Beiträge von baukasten

    ^ Die Tschaikowskistraße 7 habe ich heute beim Vorbeifahren abgelichtet. Auffälligster Unterschied zum Vorzustand: anstelle der früheren Hofdurchfahrt (im Hof befand sich eine alte Hochgarage aus den 20ern) ist eine Wohnung entstanden. Die Fassade war noch in gutem Zustand und musste lediglich gesäubert werden. Sehr schön ist natürlich, dass man die Malereien unter der Traufe wiederhergestellt hat.




    So gut wie abgeschlossen ist auch die Umnutzung einer ehemaligen Hochgarage im Ranstädtischen Steinweg in ein Wohnhaus. Im Erdgeschoss wird weiterhin geparkt, in den Geschossen darüber nun gewohnt. Für die Erschließung der Wohnungen mussten zwei Treppenhäuser neu errichtet werden.




    In der Käthe-Kollwitz-Straße gehen die Sanierungsarbeiten weiter. Dort entwickelt ein Investor sechs Häuser (Nr. 91 – 101) auf einen Schlag. Nr. 97-101 sind bereits seit 2008 fertig. Es folgte ein monatelanger Stillstand, erst seit Juni dieses Jahres werden die Sanierungsarbeiten fortgesetzt. Das Sanierungstempo ist aber nicht allzu zu hoch. Immmerhin ist die Fassade von Nr. 95 mittlerweile erneuert worden.



    Bilder: baukasten

    Update zu begonnen und geplanten Sanierungen:


    Könneritzstraße 40, 44, 46:
    - die Sanierung dieser drei Gebäude hat begonnen
    - das teilentstuckte Eckhaus Könneritz-/Industriestraße soll im Zuge der Sanierung seinen Fassadenschmuck wieder erhalten


    Nonnenstraße 19-21 (Hochbau Nord der ehemaligen Buntgarnwerke)
    - Erd- und 1.Obergeschoss werden bereits teilweise gewerblich genutzt
    - die oberen drei Geschosse stehen leer, der für 2006 geplante Umbau zu Loft-Wohnungen durch die saxmedia GmbH kam nie zustande
    - jetzt offenbar neuer Anlauf durch den Leipziger Projektentwickler casa-gobau:
    http://www.casaconcept-leipzig…navi=ref_aktiv&street=BGW
    - laut dieser Grafiken sind umfangreiche Eingriffe in die Denkmalsubstanz geplant: teilweise Loggien statt Fenster an der Fassade zur Elster, Abbruch des Ostflügels
    - das kleine Hafenbecken deutet vielleicht auf eine ebenfalls geplante Revitalisierung der benachbarten Parkplatzbrache hin


    Shakespearstraße 4:
    - das im Krieg teilzerstörte Gebäude soll bei der demnächst anstehenden Sanierung teilrekonstruiert werden
    - das heute fehlende dritte Obergeschoss und das Dach werden entsprechend alter Pläne wieder hergestellt

    Käthe-Kollwitz-Straße 91-101:
    - seit Ende vergangenen Jahres kein Baufortschritt mehr erkennbar, lediglich die Nummern 91, 93 und 97 wurden fertig gestellt (sind zu ca. 80% vermietet); bei der ansanierten Nummer 95 tut sich nichts mehr; bei den Nummern 99 und 101 hat sich noch gar nichts getan
    - sollte der Projektentwickler (3D) Finanzierungsprobleme haben, hätte das auch Auswirkungen auf die alte Aromafabrik in der Schreberstraße, die in diesem Jahr zu einem Wohnhaus umgenutzt werden sollte; auch das Forum Thomanum wollte sich dort evt. einmieten

    ^ Ein paar Ergänzungen:


    - Stadt und Kulturstiftung bemühen sich um eine Unterschutzstellung des Eingangsbauwerks des ehemaligen Bowling-Treffs (die unterirdischen Anlagen stehen bereits unter Denkmalschutz), das Landesamt sträubt sich wohl noch, Begründung: das Gebäude sei zu jung (!) für eine Unterschutzstellung
    - genaueres zum Nutzungskonzept des geplanten Kulturzentrums Mitte wurde nicht gesagt


    - zur Nedden will bis Ende des Jahres einen neuen Rahmenplan für das Gebiet des ehemaligen Königsplatzes und Umfeld erarbeiten lassen, geplant sei ein Workshopverfahren, evt. auch ein städtebaulicher Wettbewerb mit einigen eingeladenen Büros (vgl. Westseite Hauptbahnhof, Lindenauer Hafen)


    - der Vertreter der Stadtbau AG machte relativ unmissverständlich deutlich, dass er von der bisherigen Zusammenarbeit mit der Stadt enttäuscht sei, insbesondere die lange Bearbeitungszeit für den neuen städtebaulichen Rahmenplan könne er nicht nachvollziehen
    - Gormsen (Stadtbaurat a.D.) warf in diesem Zusammenhang dann später ein, dass für die Ausarbeitung des derzeitigen Rahmenplans den Büros damals nur zwei Wochen Zeit gegeben werden konnte und die Ergebnisse trotzdem von hoher Qualität gewesen seien


    - zur Markthalle: die geplanten Standmieten seien auf die finanziellen Möglichkeiten der regionalen Händler zugeschnitten, Fressbuden soll es möglichst wenige geben, geplant sei auch ein größerer Supermarkt und eine größere Anzahl von PKW-Stellplätzen
    - die Keller der alten Markthalle sollen wieder verwendet werden, bezüglich der Architektur wollte sich der Stadtbau-Vertreter nicht festlegen, moderne oder traditionelle Architekturzitate des alten Licht-Baus seien aber denkbar, Hoquel sprach sich sogar für eine Reko aus


