Beiträge von Novaearion

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    Nur so viel: das Baukollegium ist genau das Gegenteil von Demokratie. Es steht exemplarisch für das, was - und damit nehme ich mich selbst sogar aus - die Menschen mit einer fernen, nicht greifbaren und eben bewusst nicht legitimierten Elitenherrschaft meinen.

    Alleine das Land Berlin in seinem zweistufigen Aufbau mit gewählten BVV und dem Landesparlament steht für die Demokratie. Dazu gehört auch Herr Gothe als Baustadtrat. Das Baukollegium ist ein "nice to have", welches man sich gegönnt hat, um unter - und das meine ich ebenfalls nicht ideologisch - RRG eigene dauerhafte Akzente in der Stadtgestaltung zu setzen. Faktisch ist dieses Gremium schlicht beratend, verzögert aber allein durch die mediale Präsenz und die "Angst", dass Vorhaben vermeintlich von offizieller Seite abgelehnt werden, fast jedes Bauvorhaben.

    Du sprichst selbst davon, dass die fachliche Expertise von Denkmalschutz und Verkehrsplanung herangezogen werden müssen. Ersteres ist jedoch Baunebenrecht und eben nicht die Ultima Ratio, um über die Höhe einer Bebauung zu entscheiden. In welche perversen Szenarien das mündet, sieht man übrigens am Kinderkrankenhaus Weißensee oder der Brücke am Schloss Köpenick: Denkmalschutz heißt am Ende leider gar nichts. Es werden unter Schutz stehende Gebäude abgerissen und gleichzeitig neue Gebäude "gestutzt", weil willkürliche Sichtachsen nicht mehr bestehen würden. So, als wäre durch den Bau des Fernsehturms für alle Zeit die Berliner Stadtplanung determiniert. Ich meine es wirklich ernst und ohne Bewertung: Es ist Willkür, denn eine Abwägung unterliegt immer einer Ermessensentscheidung. Mit vermeintlicher Demokratie hat dies nichts zu tun, wie oben geschrieben im Gegenteil - Es führt dazu, dass Menschen sich von solchen Elitengremien abwenden und das Gefühl bekommen, dass es tatsächlich nicht klar ist, wer der Souverän ist und wie weit seine Befugnisse reichen.


    Was die "Qualitätssicherung" betrifft, kann man sich gerne alle Projekte anschauen, die vom Baukollegium beraten wurden und selbst ein Urteil bilden, ob andere internationale Metropolen ein weniger attraktives Stadtbild haben als Berlin oder ob nicht gerade durch die piefigen Diskussionen auf einem mittelmäßigen akademischen Niveau tatsächlich gute Stadträume und Architekturen entstanden sind.


    Die Verkehrsplanung wird, als eigenes Haus der SenMVKU, ohnehin obligatorisch herangezogen und hat einen großen Einfluss darauf, was verkehrlich möglich ist und was nicht (und wie Lösungen aussehen könnten, um es doch zu ermöglichen). Nebenbei, direkt vor der Tür befindet sich ein U- und S-Bahnhof sowie fußläufig der Regionalbahnhof Alexanderplatz mit weiteren U-Bahn-Linien und Straßenbahnen und Bussen.


    Hier wird einfach sehr viel vermischt. Und was wäre die Konsequenz, aus 115 Metern 95 zu machen? Der Turm würde seine Krone verlieren. Die BGF wäre vermutlich die gleiche, aber es wäre eine Kiste und keine abgestufter Turm. Entsprechend wären die Auswirkungen für die verkehrlichen Belange unabhängig von der Gebäudehöhe, es sei denn, man deckelt die BGF so, dass es auch am Ende eine 70-Meter-Kiste werden würde oder eben ein 95-Meter-Turm, den der Investor dann freiwillig in die Höhe baut, ohne Fläche zu gewinnen.


    Unabhängig von der verwaltungstechnischen Diskussion ist es absurd, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands - gerade im Vergleich zu benachbarten Staaten - freiwillig in einer innerstädtischen Lage einem Investor das Leben schwerzumachen, anstatt die höhere Investition zu begrüßen. Wir reden hier weder von einem Burj Kalifa noch wird dafür ein Park vernichtet.

    Und zur Erinnerung-- so soll das Gebäude einmal aussehen.


