Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • ... Große Freiflächen werden zu Taboozonen erklärt, siehe Elisabethaue, wo sollen die so dringend benötigten Wohnungen entstehen?


    In allen Medien wurde in den letzten Tagen und Wochen über die zahlreichen geplante, teils sehr großen neue Wohnungsstandorte berichtet, von Spandau über Tegel bis Gartenfeld. Einer der vielen diskutierten Standorte soll nun erst einmal nicht bebaut werden. Da ist die oben gestellte Frage etwas überflüssig.

  • Was Tegel und das Gartenfeld angeht, so werden diese Standorte kaum zur baldigen Entlastung der zugespitzten Wohnungssituation beitragen. Im Gartenfeld soll Baurecht geschaffen werden sobald er Flughafen Tegel geschlossen wird, wann das der Fall sein wird, steht bekanntlich noch in den Sternen.


    TXL und Gartenfeld dürften mit Sicherheit erheblich mit Altlasten belastet sein; was da im Boden steckt und wie viel Zeit für die Sanierung benötigt wird, ist derzeit nicht absehbar. Insofern bleibt trotz des hier geäußerten Redeverbots die Frage berechtigt, wie innerhalb kurzer Zeit ausreichend Wohnraum geschaffen wird und auf welchen Flächen. Die Elisabethaue ist ein Wahlgeschenk, der dem klientilistischen Wahlkampf der Linken und Grünen geschuldet ist, jedoch keine pragmatische Politik.

  • Insofern bleibt trotz des hier geäußerten Redeverbots die Frage berechtigt, wie innerhalb kurzer Zeit ausreichend Wohnraum geschaffen wird und auf welchen Flächen.


    Richtig. Das ist gar nicht zu leisten, schon gar nicht bis zur nächsten Wahl im Herbst 2021. Hinzu kommt ja, dass der Koavertrag eine lange Reihe von bauverteuernden (Erhöhung der Grundsteuer, Dämmwerterhöhungen) und genehmigungsverzögernden Maßnahmen (Vergrößerung der Abstandsflächen, Einführung des B-Plans als Regelbaurecht bei Verdichtungen, Sozialwohnungsquoten für Neubau etc.). Da ist - auch mit dem Kompetenzgerangel mit den Bezirken - kein Blumentopf zu gewinnen ohne einschneidende Reform.

  • Die geplanten Änderungen bzgl. der Abstandsflächen und der B-Pläne lesen sich jedoch weniger dramatisch:


    eine Abstandsfläche von 0,5 mal Gebäudehöhe


    sowie


    Für eine maßvolle Nachverdichtung von bestehenden Wohnquartieren ist eine frühzeitige Einbeziehung der Bewohnerschaft unabdingbar. Die Koalition unterstützt hierfür die Aufstellung von Bebauungsplänen als Regelinstrument, um die Qualität zu sichern und die Regeln der kooperativen Baulandentwicklung anzuwenden.


    Das Modell der kooperativen Baulandentwicklung funktioniert eben nur im beplanten Innenbereich. Bei einer Nachverdichtung nach §34 BauGB können auch 100 % nicht-mietpreisgebundene Wohnungen entstehen, was auf dem aktuellen Berliner Wohnungsmarkt für viele Menschen unbezahlbar ist (wertungsfrei gemeint).


    Elisabethaue ist wohl der Kompromiss zugunsten des Verzichts auf ein Nachtflugverbot am BER.


    Schwieriger finde ich die (zu erwartende) Regelung bzgl. des Erhalts der meisten Kleingärten: Hier böte sich eine wirkliche Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich an, die einer Bebauung der Elisabethaue vorzuziehen ist. Die Ablehnung von beidem ist meines Erachtens falsch, politisch war diese jedoch seit der Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen am Wahlabend zu erwarten.
    Vielleicht kann man sich dann nach Herbst 2021 endlich den Randflächen des Tempelhofer Feldes widmen, da wäre wohl noch Platz.. ;)


    Bzgl. des Rathausforums waren die Pläne von R2G doch auch klar. Ich denke jedoch schon, dass bereits vor der nächsten Wahl (grüne) Tatsachen geschaffen werden. Die U5-Verlängerung ist oberirdisch so gut wie fertig, am Rathaus werden die Betonträger bereits entfernt. Der Abschluss aller oberirdischen Planungen ist meines Wissens für spätestens Anfang 2018 vorgesehen.