    - da der Vertreter der katholischen Kirche nicht anwesend sein konnte, gab es diesbezüglich auch nicht viel Neues, Hoquel stellte zur Nedden lediglich die Frage welche Möglichkeiten er sieht, das geringe Bauvolumen mit dem exponierten Standort in Einklang zu bringen
    - zur Nedden entgegnete darauf, dass das Bauvolumen nicht entscheidend sei, es gäbe genügend Beispiele die zeigen würden, dass sich auch eine kleine Kirche im Umfeld großer Bauten behaupten könne, als positives Beispiel nannte er die Donaucitykirche in Wien

    Vier aktuelle Bauvorhaben und ein Workshopverfahren, in allen Fällen geht es um recht prominente Stellen:


    Waldplatz/ Friedrich-Ebert-Straße:
    Durch Abbrüche größtenteils spätklassizistischer Bauten in den letzten 15 Jahren (das Eckhaus wurde erst 2006 zugunsten einer zusätzlichen Abbiegespur geschleift) ist an dieser Stelle eine große Brache entstanden, die nun wieder geschlossen werden soll. Laut Website des Planungsbüros ist ein Ärztezentrum geplant, das in 2 Bauabschnitten bis 2011 entstehen könnte.


    Simsonplatz (Reichsgericht):
    Neben dem markanten Eckhaus Simsonplatz/ Harkortstraße (Sanierung geplant) besteht derzeit noch eine Kriegslücke. Der Bauträger des zu sanierenden Gründerzeithauses beabsichtigt an dieser Stelle die Errichtung eines ambulanten Zentrums. Der Entwurf für den Neubau stammt ebenso vom Architekturbüro baukomplex.


    Elstermühlgraben/ Stadthafen:
    Auch hier erfolgt die Planung durch baumkomplex. Geplant ist ein Wohn- und Geschäftshaus direkt am Elstermühlgraben: klick.


    Westseite Hauptbahnhof:
    Die Stadt Leipzig und aurelis Real Estate haben im vergangenen Jahr ein Workshopverfahren für die Umgestaltung ehemaliger Bahnflächen westlich des Hauptbahnhofes durchführen lassen. Als Sieger des Wettbewerbs ging das Büro ASTOC hervor. Weiterer Teilnehmer u.a.: umbaustadt.


    Viertes Bauvorhaben: hier entlang.

    Uniklinikneubau ab sofort voll in Betrieb, Rückbaubeginn des Bettenhauses noch 2009:
    Mit dem gestrigen Tag haben alle Kliniken und Polikliniken der Inneren Medizin, der Neurologie und der Tagesklinik für kognitive Neurologie im Klinikneubau in der Liebigstraße 20 den Betrieb aufgenommen.
    Die Inbetriebnahme des neuen Zentrums für Innere Medizin, Neurologie und Nuklearmedizin bedeutet auch den Abschied vom Bettenhaus. 1982/83 als einziger Klinikneubau am Universitätsklinikum während der DDR-Zeit errichtet, hat es nach 25-jähriger Nutzungsdauer ausgedient. Sobald die letzten Stationen aus dem Bettenhaus ausgezogen sind, wird so schnell wie möglich mit der Stilllegung der technischen Anlagen begonnen. Es ist angestrebt, den Rückbau des Gebäudes noch in diesem Jahr einzuleiten.
    Quelle: PM Uniklinik Leipzig


    Das nächste große Neubauvorhaben wird die Errichtung einer neuen Klinik für die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sein. Der Neubau soll sich entlang der Nürnberger Straße bis zum Bayrischen Platz ziehen. Ein Architekturwettbewerb hat bereits stattgefunden. Das Ergebnis ist bei competitionline einsehbar. Nach der Fertigstellung wird das im Hof befindliche alte Hörsaalgebäude abgerissen.

