Sehr geehrte Mitverfasser,
Zitat von Fachwerkhaus
In welchem Zeitalter wir leben ist egal. Es geht darum, was dem "einfachen Volk" gefällt, das aus der Stadtgestaltung seit gut 100 Jahren praktisch ausgeschlossen wurde. Die Bürger sehnen sich nach Abwechslung von Flachdach und Glasverkleidung. Wenn das Volk gerne anonyme Glaskuben zum wohnen hätte würden vermutlich die meisten Architekten juchzend ans Zeichenbrett springen. Aber dass "das Volk" einfach etwas gemütliches, Bodenständigkeit und Tradition vermittelndes haben möchte, was zudem noch tausende Touristen jährlich anlocken würde, ist undenkbar. Was im postmodernen Elfenbeinturme der Städtegestaltung ersonnen wird, ist gut, ja perfekt und unverbesserlich, weil ja die Experten dort sitzen und der kleine Mann vom Bauen und "designen" eh keine Ahnung hat.
Wenn ich höre, dass das "Volk" aus der Stadtgestaltung seit gut 100 Jahren praktisch ausgeschlossen wurde kann ich nur mit verlaub sagen, das dies, wenigstens der letzten 60 Jahre, doch eher ein Ausdruck passiver Starre ist.
Jeder kann sich in der Politik engagieren und ggf eine Partei gründen. Meinetwegen auch eine Fachwerkpartei.
Die meisten Mitbürger sind jedoch nur zu bequem und damit unkonstruktiv.
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Zitat von Fachwerkhaus
...Mutant aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen...
Dies trifft im übrigen auch auf die Gründerjahrearchitektur zu, ist also nix Neues.
Zitat von Fachwerkhaus
Das Argument kann man so wie es ist umdrehen und gegen Dich verwenden: Wenn die Fläche so klein ist, welcher Schaden entsteht aus der Rekonstruktion für die Stadt Frankfurt, die Bauwirtschaft, die Architekten, Stadtplaner und weiß der Geier wer noch? Wir reden immernoch um eine vergleichsweise kleine Fläche, nicht um eine Niederlegung sämtlicher Nachkriegsgebäude zwischen Zeil und Main.
Die Fläche ist für die Kernstadt riesig. Das wird erst auf einen Freiflächenplan deutlich. Man kann das schnell unterschätzen durch den bisherigen wuchtigen Baukörper.
Um Missverständnissen vorzubeugen.
Ich bin ein grosser Bewunderer der historischen Fachwerkarchitektur.
Nicht jedoch stümperhaften Imitationen.
Das beste Beispiel hierfür ist doch nun wirklich die Ostzeile des Römers.
Wir sind doch gar nicht mehr in der Lage Fachwerk zu bauen, da die Techniken nicht mehr hinreichend bekannt sind oder dies schlicht zu teuer ist.
Wenn nach zehn Jahren das erste Haus der Ostzeile schon wieder Einsturzgefährdet war, evakuirt und aufwändig abgestützt werden musste ist das doch ein deutlicher Ausdruck dieses.
Gott sei Dank gibt es ja Beton und was viele nicht wissen ist, dass das Holz des Hauses, ich glaube "ZUM SCHWAN" (Haus ganz links), komplett innerlich aufwändig mit Beton aufgegossen werden musste damit es stehen bleibt.
Einfach lächerlich.
Natürlich finde ich die Ostzeile schön fürs Auge aber ich bin mir sicher, dass man dort auch eine andere zeitgemässere Lösung hätte finden können.
...ei, gugge ma was e schee bubbeküsch.
zu:
Zitat von Fachwerkhaus
Helmut Jahn hat man noch nicht an den Kopf geworfen, ein 30er-Jahre-Disneyland-New York im Kopf gehabt zu haben, oder?
Doch, hat man sehr oft sogar. ....und zurecht wenn ich dies bemerken darf.
Zitat von Fachwerkhaus
So wie es scheint, müsste ich heute selbst zum Zeichenstift greifen, wenn ich ein klassizistisches Wohnhaus haben wöllte....
Ich würde Ihnen selbstverständlich eine reinrassige antike (römische) Villa planen und das mit grösstem Vergnügen.
Da ziehe ich meinen Kollegen Architekten auch gerne die Ohren lang. Die Baukunst ist zur Zeit sehr einseitig der "Modernen" verschrieben.
Dies liegt aber auch zum grössten Teil daran, dass Investoren nicht mehr Geld bezahlen wollen.
Persönlich halte ich die klassische Architektur aus der Antike für sehr Formvollendet und kommt daher fasst gänzlich ohne Ornament aus.
Der Bauhaus-Stil versucht eben genauso solche Proportionen zu finden.
Auch Le Corbusier hat übrigens "Schmuck" in Form von Schalungs-Skulpturen in seine Architektur eingebracht.
Ich finde es Schade, dass man das Bauhaus heute mit grauenhafter Investorenarchitektur gleichsetzt.
Mei Kredo fürs Technische Rathaus jedenfalls ist:
1. Abriss
2. Teilen des Geländes in die alten historischen Parzellen und die Grundstücke an einzelne Bürger verkaufen.
2. Estellen eines präzisen Rahmenplans, über Höhe, Tiefe, Nutzung etc. um genau unten Zitiertes zu verhindern
Zitat von Fachwerkhaus
na ja... was ist denn sinnentleerter, belangloser, kommerzialisierter, als die Abschreibungsarchitektur, mit denen deutsche Stadtbilder tagtäglich zugeknallt werden?
somit kann dann jeder Bauherr den Baustil verwirklichen, welcher er für richtig hält. Damit würde wieder eine gewachsene heterogene Struktur dauerhaft in der Kernstadt entstehen. Für Grossinvestoren sollte hier kein Platz sein!
Über Geschmack lässt sich eben wundrbar streiten.
Freu mich schon.*g