Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Petition für ein historisches Stadtschloss

    Die Gesellschaft Berliner Schloss (GBS) fordert in einer Petition die Wiederaufstellung des Neptunbrunnens und der Rossebändiger vor dem Humboldt-Forum. Zudem sollen bis 2019 auch der Rittersaal über dem Portal V sowie der Schweizersaal mit Gigantentreppenhaus hinter dem Portal VI rekonstruiert werden.


    http://www.historisches-stadtschloss.de/

  • An welcher Hochschule hast du -wenn ich fragen darf- denn Architektur studiert und wieviele Leute, die heute Architektur studieren, kennst du?


    Ich muss leider zustimmen. Ich studiere Architektur in Berlin an der TU und Architekturgeschichte gibt es einmal im Bachelor und einmal im Master als Pflichtfach. Dass ich weiß, was der Unterschied zwischen einem Pilaster und einer Säule ist, liegt nur daran, dass ich mich selbst dafür interessiert habe. Heute setzt sich keiner mehr damit auseinander. Es kommt nicht in Frage, dass man solche historisierenden Elemente in irgendeiner Weise als stilistische Elemente einsetzt. Das wäre sogar gefährlich und mehr als fragwürdig. Man würde höchsten von einer "strengen" Fassade mit "Relief" sprechen, falls man auf die Idee kommt, eine stark gegliederte Fassade zu entwerfen.


    Ich musste mir von meinem Tragswerklehreprofessor ständig anhören, dass es heute Stützen und keine Säulen sind. Denn Säulen sind "Stützen", egal ob tragend oder nicht, die eine klassische Gliederung haben. Alles andere ist eine Stütze.


    Ich sehe das so: Mein Prof für Geschichte meinte einmal in einer Vorlesung: Alle klassischen Ornamente haben ihren Ursprung in der Funktionalität. So stellt z.B. der klassische griechische Giebel eine Holzkonstruktion dar, die früher aus einer Notwendigkeit entstanden ist. Mit den Jahren hat es aber seine Funktionalität verloren und wurde zu einem rein stilistischen Element. Darin sehen viele Architekten der Verlust an Legitimität der Kosmetik.

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  • Jain.
    Also, wenn ich mir die frühere "Investorenarchitektur" anschaue - denkst du, ein Wertheim hatte Geld zu verschenken, als er seine Einkaufspaläste errichtete? Er hat erkannt, dass Menschen, wenn man ihnen nicht nur Paletten voller Waren, in einem beleuchteten und beheizten Betonwürfel, zum reingreifen hinstellt, sondern Waren in einer tollen Umgebung anbietet, dann auch bereit sind, mehr Geld zu bezahlen und dort auch länger zu verweilen (d. h. insgesamt mehr einzukaufen).


    Die Architektur war immer und wird immer das Spiegelbild der Gesellschaft sein. Was viele Leute einfach nicht verstehen ist, dass hinter zeitgenössischer Architektur unglaublich viel steckt. Man muss heute, wenn man alle Leistungsphasen erfüllt, mit rum 250 verschiedenen Gewerken zusammen arbeiten. Das Besondere der zeitgenössischen Kunst lässt sich an anderen Werken ablesen. Nehmen wir das iPhone als Beispiel: die Technik dahinter ist enorm komplex geworden. Immer mehr Technologie und Entwicklung steckt dahinter, dennoch hat das Gerät immer weniger Knöpfe. Das Gerät sieht immer simpler und feiner aus. Und so ist der Trend in der Architektur auch.


    Man redet von monolithischen Gebäuden. Man überlegt sich als Architekt genauer, wo ein Fenster eingebaut werden soll und hinterfragt auch die Gründe dafür. Die Räume werden schlichter. Nichtsdestotrotz hat man heute einen Komfort, wie nie zuvor. Hinter einem bodentiefen Fenster oder einer Fußbodenheizung stecken unglaublich viele Details, die ganz genau durchdacht werden sollten. Man setzt sich sehr viel mit Technikdetails auseinander. Aber die entscheidende Frage ist, wozu? Das ist meine persönliche Meinung aber ich denke, dass es heute in unserer Gesellschaft mehr um das Individuum geht, als je zuvor. Der Mensch präsentiert seine Macht nicht durch repräsentative Fassaden oder gigantische Gebäude, sondern durch sich selbst. Der Mensch steht wie in der Renaissance mehr im Vordergrund. Die Räume werden durch den Fortschritt der Gesellschaft immer größer und effizienter. Es geht darum, wie sich der Mensch in diesen leeren Räumen entfalten kann.