  • Die geplanten Änderungen bzgl. der Abstandsflächen und der B-Pläne lesen sich jedoch weniger dramatisch.


    Das Modell der "kooperativen Baulandentwicklung" funktioniert gar nicht. Bis dato gibt es überhaupt keinen Fall nennenswerter Größenordnung, bei dem sich ein Privatinvestor dieser Form der Enteignung unterworfen hat. Wenn man natürlich die Prosa von Koalitionsverträge für bare Münze nimmt, ist das Festschreiben der Bauproduktion auf den jetzigen Ist-Zustand als Ziel (9000 Wohnungen p.a.) schon ein Riesen-Fortschritt.


    Einfach zu schreiben, dass die Vergrößerung der Abstandsflächen "weniger dramatisch" ist hilft auch nicht weiter. Natürlich führt das dazu, dass viele Verdichtungen nicht mehr nach § 34 BauGB genehmigt werden können, sondern jetzt wieder verstärkt für Hinterhofverdichtungen B-Pläne gemacht werden müssen oder - wahrscheinlicher - auf so manche Verdichtung verzichtet werden wird.


    Zuerst aber wird das für einen Run auf Baugenehmigungen nach bestehendem Abstandsflächenrecht sorgen. Das war letztes Jahr bei der Verschärfung der Energieeinspaverordnung auch so. Den Überhang wegen der EnEv hatten die Bezirksämter noch im September nicht abgebaut - deshalb benötigen Baugenehmigungen nach wie vor illusorisch lange Zeit. Da Neueinstellungen bei den Bezirken auch nur in homöopathischen Dosen kommen und mit Ausschreibung und Betriebsratsbeteiligung gefühlte 20 Jahre benötigen wird die Situation in den Baugenehmigungsbehörden also wieder noch schlimmer. Kein Wunder, dass auch die Korruptionsanfälligkeit wieder steigt.

  • Moin,


    http://www.berliner-kurier.de/…tscheiden-lassen-28184928


    zuerst muss ich sagen das ich nicht wirklich in diesem Thema eingelesen bin und das ich nicht mal weiß, ob der Link hier richtig aufgehoben ist. Ich überlasse es mal jemand anderem den Artikel mit Bezug auf die Diskussion hier zusammenzufassen. Falls das hier falsch aufgehoben ist dann tut mir das Leid, sollte sofort gelöscht werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Askan ()

  • Mhm - schwer zu sagen, was dieser Artikel bedeutet... - Einerseits: Für viele dieser Gegenden (außer dem sog. "Rathausforum") gibt es schon rechtskräftige Bebauungspläne oder die Bebauungspläne wurden mit Bürgerdialog überarbeitet (siehe Alexanderplatz). Daher ließe sich diesbezüglich wenig verändern, weil das automatisch Entschädigungsansprüche der Grundstückseigentümer produzieren würde. Andererseits wären die Dialoge für dieses Stadtgebiet doch nur wieder ein Aufwärmen der bisherigen ideologischen Konfrontation ohne Mehrwehrt (wie die Aussagen der CDU wieder vermuten lassen) - Bisher gab es 3 ideologische Richtungen die um die Deutunghoheit bei den verschiedenen Maßnahmen und Dialogen im Stadtzentrum gestritten haben: Die Rekonstruktivisten (Ihre Meinung: Wiederherstellung von Berlin im Zustand 1939 / Die abgemilderte Variante war die "Blockrandfraktion" des ehem. Senatsbaudirektor Stimmann); Dann die DDR-Nostalgiker (Ihre Meinung: Das ehem. Stadtzentum der Hauptstadt der DDR war ein Gesamtentwurf der Moderne und ist unverändert zu bewahren); Und zuletzt die "Evolutionisten" nenne ich sie mal, die vom Bestand ausgehend den Stadtraum und die Nutzungen innovativ und den zukünftigen Anforderungen gemäß weiterentwickeln wollen, ohne an historischen Vorbildern festzuhängen. - Diese 3 "Perspektiven" werden sich wieder "bekriegen" und der anderen keinen Fußbreit an Erfolg gönnen. Natürlich hat das lobbystarke Auftreten der Rekonstruktivisten die Debatte in den letzten Jahren sehr eskaliert und emotional aufgeladen, sodass eine Kompromissfähigkeit deutlich nachgelassen hat und jeder sich in seinen "Schützengräben" eingebunkert hat. Das bedauere ich sehr! - Aber das ist auch nur ein Ausdruck unserer immer starrsinnigeren und selbstreferenziellen Gesellschaft (Stichwort "Filterblase"). - Sinnvoll ist es dagegen für die Gestaltung einzelner Teilflächen, wie am Haus des Reisens oder dem Molkenmarkt per Bürgerdialog Gestaltungsoptionen zu entwickeln...

