Areal „Haus der Statistik“

  • Welche chance den? Ein anderes tolles Starchitekten-Langweiler-Hochhaus da möglichst anders aussieht als die anderen schon im Bau befindlichen? Die Umweltverschwendung durch sinnlosen Neubau (die auch meistens schlechter aussehen)?
    :lach:
    Das Gebäude ist toll. Die Politik muss es jetzt nur schaffen das nicht zu Musealisieren und es weiterzubauen, damit seine Qualitäten herausgekitzelt werden.

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    Da es mir bislang nicht gelingen will, dem Bau architektonische oder städtebauliche Qualitäten abzugewinnen, kann ich mir auch nicht recht vorstellen, wie solche "herausgekitzelt" werden könnten. Genauso wenig sehe ich, wie oder wo ein "Weiterbau" ansetzen könnte. Kannst Du das genauer ausführen, was Dir am Bau "toll" erscheint und was Du Dir unter "weiterbauen" und "Qualitäten herauskitzeln" vorstellst?

  • Ich kann dem Haus der Statistik (anders als z.B. dem Haus des Reisens) an sich wenig abgewinnen, aber schlechter als die Neubaublöcke auf der anderen Seite der Otto-Braun-Straße ist es auch nicht. Seine städtebauliche Rolle als Torhaus zur Karl-Marx-Allee spielt es ganz gut, und eine reale Chance auf einen besseren Nachfolgebau hat es – in Form konkreter Planungen – leider nie gegeben. Ich halte es deshalb für einen Fortschritt, wenn das Haus wieder in Betrieb genommen wird und wenigstens anteilig eine Nutzung bekommt, die auch abends und am Wochenende für Leben sorgt.


    Von einer Renovierung erwarte ich keine Wunder, aber wenn es wenigstens wieder so ausschauen würde wie im Ur-Zustand, wäre ja auch schon einiges gewonnen. Alles ist besser, als dem weiteren Verfall zuzuschauen – eine Ruine direkt am Alex mag ein hübsch morbides Fotomotiv abgeben, aber an lost places herrscht in Berlin nun wahrlich kein Mangel. ;)

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    Ich stimme Dir darin zu, dass der Ursprungsbau in der Tat etwas attraktiver war und die Planungen für die Neubebauung, soweit ich mich erinnere, nicht besonders überzeugend waren. Dass eine neue Nutzung zu einer gewissen Belebung führen wird - geschenkt. Ich glaube aber, dass hier viel mehr möglich wäre und stehe dem Erhalt daher skeptisch gegenüber.


    1. Ähnlich wie das Haus der Elektrotechnik wirkt das Haus der Statistik (in nord-südlicher Richtung) wie ein ziemlich monotoner und überdimensionierter Riegel. Hier kann ich mir mit dem besten Willen nicht vorstellen, dass eine Renovierung eine nenneswerte Verbesserung bringen könnte, im Gegenteil: Die Renovierungen des Riegel BStU an der Karl-Liebknecht-Straße und des HdS stellten jeweils eher noch Verschlechterungen gegenüber dem Vorzustand dar.


    2. Die Seite zur Karl-Marx-Alle nimmt keinerlei Bezug zum Altbau (AOK Servicecenter) daneben.


    3. Auch seine Rolle als Torhaus spielt es m.E. durchaus nicht gut, denn dafür ist es in der Höhe viel zu wenig akzentuiert und auch nicht nah genug an der Kreuzung. Gerade hier und angesichts des Haus des Reisens, des Lehrers und v.a. des kommenden (?) Gehry-Hochhauses schräg gegenüber wäre ein deutlich höherer Bau möglich.


    Schließlich 4.: Ich erinnere mich (kann aber die Pläne gerade nicht finden), dass frühere Entwürfe die ehemalige Diagonale K.-M..-Allee-Platz der Vereinten Nationen (die anhand des AOK-Haus noch erkennbar ist) wieder herstellen wollten. Ich fand diese Idee apart. Der Erhalt des HdS verunmöglicht solche Ideen nicht, aber vermasselt sozusagen den Endpunkt an der K.-M.-Allee. Ein Neubau, näher an der Allee herangeführt (analog zum Gehry-Bau), könnte diese Diagonale noch ein Stückchen fortsetzen und in einem eindrucksvollen Hochhaus abschließen.


