clouth / halle 17 / städtbauliche "philosophie"
http://www.koelnarchitektur.de…de/news-archive/13823.htm
Nach Lektüre des Beitrags auf koelnarchitektur.de muss man sagen: "Moderne Stadt" ist ein sehr zu kritisierendes, in erster Linie ausschließlich an Profit orientiertes Gebilde - und natürlich achten Investoren auf Profit, das ist ja auch legitim; aber die Wege, die gegangen werden, um dahin zu gelangen, sind bei diesem Entwickler leider noch an sehr veraltete Ideen und Konzepte hinsichtlich des Städtebaus gebunden, was schade ist. Auch muss man es als bedenklich oder zumindest hinterfragungswürdig betrachten, dass ein Baudezernent/Stadtbaumeister so nahtlos vom unparteiischen Entscheider im Sinne der Entwicklung der Stadt zum parteiischen Filetstück-Ergatterer im Auftrag von "moderne Stadt" geworden ist, wie das bei Herrn Streiberger der Fall war... Wie dem auch sei: bei "moderne Stadt" haben wir es mit einem Entwickler alter Schule zu tun - man ist vor allem auf max. Raum- und Flächennutzung im Hinblick auf die sicherste Vermarktungsform aus: "Wohnen im Vorort-Spirit" - letztendlich orientert sich der Ansatz an dem alten Ideal des nicht-städtischen Wohnens - der Zeit der boomenden Vororte. Nur: plötzlich wollen ja alle in der Stadt leben... die Lösung? - man baut Vororte in der Stadt. Und genau das passiert gerade großflächig, was fatal ist, denn es hat für die Stadt nahezu irreversible Folgen! Und so darf es einen auch nicht verwundern, was man sieht, wenn man sich das Clouth-Gelände mit den ersten Bauten heute anschaut - da muss man ganz klar festellen : ein Stück Stadt wird das nicht - das wird ein ödes "aus-maximiertes" Quartier, ein "Stadt-Vorort" und kein Viertel! Und das ist einfach unglaublich ärgerlich, denn man hätte hier Nippes als lebendiges, urbanes und dennoch ja auch aus ruhigen Sträßchen et. al. bestehendes Blockrand-Bebauungsviertel (!) einfach weiter bauen sollen, was ein viel zeitgemäßerer Ansatz wäre (das meine ich mit alte Schule). Ich denke, die in dem Artikel angesprochene und kritiserte Nutzung der Halle, die sich gerade abzeichnet, war von Anfang der Plan von "moderne Stadt" - das Scheitern der Verhandlungen mit den Künstlern bis hin zum jetzigen Modell, die Halle als Außenhaut zu belassen und innen drin ja noch nicht mal charmante Industrie-Lofts sondern nur Standard-Neubau-Quartiers-Wohnungen (Vorort-Biederkeit), wie sie gerade allüberall entstehen, einzubauen - das war immer die Absicht!
Dennoch muss man für Köln nicht schwarz sehen: Denn wir können wirklich froh sein, dass wir mit Herrn Höing jetzt einen Stadtbaumeister haben, der versucht, die Entwickler dazu zu bringen, neue Wege zu gehen. Wege, die etwas mehr Arbeit und auch "Innovationen" verlangen und daher erstmal mehr Mühe verursachen, aber auf lange Sicht der Stadt helfen. Ganz konkret meine ich, dass Höing bei den Plänen für Mülheim und Deutz in beiden Fällen ganz klar sagt, dass "Leben in die Bude" soll. Im Falle der Entwicklung Mülheims (Euro-Forum-Nord) wurden deswegen Pläne prämiert, die bspw. Blockrandbebauungen im großen Stil vorsehen: also mit Gewerbe im Untergeschoss und lebendigen Strassenfluchten statt öde verschachtelten Quartiersblöcken, die niemand betritt, der dort nicht wohnt. Im Falle Mülheims und Deutz' ist das besonders wichtig, denn beide Gebiete müssen ein verbindendes Element erfüllen, nämlich die Stadt zusammenwachsen zu lassen (Deutz mit Poll und Deutz mit Mülheim). Und das an Stellen, an denen derzeit die Gefahr einer Leblosigkeit droht! - aber eben auch große Chancen schlummern! Hoffen wir, das letztere genutzt werden. Wenn man diese Flächen mit toten Quartieren zupflastert, hat man kilometerlange öde Vorort-Gewerbegebiet-Atmosphären erschaffen, wo Stadt sein könnte und sollte! Aber wenn man es tatsächlich mal so angehen würde, dass man echte Stadtquartiere baut, wo eben die Blockrandbebauung im Zentrum stehen müsste, dann wäre das mal was. Die Neustadt wäre heute nicht ein so selbstverständliches Stück Urbanität, wenn man sie so geplant hätte, wie bspw. das Clouth Quartier oder all die anderen, mit ihren affig-elaborierten Namen - von Reiterstaffel bis Klostergarten... Und die Neustadt, das war auch mal ein Stadterweiterungsprojekt aus einem großem Guss aber von einem Ausmaß; dagegen sind Südstadterweiterung und Co. ein Witz...