  • Das ist doch einfach: Der Artikel bedeutet, dass sich Frau Lompscher in dieser Legislatur nicht mit irgendwelchen Veränderungen des Bestandes der Berliner Mitte befassen will. Das wird ihr auch gelingen.


    Ihr Klientel (die ehem. DDR-Eliten) soll nicht durch Nachverdichtung gestört werden und die Betroffenheitsintellektuellen unserer Zeit, die meist in den lichten Altbauwohnungen der Gründerzeitviertel wohnen, werden mit Denkmalschutz für die Nachkriegsmoderne befriedigt (sie müssen in den Bauten ja nicht wohnen). Der Senat im ganzen ist auch an Änderungen nicht interessiert. Stattdessen werden in endlosen Diskussionsprozessen ohne Konsequenzen (wohl aber mit "Moderation" genannter Einflussnahme) auch die letzten Anrainer noch entnervt.

  • Es ist eigentlich überhaupt nicht wichtig ob die Flächen bebaut werden oder nicht. Sowohl die eine als auch die andere Lösung hat ihre Vor- und Nachteile.


    Das absolut wichtigste ist, dass die Plattenbauten da weg kommen. Ansonsten bleibt die Gegend völlig verschandelt.
    Man schaue sich mal an, wie schön das alles werden kann wenn diese Fremdkörper wegkommen:
    https://www.google.de/maps/@52…bfov%3D100!7i13312!8i6656

  • ^ Du willst allen Ernstes ca. 500 Miet-Wohnungen im mittleren Preissegment durch einige Großraumbüros von Werbeagenturen etc. in rekonstruierten Gründerzeitbauten ersetzen?. Ich glaube das kommt nicht gut an.

  • ^ Nun, die Gefahr besteht in der Tat das diese durch solches ersetzt werden. Wohnungen sollten da in jeden Fall wieder hin.
    Aber weg müssen die Platten in jedem Fall, ansonsten kann man sich eine jede Neugestaltung schenken weil es immer scheiße aussehen wird.

  • Ich sehe gegenwärtig keinen Anlass, das Rathausforum zu bebauen. Auf eine Ansammlung weiterer Banalitäten wie dem Alea, Motel One oder rund um den Hauptbahnhof kann ich hier verzichten und ein größerer Wurf wäre unter der gegenwärtigen Führung nicht zu erwarten.

  • Das ist doch einfach: Der Artikel bedeutet, dass sich Frau Lompscher in dieser Legislatur nicht mit irgendwelchen Veränderungen des Bestandes der Berliner Mitte befassen will. Das wird ihr auch gelingen.


    (...)


    Und das ist doch eigentlich erstmal eine gute Nachricht. Ich möchte nicht, daß Frau Lompscher dort irgendwelche Tatsachen schafft, die über Jahrzehnte nicht änderbar sind. Dann lieber noch eine Restlegislaturperiode Stillstand...

  • Na, das ist ja sehr kurz gedacht. Planerisch baut Berlin momentan noch die letzten Ausläufer der Stimmann-Ära, die schon 2006 beendet war. Stimman hat jedoch in seiner Zeit soviele Projekte planungsrechtlich auf den Weg gebracht, dass die Abarbeitung seiner Vorhaben bis heute andauert.


    Der Stillstnd von Lompscher schafft also keinen Stillstand "in dieser Legislatur" sonder perpetuiert die Blockade weit über die nächsten, noch verbleibenden 4 Jahre hinaus.

  • Der Stillstnd von Lompscher schafft also keinen Stillstand "in dieser Legislatur" sonder perpetuiert die Blockade weit über die nächsten, noch verbleibenden 4 Jahre hinaus.


    Das ist natürlich auch polemisierender Unsinn, da es erstens einen Stillstand suggeriert, den es nicht gibt und zweitens die Annäherung an den Altstadtgrundriss als quasi gravitationären Naturzustand darstellt.