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    Bildrechte: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co.KG

    Ich würde sagen nein, es kommt zum Glück eine bessere, kleinteiligere Version, da mehr abgerissen wurde als ursprünglich geplant:


    230503_AWH40_Blick-Adolphsbruecke-1-scaled.jpg


    Bildrechte: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co.KG


    Quelle: https://www.art-invest.de/wp-c…olphsbruecke-1-scaled.jpg / https://www.art-invest.de/projekt/alter-wall-40/


    Man achte auf den nicht mehr vorhandenen Versprung ab dem zweiten Gebäude rechts und die plastischere und sich farblich besser absetzenden Fassaden aller Bauten. Insgesamt eine sehr gute Entwicklung gegenüber dem Vorzustand, wenn auch natürlich noch mehr möglich gewesen wäre. Sollte es wirklich so kommen, wäre es auch eines der wenigen guten Beispiele, bei denen sich die Umplanungen im Laufe der Planung und des Baus zum Besseren verändern und nicht vereinfacht werden.

    Ich bin ja großer Freund von Altbauten, aber weder hat dieses mehrfach überformte Gebäude irgendein Alleinstellungsmerkmal noch würde sich hier städtebaulich eine andere Lösung anbieten - Der Bestandsbau steht ein Stück abgewandt und ca. 30 Grad diagonal zur Bahnstrecke. Würde man den Bau ertüchtigen / sanieren, fiele eine größerer Teil der Flächen für die Neubauten schlicht weg. Übrig blieben Restflächen, die dem Lärm der Bahntrasse ausgesetzt werden und Lofts / Büroflächen im Altbau direkt an der Bahn.


    Die geplanten (höheren) Neubauten direkt an der Bahntrasse schirmen hingegen den Lärm komplett ab, was überhaupt erst eine ruhige Wohnbebauung ermöglicht.

    Siehe dazu die Seite von Kondor Wessels, die es gut darstellt:

    https://www.kondorwessels.com/projekte/staytion/

    Jetzt geht es dem Altbau an den Kragen. Interessant zu sehen, wie modern das Gebäude doch innen war und die Fassade lediglich vorgeblendet.


    Dem vorletzten Mieter in den Flachbauten des Forums Pankow wurde zu Ende Juli gekündigt, bald wird auch Edeka seine Koffer packen:


    https://www.berliner-kurier.de…rner-muss-raus-li.2217749


    Neulich hatte ich gelesen, dass jedoch noch keine Baugenehmigung vorliegen würde. Leider finde ich den Artikel nicht mehr; es kann also gut sein, dass es nach dem Abriss aller Gebäude bis zum Baubeginn noch etwas dauern wird.


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    (c) eigene Aufnahme

    Unabhängig wie man zur Architektur steht, wäre es fatal, die Sanierung jetzt noch anzuhalten. Man hat ein marodes, aber noch funktionierendes Haus dann unnötig geschlossen. Mit jeder Verschiebung wird der Bau nur noch teurer. Im Worst Case - und davon muss man in der aktuellen Haushaltslage ausgehen - haben wir jetzt hier auf viele Jahre eine Bauruine.

    Jedes moderne Holzgebäude erfüllt selbstverständlich die geltenden Brandschutzanforderungen. Sockel und Fahrstuhl sind aus Fluchtgründen idR aus Beton, das liegt aber auch an den deutschen, viel zu strengen, Auflagen. Wenn ein Großbrand ausbricht, bist du entweder a) vom Rauch tot, b) wirst von den Flammen eingeschlossen, weil etwas im Haus brennt, was dir den Weg abschneidet (Bauweise sowieso egal) oder c) kommst ohne Probleme raus, weil der Brand deinen Weg nicht abschneidet.

    Wie man tatsächlich im Jahr 2024 denken kann, dass solch ein Haus aus Holz einfach so als Vollbrand direkt abfackelt wie im Mittelalter, ist mir in einem Architekturforum doch sehr unklar und insbesondere, dass man sich darin unwohl fühlt. Ich hoffe, du hast keine brennbaren Gegenstände im Haus.

    Ich verstehe die Argumentation und bin mit dem Ergebnis der Sanierung der Oper auch alles andere als zufrieden, wäre doch fast jeder beliebige Geschäftsbau an der heutigen Brache belebender als der geplante Kasten.

    Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass Berlin bereits das Schillertheater als eigenes Haus geschlossen hat und solch ein Schritt unwiederbringlich wäre. Drei Opern in Berlin sind auch nur eine pro Großstadt mit 1,3 Millionen Menschen. ;)


    Den wirtschaftlichen Pessimismus teile ich aber nicht. Mag der Sparzwang gerade Thema sein, die Berliner Wirtschaft wächst trotz des schlechten Umfelds weiterhin solide und ist seit wenigen Jahren und zunehmend über dem deutschen Durchschnitts-BIP:


    https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/042-2024

    Wir werden zwar etwas Off Topic, aber die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können heute schon oft nur in Berliner Landesflächen im Land Brandenburg ausgeglichen werden. Im Land Berlin selbst gibt es kaum noch Möglichkeiten; insofern ist die Bebauung in der Urban Tech Republic und dem Schumacher Quartier quasi das absolute Maximum, was dort geht. Grundsätzlich könnte man jedoch auch mehr Flächen versiegeln, aber dann bräuchte es eben auch woanders Alternativen. Die gibt es aber wie erwähnt (kaum) noch.

    Was hier gar nicht thematisiert wurde: In Tegel Nord und der Cité Pasteur sollen weitere ca. 4.000 Wohneinheiten errichtet werden. Am Festplatz gibt es auch Diskussionen, dass dieser als weiteres Stadtquartier bebaut werden soll. In Summe reden wir also von 20.000 Arbeitsplätzen plus 20.000 Menschen, die dort leben und arbeiten werden. Das ist gar nicht Mal wenig.

    Außerdem: Die Bebauungsplanung läuft seit vielen Jahren. Erste Bebauungspläne sind fertig. Da kann man nicht eben einfach so den Prozess abbrechen und sagen, wir bauen nun 50.000 Wohnungen. Millionen Steuergelder aus der Planung wären dann weg + man würde nicht vor 2030 überhaupt mit dem Bau beginnen.

    Wichtig ist doch, dass es endlich losgeht in Tegel.

    Hier finden tatsächlich heute Fällarbeiten statt und ein kleiner Bagger bewegt Erde. Ca. ein Drittel der Parkplätze ist abgesperrt. Kann gut sein, dass Kondor Wessels es mit "2024" tatsächlich ernst meint und dieses Jahr die Abbrucharbeiten beginnen. Eine Baugenehmigung ist mE immer noch nicht erteilt oder es ist darüber nicht öffentlich berichtet worden.

    Für das Projekt Staytion Pankow gibt es ein wichtiges Update: Kondor Wessels hat die Projektseite überarbeitet.


    https://www.kondorwessels.com/projekte/staytion/


    Entsprechend soll es dieses Jahr endlich losgehen, jedoch wird mit einer Bauzeit von sechs Jahren ausgegangen.


    Die Renderings sind nicht nur schlechter als vor ein paar Jahren, auch die Architektur wurde leider vereinfacht. Städtebaulich bleibt alles beim Alten, lediglich der Bau direkt an der Damerowstraße (Torbau über der Einfahrt neben dem Ärztehaus) wurde offenbar ersatzlos gestrichen.

    An dieser Stelle sei mir ein bisschen Populismus verziehen - die Unterschutzstellung aller DDR-U-Bahnhöfe an dieser Strecke ist ein Wahnsinn.

    Ich könnte vollkommen nachvollziehen, würde man Tierpark als einzigen unterirdischen U-Bahnhof der DDR und einen anderen oberirdischen in die Denkmalliste aufnehmen, aber ALLE?

    Der Denkmalschutz wird durch sowas doch entwertet. Gleichzeitig wird jede Sanierung kostspieliger und wird aufgrund der moderneren technischen Einbauten doch immer ein Kompromiss bleiben.

    Neben der wunderschönen Architektur ist der Gewinn an Urbanität herausragend.

    Ich finde, man kann (und sollte) immer über Fassaden und Materialität streiten dürfen, aber unabhängig von der vor Jahren geführten Diskussion ist der gebaute Stadtraum für Potsdam von unschätzbaren Wert, verbindet er doch seit 1945 endlich wieder den zentralen Eingang vom Bahnhof mit der erhaltenen Innenstadt.

    Wer es noch von früher kennt, wird mich sicher verstehen. Es war ein Nicht-Ort, tatsächlich die wortwörtliche Abwesenheit der Stadt. Ein Transitraum, den man nur schnell verlassen wollte, trotz der Nähe zum Wasser.