Potsdam: Garnisonkirche - Der Diskussionsthread

  • ^ Bei diesem Argument geht es mir darum, dass die Kirche eine symbolische Kraft hat. Sie hat dies auch heute, wo es sie physisch nicht mehr gibt, vielleicht mehr denn je. Deine Argumentation kann man als Beispiel dafür nehmen. Und wenn an diesem Ort die verschiedenen Seiten, die mit dieser Kirche verbunden sind zusammenkommen, dann halte ich das für heilsamer als die Ablehnung der Kirche. Versöhnung hat etwas mit 'Zusammenkommen' zu tun und Ablehnung ist meist die Verweigerung von Versöhnung. Und die Kirche bietet hier die Gelegenheit den Tag und die Nacht von Potsdam zusammenzuführen, den Umgang der DDR mit dem preußischen Erbe und das Preußentum selber.


    Da finde ich die stadtbildprägende Seite der Kirche und ihre architektonische Bedeutung gar nicht so wichtig, in dieser Argumentation.

  • Es ist ja schön, dass sie sich an den beiden, aus meiner Sicht nicht vergleichbaren Diktaturen abarbeiten.


    Schön halte ich nicht für das passende Wort, aber mE ist der Vergleich zumindest aus heutiger Zeit keineswegs völlig von der Hand zu weisen. Nicht um die Braunen zu verharmlosen oder relativieren, sondern vielmehr um Entsprechendes in Bezug auf die Roten zu verhindern. Für mich werden Hitler und Stalin auf ewig Brüder im Geiste bleiben und die DDR die Erben Stalins. Übrigens haben in der DDR nicht nur Nazi-Politiker eine schaurige Renaissance erleben dürfen, auch Lehrer durften teils in den selben Gebäuden den selben Schülern die neue (oder auch irgendwo vertraut einfache) Weltsicht erklären. Die Guten und die Bösen wurden jetzt eben anders tituliert, sonst blieb vieles beim Alten. Bezeichnend, dass man lieber eine antifaschistische Mauer nach außen errichtete statt im eigenen Morast aufzuräumen (Entnazifizierung sah man als unnötig an). Die krassen Parallelen bei dem Staatsapparat und den unmenschlichen Methoden wurden ansonsten schon teils ausgeführt. Wenn Du da ernsthaft keine Vergleichspunkte erkennen kannst, muss die Propaganda ganze Arbeit geleistet haben. Architektenkind: Aussagen, dass die Todesstrafe irgendwann wieder abgeschafft wurde, finde ich dann doch etwas sehr zynisch und geschichtsverklärerisch. Vielleicht denkst Du da nochmal drüber nach?


    Die Frage ist aber mE eher, was uns das Ganze jetzt in Bezug auf die Kirche sagt. Allein aus der Barbarei der selbstherrlichen stets ach so moralisch überlegenen DDR heraus ergibt sich für mich ebenso wenig eine Pflicht zum Wideraufbau wie allein die Vereinnahmungsversuche der Nazis einen solchen verhindern sollten. Wieso soll man diese Saubande auf ewig unsere Sprache, unsere Architektur, unser gesamtes Leben diktieren lassen? Man sollte sich eben bewusst mit der Geschichte eines Bauwerks (oder analog eines Wortes, Sprichwortes) auseinandersetzen und dann davon emanzipieren. Das heißt, man muss Nazis aus den Unterstützerkreisen der Kirche so konsequent wie irgend möglich herausdrängen (der Slogan "gegen alte und neue Nazis" gefällt mir) und sollte durchaus kritische Bezüge zur Historie ins Konzept einarbeiten. Offenkundige Alt-SEDler unter den Gegnern sollte man zudem ebenso konsequent ignorieren. Die machen sich meist ohnehin von selbst lächerlich (wie bei einem Militäraufmarsch im Tierpark Berlin). Das Signal muss sein, dass die Stadt mit ihrem Erbe und ihrer Zukunft keinem dieser extremistischen Spinner gehört. In diesem Sinne glaube ich nach wie vor, dass eine Garnisonskirche mit klugem Konzept (und so lange es stimmig erscheint, meinetwegen auch architektonischen Anpassungen) der Stadt gut tun kann. Eine Stadt, die sich in ihrem Zentrum mit ihrer eigenen Historie befasst, ist mE allemal spannender und identitätsstärker als eine, die sich voll Furcht davor versteckt und sich dort auf ewig mit hässlichen Funktionsbauten zustellt.