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  • @ Fids89

    Bitte langsamer schreiben und die Rechtschreibung beachten.
    Es ist schade, wenn jemand was zu erzählen hat und das Lesen seines Textes durch die vielen Fehler schmerzhaft wird.
    :cheers:


    p.s.: ich kenn das von meinem Sohn. Der ist auch Jahrgang 89 und tippt wie vom Teufel gehetzt.
    Wenn der was am Computer geschrieben hat frage ich mich hinterher, ob er überhaupt die Schule besucht hat.

  • Die Gesellschaft Berliner Schloss (GBS) fordert in einer Petition die Wiederaufstellung des Neptunbrunnens und der Rossebändiger vor dem Humboldt-Forum. Zudem sollen bis 2019 auch der Rittersaal über dem Portal V sowie der Schweizersaal mit Gigantentreppenhaus hinter dem Portal VI rekonstruiert werden.


    http://www.historisches-stadtschloss.de/


    Die SPD-Fraktion Temp.-Schön. hat sich in der BVV-Sitzung Mitte September gegen eine Umsetzung der Rossebändiger ausgesprochen.

    Begründung:


    Der jetzige Standort der Skulpturen ist Teil der wechselvollen und teils schmerzhaften Berliner Geschichte, die ablesbar bleiben muss.


    CDU-Fraktionschef Ralf Olschewski hält das für "kulturhistorischer Murks“:

    Die CDU-Fraktion im Bezirk Tempelhof-Schöneberg findet es zwar traurig, wenn die Rossebändiger aus dem Kleistpark den Bezirk verlassen, es ist aber kleinkariert und provinziell, den Umzug der Kunstwerke an ihren angestammten Platz vor dem Berliner Stadtschloss in Mitte verhindern zu wollen.
    ...
    Wir brauchen stattdessen eine Diskussion, ob an die Stelle der Rossebändiger nicht andere Skulpturen im Kleistpark aufgestellt werden können. Dafür ist ein Gremium wie die bezirkliche Kunstkommission ideal geeignet schlägt, Matthias Steuckardt, kulturpolitischer Sprecher der CDU, vor.


    Eine Entscheidung soll in der nächsten BVV-Sitzung Mitte Oktober gefallen werden.


    Drucksache - 1639/XIX
    Meldung CDU
    Artikel BW
    Pressespiegel Berliner Schloss

  • Interessanterweise ist Herr von Boddien äußerst irritiert von den Forderungen der Berliner Schlossgesellschaft. http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=329198 Sie hätten gerade einmal 200000 gespendet und würden mit ihrem Vorpreschen die jetzigen Rekonstruktionsziele unterlaufen und die Leistung Stellas in Frage stellen.


    Ich finde die Schöneberger Haltung zu den Rossbändigern äußerst zweifelhaft. Die Skulpruren wirken im Kleistpark wie abgestellt, werden überhaupt nicht wahrgenommen. Auf die "schmerzhafte Geschichte" zu verweisen und dies als Argument gegen die Rückführung zu verwenden ist einfach kulturpolitischer Nihilismus und zeugt von geistiger Unbeweglichkeit.

  • "...die Leistung Stellas in Frage stellen." kann man woll eher unter die Rubrik Geschwafel abtun, die Rekonstruktion von Innenräumen vermindert ja die Leistung Stellas nicht, da durch seine Pläne ja erst solche Rekonstruktionen möglich sind.


    Forderungen kann man ja stellen...


    ...trotzdem muss für solche Extrawünsche natürlich das Geld bereit stehen. Und für Innenräume müsste das Geld spätestens zum jetzigen Zeitpunkt bereitstehen, da erforderliche Planungen und aufwendige Baumaßnahmen die Eröffnung des Humboldtforums sonst verzögern würden. Das Geld steht dafür nicht bereit, insofern kann man sich von der Vorstellung der Innenraumrekonstruktion fürs Erste verabschieden.


