haben, ich fand fast, die haben die SED-Officials so ziemlich verarscht, weil das eigentlich nie irgendwo mal so der geniale Wurf war, der für diese Stelle halt hätte sein müssen. Da konnte also nie was draus werden. Und Henselmann und andere haben es dann mit viel Geduld immer wieder auf Formen hingeführt, die sinnvoll sind, und die sich dann irgendwann realisiert hat. Also, ich glaube, anders als beim Berliner Dom gilt hier „Was lange währt wird endlich gut“, und NICHT „Was lange währt wird selten gut“.

    Umfassende Veranstaltung zum Thema an der TU B., am 3. Mai 2013

    Hallo, ich habe hier schon oft gelesen, mich aber noch nicht beteiligt. Auf dieses Forum mit dem Thema Rathausforum stieß ich, da ich nach einer Veranstaltung suchte, die im vergangenen November hier diskutiert wurde, das war spannend. Heute möchte ich euch auf eine sehr vielfältige Veranstaltung aufmerksam machen, bei der nämlich alle Meinungen zu Worte kommen, wieder sind Benedikt Göbel, Flierl und Frau Dolff da, aber auch einige Neue, und nach der Veranstaltung können wir darüber ja ausführlich diskutieren:
    Hier nur der Text der Einladung:
    http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=21712
    Und hier gibts den Flyer:
    http://www.geschundkunstgesch.…13/Flyer_Rathausforum.pdf


    Wenn ihr nun ein wenig "Bekenntnis" von mir lesen möchtet: Ich finde die Diskussion hier sehr spannend, und ich schätze es, dass sie immer differenzierter wird, dass sich die Positionen also etwas annähern, auch, wenn sie sich nie GANZ annähern können. Was mir bei der damaligen Diskussion negativ aufgefallen ist, war der Hinweis, dass "nur Fachleute" dem Platz etwas abgewinnen können, und das die das als "Forschungsobjekt" und nicht, wie ein Nutzer sehen. Das hat mich gestört, denn ich denke, jede Meinung ist soviel Wert, wie sie aussagt. Eine Meinung ist nicht deshalb wertlos, weil sie etwa von einem mit einer besonderen Perspektive genannt wird. Daher finde ich die Veranstaltung auch so toll, da sie wirklich mal alle vereint. Sogar Martina Levin ist da, insofern hört man auch was von der Planung. Ich freue mich, hier nun angemeldet zu sein und auf Gespräche!