Projekte am/um den Marktplatz

  • Kaum sieht der Deutsche Fachwerk bekommt er feuchte Augen. Also mal im Ernst, so häßlich der Stuttgarter Markplatz ist, keines der Häuser ist Rekonstruktionswürdig. Auch das alte Rathaus halte ich jetzt nicht unbedingt für einen herausragenden Bau. Mir gefällt die jetzige Bebauung auch nicht besonders, aber man muss auch mal ehrlich sein und sagen, dass der Marktplatz in Stuttgart eben weder der Grand-Place in Brüssel, noch der Frankfurter Römer war. Sämtliche Bebauung war absoluter Durchschnitt und keineswegs herausragende Bürgerhäuser, Repräsentativ schon garnicht. Die Probleme am Stuttgarter Marktplatz hängen vielmehr mit der Nutzung, oder auch Nicht-Nutzung der Erdgeschossflächen, der Beleuchtung, dem Bodenbelag und einfach generell der Aufenthaltsqualität zusammen. Man stelle sich doch den Marktplatz wie er jetzt ist einfach mal mit hochwertigem Bodenbelag, Lichtkonzept, Sitzgelegenheiten und 3 - 4 Cafe´s und Restaurants mit Außenbestuhlung vor. Meinetwegen auch mit mehr Bäumen.

  • wo siehst du auf diesem (offenes!) Bild Fachwerk? https://upload.wikimedia.org/w…et_Place%2C_Stuttgart.jpg


    Die Fassade bei meinem Favoritebau (Gebäude links) ist bemalt. Grundsätzlich gebe ich aber schon denen Recht, welche dem Marktplatz eine eher geringe Bedeutung zu sprechen, er war und ist eigentlich imer noch in erster Linie Wirtschaftsfläche.


    Das derzeit größte "Problem" sehe ich auch in erster Linie in der Abwesenheit jeglicher Gastronomie oder sonstiger Außennutzung, als auch in der Platzgestaltung. Charmant wie ein Parkplatz in irgendeinem Industriegebiet...Vielleicht könnten die Schnarchnasen im Rathaus einfach mal aus dem Fenster schauen :)

  • Ja, du hast recht, auch ich sehe überwiegend verputztes Fachwerk mit bemalten Fassaden. Sollte jetzt auch eher etwas polemisch auf den deutschen Historismus-Komplex abzielen. Alles was irgendwie alt aussieht wird direkt als hübscher und besser verkannt. Auch wenn es sich wie in diesem Fall nur um relativ billige Putzfassaden handelt – heute würde man wohl von Fake sprechen. Die Frage ist halt was man hier rekonstruieren will. Kubatur? Bauart? Oder reicht auch ein Fake-Gebäude in historisierendem Stil? Man kann ja auch einfach Schrägdächer auf die jetzigen Gebäude am Marktplatz setzte und die Fassade kitschig-historisch bemalen. Käme wohl auf das gleiche Ergebniss wie eine Rekonstruktion raus. Die Frage ist allerdings ob das an der Aufenthaltsqualität des Platzes etwas ändert wenn es weiterhin keine Gastronomie auf dem Platz gibt, und keine Sitzmöglichkeiten geschaffen werden oder man sich mal dem Belag annimmt.

  • eine endgültige Antwort kann ich dir geben wenn die ersten Rekos am Römer stehen :)


    Als wichtigsten ersten Schritt sehe ich aber auch die Möblierung, Belag und Gastronomie an. Letztere ist wohl in sofern schwierig, das man sich von zwanzig verkauften Tassen Kaffee die Miete nicht leisten können wird.

  • Die prächtigen Bürgerhäuser am Römer der reichen Stadt Frankfurt sind halt nicht mit denen am Stuttgarter Marktplatz vergleichbar. Ich finde am historischen Stuttgarter Marktplatz weder die einzelnen Häuser, noch das Ensemble oder die Platz-Aufteilung besonders herausragend.