    Wintergarten-Plaza

    Um dieses „Vorhaben“ und dessen Realisierungschancen besser bewerten zu können, reicht schon ein Blick auf die aktuelle Unternehmensstrategie der LWB und die derzeitige Verfassung des regionalen Immobilienmarkts.
    Zurzeit beträgt der Schuldenberg der LWB über 900 Millionen Euro (!). Dieses eine Unternehmen ist also genauso hoch verschuldet wie die gesamte Stadt Leipzig. Was das für das operative Geschäft bedeutet, hat man in den letzten Jahren gut sehen können. Es wurde wenig saniert, dafür viel mit staatlicher Hilfe abgerissen. V.a. der damit verbundene Altschuldenerlass hat dazu geführt, dass die LWB ihre unsanierten Altbauten nicht auf den Markt brachte und verfallen ließ. Das Unternehmen spekulierte ganz bewusst auf Abrissprämie und Altschuldenerlass. Zudem sollten Investoren soweit wie möglich vom Markt ferngehalten werden. Dass die LWB als städtisches Unternehmen auch eine städtebauliche/-planerische Verantwortung hat, geriet völlig aus dem Blickwinkel. Gestützt wurde dieses Vorgehen noch durch städteplanerische Zielvorgaben aus der Daldrup-Ära (Stichwort: perforierte Stadt). In den konzeptionellen Stadtteilplänen aus dieser Zeit konzentrieren sich die sog. Umgestaltungszonen (sprich Abriss- und Begrünungszonen) genau dort, wo auch die LWB mit ihrem unsanierten Altbaubestand am stärksten vertreten ist.
    Mittlerweile drückt der Schuh aber so gewaltig, dass die bisherige Praxis - Schuldentilgung durch Abriss - für die Gesundung des schwer angeschlagenen Unternehmens nicht mehr ausreicht. Die LWB braucht dringend Geld und wird deshalb alle rund 500 noch unsanierten Altbauten in den nächsten drei Jahren verkaufen (die meisten befinden sich in (Alt-)Lindenau, Leutzsch, Neustadt, Volksmarsdorf und Neuschönefeld) und leider auch Stellen abbauen müssen. Wenn der Erlös für einen umfassenden Schuldenabbau nicht ausreicht, muss evt. auch ein Teil des bereits sanierten und größtenteils vermieteten Kernbestands veräußert werden.
    Damit wird auch klar, wie das plötzliche Wiederaufleben des Wintergarten-Projekt zu werten ist. Hintergrund ist nicht eine gestiegene Nachfrage am Markt, demzufolge eine Verwirklichung wahrscheinlich wäre, sondern die prekäre finanzielle Lage der LWB aus der so schnell wie möglich ein Ausweg gefunden werden muss. Deswegen jetzt, pünktlich zur ExpoReal, der Testballon. Vielleicht lässt sich ja wenigstens dieses einigermaßen aussichtsreiche Grundstück in bare Münze verwandeln. Das die Aussichten auf eine baldige Verwirklichung schlecht stehen, darüber macht sich, denke ich, bei den der LWB sicher niemand etwas vor. Aber wie gesagt, man bracht Geld und will deshalb nichts unversucht lassen. So gesehen sagt das Wiederaufleben des Wintergarten-Projekts auch wenig bis gar nicht über den Leipziger Immobilienmarkt aus, sondern vielmehr etwas darüber wie es um die LWB derzeit bestellt ist.

    ungestalt
    Die Mail ist etwas missverständlich formuliert. Mit „Aulagebäude“ ist hier m.E. sowohl das „neue Augusteum“ als auch die Paulinerkirche gemeint. Vergleicht man die Beschreibung der Fassade in der Mail mit den bisher veröffentlichten Ansichten, kann es sich bei der angesprochenen Vertikalfassade aus Serpentit, einem hellen Stein und Glas nur um das „neue Augusteum“ handeln. Mit „Giebelfassade“ ist m.E. die gesamte Fassade der Paulinerkirche gemeint. Wenn dort nun angeblich grüner Granit zum Einsatz kommen soll, so wie es Bild berichtet hat, verwundert es mich schon, dass dies von der SIB nicht bestätigt wird und weiterhin die Rede von einem hellen Stein ist.


    Zum Amec-Neubau:
    Nicht jeder liest Bild. Vielleicht kannst du den Artikel in einem passenderen Thread noch mal zusammenfassen.

    Ich hab nach den jüngsten Äußerungen Egaraats in der BILD noch einmal bei der SIB nach dem aktuellen Stand der Planung für die Fassaden gefragt. Folgende Antwort habe ich erhalten:


    „Sehr geehrter Herr XXX,
    […]
    Für die Fassade des Aulagebäudes kommt - ebenso wie für die Dachfassaden - ein Serpentinit (schwarz-grünlich) zum Einsatz.
    Weiterhin ist für die Vertikalfassaden ein heller Stein vorgesehen, der sich streifenförmig mit dem dunkleren Stein abwechseln wird. Dieser Stein ist allerdings kein Sandstein, wie evtl. fälschlicherweise in der Presse dargestellt, sondern voraussichtlich ein Jurakalkstein oder ein heller Granit. Die Giebelfassade des Aulagebäudes zum Augustusplatz wird fast ausschließlich aus dem hellen Stein gebildet.
    Kombiniert werden die Natursteine in den Fassaden mit Glasstreifen, die zum Teil durch Bedruckungen sehr unterschiedliche Oberflächenwirkungen besitzen werden.
    Die Kirchenfenster und die Rosette werden eine Verglasung erhalten, die nicht vollständig durchsichtig ist, sondern transluzent ausgebildet sein wird.
    Die Aula / Kirche erhält einen Boden in Naturstein, darüber sind Wände und Decken als Trockenbaukonstruktion in einer hellen Farbe konzipiert.


    Die Montage der Fassaden wird mit den Wandflächen beginnen, voraussichtlich im November 2008.


    Mit freundlichen Grüßen


    XYZ“


    Leider geht auch aus diesem Schreiben nicht eindeutig hervor, welchen Farbton der für die Paulinerkirche verwendete Stein nun haben wird. Allerdings könnte man „Jurakalkstein“ und „heller Granit“ durchaus als Dementi der Äußerung Egeraats verstehen…


    An der Gestaltung des Innenraumes scheint sich dagegen nichts mehr zu ändern. Wie bereits im Frühjahr 2007 bekannt gegeben wird das gotisierende Netzgewölbe aus weißer Keramik bestehen. Die Wände erhalten einen hellen Putz und die Säulen eine achteckige Glasummantelung.


    Und noch etwas: Wer sich für die Epitaphien der alten Unikirche interessiert, dem empfehle ich die Ausstellung "Restauro II - Epitaphien aus der Universitätskirche" vom 15.10. bis 21.11. in der Kustodie. Dort werden wahrscheinlich letztmalig vor dem Wiedereinbau sowohl bereits restaurierte als auch noch in Restauration befindliche Exponate gezeigt.