  • Foto:Klarenbach


    Endlich mal wieder ein echter architektonischer Leckerbissen! Eine architektonische Delikattesse vom Feinsten! Für Genießer ... hhmmm ... ganz was Feines! :lach:


    In erster Linie ging es ja um einen Erhalt des Gebäudes und um ein Signal, dass die Phase der Kahlschlagsanierung vorbei ist.


    Immer wenn es darum geht, diese Stadt von solchen Bausünden zu befreien, dann soll die Phase der Kahlschlagsanierung plötzlich vorbei sein. Ich werde nie nachvollziehen können, wie man bereit sein kann, solche Architektur zu verteidigen. Irgendwie kann ich diese hässlichen Bausünden nicht mehr ertragen. Hat dieser Alptraum denn nie ein Ende?


    Das Gebäude ist toll.


    Natürlich! Du mal wieder mit deinen Lobpreisungen für architektonische Hässlichkeiten.

  • Ich habe meine Meinung zum Alex mittlerweile geändert. Wenn man schon die Platten erhalten will dann bitte alle. Ich bin kein Fan dieser Stilrichtung, aber man sollte Respekt gegenüber den unterschiedlichen Geschmäckern haben. Das Areal ist derart geprägt von der Ostmoderne, wenn man sie in Berlin erhalten will, dann bitte hier.


    Ich hoffe dann aber, dass man es hinkriegt, die Sanierungen so durchzuführen wie z.b. beim Bikini in Westberlin und man am Ende den Ursprungsbau noch erkennt und er nicht unter meterdickem Dämmstoff verschwindet.


    So sehr ich ja an anderen Stellen der Stadt gegen Platten bin, aber hier sollte man das Ensemble lassen, wie es ist. Tut keinem weh und wer es nicht mag, der muss ja nicht hin fahren:lach:;)

  • Seit langen bin ich hier eigentlich nur als Leser unterwegs, doch mir zucken immer öfter die Finger, wenn ich hier so einige Kommentare lese.


    Lieber Architektur-Fan, deine Arroganz ist echt abstoßend.
    Es geht hier um das geschichtliche und kulturelle Erbe der Stadt Berlin! Es ist wichtig, dass dieses auch im Zentrum der ehemaligen Hauptstadt der DDR erhalten bleibt. Der Alexanderplatz ist eine Art Gedenkstätte, die an eine 40 jährige Vergangenheit der Stadt erinnert, die man durch Abriss nicht einfach ausradieren und somit ignorieren kann.


    Es geht nicht um die Architektur einzelner Gebäude, sondern um das Architekturensemble am Alex im sozialistischen Vorzeigestädtebau der 60 -und 70er Jahre, dessen Schönheit zwar im Auge des Betrachters liegt, es jedoch wichtig ist, diese identitätsstiftende Gestalt beizubehalten. Denn diese erinnert immerhin an eine durchaus sehr prägende Vergangenheit. Ich persönlich bin auch nicht der größte Fan dieses Städtebaus, jedoch sollte man ihm mit Respekt begegnen. Im Zuge von Abriss und Neubau sollte man auch mal übrigens einen Blick auf Nachhaltigkeit werfen...


    Ich schließe mich Odysseus an, dass man das Ensemble der Ostmoderne an jenem Ort komplett erhalten sollte, anstatt einen Flickenteppich zu schustern, wie man ihn hier und da in Berlin immer wieder findet (er hat am Alex sogar schon leider angefangen).


    In den letzten Jahren hat Berlin die Erfahrung gemacht, dass Investoren-Neubauten hauptsächlich nur für sich sprechen und eine Art Elephant im Stadtkontext bilden, d.h. oftmals Null Bezug auf die Umgebung nehmen. Ganz in der Nähe zum hier diskutierten Standort gibt es ja zwei wunderschöne Paradebeispiele hierfür:
    Das neu geplante Hines-Hochhaus oder das Alexa. Diese Entwicklung gepaart mit der Amtsbesetzung unserer Senatsbaudirektorin Frau Lüscher ist meiner Meinung nach Gift für ein städtebaulich funktionierendes Konstrukt.


    Die Komposition "Sozialistische Stadt" ist im Hinblick darauf eine wesentlich gelungenere Gestalt, als diese architektonischen Ausrutscher, die kontextlos vor sich hin dümpeln.


