WBM Neubau-Offensive Luisenstadt

  • ... Ästhetik oder bezahlbaren Wohnraum.


    Muss das ein Widerspruch sein? So macht man es sich doch zu einfach. Es kann mir niemand erzählen, dass man günstiges Bauen zwingend auch durch eine hässliche und extrem simple optische Gestaltung demonstrieren muss. Freundliche Farbe ist z. B. nicht teurer als graue Farbe.


    Zudem zeigt Schlaefers Beitrag, dass die gedrängte Enge nicht nur von mir als neugierigem Passanten so empfunden wird, sondern Tatsache ist.

  • Zudem zeigt Schlaefers Beitrag, dass die gedrängte Enge nicht nur von mir als neugierigem Passanten so empfunden wird, sondern Tatsache ist.


    Wir sind in zentrumsnaher Lage. Warum wird hier städtebauliche Dichte plötzlich als störend ("gedrängte Enge") empfunden? Die hier vorhandenen geringen Abstände bieten immerhin mehr Platz, als wenn Haus direkt an Haus gebaut werden würde.


    Es kann mir niemand erzählen, dass man günstiges Bauen zwingend auch durch eine hässliche und extrem simple optische Gestaltung demonstrieren muss. Freundliche Farbe ist z. B. nicht teurer als graue Farbe.


    Aber Backstein, es geht hier doch nicht um die Farbe, sondern um Grundrisse, Abstände usw. Und da geht simpel & bezahlbar eben doch miteinander einher. Natürlich gibt es auch positive Ausnahmen. Aber die positven Ausnahmen sind eben nicht die Regel.

  • Querbalken


    Ich verstehe nicht warum für die hier vorherrschende Schukartonbauweise das Bauhaus herangezogen wird. Diese Architektur hat doch nichts mit den Prinzipien und Zielen des Bauhaus zu tun. Zum Vergleich empfehle ich Ausflüge in die Weltkulturerbe Bauhaus Siedlungen Berlins, z.B. Carl Legien: Gruppierung der Wohneinheiten um grosse Grünbereiche, farbliche Fassung mit Blick auf Details. Abwechsungsreiche Grundrisse etc. etc.


    Das frühzeitige Altern schlichter Fassaden ist heute auch eher dem energetischen Dämmen mit seiner verstärkten Moos und Flechtenbildung geschuldet als dem Bauhaus, oder?

  • Ich finde das Projekt gut, es schafft günstigen Wohnraum und die Architektur ist nun wirklich akzeptabel, da gibt es wesentlich Schlimmeres meines Erachtens. Ich weiss nicht, warum Backstein das als hässlich und extrem simpel bezeichnet, was sind dann die wirklich scheußlichen Plattenbauten drumherum?
    Außerdem ist es Wunschdenken zu behaupten, dass Gestaltung nicht von der Höhe des Investments abhängt, die Farbe allein reißt es auch nicht raus.


    Das grösste Problem sind bestimmt die Zufahrtswege.
    Dadurch dass dieser große Plattenbaublock völlig abgeschottet zur Heinrich Heine Strasse und Köpenicker Strasse gebaut wurde, wird das mit den zusätzlichen Bauten im Innenhof problematisch.
    Ich denke es müsste eine Öffnung zur Heinrich Heine Strasse geben damit es genügend Zufahrten gibt. Allerdings wurden die Zufahrtswege bestimmt untersucht als, das Projekt geplant wurde.

  • ^ Sehe ich ähnlich: Erschwinglicher Wohnraum, zentral gelegen und auch nicht hässlicher als 80 Prozent dessen, was an "gehobenen" Eigentumswohnungen so gebaut wird. Schlicht und einfach im wahrsten Sinne des Wortes, halt. Zu eng beieinander? Na ja, da könnte schon mehr Platz sein, aber enger als ein klassischer Berliner Gründerzeithof ist es auch nicht.


    Was die Zufahrt betrifft: Für Autos ist die Ecke vom Engeldamm und der Köpenicker via Michaelkirchplatz zu erreichen. Radfahrer und Fußgänger können außerdem mehrere Durchgänge in der Heine- und der Annenstraße nutzen. Das ist kein Problem.

