Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Ich finde die geplante Straßenführung nach wie vor unsinnig und befürchte, dass sie mehr Verkehrslärm und Staus verursachen wird. Der Hauptverkehrsstrom aus der vielbefahrenen Leipziger Straße/ Gertraudenstraße/ Mühlendamm wird zukünftig direkt in die Spandauer Straße geleitet, was dort voraussichtlich mehr Verkehr verursachen wird, was sich weiter auch auf die Karl-Liebknecht-Straße auswirken wird. Gerade diese beiden Straßen rund um das Rathausforum sollten aber meiner Meinung nach eher entlastet und zurückgebaut werden.


    Der von Fußgängern viel genutzte Raum um Rathaus, Fernsehturm und Marienkirche wird also durch zusätzlichen Autoverkehr belastet und dafür die für die Fußgängerströme viel weniger bedeutende Rückseite des Rathauses teilweise vom Verkehr entlastet. Was wiederum aber ebenfalls fraglich ist, da sich die von Osten kommenden Autos an der neu entstehenden Kreuzung voraussichtlich aufstauen werden.
    Meiner Meinung nach ist das geplante Verkehrskonzept wenig durchdacht und verschiebt Probleme einfach an andere Stellen.


    Ich bin absolut kein Fan der gegenwärtigen Grunerstraße, im Gegenteil, diese autobahnartige Schneise ist furchtbar hässlich, aber das liegt meiner Meinung nach nicht an ihrem Verlauf, sondern vor allem an ihrer überdimensionierten Breite, den vielen Parkplätzen und den ausgefaserten Straßenrändern ohne Randbebauung. Die Straße ließe sich aber genausogut in ihrem jetzigen Verlauf verschmälern und attraktiver gestalten. Durch eine Verengung, eine Einfassung des Straßenverlaufs durch Blockrandbebauung entlang des heutigen Verlaufs und eine Bepflanzung mit Allee-Bäumen sowie einer geschmackvolle Straßenmöblierung würde der Stadtraum deutlich attraktiver werden (mindestens ebenbürtig wie es geplant ist), ohne die oben angesprochenen Verkehrsprobleme zu verursachen.


    Selbst wenn man es tatsächlich schaffen sollte, den Autoverkehr in der Innenstadt zukünftig zu verringern (wofür ich momentan kein schlüssiges Konzept sehe), werden einige leistungsfähige Verkehrsachsen, die die wichtigsten Teile des Stadtzentrums möglichst geradlinig verbinden notwendig bleiben und dieser Straßenzug ist fast die einzige existierende in Ost-West-Richtung. Eine künstliche Unterbrechung und Belastung durch die neuen zusätzlichen Kreuzungen sind hier sinnlos.


    Breite Straßen müssen auch nicht per se unattraktiv sein, es kommt ganz auf ihre Gestaltung an. Auch auf breiten Achsen, kann der Raum für den Autoverkehr reduziert werden. Schaut man sich Straßen wie Champs Elysees, Ku'Damm oder Paseo de Gracia an, sieht man, dass breite Straßen auch durchaus attraktiv sein können.


    Die derzeitige Grunerstraße ist fürchterlich, aber das liegt meiner Meinung nach, wirklich viel eher an ihrer Gestaltung, fehlenden Einfassung und dem viel zu großen Raum für den Autoverkehr als an ihrem Verlauf!

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  • Der von Fußgängern viel genutzte Raum um Rathaus, Fernsehturm und Marienkirche wird also durch zusätzlichen Autoverkehr belastet und dafür die für die Fußgängerströme viel weniger bedeutende Rückseite des Rathauses teilweise vom Verkehr entlastet.


    Wieso das denn? Die Straße wird doch lediglich wieder ans Rathaus herangeführt. Dorthin wo jetzt noch der Parkplatz ist. Der Fußgängerbereich auf der anderen Seite ist davon überhaupt nicht betroffen.

  • Wieso das denn? Die Straße wird doch lediglich wieder ans Rathaus herangeführt. Dorthin wo jetzt noch der Parkplatz ist. Der Fußgängerbereich auf der anderen Seite ist davon überhaupt nicht betroffen.