    Am Flughafen und in dessen Nähe sollen bis 2009 drei weitere Logistikzentren entstehen. Nach Angaben der Investoren könnten dadurch bis zu 2500 neue Arbeitsplätze in den nächsten Jahren entstehen.
    Die Vorhaben im Einzelnen:
    - Flughafen (Frachtbereich Süd) – das World Cargo Center wird um eine weitere Halle ergänzt, die Fläche damit auf 40.000 qm verdoppelt
    - Schkeuditz-West (das Baugebiet liegt in dem aus B6, A9 und S-Bahn gebildeten Dreieck) – Projektname: Logistikzentrum-Leipzig, 50.000 qm, Realisierung in 2 Bauabschnitten
    - Großkugel (grenzt fast an das Baugebiet in Schkeuditz-West, liegt nur auf der anderen Seite der A9 in Sachsen-Anhalt) – 180.000 qm (!), Realisierung in 2 Bauabschnitten, die Halle wird die Abmessungen der DHL-Verteilerhalle deutlich übertreffen


    Angaben über bereits abgeschlossene Verträge wurden nicht gemacht. Im Falle des Projektes in Großkugel wurde seitens des Investors sogar zugegeben, dass noch keine Nutzer gefunden werden konnten. Man muss abwarten wie sich das entwickelt und ob sich die hohen Erwartungen der Region in die Logistikbranche erfüllen werden. Ein Selbstläufer scheint es derzeit noch nicht zu sein.

    Akzeptabel aber auch weit von einer Eleganz entfernt wie sie für den Standort eigentlich angemessen wäre. Die Fensterrahmen sind zu breit (eine leichte Profilierung hätte das etwas abschwächen können), die Farbwahl ist m.E. unpassend (braun-grün statt wie ursprünglich geplant „kupferfarben“) und die breiten Fugen der Betonsteingesimse sind ziemlich unansehnlich. Kleinigkeiten zwar, aber dadurch geht das ganze doch zu stark in Richtung Billig-Look.

    Das ist schon eigenartig. Denn im Vorfeld der Ausstellung im Krochhochhaus wurde ausdrücklich betont, dass alles was dort gezeigt würde, der endgültige Stand der Planung sei. Wen hat die Bild denn als Quelle für diese Informationen angegeben? Haben die Egeraat zitiert? Und wurden irgendwelche Gründe für diese Entscheidung genannt?
    Ich hatte schon vor längerer Zeit die SIB mal um aussagekräftige Renderings gebeten und daraufhin eine Powerpoint-Präsentation mit dem Planungsstand von 2006 erhalten. Auf den Abbildungen ist die ursprünglich geplante Materialwahl recht gut zu erkennen:




    Die Veröffentlichung wurde mir ausdrücklich erlaubt.


    Laut einem Baunetz-Artikel vom März 2007, in dem die gleichen Abbildungen zu sehen waren, sollten Schiefer (Hauptgebäude, Cafe Felsche), Sandstein (Paulinerkirche) und klares und bedrucktes Glas in wechselnden Anteilen (Hauptgebäude, Cafe Felsche) miteinander kombiniert werden. Offenbar nun alles nicht mehr aktuell.
    Interessant sind auch folgende Fotos, die während der Ausstellung von zwei Modellen gemacht worden sind:


    http://www.deutscher-werkbund.…3temp/pics/af9852f35d.jpg
    http://www.deutscher-werkbund.…3temp/pics/e758034a97.jpg


    Die seitlichen Kirchenfenster sollen offenbar mit den Fenstern der darüber liegenden Institutsräume in einem Lichtband zusammengefasst werden, die gotische Form der Kirchenfenster wird demnach von außen nicht sichtbar sein. Stellt sich die Frage nach dem Lichtkonzept. Glaubt man den Abbildungen und Modellen erhalten die vertikalen Lichtbänder eine von den Innenräumen unabhängige Belichtung.


    leipziger
    Vielen Dank für deine Erläuterung. Sehr aufschlussreich! Ist also tatsächlich keine gewöhnliche Platte im engeren Sinn (darunter verstehe ich ein Gebäude in Großtafelbauweise, bei dem die Außenwand (=Fassade) eine tragende Funktion hat), sondern eine Mischkonstruktion, bei der Fertigbauteile verwendet wurden. Rein theoretisch könnte man das Seminargebäude also immer dem aktuellen Zeitgeschmack anpassen und ihm, alle 10, 15 Jahre eine neue Vorhangfassade verpassen. Das dürfte bei klassischen „Wohnplatten“ so nicht möglich sein.


    DaseBLN
    Auf lange Sicht wünsche ich mir auch die Wiederherstellung der historischen Straßenflucht in der Universitätsstraße. In 15 Jahren ergibt sich dazu vielleicht wieder die Gelegenheit. Jetzt bin ich erst mal froh, dass dort nicht noch ein bbl-Kasten steht.

    Bin zwar nur Laie, aber glaube zu wissen, dass das Seminargebäude in der Universitätsstraße kein „Plattenbau“ ist, sondern eine Mischung aus Stahlbetonskelett- und Schottenbau. Konnte man beim Teilabriss gut beobachten. Das Hauptgebäude am Augustusplatz war m.E. sogar ein reiner Stahlbetonskelettbau. Vielleicht gibt es ja einen Mitlesenden mit Fachkenntnis, der sagen kann ob ich damit richtig liege…


    Was die Qualität der bbl-Bauten betrifft, schließe ich mich Cowboys Meinung voll an. Der städtebauliche Entwurf ging soweit noch in Ordnung. Aber die Architektur der Neubauten ist schon erbärmlich. Besonders missglückt ist in meinen Augen vor allem die Fassade der Mensa zur Universitätsstraße (wozu eigentlich diese Lamellen in dieser schattigen Straße?). Zum Glück hat es Leute gegeben, die gerade noch rechtzeitig Alarm schlugen und durch ihr Engagement wenigstens für den Augustusplatz die Voraussetzung für einen separaten Wettbewerb schufen. Für die übrigen Gebäude hätte ich mir den auch gewünscht.