  • Wenn ich die Diskussion hier so lese dann glaube ich so langsam, dass man den Marktplatz im 50er-Jahre-Stil belassen aber aufhübschen sollte. Rekonstruktionen könnte man stattdessen z.B. im Westen (im dort das eine oder andere wieder stimmiger zu gestallten) oder in anderen Bereichen der Innenstadt (Calwer Straße?) durchführen.

  • aber man muss auch mal ehrlich sein und sagen, dass der Marktplatz in Stuttgart eben weder der Grand-Place in Brüssel, noch der Frankfurter Römer war. Sämtliche Bebauung war absoluter Durchschnitt und keineswegs herausragende Bürgerhäuser, Repräsentativ schon garnicht.

    Regent, das gebe ich ja zu, schreibe es explizit in #178 unten. Daher ja auch die Idee des Stilmixes, also der nur teilweisen Rekonstruktion. Ich sehe darin aber gerade eine Chance, nämlich, daß ein solche Aufwertung um Längen günstiger zu haben wäre.


    Fachwerk, nicht einmal unterdurchshnittliches, besaß übrigens das dritte, westlichere Haus der Nordseite: http://www.heimatsammlung.de/t…ttgart-marktplatz-311.jpg



    Die Probleme am Stuttgarter Marktplatz hängen vielmehr mit der Nutzung, oder auch Nicht-Nutzung der Erdgeschossflächen, der Beleuchtung, dem Bodenbelag und einfach generell der Aufenthaltsqualität zusammen. Man stelle sich doch den Marktplatz wie er jetzt ist einfach mal mit hochwertigem Bodenbelag, Lichtkonzept, Sitzgelegenheiten und 3 - 4 Cafe´s und Restaurants mit Außenbestuhlung vor. Meinetwegen auch mit mehr Bäumen.


    Die Frage ist allerdings ob das an der Aufenthaltsqualität des Platzes etwas ändert wenn es weiterhin keine Gastronomie auf dem Platz gibt, und keine Sitzmöglichkeiten geschaffen werden

    Als wichtigsten ersten Schritt sehe ich aber auch die Möblierung, Belag und Gastronomie an. Letztere ist wohl in sofern schwierig, das man sich von zwanzig verkauften Tassen Kaffee die Miete nicht leisten können wird.

    Eben. Nur sehe ich da offenbar einen anderen Ursache-Wirkungszusammenhang. Bei derzeitiger Bebauung ist Möblierung nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wird Aufenthaltsqualität in 100 Jahren nicht entstehen, der Platz nicht belebt werden. Man könnnte natürlich allabendlich Freibier ausschenken...
    Ein merklich, nicht nur möblierungskosmetisch, aufgewerteter Marktplatz wäre gewiß per se attraktiver. Diese Chance gastronomisch zu nutzen, obläge freilich den entsprechenden Betreibern.
    Von daher kann ich mir diesen Marktplatz nur sehr schwer mit anderer Möblierung aber belebt vorstellen. Hingegen kann ich mir einen baulich schöneren Marktplatz selbst ohne großartige Möblierung belebt vorstellen.


    Mal ehrlich, wer führt seinen Besuch zum Marktplatz, präsentiert diesen gerne? Da hält man sich doch viel lieber an Schloß- und Schillerplatz oder selbst jenseits im Bereich Geißstraße auf.


    Es geht wie gesagt keineswegs darum, einen Platz ersten Ranges zu schaffen, ist weder nötig noch vermutlich möglich. Es geht darum, den Platz deutlich aufzuwerten, ihm ein paar Charakteristika jener Plätze zurückzugeben, welche Menschen landauf landab erwiesenermaßen zu schätzen wissen. Mehr Gemütlichkeit, Ambiente, Atmosphäre. Daß dies auch ohne herausragende Prachtbauten geht, sondern schon ein entsprechendes Ensemble ein lebenswerteres Gefühl erzeugen können, zeigen unzählige Altstädte.


