Das alles finden dann notorische Status-Quo-Fetischisten (die natürlich mehrheitlich nicht hier leben, sondern nördlich der S-Bahn in Friedrichshain), ein erhaltenswertes Biotop oder "grüne Lunge". Schnell ist dann eine Demo organisiert, das ör-Betroffenheitsmedium hält kritiklos jedem Schreihals ein Mikro hin - und die Bezirksversammlung ist eingeschüchtert. Und statt eines Vorzeige-Projektes, Wohnungen, hell beleuchteter Wege und Infrastruktur - vor allem mal ein paar Arzt-Praxen, gibt es wieder auf Jahre nur Brache, Dreck, Kriminalität und Elend.
Du beschwerst Dich über Pauschalisierung ("Die Anwohner"), pauschalisierst aber selbst, was das Zeug hält: Die Kritiker der Pläne seien bezirksfremde Fetischisten und Schreihälse, der RBB ein Betroffenheitsmedium, und die BVV bestehe aus Weicheiern. Na, dann...
Tatsächlich habe ich in den verlinkten Beiträgen niemanden schreien hören – dafür unterschiedliche Positionen, die ich teilweise falsch fand und teilweise nachempfinden konnte. Meinem Eindruck nach ging es den meisten nicht darum, den Ist-Zustand zu bewahren, sondern um konkrete Kritik an den Plänen: Zu wenige, zu teure Wohnungen, eine Touri-Attraktion in einer Wohngegend und ein – zumindest für einige anscheinend attraktiver – Grünzug, der verschwinden soll. Nichts davon erscheint mir verwerflich.
Genauso wenig verwerflich ist natürlich Dein Wunsch, sich auf dem Weg zum Bahnhof sicher zu fühlen. Vielleicht widersprechen sich hier die Interessen, wahrscheinlicher kann man aber einen Kompromiss finden: Zwischen "so lassen, wie es ist" und "so machen, wie es der Investor will" liegt ein weites Feld. Das erschließt man sich aber nicht, indem man die Gegner zu einer Bande von Schreihälsen erklärt, der es letztlich um den Schutz von "Dreck, Kriminalität und Elend" gehe.
Im übrigen leben wir beide in einer Metropole, aus der Elend und Kriminalität so wenig wegzudenken sind wie Reichtum und (legale) Profitmacherei auf Kosten der Armen. Ist seit 150 Jahren so, und in kaum einer Metropole dieser Welt ist es anders. Wird sich nicht ändern. Willkommen in Berlin.