    Noch zwei Bilder von Freitag letzter Woche:





    Bilder: baukasten

    Ich war vorgestern auch anwesend, und danach ziemlich enttäuscht. Kontroverse Diskussion - leider Fehlanzeige. Mir hat es vielmehr nochmals deutlich vor Augen geführt, dass mfi alles wie immer machen möchte, sprich eines ihrer Stino-EKZ in eine weitere City klatschen. Wirkliche Zugeständnisse an die Stadt hat es m.E. nicht gegeben. Der Bebauungsplan fußt im Wesentlichen allein auf den Vorstellungen der mfi.
    Interessant fand ich die Bemerkung des Herrn von der GMA, wonach das Center keine große Ausstrahlung in die Region haben wird. Die Umsätze werden letztlich nur innerhalb der (inneren) Stadt umverteilt. Das Kräfteverhältnis zwischen grüner Wiese und Innenstadt wird sich durch den Neubau nicht verändern. Das bestätigt mich in meiner Meinung, dass man gerade im Hinblick auf den Konkurrenzkampf mit der grünen Wiese, mit einer Reproduktion des dortigen Warenangebots in einem Gebäude, das sich in seiner Struktur und Architektur bis auf ein paar gut gemeinte Gimmicks nicht erkennbar von einer klassischen Mall unterscheidet, keine neuen Impulse für die Leipziger Innenstadt setzen kann. Vielmehr wäre eine Abgrenzung von den Stadtrandcentern in Nutzung und Gestaltung der richtige Weg gewesen. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn des Verfahrens noch guter Hoffnung war. Mein anfänglicher Optimismus besonders in Bezug auf Gestaltungsfragen beruhte v.a. auf der Aufgabenformulierung des Architektenwettbewerbs. Hier noch mal einige kurze Zitat daraus:


    - „…innerhalb des Gebäudes [soll] ein Wohnanteil von ca. 20-30% der Geschossfläche realisiert werden“
    - „Ein bedeutender Teil der Aufgabe wird auch die Integration der denkmalgeschützten Substanz des auf der Fläche befindlichen KARSTADT-Kaufhauses sein. Die heute noch vorhandene Fassade aus Metall und die sich dahinter befindliche historische Fassade aus der Gründerzeit werden in ihrer Dualität erhalten.“
    - „Mit dem Blick auf die Prominenz des Standortes, seine Größenordnung und die historischen Identitäten der Leipziger City als Handelsplatz hat die Ausloberin die Erwartung, dass am Brühl in Leipzig ein zukunftsgerichteter Prototyp für ein integriertes, innerstädtisches Einkaufszentrum entwickelt wird.“
    - „[Es] ist die besondere Charakteristik der traditionellen Leipziger Passagensysteme zu reflektieren. Der Brühl ist zu einer positiven Unverwechselbarkeit zu entwickeln. Kleinteiligkeit, Individualität und intelligente Wiederaufnahme und Weiterentwicklung der Ortstypik sind die Prämissen für immerhin zwei Quartiere.“


    Zugegeben: beim Entwurf von Grüntuch und Ernst findet man Ansätze in diese Richtung, insbesondere was die Passage-Hof-Thematik betrifft. Aber das war es auch schon.
    Der größte Fehler war es wahrscheinlich, den Zuschlag beim Verkauf allein vom Preis abhängig zu machen. Eine absolut irrsinnige Selbstbeschränkung. Gerade in der Phase, in der noch vier, fünf andere Investoren mit im Rennen waren, hätte die Stadt am ehesten weiter reichende Forderungen bzgl. Nutzung und Gestaltung durchsetzen können. Leider hat man nur aufs Geld geschielt und nun die Quittung bekommen. Selbstverständlichkeiten wie unterirdische Parkdecks und der 20%ige Wohnanteil wurden auf einmal zur Verhandlungsmasse. Das die Stadt in fast keinem Punkt einen Erfolg erzielen konnte, war nur folgerichtig. Die Drehung des Verhältnisses zwischen großen und kleineren Einzelhandelsflächen in diesem Zusammenhang als Erfolg der Stadt verkaufen zu wollen, ist für mich wenn nicht unglaubwürdig, dann zumindest zweifelhaft. Man braucht sich ja nur mal andere innerstädtische EKZ anschauen. Die Zahl der kleinen Flächen überwiegt immer. Ich glaube nicht, dass man mfi damit wehgetan hat.