  • Mal nur zudem kurzenAbschnitt eines mE sehr treffenden Beitrags.


    Ganze 3 Jahre bevor die DDR abgeschafft wurde :lach:. Maßgeblich sind wohl eher die 38 Jahre vorher (bzw. 42 Jahre, wenn die Todesurteile deutscher Gerichte in der Sowjetischen Besatzungszone mitgezählt werden). Auch wurde der Schießbefehl auf Zivilisten an der Mauer bis zum Ende der DDR nicht abgeschaft.


    Gerade der Bezug zum Schießbefehl (wohlgemerkt nicht auf vermeintlich faschistische Angreifer, sondern auf fliehenden Menschen) zeigt, wie zynisch die Aussage zur Aussetzung der Todesstrafe ist. Auch die vermeintliche ENTSPANNUNG darf als sehr relativ beschrieben werden (natürlich kann Aufrüstung und Unterdrückung eine solche erzwingen). Selbst der heute oft verklärte Mauerfall hätte schnell zum blutigen Trauertag werden können. Kaum etwas steht besser für die militaristische Geschichte der DDR wie die Mauer. Wie nutzen wir diese heute? Sie ist teils fast schon ein Pilgerort für Touristen und somit schonungslos kommerzialisiert, leider auch Zielobjekt für eine diffuse DDR-Verklärung bis hin zum Mythos oder Ostalgie-Kult. Selbst die knallbunte und poppige Eastside-Gallery konserviert kaum noch das einstige Grauen. Aber dient sie nicht dennoch auch als Narbe im Stadtbild? Sollte man die Stelen des Holocaust-Mahnmals wieder entfernen, weil Touristen oder Kinder teils ahnungslos darauf herumklettern und springen oder dort picknicken oder weil Spinner oder frustrierte Stänkerer ihre Hakenkreuze draufkritzeln und sich dann ach so toll vorkommen? Oder ist es dennoch ein würdiger Gedenkort? Kann die Garnisonskirche nicht auch ein Gedenkort und ein Ort modernen, teils nachdenklichen Zusammenlebens werden, auch wenn viele sich vor allem über die schöne Architektur oder die Sicht von der Aussichtsplattform freuen sollten? Wie realistisch wäre es andererseits, dass mitten in Potsdam primär eine Pilgerstätte für Nazis daraus wird? Das haben die nicht mal mit der Dresdner Frauenkirche geschafft...

  • Die Alternative zum Wiederaufbau einer originalgetreuen Kopie muss ja nicht ein auf "ewig mit hässlichen Funktionsbauten" zugestellte Innenstadt sein. Man kann Bewährtes mit Neuem ergänzen. Gebäude schaffen in den wieder Funktion und Hülle im Einklang stehen. Meinetwegen hier und da Lücken mit Rekonstruktionen überbrücken. Auch Kirchen bauen! Die womöglich sogar wie Versöhnungskirchen aussehen. Aber vor allem der jetzt lebenden Generation von Architekten und Stadtplaner die Möglichkeiten geben, aber auch die Leistung abverlangen, einen eigenen originären Beitrag zu den Sedimentschichten der Stadt hinzuzufügen. Und sie mit den nötigen Mittel auszustatten, um dies auch zu tun.


    Was die von Ihnen angesprochen "extremistischen Spinner" angeht, da kann ich Ihnen beipflichten, dass wir sie noch sicher 2, 3 Generation fernhalten können. Aber was danach kommt, könne wir nicht beeinflussen.


    Eher befällt mich die Sorge, dass wir noch zu unser Lebzeiten einen Großen Zapfenstreich der Bundeswehr an diesen Ort erleben werden. Und Sie (verzeihen Sie mir die Unterstellung) werden argumentieren, dass gerade dieses angebliche Mahnmal dessen Hauptstifter ja bereits die Militärseelsorge ist, wäre der geeignetste Ort um den Toten unserer Bundeswehreinsätze zu gedenken. Dieser Paradigmenwechsel wird aus der Mitte der Gesellschaft kommen, nicht vom Rand. Kritiker werden als vaterlandslose Gesellen diskreditiert. Und dann schließt sich ein Kreis. Das Gebäude erhält seine ursprünglich Funktion zurück. Auf der Spitze die bereits fertig gestellte Wetterfahne und Adler und alle halbe Stunde den Choral „Üb' immer Treu und Redlichkeit“.