    Sie wird nicht nur lediglich ans Rathaus herangeführt, sondern der Hauptverkehrsfluss aus Richtung Westen (aus der vielbefahrenen Leipziger Straße, Gertraudenstraße sowie Mühlendamm) wird auch unmittelbar in die Spandauer Straße geleitet, diese mündet ein paar Meter weiter in die Karl-Liebknecht-Straße. Sowohl Spandauer als auch Karl-Liebknecht-Straße grenzen unmittelbar an die Freiflächen um Rathaus und Fernsehturm (Rathausforum). Das bedeutet das dieser Freiraum zukünftig von noch mehr Verkehr umflossen wird, als es ohnehin schon der Fall ist. Die Haupt-Fußgängerströme beschränken sich aber nicht ausschließlich auf die Freifläche sondern verlaufen zum Großteil zwischen Alexanderplatz und Museumsinsel/Unter den Linden sowie in Richtung Hackescher Markt. All diese Fußgänger müssen dafür entweder die Spandauer oder die Karl-Liebknecht-Straße kreuzen, was bei den zu erwartenden zusätzlichen Autoverkehrsströmen durch die ungünstige geplante Verkehrsführung am Molkenmarkt noch unattraktiver wird als es heute schon ist. Diese beiden Straßen sollte man viel eher vom MIV entlasten als sie zusätzlich zu belasten.

  • Sie wird nicht nur lediglich ans Rathaus herangeführt, sondern der Hauptverkehrsfluss aus Richtung Westen (aus der vielbefahrenen Leipziger Straße, Gertraudenstraße sowie Mühlendamm) wird auch unmittelbar in die Spandauer Straße geleitet, diese mündet ein paar Meter weiter in die Karl-Liebknecht-Straße.


    Warum sollte das so sein? Der Hauptverkehrsfluss in der Grunerstraße wird auch künftig dorthin fließen wo er jetzt auch hin will - dann also abbiegen. Was soll ich auf der KLS wenn ich nach Weißensee will? Die Straße verschwindet ja nicht, sondern wird lediglich verlegt. Und abgesehen davon ließe sich der Querverkehr über die Spandauer auch durch entsprechende Verkehrsführung reduzieren. Alles mit ein bisschen Überlegen kein Problem.

  • Schaut man sich Straßen wie Champs Elysees, Ku'Damm oder Paseo de Gracia an, sieht man, dass breite Straßen auch durchaus attraktiv sein können.


    Wenn man brav entlang einer Seite läuft - beim Überqueren wird die trennende Wirkung der Barriere deutlich. Das gilt genauso für die darüber genannten Beispiele wie für diese Straße - und wenn ich mich beim Laufen auf eine Seite beschränken muss, empfinde ich den Aufenthalt als unkomfortabel. Anders als etwa an der Londoner Oxford Street, die zwar ebenso breit ist, aber nur von den Bussen befahren, die meiste Breite wird den Bürgersteigen geschenkt.
    Es gibt doch genügend Verbindungen um die einstige Altstadt herum, die Autofahrer nutzen können. Hier sollten es maximal 4 Spuren (2 pro Richtung) werden - die im Londoner Zentrum wichtige Regent Street hat nicht mehr.

  • Es bleibt ja zudem die Frage, welche Fussgängerverkehre hier anfallen. Wenn man das Klosterviertel nicht stärkt sondern hinter einer Schallschutzwand aus Motel One und Raster-Bürobauten versteckt wird da auch kaum einer langwollen. Dass der Parochialkirchhof mit dem Glockenspiel und der Kantine vom Podewil(s) ganz nett ist wird ja kaum einer wissen. Vielleicht schiebt sich noch die eine oder andere Busladung Touristen in die Letzte Instanz (DDR-Rekonstruktion) oder ein versprengter Alexa-Besucher hat hier sein Auto geparkt. Sonst gibt es im Klosterviertel kaum mehr etwas zu entdecken: das Graue Kloster ist weit von einem Rück-Zug a historischer Stätte entfernt, der französische Kirchhof wird bis zur Unkenntlichkeit überformt und der Großen Jüdenhof wird als "Kritische Rekonstruktion" kein Alt-Berliner Flair verströmen sondern ein schicker Wohnhof à la Spandauer Vorstadt.
    Wer weiss schon noch, dass das Geburtshaus von Horst Wesselam Eingang zum Großen Jüdenhof stand? Das sind doch die Besonderheiten der Topografie, die Altstadtädte ausmachen und es liesse sich ein lange Liste dieser Besonderheiten des Ortes aufstellen. Was aber geplant ist ist ein Allerweltsquartier wie nördlich des Alexanderplatze, geschichtslos und nur vermeindlich "modern".