    Ob die beschriebene Aufwertung ausreicht, die kritische Masse an Aufenthaltsqualität zu erzeugen, genügend Leute anzuziehen, ist dabei keineswegs sicher. Es wäre jedenfalls ein Versuch und selbst wenn sich hernach die Gastronomie nicht so entwickelt wie erhofft: Als Gewinn bliebe, den zentralen Schandfeck beseitigt zu haben. Eine Aufwertung von 0 auf 5 kann übrigens genausoviel, fallweise sogar mehr, bewirken wie eine von 5 auf 10. Wer eine große Delle am Fahrzeug hat, behebt sinnvollerweise zunächst diese bevor er das Styling tuned.


    Mir scheint nur, man hat sich in dieser Stadt längst mit einem häßlichen Marktplatz abgefunden. Dabei ist ein "häßlicher Marktplatz" in der in- wie ausländischen Städtelandschaft eigentlich ein Widerspruch an sich, besitzen gerade Marktplätze doch häufig mit das größte Anziehungspotential, bilden die schöne Ortsmitte, werden mit der Stadt erinnert. Gut, letzteres passiert mit Stuttgart auch, nur eben nachteilig. Denn aus etlichen Rückmeldungen weiß ich, daß das Stutgarter Image extrem unter dem Marktplatz samt seinem selten häßlichen Rathaus leidet. Würde sagen, 90% derer, die sich für Architektur interessieren, verbinden Stuttgart mit seinem Marktplatz negativ und knapp 100% der Menschen kämen nicht auf die Idee, ausgerechnet an diesem Marktplatz verweilen zu wollen. Was weder an falschen Baumarten, noch billigen Leuchten noch zuwenig Bänken liegt.

  • ^
    die unaufgeregte Argumentation hat was.


    Mein Türöffner war das Adlon in Berlin, das Gebäude war sicher nicht ganz billig nur es schreit einem gerade zu an, dass hier was nicht stimmt. Was ich sagen will ist; das auch teure Fakes, Fakes bleiben. Beim Ritz Carlton hat man dieses Gefühl nicht, ist aber auch kein Fake.


    Gerade an einem Marktplatz wird man genauer hinschauen und ein Fake wird hier das Gegenteil von dem bewirken, was Du willst.


    Ich würde beim Breitling anfangen und dort eine Architektur hinstellen, die von Heute ist. Vielleicht wäre der Breitling auch kein schlechter Mieter im Dorotheen-Quartier und man könnte dafür dort ein Konzerthaus oder ein 5-Sterne Hotel hinstellen, dass an den Bunker angeschlossen wird.


    Der Bunker rottet vor sich hin und könnte wenn er raus geputzt wird und von Stuttgarter Künstlern bewohnt und bespielt wird, helfen eine Einzigartigkeit zu erzeugen, die man gerne seinen Gästen vorstellt.


    Dein Vorschlag die Zeit zu nutzen, bis dies Früchte trägt halte ich für einen sehr guten Vorschlag.

    Einmal editiert, zuletzt von ippolit ()

  • Wie gesagt müssen die paar Gebäude wirklich wertig rekonstruiert werden, was angesichts der jeweils nur einen Fassadenseite finanziell wie auch handwerklich machbar sein würde. Erfahrungen mit Rekos gibt es viele, ist kein riskantes Versuchsfeld.


    "Fake" könnte auch noch sowas wie Disney implizieren, was freilich ebensowenig gemeint ist. Sonst könnte man tatsächlich aus ehemals "nur" guten Bauten plötzlich aufesehenerregende Prachtbauten machen. Nein, das ist nicht gewollt, vielmehr Marktplatzauthentizität in seiner jeweils schönsten oder interessantesten Form und also auch die irgendwie liebgewonnene 50er-Zeile behalten.


    Dein Vorschlag einer Konzerthalle anstelle Breitling würde klasse passen, eigentlich genau der richtige Ort dafür und gute Idee, was mit der Südseite geschehen könnte, bei der meine Vorstellungen noch am wenigsten konkret waren.