  • ... es handelt sich um ein von Privatpersonen bzw. einem Verein / Stiftung vorgesehenes Bauvorhaben.


    Einfaches Anliegen, einfache Lösung.
    Gibt es für die Kirche eine Baugenehmigung und steht das benötigte Geld bereit, wird gebaut, gibt es keine Baugenehmigung und / oder nicht genügend Geld, dann wird nicht gebaut.

  • ^
    Wäre dann nicht ein originalgetreuer Turm mit modernem Kirchenschiff ein denkbarer Kompromiss um diesen Bruch darzustellen?


    Nein, diese Typen wollen schon keinen originalgetreuen Turm und werden diesen, wie der Teufel das Weihwasser, zu verhindern suchen. Denen kann man dann auch nicht mit diesem faulen Kompromiss beikommen. (Abgesehen davon, dass der Turm der Turm zur Kirche ist. Was schrieb da selbst Friedrich Wilhelm an die Kirche? "Friederich Wilhelm, König in Preußen, hat diesen Thurm nebst der Garnison-Kirche zur Ehre Gottes erbauen lassen. Anno 1735." Die Kirche ist also das SCHIFF!)


    Denen geht es primär noch nicht mal um die Garnisonkirche. Denen geht es darum, das jegliche Angleichung an das historische Stadtbild Potsdams verhindert werden soll. Da sie primär Potsdam als Sinnbild Preußens verachten. Und ausgelöscht wissen wollen, so wie Preußen ausgelöscht wurde...


    Daher kämpften sie bereits auf Teufel kaum raus gegen das Stadtschloss, bis es stand. Und die Bürger Potsdams erkannten, dass diese Menschen falsch lagen. Und nun kämpfen sie nicht nur gegen die Kirche, sondern auch und insbesondere gegen den Turm. Bis der stehen wird, und die Bürger wieder erkennen, dass sie falsch liegen und der Turm gut ist.
    Und sie kämpfen für den Erhalt der FH und gegen die Wiedererrichtung des Nikolai-Viertels. Obwohl auf dem Viertel naturgemäß kein Nazi-Verdacht drauf liegt.


    Es werden nur immer wieder Grunde dagegen konstruiert. Die Garnisonkirche macht es ihnen vordergründig geschichtlich nur leichter, Gründe dagegen zu finden...


    PS. Um denen mal ihr Hauptargument zu nehmen: können wir diese Kirche dann mal beim richtigen Namen nennen? Die wurde 20 Jahre lang, vor ihrem Existenzende, Heilig-Kreuz-Kirche benannt. Umbenannt durch Abstimmung in der Gemeinde, nicht auf Veranlassung des DDR-Staats. Heute ist es nur viel, viel leichter, gegen eine Garnisonkirche, denn eine Heilig-Kreuz-Kirche zu wettern, gell?


    Grüße
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Die Alternative zum Wiederaufbau einer originalgetreuen Kopie muss ja nicht ein auf "ewig mit hässlichen Funktionsbauten" zugestellte Innenstadt sein. Man kann Bewährtes mit Neuem ergänzen. Gebäude schaffen in den wieder Funktion und Hülle im Einklang stehen. ...


    Da fehlen mir ausgereifte Vorschläge oder Planungen der Kritiker des Wiederaufbaus. Ich glaube die Diskussion könnte bereichert werden, wenn dem Wiederaufbau eine ausgereifte Alternative gegenüber stehen würde. Und dann mit Offenheit von den verschiedenen Seiten reflektiert wird. Das könnte alle Seiten bereichern. Also keine strategische Alternative um den Wiederaufbau zu verhindern, sondern eine Alternative, deren Befürworter diese auch wirklich gut finden. Davon würde das, wie Kleist bemerkt hat, private Bauvorhaben profitieren können, und die Fronten in der Stadt schmelzen. Es könnte die Akzeptanz des Vorhabens stärken. Und natürlich verlangt das auch Offenheit von der Stiftung.


    Ich persönlich halte den Wiederaufbau im Äußeren für die kraftvollste Lösung. Im Inneren müsste sich dann aber die Geschichte in der Gestaltung wiederspiegeln.

  • ^
    Wäre dann nicht ein originalgetreuer Turm mit modernem Kirchenschiff ein denkbarer Kompromiss um diesen Bruch darzustellen?


