D.T.68, Du hast natürlich vollkomen Recht, dass es eigentlich sehr müßig ist, über den Abriss von Gebäuden zu klagen, wenn das schon ein, zwei Generationen her ist. Andererseits aber auch wieder nicht, denn interessanterweise, wird man als Freund von Rekos und der Bauweise der 1880er-1930er Jahre leider immer recht schnell in eine rechte, bräunliche Ecke gestellt, und das ist numal noch sehr viel länger her als der bedauernswerte Abriss z.B. des Bahnhofs.
Aber davon mal abgesehen, dass das schon eine Weile her ist, ist das ja eigentlich kein Argument welches gegen eine Reko spricht. Man sehe sich nur das Berliner Stadtschloß an. Ok, Bundesmittel, aber die Frankfurter Altstadt? Mehr Interessenten als Bauwerke? Die wiederaufgebauten und rekonstruierten Polnischen Städte, die _nach_ der Reko in die Weltkulturliste kamen? Tolle Beispiele finde ich! :-).
Nun ja, ich habe pauschalisiert, und das geht natürlich nicht, Asche auf mein Haupt.
Zu den von Dir genannten Projekten: Die (alten) Gerlingbauten eines gewissen Herrn Speers, sind(waren) IMHO eines der wenigen herausragenden Architektonischen Leistungen, die IMHO etwas von 'Weltqualität' hatten. Die Kranhäuser können mit einer wahnsinnigen Lage wuchern, und die Reiterstaffel kenne ich nicht.
Ok, ich hatte ja auch pauschalisiert. Ich werde etwas genauer und pauschalisiere gleichzeitig weiter :-).
Was ich mit 'normaler', 'moderner' Architektur gemeint habe, bezog sich auf gefühlte ca 95 der neu gebauten, und im bau befindlichen Wohnhäuser (Du hast ein par von den gefühlten wenigen Prozent des Restes genannt). Hier werden _nur_ immer gleiche Schuhkartongs gebaut. Letztes Geschoss etwas zurückversetzt, um durch die *bel. Marketingspruch einsetzen* dann 1k Euro mehr pro Quadratmeter nehmen zu können. Dann haben wir als einzige Variation die Fenstergröße und den Versatz der Balkone. Egal ob grüner Weg, *bel. ehemalige Kaserne*, oder einzelne Baulücke, hier wird immer der gleiche Investorendreck gebaut, um einen maximalen Profit abgreifen zu können.
Nein, ich habe ehrlich nichts gegen Profit, aber da es so einen Zuzugsdruck nach Köln gibt, sollte die Stadt dieses Pfund mal dazu verwenden umd die Investoren zu zwingen mal was 'anständiges' zu bauen (<- Disskussionsbedarf, ich weiß :-)).
Ich habe das Gefühl, das passiert nicht weil, und anders traue ich mich das nicht öffentlich zu schreiben, hier in Kölle der Klüngel so viel Spaß macht. :-).
In meinem gesamten(!) Freundes- u. Bekanntenkreis werden Altbauten gesucht, und wer etwas findet, kauft sich da ein. Ja, die meisten von denen landen in den Neubauschuhkartons, weil sie irgentwann aufgegeben haben eine Altbauwohnung zu ergattern, und nicht, weil sie die aktuellen Konzepte des Kölner Wohnungsbaues so toll finden.
Muss aber auch hier gleich relativieren, in einem anderen Architekturforum hat jemand mal Bilder aktueller Bauprojekte ein par deutscher Großstädte gepostet (köln, München, Berlin, Hamburg). Sahen alle gleich aus, keine Chance zu erkennen wo das war, also kein rein kölsches Problem :).
Ja, der Hafen und Gerling (zumindest die alten, aber das sind in meinen Augen auch keine Neubauten), sind seltene, herausragende moderne Bauten, aber die Masse der aktuell neugebauten Häuser sind IMHO *zensiert* und fallen gegenüber Gründerzeitbauten extrem ab.
Finde es auch immer sehr entlarfend, wenn (habe ich in Berliner Annoncen mal gesehen :)), ein Neubauprojekt mit den tollen Gründerzeitlern um die Baustelle herum wirbt, die die Interessenten ja dann aus den eigenen Fenstern sehen können, aber selber wird wieder nur ein Schuhkarton gebaut, mehr Etagen, mehr Fläche, mehr Profit und mehr Hässlichkeit als irgent möglich.
Wobei Berlin im Gegensatz zu Köln einige sehr erfreuliche Bauprojekte hat, wo an Gründerzeitlern wieder der Stuck auf die glatten Fassaden kommt, und der Ursprungszustand wieder hergestellt wird.
Hier hätten wir in Köln auch sehr viel Potential, denn es es gibt viele in den 50ern und 60ern vergeXXX Altbauten, bei denen der Stuck durch Putz oder Fliesen ersetzt wurde.
Und die Dachgeschichte des Domhotels lässt mich persönlich nur resignieren. Eine einmalige Chance da das alte Haus wieder herzustellen, und da das Dombaumeisterwohnhaus ja auch zur Disposition steht, eine einmalige Chance vertan den Bereich mal so richtig aufzuwerten. Es ist mir auch unbegreiflich, warum die Kölner Denkmalpflege das gutheißt, und den ganzen Flachdachdriss so verteidigt.
Und dann noch diese Autohörigkeit (ich fahre selber Auto). Die Domumgebung, die jetzt neu gestaltet wird, IMHO auch wieder eine Chance für die nächsten 50 Jahre vertan, die Autostraße zwischen Dom und Bahnhof gleich ganz wegzulassen.
Jo, viel Angriffsfläche, legt los :-).