    Auch wenn ich realistischerweise nicht glaube, dass hier noch viel zu retten sein wird, habe ich mir noch mal Gedanken gemacht wie ein stadtverträglicher Kompromiss aussehen könnte:


    Nutzung:
    - UG – Tiefgarage (unter dem Richard-Wagner-Platz, der sowieso umgestaltet werden soll, ließen sich zusätzliche Stellflächen einrichten, ca. 700 Stellplätze sollten so auch möglich sein), Anlieferung
    - EG-2.OG – EKZ (alle Etagen erhielten so Tageslicht, nach jetziger Planung kann das UG nur künstlich belichtet werden)
    - 3.-5. OG - Wohnen, Kita, Kultur (nur bei einer deutlichen Ausweitung des Wohnungsangebotes lässt sich m.E. ernsthaft von Multifunktionalität sprechen, der jetzige Wohnanteil erreicht nicht einmal die städtische Mindestvorgabe von 20%)


    Gestaltung:
    - je Block zwei Passagenarme zwischen Richard-Wagner-Straße und Brühl, die in den Schnittpunkten zur zentralen Mall zu unterschiedlich großen Höfen aufgeweitet werden
    - jede Passage mit dazugehörigen Hof sollte individuell gestaltet werden und unterschiedliche Namen erhalten, gegebenenfalls mit historischen Bezug
    - der Außenbezug der Höfe muss deutlich erkennbar sein, die Passageneingänge an Brühl und R-W-Straße gestalterisch hervorgehoben werden (evt. zweigeschossiger Eingangsbereich)
    - die Passage-Hof-Häuser sollten entsprechend ihres Inneren unterscheidbare Außenfassaden erhalten, die sich hierdurch ergebende Maßstäblichkeit an den restlichen Fassadenflächen fortgesetzt werden
    - die Mall im Inneren muss versetzt angeordnet werden
    - Ladeneingänge zum Brühl/R-W-Straße und zur Mall (im B-Plan teilweise bereits so festgesetzt)
    - Ausbildung von Staffelgeschossen (bei Stadthäusern) und „Schrägdächern“ (Einhausung der Haustechnik)
    - Anbringung noch vorhandener Spolien kriegszerstörter Häuser am historischen Standort, wenn zu wenig vorhanden oder Anbringung an historischen Standort unmöglich böte sich bspw. eine Präsentation verschiedener Spolien in der Plauernschen Straße an

    dj tinitus: der gedanke, die gesprengten und vergrabenen ziegelsteine wieder auszubuddeln und neu zu verwenden, ist aber schon sehr verwegen. nicht nur bei dieser methode ist auch das argument mit den bau- und betriebskosten falsch. beim neubau entstehen ja über dem hauptraum noch drei weitere geschosse für universitäre nutzung. die hätten bei der kirchen-reko ja an anderer stelle gebaut und unterhalten werden müssen. die kosten dafür muss man ja mitbedenken.


    Die Baukosten für einen Wiederaufbau wurden immer mit 25 Mio. € angegeben. Die Wiederverwendung der originalen Ziegelsteine ist bei dieser Summe bereits berücksichtigt. Über die Mehrkosten, die bei einer alternativen Unterbringung der jetzt im Egeraat-Neubau vorgesehenen Fakultätsräume anfallen würden, können wir nur spekulieren. Allerdings dürften wir uns darüber einig sein, dass sich durch 2000, 3000 m² anderweitig unterzubringender Nutzfläche (bspw. in einem erweiterten Seminargebäude), die Gesamtkosten sich nicht verdoppelt hätten. Erst wenn das einträte, könnte man nämlich nicht mehr von einem Baukostenvorteil der Reko sprechen. Letztlich sind die derzeit veranschlagten 50-55 Mio. € Baukosten zumindest für den Haushalt der Uni aber auch nicht entscheidend, sondern allein die zu erwartenden Betriebskosten. Dass der Egeraat-Bau in diesem Punkt schlecht abschneidet wird von niemandem bestritten. Erst recht nicht von der Uni, für die genau das m.E.n. immer einer der ausschlaggebenden Gründe war, sich gegen den Egeraat-Bau auszusprechen.

    dj tinitus: und jetzt zu deinem kompromissvorschlag: das ist doch keiner.
    den raum gleichermassen als kirche und aula zu nutzen, war kein problem, solange alle uni-angehörigen christlich waren. das ist doch heute ganz anders. die breite mehrheit ist konfessionslos. muslime, juden etc. werden bei stärkerer internationaler ausrichtung künftig sicher noch mehr vertreten sein. all denen eine kirchenaula mit kanzel und altar als "versinnbildlichtes toleranzideal" vorzusetzen, wäre doch das verkappte gegenteil dessen.


    Ist es nicht eher so, dass ein Anhänger einer anderen Konfession oder ein Konfessionsloser, der sich in einem Bauwerk mit dieser Vergangenheit an christlicher Symbolik stört, sich bereits mit der kirchenähnlichen Architektur des Gebäudes schwer tun müsste, ganz egal ob es im Innern eine Kanzel gibt oder nicht? Und sollte man dann, vor allem wenn man wie du einen überkonfessionellen Andachtsraum einfordert, konsequenterweise nicht auf jedes visuelle Erinnern an eine Kirche verzichten?
    Letztlich lohnt es sich gar nicht darüber zu streiten. Denn es war nie die Rede von einem überkonfessionellen Andachtsraum, sondern hier geht es u.a. darum der christlichen Universitätsgemeinde eine neue Heimstätte zu geben, an der sie ihre Gottesdienste feiern kann. Sollten daran Zweifel bestehen, möchte ich euch fragen wieso die Uni kein Problem damit hätte, die Kanzel in eben jenem Andachtsraum anbringen zu lassen. Der offizielle Sprachgebrauch erschien mir dahingehend auch jederzeit eindeutig, es war immer die Rede von der Errichtung eines Aula-Kirchen-Baus. So muss es auch Egeraat verstanden haben, sonst hätte der nie diesen Entwurf abgeliefert.
    Und genau an diesem Punkt stellt sich wieder die Frage, warum die Unterteilung mit einer Glaswand, die für alle Nutzergruppen nur Nachteile bringt, die Baukosten erhöht und insbesondere an einer guten Akustik zweifeln lässt.