    Ich finde, dass das Haus der Statistik durchaus Qualität hat und keine 0815 Platte ist. Mit einer anspruchsvollen Sanierung des Objekts lässt sich hier noch ordentlich was rausholen. Man schaue einfach auf die gelungene Überarbeitung der Platte Karl-Liebknecht Straße / Mollstraße. Natürlich gehört im Zuge einer Sanierung auch eine städtebauliche Anpassung der Umgebung im öffentlichen Raum, die zur Zeit in jedem Falle nicht zum Verweilen einlädt.


    Achso, ein lobenswerter Aspekt der Entscheidung für den Erhalt des Hauses der Statistik ist übrigens die staatliche Eigentümerschaft mit der Nutzungsmischung und dem nicht unbeachtlichen Anteil an kultureller Nutzung. :daumen:

  • Die Entscheidung ist in Ordnung, da man die Flächen dringend benötigt, die Sanierungskosten vermutlich überschaubar sind und hinten ja noch ordentlich angebaut werden kann. Die Flächen für Kultur umfassen vermutlich auch sämtliche Behördenteile, die irgendwie mit Kultur zu tun haben. :lach:


    Schön wäre es, wenn der Erhalt so eines großen Baus die entsprechende Lobby befriedigen würde und man In Potsdam und der Wilhelmstrasse zurückrudert, aber das glaubt wohl keiner.

  • Ganz ähnliche Fälle hat man in Lichtenberg in letzter Zeit sogar zu Wohnungen umgebaut. Das scheint problemlos möglich zu sein und liegt wohl deutlich unter Neubaukosten ( und wir reden hier von einfachstem Standart). Der Rohbau hat eben schon einen beträchtlichen Wert.

  • Ich glaube aber, dass hier viel mehr möglich wäre und stehe dem Erhalt daher skeptisch gegenüber.


    Ich stimme jedem einzelnen Deiner vier Punkte zu, nur denke ich, dass die Alternative derzeit nicht "Renovierung des HdS vs. attraktiver Neubau" lautet, sondern "Renovierung des HdS vs. allmählicher Verfall der Ruine". Und aus dieser Perspektive ist die Renovierung ein Segen.


    Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Entscheidung für den Erhalt auf ewig Bestand haben wird. In zehn, fünfzehn Jahren wird der Alex ganz anders aussehen als heute, und dann wird die Debatte um das HdS neu beginnen. Das Ergebnis muss dann nicht unbedingt "Abriss" lauten, es könnte auch auf "Umbau mit Erweiterung" hinauslaufen. Dem Anschein nach handelt es sich um keine Platte, sondern um einen Stahlbeton-Bau, und den könnte man ziemlich leicht entkernen, zur Marx-Allee hin verbreitern und mit einer neuen Fassade versehen. Es gibt eine Menge Optionen, "vertan" ist da zum Glück wenig.

  • Es geht nicht um die Architektur einzelner Gebäude, sondern um das Architekturensemble am Alex im sozialistischen Vorzeigestädtebau der 60 -und 70er Jahre, dessen Schönheit zwar im Auge des Betrachters liegt, es jedoch wichtig ist, diese identitätsstiftende Gestalt beizubehalten.


    Ich schließe mich Odysseus an, dass man das Ensemble der Ostmoderne an jenem Ort komplett erhalten sollte, anstatt einen Flickenteppich zu schustern, wie man ihn hier und da in Berlin immer wieder findet (er hat am Alex sogar schon leider angefangen).


    Von welchem Architekturensemble sprichst du? Letztendlich stehen die Bauten der Ostmoderne doch ohne Zusammenhang in der Gegend herum. Das Ganze sieht aus, als ob jemand den Bausatz mit Bauklötzchen einfach auf dem Boden ausgekippt hat. Der Alexanderplatz war zu DDR-Zeiten eine nach Südosten hin klaffende Freifläche. Die DDR hat es in vier Jahrzehnten nicht geschafft, den Alexanderplatz städtebaulich zu fassen, also dem Platz eine richtige Umbauung zu geben.


    Ich bin dem Rätsel nie auf die Spur gekommen, wo genau die Ensemblewirkung der Ostmoderne eigentlich sein soll. Meines Erachtens besitzt die DDR-Architektur nur an der Karl-Marx Allee eine Ensemblewirkung. Und dort ist es keine Ostmoderne, sondern stalinistischer Zuckerbäckerstil. Die Ostmoderne der 60er/70er hat es doch nie zustande gebracht, eine echte Ensemblewirkung zu generieren. Die vielgerühmte Ensemblewirkung der Ostmoderne steht vielleicht auf dem Blatt Papier von irgendwelchen Parteitagsbeschlüssen. Sehen kann ich sie jedenfalls nicht. Und "identitätsstiftend" ist sie gleich zweimal nicht!