  • Wir sind in zentrumsnaher Lage. Warum wird hier städtebauliche Dichte plötzlich als störend ("gedrängte Enge") empfunden? Die hier vorhandenen geringen Abstände bieten immerhin mehr Platz, als wenn Haus direkt an Haus gebaut werden würde.


    Hier wurden seinerzeit große und lange 11-Geschosser errichtet. Das ist sicher keine tolle Architektur, aber solche Wohnviertel hatten ihre Qualitäten und ihre Berechtigung durch den Abstand zueinander und das aufgelockerte grüne Umfeld, das Luft und Licht zwischen den Blöcken bedeutet. Diese Qualitäten wurden nun im Nachhinein zerstört. Solche Plattenbauviertel sind eben keine Gründerzeitviertel!


    Aber Backstein, es geht hier doch nicht um die Farbe, sondern um Grundrisse, Abstände usw. Und da geht simpel & bezahlbar eben doch miteinander einher. Natürlich gibt es auch positive Ausnahmen. Aber die positiven Ausnahmen sind eben nicht die Regel.


    Aber Architektur-Fan, die langweilige äußere Gestaltung der neuen Kisten hat nicht viel mit Grundrissen zu tun. Und wenn es positive Ausnahmen gibt, könnte man diese ja mal zur Regel machen.

  • Hier wurden seinerzeit große und lange 11-Geschosser errichtet. ...aber solche Wohnviertel hatten ihre Qualitäten und ihre Berechtigung durch den Abstand zueinander und das aufgelockerte grüne Umfeld, das Luft und Licht zwischen den Blöcken bedeutet.


    Seinerzeit war Berlin eine geteilte Stadt und dieses Viertel war Zonenrandgebiet. Mittlerweile ist die Teilung aufgehoben und aus dem Zonenrandgebiet ist innerstädtische Lage geworden. Die von dir genannten Qualitäten gehen verloren, weil sich vielleicht die gesamte Ausgangslage verändert hat. Früher Randlage eines Mauerblümchens. Heute zentrumsnahe Lage in einer Weltstadt. Dafür gibt es eben anderswo in dieser Stadt neue Randlagen mit Luft und Licht und aufgelockertem, grünen Umfeld.


    Und wenn es positive Ausnahmen gibt, könnte man diese ja mal zur Regel machen.


    Da hätte ich nichts dagegen. Aber die Erwartungen schraubt man eben mit der Zeit nach unten. Mittlerweile bin ich ja schon zufrieden, wenn überhaupt etwas passiert und keine horizontalen Fensterbänder gebaut werden.

  • ..Seinerzeit war Berlin eine geteilte Stadt und dieses Viertel war Zonenrandgebiet...


    In Berlin hiess das aber nicht Zonenrandgebiet (so hiess das nur in Westdeutschland und war ein 30 km breiter Streifen entlang der Grenze auf westdeutschen Gebiet). In Berlin sagte man Sektorengrenze soweit ich mich erinnere und den Osten hat das rein garnicht gestört mit seinen 11 Geschossern bis direkt an die Mauer zu bauen wie man heute noch gut am Engelbecken sehen kann. Es war aber auch keine Mauerrandlage wie du es beurteilst, sondern eigentlich sehr zentral, bestenfalls 1000 Meter zum Alex. Ansonsten finde ich das Projekt auch sehr positiv. Es passt halt auch in die Gegend wo etwas anderes aufregenderes eher deplaziert wirken würde. Man muss ja auch die dortige Bevölkerungsstruktur berücksichtigen.

  • Seinerzeit war Berlin eine geteilte Stadt und dieses Viertel war Zonenrandgebiet. Mittlerweile ist die Teilung aufgehoben und aus dem Zonenrandgebiet ist innerstädtische Lage geworden. ...


    Was du nicht sagst. Wusste ich gar nicht. ;) Solche Viertel mit großen Gebäuderiegeln in aufgelockerter Bauweise gab und gibt es in Ost und West zuhauf, nahe der ehem. Grenze und auch weit weg davon.