    Ich denke schon. Mir schwebt da ein Potsdamer Äquivalent der Berliner Gedächtnisses vor. Bei der kommen auch keine heimeligen Gefühle und Erinnerungen an die tolle Kaiserzeit und Preußen auf (bei der Siegessäule ja auch nicht).

  • ^
    Wäre dann nicht ein originalgetreuer Turm mit modernem Kirchenschiff ein denkbarer Kompromiss um diesen Bruch darzustellen?


    Reflexartig würde ich sagen: Was halten Sie von einem modernen Turm und einem originalgetreuen Kirchenschiff? Nein, ich glaub keine Seite wäre mit diesem Kompromiss befriedet. Zumal ein Kirchenschiff wenn überhaupt, dann viel später gebaut und sicher nicht aus Spendengelder finanzierbar wäre.


    Aber ich lade Sie zu einem anderen Gedankenexperiment ein. Es geht um Potsdams Stadtsilhouette. Um den Dreikirchenblick wie hier:
    http://www.mitteschoen.de/files/drei-kirchen-blick_70.jpg
    --------------------
    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato


    Um ihn wieder herzustellen, also etwas Schönes zu schaffen, und gleichzeitig traditionsbewusst zu handeln, könnte man einfach beide Türme bzw. Kirchen vertauschen! Anstatt dem Garnisonkirchenturm wird an dessen Stelle der Heiliggeistkichenturm gebaut. Und in späteren Generationen an der ehem. Heiliggeistkirche die Garnisonkirche. Das Stadtbild wäre geheilt. Es wird nichts Modernes und im Zweifel Häßliches gebaut. Und mit einem Schlag wäscht man sich von den latenten Vorwurf frei, eine Wallfahrtsort des Militarismus wiederaufbauen zu wollen.
    In der Theorie ist der Vorschlag doch charmant, oder?


    So absurd der Vorschlag klingt, so zeigt er doch deutlich auf, dass mit diesem Wiederaufbauprojekt andere Ziele mit höhere Priorität verfolgt werden als schöne Baukunst, Stadtbildpflege und Förderung der Religion durch Kirchenbauten, Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit an authentischen Plätzen. Denn das würde dieser Kompromiss ermöglichen.

  • Den Vorschlag von Luftpost bezüglich des Namens der Kirche finde ich gut. Daher würde ich es begrüßen, wenn sich die Stiftung Garnisonkirche Potsdam in Stiftung Heilig-Kreuz-Kirche Potsdam und die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Heilig-Kreuz-Kirche umbenennen würde.


    Das Plakat gegen alte und neue Nazis hing gerade einmal 4 Tage, dann wurde es von der Stiftung wieder entfernt.


    http://www.maz-online.de/Theme…r-zu-besonderen-Anlaessen

  • ^^
    Gut so. Es ist ohnehin eine in letzter Zeit wieder modisch gewordene Unsitte, den öffentlichen Raum mit solchen platten Parolen vollzupflastern.

  • Eine Umbenennung sollte eigentlich das kleinste Problem sein und wäre eine erste Annäherung. Ganz ohne Kompromisse wird es nicht gehen. Auch wäre es nur passend, da wir ja keine stehenden Garnisonen mehr in Potsdam mehr haben...

  • Anstatt dem Garnisonkirchenturm wird an dessen Stelle der Heiliggeistkichenturm gebaut. Und in späteren Generationen an der ehem. Heiliggeistkirche die Garnisonkirche. Das Stadtbild wäre geheilt. Es wird nichts Modernes und im Zweifel Häßliches gebaut. Und mit einem Schlag wäscht man sich von den latenten Vorwurf frei, eine Wallfahrtsort des Militarismus wiederaufbauen zu wollen.


    Ernsthaft? Wenn die Garnisonkirche an anderer Stelle steht ist es kein Problem mehr?
    Ist die Erde dort irgendwie nationalsozialistisch verseucht?
    Dann können wir das Grundstück ja einfach auskoffern und mit "antifaschistischem Sand" wieder auffüllen.
    Vielleicht reicht es ja auch schon wenn dort ein paar Alternative eine "Hitleraustreibung" vornehmen und dann noch ein paar Tage lang "Trommelkreise" und der böse Geist müsste vertrieben worden sein.