  • Warum sollte das so sein? Der Hauptverkehrsfluss in der Grunerstraße wird auch künftig dorthin fließen wo er jetzt auch hin will - dann also abbiegen. Was soll ich auf der KLS wenn ich nach Weißensee will?


    Ich bezweifle stark, dass jeder Autofahrer, der diesen Straßenabschnitt benutzt, ausschließlich nach Weißensee will. Viele wollen einfach das Stadtzentrum in West-Ost-Richtung durchfahren mit ganz unterschiedlichen Endzielen. Und das kann man sowohl über Grunerstraße/Otto-Braun-Straße als auch über Karl-Liebknecht-Straße/ Prenzlauer Allee. Durch die neue Verkehrsführung wird der Verkehrsfluss aber eindeutig in Richtung der zweiten Variante geleitet, da abbiegen für Autofahrer in der Regel zeitaufwändiger ist, als dem geradlinigen Straßenverlauf zu folgen auf Grund von ggf. kürzeren Günphasen auf Abbiegespuren (bei eigenen Ampeln für Abbieger) und querenden Fußgängern und Fahrradfahrern.


    Wie ich ja schon geschriebent habe: ich plädiere unbedingt für eine schmalere Straße und Reduzierung des Raums für den Autoverkehr. Lediglich die Verschwenkung des Straßenverlaufs halte ich in diesem Bereich für einen großen Fehler. Worin liegen in dieser unsinnigen Verschwenkung bitte die Vorteile?

  • ^ Der Vorteil ist, dass die neue Fahrbahnführung gegenüber der heutigen gewaltig Platz spart: Zwei Fahrspuren verschwinden, die Parkfläche zwischen den Fahrbahnen verschwindet und die Parkplätze/ungenutzten Asphaltflächen rechts und links der Straße verschwinden auch. Die Straßen werden künftig viel enger von Gebäuden eingefasst sein, was den Eindruck einer Autobahn in einer undefinierten Brache aufhebt. Zudem findet eine Annährung an den historischen Stadtgrundriss statt. Ohne Verschwenkung ließe sich das nicht machen.


    Und die Verkehrsführung? Zwei von drei Fahrspuren sind Abbiegerspuren in die Grunerstraße, eine führt geradeaus in die Spandauer. Ein gros des Verkehrs wird also weiterhin durch die Gruner geführt; der Teil, der in die Prenzlauer Allee will, soll jedoch künftig nicht mehr über die Gruner- und die Alexanderstraße rollen, sondern über die Spandauer und die KLS. Ich finde wie gesagt, das ist ein guter Kompromiss zwischen Stadtreparatur und Verkehrsaufkommen.

  • ^ und ^^
    Das sehe ich wie das Architektenkind, durch entsprechende Spuren und Ampeln kann man die gewünschte Hauptverkehrsführung sehr wohl steuern. Wird anderswo ja auch gemacht.


    Der autobahnähnliche Zustand mit der jetzigen Trasse wird auf alle Fälle verbessert.
    Und auch jetzt teilt sich ja der Autoverkehr am Molkenmarkt, nicht wenige biegen in die Stralauer Straße ab, wo ja sogar von Westen kommend eine abgesetzte Abbiegespur vorhanden ist (der Horror für alle Fußgänger und Radfahrer).

  • Rundung anstelle der Ecke

    Ich befürworte zwar die Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss, kann aber auch die Kritik an der geplanten Verkehrsführung nachvollziehen. Hierzu hat die Berliner IHK vor einigen Jahren einen Alternativentwurf vorgelegt. Dieser sieht anstelle der Ecke eine Rundung vor, um den Verkehrsfluss am Molkenmarkt weiterhin zu gewährleisten und die Verkehrsbelastung am Rathausforum so gering wie möglich zu halten:


    http://www.stadtentwicklung.be…e_schnuert_Verkehr_ab.pdf

  • Tunnellösung wäre evtl. besser gewesen

    Hallo Zusammen,


    ich finde auch, dass die aktuelle Planung suboptimal ist. Nach meiner Meinung, hätte man den Alexanderplatztunnel bis vor die Mühlendammbrücke verlängern sollen. Mann hätte dann den Verkehr 2-spurig dort hindurchführen können.
    Der Mühlendamm könnte dann auch 2-spurig ausgeführt werden und die Grunerstrasse hätte sogar auf eine Spur je Richtung reduziert werden können. Die Tunneleinfahrt an der Mühlendammbrücke hätte dann 2-teilig ausgeführt werden müssen, damit die Strassenbahn zwischen Ein- und Ausfahrt hindurchfahren kann.