    Wenn es solche Wohnkomplexe gibt, sollten sie m. E. auch in ihrer Struktur so bleiben. Einzelne verträgliche Ergänzungsbauten können okay sein, sofern sie keine zu große Verdichtung erzeugen. Das ist hier aber m. E. der Fall.


    Aber es ist sinnlos. Es gibt halt unterschiedliche Meinungen dazu.

  • ^ und ^^


    Irgendwie wird es jetzt mühsig. Ohne die Teilung hätte es an dieser Stelle nie eine solche, aufgelockerte Bebauung gegeben. Und diese Teilung ist seit 1990 Geschichte. Deswegen ist auch die aufgelockerte Bebauung hier bald Geschichte. Wer eine solche aufgelockerte Bebauung mit Licht und Luft haben möchte, dem empfehle ich den Gang nach Marzahn.


    Solche Viertel mit großen Gebäuderiegeln in aufgelockerter Bauweise gab und gibt es in Ost und West zuhauf, nahe der ehem. Grenze und auch weit weg davon.


    Umso weiter es in die hochverdichtete City ging, umso seltener wurden solche Wohnkomplexe. Beispiel München: zeige mir bitte mal, wo es im 1 km-Radius um die Frauenkirche herum solche Wohnkomplexe gibt oder gegeben hat.

  • Ohne die Teilung hätte es an dieser Stelle nie eine solche, aufgelockerte Bebauung gegeben. Und diese Teilung ist seit 1990 Geschichte. Deswegen ist auch die aufgelockerte Bebauung hier bald Geschichte.


    Einen Schritt weitergedacht: Mit diesem Argument darf man ohne weitere Überlegungen alles ausradieren was aus aus der DDR-Zeit übriggeblieben ist, weil es diese ja nicht mehr gibt.


    Das Kaiserreich ist übrigens auch Geschichte...


    Nein, das ist deutlich zu kurz gesprungen.


    Es liegt wohl eher daran, dass dieser spezielle städtebauliche Ansatz der DDR (der völlig wahllos in Stadtzentren und in Randlagen hingeklotzt wurde, das ist natürlich kein Kriterium) doch nicht so in Bausch und Bogen blöd war.


    Das zuzugeben würde einen deutlich längeren Sprung erfordern, nämlich den über den eigenen Schatten.

  • Schlaefer, danke für den Link.


    Mit diesem Argument darf man ohne weitere Überlegungen alles ausradieren was aus aus der DDR-Zeit übriggeblieben ist, weil es diese ja nicht mehr gibt.


    Das Wort "ausradieren" klingt so, als ob heutzutage ein böses, politisches Regime aus politischen Gründen diese DDR-Bauten tilgen will. Dabei ist dieser Wandel ja wohl eher städtebaulich, gesellschaftlich & ökonomisch begründet. Du bringst hier ohne Not eine politische Komponente ins Spiel, die aus meiner Sicht völlig unangebracht ist. Ganz nebenbei findet diese Veränderung über Jahrzehnte statt, weil es ein langsamer Wandel ist und kein architektonischer Staatsstreich. Wenn du hier von "Ausradieren" sprichst, dann muss ich dich schon fragen, ob du nicht unter Verfolgungswahn leidest. :)

  • ^ Ich stelle mal eine Gegenfrage: Hältst Du es angesichts der Wohnungsknappheit in Berlin für eine gute Idee, die DDR-Blöcke in der Heine-Straße abzureißen? So hatte ich Dich bisher nicht verstanden. Ich hielte das für Wahnsinn; Nachverdichtung ist vielleicht nicht der städtebaulich schönste, derzeit aber einzig sinnvolle Weg.