  • Eine Umbenennung sollte eigentlich das kleinste Problem sein ...


    Bitte noch mal richtig lesen: eine Umbenennung durch die damalige Garnisonkirchengemeinde zur Heilig-Kreuz-Gemeinde fand bereits am 25.07.1949 statt. Rein rechtlich gibt es keinen Grund, weiterhin von der Garnisonkirche zu sprechen. Denn diese existiert seit dem 25.07.1949 nicht mehr unter diesem Namen. Daher ist die heutige Benennung als Garnisonkirche nur unter zwei Gesichtspunkten zu betrachten:


    1. die Gegner versuchen, durch diesen Namen eine negative Assoziation zu schaffen, um Spendenwillen zu unterbinden und
    2. die scheinbaren Befürworter versuchen durch diesen Namen eine negative Assoziation zu schaffen, um Spendenwillen zu unterbinden.


    Warum benutzen die scheinbaren Befürworter ihn dann weiterhin? Weil er so schön klingt? Weil er ein einzigartiger Name einer Kirche in Deutschland ist? Nein und nein? Ja warum dann? Weil damit Spendenwillen geweckt wird? Ich bin überzeugt davon, dass dieser Name Spendenwillen unterbindet, als das er ihn weckt!


    Und schließlich kommt es auf den Namen "Garnisonkirche" auch nicht an. Sie war zwar unter diesem Namen Deutschlandweit bekannt. Mit ein paar Hinweisen, auf diese lang zurück liegende Umbenennung, ist das einfach zu vermitteln und auch Marketing-technisch nicht abträglich. Und der richtige Name passt eindeutig besser zum Versöhnungskonzept der neuen Versöhnungs- und Friedenskirche in Potsdam.


    Dies ist der Schritt, den ich zu gehen bereit bin. Nicht jedoch die Infragestellung der originalgetreuen Wiedererrichtung! Der Turm, auch mit neuer, innerer Form -als Kompromiss- und das Kirchenschiff mit originaler Innenraumgestaltung sind voneinander untrennbar und daher unverhandelbar!


    Letztendlich scheitert das Projekt am Kontostand. Oder es glückt durch den Kontostand. Alles hängt am Spender. Und je effektiver der Vergrault wird, desto sicherer ist die Baugenehmigung 2019 flöten. Was dann kommt, will ich mir nicht ausmalen.


    Grüße
    Luftpost

  • Ernsthaft? Wenn die Garnisonkirche an anderer Stelle steht ist es kein Problem mehr?


    Natürlich nicht ernsthaft. Aber zumindest eine theoretische, vorsichtig, zaghaft angedachte Gedankenspielerei. Die ausloten soll, ob den Befürwortern wirklich an den orginalen Ort so gelegen ist. Oder ob ihnen das Gebäude an einen anderen Ort genauso wiederaufbauwürdig erschiene.


    Was die Gegner betrifft: auch dort könnte ich nur einen Kompromiss hinein tragen. Wichtig ist ihnen, den Gegnern, an diesen Ort nicht das zu bauen, was war, wie es war und wie es werden könnte.
    Eine Heilig-Geist-Kirche wäre alle dem erhaben. Ja, nun ein Kompromiss halt...bei dem alle bluten...und sich versöhnen... könnten.

  • ...Eine Heilig-Geist-Kirche wäre alle dem erhaben. Ja, nun ein Kompromiss halt...bei dem alle bluten...und sich versöhnen... könnten.


    Natürlich nicht ernsthaft. Aber zumindest eine theoretische, vorsichtig, zaghaft angedachte Gedankenspielerei. Die ausloten soll, ob den Befürwortern wirklich an den orginalen Ort so gelegen ist. Oder ob ihnen das Gebäude an einen anderen Ort genauso wiederaufbauwürdig erschiene. ...


    Wenn man sich eingehend mit diesem Vorschlag beschäftigt, sollte jedem Architektur-Interessierten schnell die Absurdität klar werden. Jedes Gebäude wird immer auch mit dessen Umgebung, entweder im Kontext oder (seit der "Moderne") um diese zu konterkarieren, errichtet. Ein Tauschen dieser beiden Gebäude würde eben nicht den Kirchenblick wiederherstellen. Da beide Kirchtürme an anderen Positionen stünden, als diese jetzt stehen. Die Kirchtürme wären außerhalb der Sichtachsen und außerhalb der gezielt angelegten Abstände zueinander. Auch wenn diese im ersten Moment städtebaulich minimal erscheinen, sind diese Abstände doch genau geplant oder genau mit deren Umgebung abgestimmt.