    Schade, riesige Chance verpasst! :(


  • Wie ich ja schon geschriebent habe: ich plädiere unbedingt für eine schmalere Straße und Reduzierung des Raums für den Autoverkehr. Lediglich die Verschwenkung des Straßenverlaufs halte ich in diesem Bereich für einen großen Fehler. Worin liegen in dieser unsinnigen Verschwenkung bitte die Vorteile?


    Die Verschwenkung ist Kern der Wiederherstellung des Innenstadtbereichs Molkenmarkt. Das ist doch nicht einfach nur eine Maßnahme zur 'Verkehrsberuhigung'. Wie willst du denn die Bebauung realisieren ohne vorherige Straßenverlegung?

  • Hallo Zusammen,


    Nach meiner Meinung, hätte man den Alexanderplatztunnel bis vor die Mühlendammbrücke verlängern sollen.


    Schade, riesige Chance verpasst! :(


    Die Idee hatten bestimmt auch schon andere. Das geht leider aufgrund des kreuzenden U2-Tunnels (Klosterstraße) nicht.

  • ... eine Hochstraße geht aber. Schick geschwungen ein echter Hingucker. Siehe hier Nur werden unsere Stadtplaner sowas nicht mehr in Betracht ziehen, da angeblich Hochstraßen nichts in zentralen Stadtgebiet zu suchen hätten.

  • Den Tunnel hätte ich auch für die beste Lösung gehalten, die Ubahn-Überquerung wäre schon machbar, auch die geplante Bebauung würde damit nicht kollidieren.
    Allerdings fehlt natürlich das Geld und vor allem der politische Wille


    Man will ja den Autoverkehr verringern und mit einem Tunnel würde das sicherlich nicht geschehen. Die Grünen und die SPD wären strikt dagegen, die CDU dafür aber da das Geld fehlt, ist es eh nicht durchsetzbar


    Und es stimmt halt schon, dass der Verkehr mit einem Tunnel zunehmen würde
    was eigentlich niemand will.
    Ich bin einfach nicht sicher was die beste Lösung wäre.

  • Ich halte die "runde Ecke" für die beste Lösung, weil dadurch sowohl die Annäherung an den historischen Stadtgrundriss als auch ein reibungsloser Verkehrsfluss zwischen Mühlendamm und Grunerstraße gewährleistet werden kann.

  • ... eine Hochstraße geht aber. Schick geschwungen ein echter Hingucker. Siehe hier


    In Düsseldorf konnte man vor ein paar Jahren einen solchen "Hingucker" loswerden - und ja, solche haben in Stadtzentren überhaupt nichts verloren. Erst recht nicht in der einstigen Altstadt, die wesentlich ablesbarer werden sollte. Das geht auch so wie am Londoner Paternoster Square (postmoderne Bauten im richtigen Massstab, der wiederaufgebaute Temple Bar-Torbogen aus dem Jahr 1672 - genau richtig für die Altstadt) - eine Fußgängerzone neben einer zweispurigen Hauptstraße inmitten einer Zehn-Millionen-Megastadt. Ich begreife nicht, wieso sich in Deutschland alles um Autotunnel-Hochstraßen drehen muss.


    Viele wollen einfach das Stadtzentrum in West-Ost-Richtung durchfahren mit ganz unterschiedlichen Endzielen.


    Normalerweise leitet man die Verkehre um die Stadtzentren herum, nicht hindurch.

  • @ Kleist (ich glaube wir sind auf einer Gedankenlinie)


    Ich kenne solche Hochstrassen aus Guangzhou, die können ja mal locker in bis zu 30 m Höhe laufen. Wenn die passenden Hochhäuser mit 60 m und mehr drum herum stehen, wirkt dies sehr urban und Grossstädtisch. Fällt dann aus der Fussgängerperspektive wenig auf. Und aus der Autoperspektive hat man das Gefühl durch die Stadtschluchten zu "fliegen".


    Nur für europäische Städte und deren Massstab passt es nicht.