  • Der ist wirklich gut. Ein Haus aus den 70ern der DDR-Zeit, das 10 Jahre leergestanden.


    Vorsicht! Eine Vorzeigeplatte der DDR-Hauptstadt, das sind geschätzte 30.000 Tonnen Stahlbeton, für den Preis kannst du ein ganzes Gründerzeitviertel abräumen. Hier vorher genau durchzukalkulieren ob man daraus nicht etwas machen könnte halte ich für absolut geboten.


    Die Beispiele Alexa, Hines und m.E. auch im weiteren das Cubix zeigen, dass die jüngerne Neubauten alles andere als befriedigender sind. Sie sind weder beeindruckend höher, noch in irgend einer vorstellbaren Art Weltstädtischer.

  • Der Kaufhof zeigt doch vor Ort, was man auf Grundlage der alten DDR-Substanz noch rausholen kann. Nur wird dort wohl kaum so ein Aufwand betrieben werden.

  • Bekanntlich bekommt das Land den Bau stark verbilligt, dass sollte doch,ohne die Zahlen für die Sanierung bzw. Neubau zu kennen, eine ökonomische Diskussion erübrigen.


    Auch wenn ein Lifting durchaus befriedigend und keinesfalls schlechter als ein Neubau sein muss, glaube ich nur schwer daran. Auch glaube ich nicht groß an einer Erweiterung an die KMA oder Otto-Braun-Staße. Trotz optimaler ÖPNV-Anbindung werden die Parkplätze vor und hinter dem Bau benötigt,da doch keine Tiefgarage direkt für den neuen Standort vorhanden ist. Dies schließt ein attraktiveres Umfeld oder eine Einbindung des Viertels dahinter oder zum Standort um die Keibelstraße aus.
    Dies ist für mich eigentlich das größte Manko.

  • Endlich mal wieder ein echter architektonischer Leckerbissen! Eine architektonische Delikattesse vom Feinsten! Für Genießer ... hhmmm ... ganz was Feines! :lach:


    So ist es, ... in jedem anderen Land in der Welt würde man solche Bauten auch unter Schutz stellen ...


    ...und nicht etwa auf die Idee kommen diese abzureißen ...
    (Scherz beiseite)

  • Berlin kauft dem Bund das Haus der Statistik ab

    Seit Freitag ist das Land Berlin Eigentümer des Hauses der Statistik, wie u.a. die Berliner Morgenpost berichtet.


    Nach dem Erwerb der Immobilie von der BImA wolle die BIM nun knapp 140 Millionen Euro investieren, um das Gebäude zu revitalisieren. Nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Fenster und des dadurch drohenden unwiederbringlichen Verfalls der Bausubstanz solle zügig mit der Sanierung begonnen werden, so der BIM-Sprecher Christian Breitkreutz.


    Laut dem Tagesspiegel, der die voraussichtlichen Sanierungskosten mit "lediglich" rund 75 Millionen Euro beziffert, wird vermutlich das Finanzamt Mitte-Tiergarten nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in das Haus der Statistik einziehen.

  • Mal sehen wie die Wächter des DDR-Erbes aus dem HdS etwas vorzeigbares machen. Im goldenen Oktober am Samstag mit einkaufenden Menschenmassen hat die Gegend jedenfalls durchaus ihren speziellen Charme. Besser als das neue Motel One könnte das sanierte HdS jedenfalls werden.


  • Ich halte es für eine falsche Entscheidung eine Finanzbehörde des Landes Berlin in dieses Gebäude zu bringen. Und das nur um ein DDR Gebäude zu erhalten, an dem absolut nichts erhaltenswert ist, dazu Steuergelder auszugeben in einer Höhe, die meines Erachtens nicht gerechtfertigt sind.
    Ein weiteres ideologisches Projekt dieses Senats.
    Letztendlich wird das einige hundert Millionen Euro kosten und wofür?


    Ich hätte mir einen Abriss und Neubau gewünscht um dem Alexanderplatz zusätzlich aufzuwerten. Ein weiterer Hotelbunker wäre bestimmt nicht wünschenswert aber ich bin sicher, es hätte vielleicht auch andere Interessenten gegeben. Eine weitere Chance, die vergeben wurde.