  • ^
    Wieso? Eine bessere restriktive Landesplanung, Personell und finanziell ausgestattete Kommunen und Rechtliche handhaben könnte auch Attraktoren gleichmäßiger verteilen. Durch das verhindern von ineffizenten Marktbehäbigkeiten mit ihren sinnlosen Schwerpunktbildungen ließen sich all die Leerstehenden Städte, auch große Befüllen und man müßte gar keine Neubauten realisieren usw. usf. Immer diese geheuchelte Alternativlosigkeit. :nono: (zumal gerade in Berlin, die Leerstandslage und die Notwendigkeiten von Neubauten ja eh ad absurdum ist)

  • ^ Ich stelle mal eine Gegenfrage: Hältst Du es angesichts der Wohnungsknappheit in Berlin für eine gute Idee, die DDR-Blöcke in der Heine-Straße abzureißen?


    Nö, ich möchte nichts abreißen. Bei diesem konkreten Projekt wird doch auch gar nichts abgerissen. Hier werden Neubauten eingefügt und damit verdichtet. Wie ich finde, hat man es in diesem speziellen Fall gut gemacht. Eingeschaltet hab' ich mich in die hiesige Diskussion nur deswegen, weil ich die hier geäußerte Kritik an diesem Projekt (Argument: zu simpel, zu banal, zu wenig guter Geschmack) nicht teile. Abreißen möchte ich deswegen gar nichts. Aber: wenn es abgerissen würde und durch anderen bezahlbaren Wohnraum ersetzt würde, dann würde die Welt auch nicht untergehen.

  • ^
    Doch aufgrund sinnloser Verschwendung. Sanierung können ja auch Ästhetische Aufwertungen beinhalten bzw. ermöglichen diese eigentlich erst durch das Einsparen bestimmter Grundkosten. Natürlich unter der Voraussetzung das man in Grundausstattung auf Nachhaltigkeit setzt, aber das ist ein anders Thema.

  • ^^ Dann sind wir uns in dieser Frage ja einig. Weitere Debatten pro und contra Abriss erübrigen sich, da ohnehin niemand einen Abriss plant. Den Umständen entsprechend gut finde ich die Planung, auf die Schläfer hinwies: Vorgelagerte Häuser in der Köpenicker und der Heine-Straße schaffen mehr Wohnraum und gleichzeitig ein geschlosseneres Stadtbild. Beides sinnvoll.

  • Um den Wohnstandard zu heben, war es für die DDR günstiger, Altbauten abzureisen - statt zu renovieren - und durch Platten zu ersetzen. Einer der Gründe war, dass bürgerlich-handwerkliche Strukturen und Akteure in grossem Umfang zerstört/vertrieben/geflüchtet/unerwünscht waren. Nicht nur ideologisch blieb also eh nur der Weg ins industrielle Bauen. Und industrielles Bauen mit DDR-Methoden vertrug sich eben nicht gut mit Nutzungsmischung, historischen Strassenzügen oder historischer Verdichtung.


    Um Regeln der Marktwirtschaft brauchte sich die DDR - scheinbar - nicht zu kümmern. Dazu zählt im Fall von Innenstädten der Wegfall des kapitalistischen Anreizes zu höherer Effizienz und Verdichtung, um die sehr teure innerstädtische Infrastruktur (Abwasser, Zuwasser, Öffentliche Verkehrmittel-Dichte, Strassendichte, generelle kurze Wege) auszulasten und zu refinanzieren.


    Die jetzige Bebauung nicht nach zuverdichten wäre ein großer, gar obszöner Luxus. Und zwar nicht nur aus finanziellen - sondern auch aus ökologischen Gründen. Das gilt nicht nur für die DDR Seite der Mauer sondern auch auf der anderen Seite zB für locker bebauten Regionen zwischen Kotti und Axel-Springer. Die Alternative ist Flächenfrass. Die Bewohner zahlen heute in der Regel Mieten, die in keinem Verhältnis zu ihrem finanziellen wie ökologischen "Footprint" stehen.

  • Die Bewohner zahlen heute in der Regel Mieten, die in keinem Verhältnis zu ihrem finanziellen wie ökologischen "Footprint" stehen.


    Stehen die Mieten in keinem Verhältnis zu ihrem finanziellen wie ökologischen Footprint, weil sie zu hoch oder zu niedrig sind?