    Die Heilig-Kreuz-Kirche stünde mit dem Kirchenschiff zur Burgstraße, der Kirchturm mit dem Haupteingang stünde zur Alten Fahrt. Abgesehen vom Baugrund und der fehlenden Tiefe an diesem Ort, würde so die Burgstraße nicht auf einen Turm zulaufen, sondern auf die Westwand der Kirche. Wer jetzt verlangt, die Kirche zudrehen, hat von Kirchenbau dann gar keine Ahnung. Kirchen haben nun mal nicht Zufällig eine Nord-Süd-Ausrichtung (der Inneneinrichtung des Kirchenschiffs mit der Kanzel). Und die Heilig-Kreutz-Kirche ist eine Querschiff-Kirche. Eine ungewöhnliche Form, die auf den begrenzten Platz an der Plantage zurück zu führen ist.


    Die Heilig-Geist-Kirche würde demnach aufgrund ihrer Länge bereits nicht an die Plantage passen. Ihr Kirchturm stünde sicherlich mitten auf der heutigen Dortu-Straße, vielleicht sogar im Militär-Waisenhaus. Mit ihrer Ost-West-Ausrichtung nähme der Kirchturm keinen Bezug zur Breiten Straße. Und noch schlimmer: er nähme auch keinen Bezug zum Stadtschloss auf. Denn die Herausstellung des Turmes, aus der Flucht der Kirche, wie bei der Heilig-Kreuz-Kirche fehlt.


    Beide Kirchen wären an den jeweilig anderen Orten völlig deplatziert. Sicherlich immer noch sehr schöne Solitäre, die für sich genommen rekonstruktionswürdig sind. Jedoch städtebaulich gänzlich verkehrt. Daher ist dieser Vorschlag nicht nur irreführend und sinnlos, sondern er zeigt auf, wie viel städtebauliches Verständnis im Vorschlagenden schlummert. Da ist einfach nichts zu erwecken...


    Was die Gegner betrifft: auch dort könnte ich nur einen Kompromiss hinein tragen. Wichtig ist ihnen, den Gegnern, an diesen Ort nicht das zu bauen, was war, wie es war und wie es werden könnte.


    Diese Antwort macht nur eins deutlich: es wird immer nur neues Abwehrfeuer gegeben. Jegliche Diskussionsvorschläge sind keine solchen, sondern nur Beschäftigungsaufträge für die Befürworter, um deren Kraft zu binden.


    Es geht den Gegnern ausschließlich darum: die städtebauliche und architektonische Originalität weit möglichst zu verhindern. Da spielt das Nutzungskonzept des späteren Ortes nicht nur eine untergeordnete, sondern gar keine Rolle! Denen geht es auch nur um die städtebauliche und architektonische Komponente, dabei jedoch um die größtmögliche Abnäherung und Verneinung. Diese beiden Positionen (Rekonstruktion und Verhinderung der Rekonstruktion) sind sicherlich geschichtlich begründet. Die eine Seite will an Geschichte anknüpfen, mahnen, erinnern und aus ihr lernen. Die andere Seite will Geschichte negieren, verneinen, auslöschen und jegliche Erinnerung verhindern. Beide Positionen stehen unversöhnlich und Kompromisslos zueinander und bleiben es auch. Nur eine persönliche Einstellungsänderung beinhaltet die Möglichkeit der Annäherung an die andere Position. Und beinhaltet damit die Aufgabe der eigenen Position.


    Ich meine, dass die zweite Position die deutlich Gefährlichere ist. Denn Erinnerungsverhinderung beinhaltet die erhebliche Gefahr der Wiederholung wegen Unwissenheit! (Auch wenn die Wiederholung sogar von denen ungewollt ist.)


    schöne Weihnachten allen Mitlesenden
    Luftpost

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Bitte noch mal richtig lesen: eine Umbenennung durch die damalige Garnisonkirchengemeinde zur Heilig-Kreuz-Gemeinde fand bereits am 25.07.1949 statt. Rein rechtlich gibt es keinen Grund, weiterhin von der Garnisonkirche zu sprechen. Denn diese existiert seit dem 25.07.1949 nicht mehr unter diesem Namen.