  • Das mit dem Breitling hätte was. Ich könnte mir dort im Erdgeschoss auch großflächig außenterasse mit Gastro vorstellen. Auch die Bunkeridee, diesen als Kunsthaus zu nutzen gefällt.

  • PP hat schon geguckt. Findet er total dufte.


    gibt ja auch nichts besseres als Ruhe vor der Hütte. Endlich in Ruhe schlafen :cool:.


    Ansonsten muss man realistisch bleiben was großflächige Abrisse anbelangt.

  • Ich denke Max BGF hatte gar keine großen Abrisse im Sinn wenn ich Ihn richtig verstanden habe. Eher sowas wie neue (alte) Fassaden vorzuhängen. Nur finde ich das eigentlich keine der Fassaden eine Rekonstruktion würdig ist.

  • Ja, Abriß beträfe am ehesten die Rathaus-Marktseitenfront, wobei mir auch da keine Innenrekonstruktion vorschwebt. Wie gesagt, Du liegst richtig, daß es sich nicht um Welterbe handelt.

    ^^ mach doch bitte mal einen Termin beim BB! Im Ernst, den Vorschlag finde ich durchdacht und als sehr zielführend

    Danke. Gerne jeder, der sich berufen fühlt oder entsprechende Kontakte hat. Es geht (mir) nicht um Namen, die dabeistehen, sondern um die Verbesserung des Zustands. Zudem ist die Vision alles andere als eine Großtat, sondern entspringt - hoffe ich - gesundem Menschenverstand:


    IST: besch*
    SOLL: schön, dadurch attraktiver und in der Folge Chance auf Belebung. Dieser Zusammenhang scheint mir zwingend. Ohne "schön" wird das nix.


    => MASSNAHMEN: wie beschrieben/ergänzt, weiterer Input willkommen.


    Eigentlich ganz einfach.

  • Ich schlage vor MaxBGF erstellt ein Dossier mit seinen Versionen, kombiniert mit den Vorschlägen anderer user aus diesem Strang. Damit man sieht das wir alles auf dem Radar haben, v.a. die Hürden und die Tatsache wie wenig realistisch das ist, und dabei sehr nüchtern sind. Wagahai schnappt sich das Dossier, ergänzt es durch einige Grußworte, erzählt als Moderator ein wenig "wer wir sind", und sendet es ans Rathaus. Dazu eine Kopie an die Presse! Geld ist schwierig. Geduld aber haben wir, sowie Elan & Visionen.


    Die Bürger dieser Stadt sollen zwei Dinge wissen:


    1. Sie sind nicht allein.
    2. Das DAF hat sich der Sache nun angenommen! Immer wieder werden wir das Thema ansprechen!


    Nicht weniger haben die Bürger dieser Stadt verdient, ebenso wie einen Marktplatz der anders gestaltet werden muss.

  • Die Sanierung des Haufler-Gebäudes soll dieses Jahr beginnen und das Ensemble dem Ursprungszustand wieder näherbringen. Fürs Erdgeschoss suchen die Besitzer einen Gastronomen. Auch interessant: Der Durchgang zwischen den Gebäuden hinüber zur Stiftskirche soll aufgewertet werden. Ich könnte mir da eine nette Passage vorstellen, die zu den qualitätsvollen Läden in dieser Ecke passt.
    http://www.stuttgarter-zeitung…6c-afa1-04c1fe674999.html

  • Naja, ein bisschen viel Theater für ein bisschen rote Elemente an Fassade. Wenn möglich, bitte mit gutem Beispiel voran und abreißen + Reko, sei es auch nur vereinfacht. Vielleicht zieht ja der eine oder andere Nachbar mit.


    ... BB PP hatte ja irgendwelche Initiativen seitens der Stadt in dieser Richtung erwartungsgemäß abgelehnt.