  • Die Ostplatte am Alex ist doch nicht das Problem, im Gegenteil, sie passt zu der Nachkriegsmoderne des gesamten Alex, inclusive Fernsehturm, Holiday Inn etc. und gibt dem Ensemble einen Rahmen.
    Ein wirklich grosser Wurf wäre m.M.n. doch die Leipziger Strasse unter der Erde verschwinden zu lassen. Nur dann gibt es eine Chance die Viertel um Molkenmarkt, Spittelmarkt, etc. als kleinteilige Viertel zu entwickeln. Auch an das Nicolaiviertel sollte man an den Rändern nochmal ran dürfen...

  • Nein, das ist kein "polemisierender Unsinn" sondern - zumindest was den Stadtkern betrifft - leider wahr. Die Bauten, die in Fertigstellung begriffen sind oder schon fertiggestellt wurden sind ausschliesslich in der Stimmanzeit planerisch bereitet worden:


    - Hackscher Markt Süd
    - Uferbebauung anstelle des Palasthotels
    - Hotel an der Panoramastraße
    - Ersatzbau für das DDR-Gesundheitsministerium (Hotel)
    - Hochgarage Rathauspassagen
    - Neubebauung Jüdenstraße
    - U55
    - Versicherung an der Klosterstaße
    - Klostergärten
    - Hotel an der Stralauer Straße
    - Niederländische Botschaft
    - Blockrand Köllnischer Fischmarkt
    - Haus der deutschen Wirtschaft
    - Hotel anstelle des Köllnischen Rathauses
    - Spittelmarkt
    - Schinkelplatz
    - Townhouses am AA und in den Seitenstraße
    - Bebauung rund Friedrichwerdersche Kirche
    - Ergänzungsbauten Museuminsel
    - Humboldtforum


    Das aktuelle Programm schon des letzten Senates unter Regula Lüscher bestand fast ausschliesslich - was den Stadtkern betrifft - in der Abarbeitung der Stimmanschen Agenda unter Auswechslung der Architekten bzw. Fassaden. Seit Beginn dieser Legislatur baut sich SenStadt planerisch leer und es herrscht Stillstand.
    Was ist mit
    - der Neubabauung der Breiten Straße? B-Plan im 15. Jahr - Stillstand
    - der Neufassung des Petriplatzes/Archäologisches Zentrum? B-Plan im 15. Jahr - Stillstand
    - Nachverdichtung Fischerinsel? Stillstand
    - Molkenmarkt? B-Plan im 16. Jahr - Stillstand
    - Nachverdichtung Rathausforum: abgelehnt, Stillstand
    - Klosterkirchruine: Stillstand, verfällt weiter
    - Umzug Graues Kloster: Stillstand
    - Straßenbahn vom Rathaus zum Potsdamer Platz. Stillstand, schon verlegte Straßenbahnschienen vergammeln in der Leipziger Straße.


    Zusammengefasst: Berlin hat für den Stadtkern kein einziges Projekt aus der Lüscherzeit, baut ausschliesslich die Stimmanzeit ab. Das ist nicht anderes als Stillstand. Von einer Annäherung an den historischen Stadtgrundriss habe ich dabei noch gar nicht gesprochen.

  • ^ Du willst allen Ernstes ca. 500 Miet-Wohnungen im mittleren Preissegment durch einige Großraumbüros von Werbeagenturen ...


    Hallo,
    ich bin ganz neu hier, beobachte das Forum aber schon lange.
    Genau deswegen habe ich mich jetzt angemeldet. Danke Camondo ;)
    Ich stimme dir voll zu, man kann doch nicht fordern so viele Wohnungen abzureißen! Wo sollen denn die Leute hin? Das wäre ja pure Gentrifizierung. Und wofür? Das was danach kommt ist doch archtektonisch nicht wirklich besser.

  • Zusammengefasst: Berlin hat für den Stadtkern kein einziges Projekt aus der Lüscherzeit, baut ausschliesslich die Stimmanzeit ab. Das ist nicht anderes als Stillstand. Von einer Annäherung an den historischen Stadtgrundriss habe ich dabei noch gar nicht gesprochen.


    Stillstand würde bedeuten, dass Entwicklungen aus der Stimmannzeit nur auslaufen oder angehalten würden. Stattdessen findet eine Weiterentwicklung (Moklenmarkt, Petriplatz), Korrektur (Denkmalschutz am Alexanderplatz) und Ausformulierung (Leitlinien Rathausforum) statt.