    Caspar Borner: Der Augustusplatz ist bis auf vier Ausnahmen durchweg Nachkriegsarchitektur, die zur Zeit um einen postmodernen Neubau ergänzt wird. Eine historische Abfolge und Kontinuität, vor allem eine gestalterische Bezugnahme der verschiedenen Epochen ist nicht mehr erkennbar. Wenn jetzt Bürger der Meinung sind ein Bauwerk in dieser gestalterischen Monografie wieder zu errichten, welchem jeder Ortsbezug fehlt, nur das es eben wieder da steht, dann hat es den Makel des Nostalgieschicks und entbehrt nicht eines gewissen Kitschs, da ja der Gesamtkontext nicht mehr existiert.


    Also mir erscheint deine Argumentation ziemlich willkürlich und extrem konstruiert (insbesondere was den angeblich fehlenden Ortsbezug betrifft). Das habe ich mit meiner natürlich nicht ernst gemeinten Aufforderung andeuten wollen. Angenommen man hätte die Unikirche 68 stehen gelassen, würden wir letztlich genau dieselbe Situation am Augustusplatz vorfinden wie heute im Falle einer Rekonstruktion. Eine gotische Hallenkirche und ringsherum ausschließlich Architektur des 20. Jahrhunderts. Der (architektonische) Gesamtkontext von dem schreibst würde also auch bei einer erhaltenen Unikirche fehlen. Hieße das (gemäß deiner Argumentation), wir müssten die Unikriche heute abreißen?

    Stahlbauer: Mehr als 800 Personen darunter eine Reihe von sächsischen Kurfürsten waren in der Unikirche begraben. Die in der Kirche vorhandenen Epitaphien zeugten von der Geschichte dieser Uni in Sachsen. Auch ein noch so originalgetreuer Wiederaufbau hätte das nicht wieder herstellen können.


    Was genau meinst du, was hätte nicht wieder hergestellt werden können.
    Ich gebe noch mal zu bedenken, verglichen mit allen anderen Rekonstruktionen der letzten beiden Jahrzehnte war die Ausgangslage für eine Wiederherstellung der Unikirche geradezu einzigartig gut: der Bau ist lückenlos dokumentiert; die originalen Ziegelsteine sind alle noch vorhanden; der Großteil der Kunstwerke wurde gerettet; die Bau- und Betriebskosten der rekonstruierten Unikirche wären im Vergleich zum jetzigen Neubau wesentlich geringer, die finanzielle Unterstützung und die Nutzung gesichert gewesen. Es ist jetzt schon absehbar, dass die ohnehin schon chronisch unterfinanzierte Universität durch die teure Unterhaltung des Neubaus in ihrem finanziellen Handlungsspielraum weiter eingeschränkt wird. Was zu Lasten der Ausbildung gehen wird.


    Stahlbauer: Die Planungen des Freistaates sahen ursprünglich nur einen Umbau der Bestandsgebäude vor. Es ist überwiegend der Renitenz des Paulinervereins zu verdanken, dass heute ein doch ganz ansehnliches Gebäude errichtet wird.


    Stahlbauer: Letztlich hat die Universität Leipzig doch ein akzeptables Ergebnis erreicht.


    Ersteres sehe ich genauso. Letzteres steht dazu allerdings im Widerspruch. Fakt ist, nur der Aufdringlichkeit des Paulinervereins und der späten Einsicht des Freistaates ist es zu verdanken, dass bis 2009 am Augustusplatz ein Gebäude entsteht, das im Großen und Ganzen den Ansprüchen dieses Ortes gerecht wird. Die Universität selbst hat daran nicht den geringsten Anteil. Das muss man so deutlich sagen.


    Stahlbauer: Das Problem, welches heute über der Diskussion über Glaswand ja oder nein bzw. über den Namen des Gebäudes, vergessen wird, war damals, dass der Freistaat Sachsen einen kleinen Verein ernster nahm als die Universität Leipzig.


    Anknüpfend an das eben geschriebene kann man da nur sagen: Gott sei Dank!
    Für alle die den von der Uni favorisierten Entwurf von behet, bondzio, lin nicht kennen hier der Link: Klick.



    dj tinitus: dass das "portal" am augustusplatz zugemauert wird und die leute dann "durch eine art mauseloch" ins gebäude gelangen müssten. was die frau nicht begriffen/recherchiert hat: genau das entspricht der historischen situation. egal! hauptsache anprangern!


    Bis auf diesen Lapsus ist die der Artikel gut recherchiert. Zugegeben geht die Autorin hart mit der Uni ins Gericht. Das passt natürlich nicht jedem.


    dj tinitus: zur sprengung: natürlich war die barbarei. natürlich hätte sich die uni-leitung dagegen aussprechen müssen. was die uni-kritiker jedoch verschweigen: geändert hätte dies freilich nichts.