    In der Theorie ist das richtig. In der Praxis reden Befürworter wie Gegner des Projekts immer von der Garnisonkirche. Welche Motive Du ihnen dabei unterstellst ist unabhängig von der Berechtigung dieses Vorwurfs nebenrangig (wobei ich bei den Befürwortern schon annehme, dass sie neben dem Abriss auch die Umbenennung "rückgängig machen" wollen). Im Ergebnis (der öffentlichen Wahrnehmung) ändert das leider nichts.


    Ich bin überzeugt davon, dass dieser Name Spendenwillen unterbindet, als das er ihn weckt!


    Das sehe ich auch so. Deshalb sollten gerade die wirklichen Befürworter hier dringend einlenken. Selbst mit dieser symbolischen Annährung könnte man schon etwas erreichen. Es signalisiert, dass es vorrangig um den Baukörper geht und dieser in der Tat mit einer anderen Botschaft und Funktion verbunden wird.


    Und schließlich kommt es auf den Namen "Garnisonkirche" auch nicht an. Sie war zwar unter diesem Namen Deutschlandweit bekannt. Mit ein paar Hinweisen, auf diese lang zurück liegende Umbenennung, ist das einfach zu vermitteln und auch Marketing-technisch nicht abträglich. Und der richtige Name passt eindeutig besser zum Versöhnungskonzept der neuen Versöhnungs- und Friedenskirche in Potsdam.


    Exakt. Daher hoffe ich, dass es genau so auch kommen wird, auch wenn es jetzt schon etwas spät erscheint und die Situation verfahren ist. Die Befürworter werden es teils als Nachgeben empfinden, die Gegner als reine Augenwischerei oder Etikettenschwindel...


    Über das Kirchenschiff brauchen wir an dieser Stelle nicht diskutieren, denn


    Letztendlich scheitert das Projekt am Kontostand. Oder es glückt durch den Kontostand. Alles hängt am Spender.


    Die Finanzlage wird sich wohl nicht primär durch ein perspektivisches Beharren auf bzw. Aufgeben des Schiffes entscheiden - auch wenn manche, das wohl für einen Kompromiss halten. Aber wer gegen das Schiff ist, spendet noch lange nicht FÜR den Turm. Denn wenn der Turm nicht kommt, braucht man über das Kirchenschiff wohl gar nicht erst nachdenken. Somit hätte man als Gegner so oder so das erwünschte Ergebnis, aber ohne Turm sogar noch mehr Platz und zudem kein eigenes Geld investiert. Umgekehrt würde jemand, der beides möchte, wohl den Turm immerhin als Teilerfolg werten und auch ohne Perspektive auf einen vollständigen Bau mit Kirchenschiff weiter dafür eintreten.

  • ...wobei ich bei den Befürwortern schon annehme, dass sie neben dem Abriss auch die Umbenennung "rückgängig machen" wollen...


    Nein, hier geht es um die Heilig-Kreuz-Gemeinde, welche weiterhin existent ist, sich jedoch -aus welchen Gründen auch immer- mit Händen und Füßen dagegen wehrt, diese, ihre Kirche zurück zu bekommen. Dies ist sicherlich insbesondere deren ehemaligem Pfarrer Uwe Dittmar geschuldet, der mit reichlichen Vorwürfen aus dem Amt geschieden ist. Ich nehme an, dass er bereits zu DDR-Zeiten kompromittiert war, diese Kompromittierung bis heute nicht abschütteln konnte und daher weiter auf der DDR-Position beharrt.


    Im Weiteren ist dies der Kirchenführung der "evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz" geschuldet, die einfach keinen Arsch in der Hose hat, klarzustellen, dass diese Kirchengemeinde die richtige Kirchengemeinde zur Heilig-Kreuz-Kirche ist. Daher den falschen Namen "Garnisonkirche" fördert, gebraucht und dauerhaft verwendet, um dieser Rückführung der eigentlichen Heilig-Kreuz-Gemeinde auszuweichen. Und damit wiederum dem Projekt äußerst abträglich entgegen wirkt. Eigentlich ist sie damit nicht ein Befürworter, sondern wie ich oben schrieb, ein "scheinbarer Befürworter" an entscheidender Stelle, um das Projekt zu unterminieren.


    Grüße
    Luftpost

    3 Mal editiert, zuletzt von Luftpost ()