    Falsch. Die Uni-Leitung gehörte zu den Ideengebern der Sprengung. Sie war nicht Opfer, sondern Mittäter.


    dj tinitus: überall wurde damals in den innenstädten tabula rasa gemacht, um "sozialistische zentren" aufzubauen. gemessen daran ist leipzig noch relativ glimpflich davon gekommen


    Falsch. Die von dir genannten Städte sind während des Krieges nahezu völlig ausradiert worden. Die DDR hat dort nur noch Ruinen entsorgen können. In Leipzig dagegen gab es viele wiederaufbaufähige Gebäude, von denen nur die wenigsten die kommunistische Willkür überstanden haben. Bsp.: Altes Bildermuseum, Neues Theater, Gewandhaus, Augusteum, Paulinum, Albertinum, Johanneum, Johanniskirche, Turm der Trinitatiskirche, Bürgerhäuser der Renaissance und des Barocks usw. Leipzig ist nicht glimpflich davon gekommen, sondern hat über die gesamte Zeit der DDR einen beispiellosen Aderlass an geschichtsträchtigen und stadtbildprägenden Gebäuden hinnehmen müssen.


    dj tinitus: die kirche stand aus sicht dieser planungen vor allem am "falschen platz". es gab ja sogar überlegungen, sie zu verschieben. dafür gab es aber kein okay aus berlin.


    Richtig, diese Idee gab es. Das war der letzte Versuch einiger Bauingenieure und Architekten den Hardlinern doch noch einen Kompromiss abzuringen. Der Vorschlag wurde von Uni-Leitung, Stadtverwaltung und Politbüro allerdings nicht mal ansatzweise in Erwägung gezogen. Warum auch, es war ja gerade ihre Absicht diese Kirche zu beseitigen. Was deine These von der „Kirche am falschen Platz“ widerlegt. Sie wurde ganz gezielt und ausschließlich aus ideologischen Gründen aus dem Stadtbild entfernt.


    dj tinitus: da wird so getan, als käme der geplante andachtsraum für 275 personen einer unterdrückung gleich (zur pro-unikirchen-demo kamen 150 leute, ein drittel davon journalisten)


    dj tinitus: eine studentin der "karl-marx-universität" leiptig ist heute cdu-bundeskanzlerin. und wird gerade mit der ehrendoktorwürde ausgezeichnet. hat sie ganz ohne uni-kirche geschafft.


    Je weniger die Leute von der Uni (und ihrer Geschichte) Ahnung haben, desto schriller werden die Argumente.



    Caspar Borner: Ein Wiederaufbau des ursprünglichen Gotteshauses – welches ja auch schon zu Martin Luthers Zeiten als Aula genutzt wurde – am heutigen Augustusplatz ist ähnlich der Erschaffung von Disneyland: Kitsch und Retroschick.


    Eine wieder aufgebaute Universitätskirche hätte man aus den von mir eingangs erwähnten Gründen eben gerade nicht mit Kitsch in Verbindung bringen können.


    Caspar Borner: Ein Wiederaufbau der Universitätskirche hätte auch einen Abriss des Gewandhauses, der Oper, der Hauptpost oder des Weisheitszahns etc. zur Folge um die architektur-historische Bedeutung des Gesamtensemble zu visualisieren, deren Bestandteil ja auch die Universitätskirche war.


    Stimmt, genauso sollten endlich alle Bauten der Renaissance und des Barocks aus Leipzigs Altstadt entfernt werden, da deren architektur-historische Bedeutung in einem gründerzeitlich und zeitgenössisch überformten Umfeld nicht mehr zum Tragen kommen kann.



    Zum Schluss mein Kompromissvorschlag:
    Einführend ein Zitat aus dem Zeit-Artikel: „[…] das Gebäude, an das hier eigentlich erinnert werden sollte, war jahrhundertelang Kirche und Aula in einem. 1231 als Klosterkirche gegründet, 1545 von Martin Luther als Universitätskirche geweiht, diente es immer religiösen wie weltlichen Zwecken, wurde nach 1945 für Gottesdienste beider christlicher Konfessionen genutzt, versinnbildlichte also ein Toleranzideal, letztlich die Utopie des friedlichen Miteinanders. […]“
    Lohnt es sich wirklich nicht, daran anzuschließen?
    Egeraat selbst hat darauf wie ich finde, doch die deutlichste Antwort gegeben, in dem er der von der Uni geforderten Aula im Äußeren und zunächst auch Inneren das Antlitz einer Kirche gab. Die Absicht dieses Gebäude nun Paulinum nennen zu wollen ist deshalb m.E. absurd. Schon allein deshalb, weil es sich nun mal nicht um einen reinen Aula- und Fakultätsbau handelt.
    Mein Vorschlag: ein Doppelname, bspw. Universitätskirche – Universitätsaula. Die Glaswand sollte entfallen und im Kirchenschiff ein weiteres Säulenpaar bis zum Borden reichen, um die Anbringung der Kanzel zu ermöglichen. Damit wäre auch die Trennung in Aula und Andachtsraum überflüssig. Alle Nutzer sollten immer den gesamten Raum für ihre Zwecke in Anspruch nehmen können. Eine Weihung des neuen Gebäudes ist nicht notwendig, da die Unikirche nie entweiht wurde.

    Heute jährt sich die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli zum 40. Mal.
    Für die Interessierten unter euch hier eine kleine Presseschau:


    Zeit:
    Vier Sekunden Sozialismus
    Die Angst vor der Kirche
    (beide sehr empfehlenswert)


    MDR: 40 Jahre Sprengung der Paulinerkirche – Thementag
    (sehr empfehlenswert)


    Rheinischer Merkur: „Was weg ist, ist weg.“

    Welt: Als Walter Ulbricht eine Kirche sprengen ließ


    LVZ: „Das Ding muss weg“ - Leipzigs Paulinerkirche vor 40 Jahren gesprengt


    Mitteldeutsche Zeitung: Gedenken an Sprengung der Paulinerkirche