    Was die Außenanlagen angeht können diese wohl auch verwirklicht werden, ohne den laufenden Museumsbetrieb zu stören. Und da die Außengestaltung bisher eher schlicht ausfallen soll, würde man auch kaum etwas zerstören, fügt man Neptunbrunnen und Terrasse erst nachträglich hinzu. Das hat also keine Eile und da sollte man auf solide Finanzierung setzen. Zur Zeit sind aber nichtmal die Fassaden samt der "notwendigen" Extras (Innenportale, Laterne) komplett finanziert.


    Was die Haltung der Bezirkspolitiker zur Umsetzung der Rossebändiger angeht. Eine Umsetzung und ein Ersatz wäre wohl grundsätzlich möglich. Sind die Statuen erstmal versetzt, stellt sich die Frage, was man als Ersatz nimmt: Kopien oder neu geschaffene Skulpturen? Und wenn neu geschaffen, sollen diese "alt" wirken oder eher der Moderne entsprechen. Aber vor allem, wer bezahlt für den Ersatz. Diese Diskussion scheut man wohl in Tempelhof-Schöneberg, also lieber den Status Quo beibehalten und in mit irgendwelchem Geschwurbel rechtfertigen.

  • Kommt der Neptunbrunnen an seinen alten Standort vorm Schloss zurück? Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dafür jedenfalls zehn Millionen Euro für den Umzug und Sanierung bereitgestellt. Davon sind 800.000 Euro für das Jahr 2016 vorgesehen. Jetzt müsse nur noch der Senat von diesem Vorhaben überzeugt werden.


    Artikel Berliner Kurier


    Edit: Ein weiterer Artikel hierzu findet sich Tagesspiegel.

  • Ob der Neptunbrunnen kommt, dürfte damit noch nicht ganz klar sein, aber der hat ja noch ein bisschen Zeit. Klar dürfte aber nun sein, dass das Dachrestaurant auf jeden Fall kommt, da der Bund nun das Geld dafür gibt. Es war wohl scheinbar doch kein privater Investor bereit dies zu finanzieren. Immerhin bindet man sich damit ziemlich langfristig und es dauert ja noch ein paar Jahre bis erste Umsätze gemacht werden. Der Bau des Dachcafés muss aber schon bald beginnen. Die Finanzierung durch den Bund dürfte auch Vorteile bieten: Man ist so flexibler, was den Pächter angeht, da man Herr im eigenen Haus bleibt.

  • 10 Millionen - das ist ja geradezu ein unmoralisches Angebot vom Bund an den Senat, Demi Moore wurden seinerzeit nur eine Million angeboten.
    Da werden wohl selbst die prinzipienstärksten Brunnenverweigerer schwach werden.


    Wenn man es pragmatisch sieht, dann wird damit zumindest mehr Spielraum für einen vernünftige Gestaltung des Platzes vor dem Rathaus geschaffen, was ja auch positiv zu sehen ist, der Neptunbrunnen stört dort nicht, aber schränkt natürlich eine zukünftige Gestaltung stark ein und als Verkehrsinsel vor der Breiten Strasse passt er ja ganz gut hin.


    Ich frage mich allerdings wie man auf diese Summe kommt, die erscheint mir schon ziemlich gewaltig für eine Brunnenverlegung. .

  • @ Theseus532: In den zehn Millionen Euro hohen Umzugskosten sind ja nicht nur Ab- und Wiederaufbau enthalten, sondern auch die Brunnensanierung, die Straßenverlegung sowie die Umfeldgestaltung am Schlossplatz. Die Rückkehr des Neptunbrunnens ist auf jeden Fall ein großer Gewinn für das Schlossumfeld und wird vielleicht sogar für jene der Rossebändiger sowie der Adlersäule sorgen.

  • Naja man ziert sich noch, die Form muss ja schließlich gewahrt werden, aber ich bin sicher dass es so kommt, sind ja noch vier Jahre bis zur Eröffnung

  • Etwas shizophren, wenn Geisel das Angebot des Bundes mit dem Hinweis auf den "bürgerschaftlichen Prozess" ablehnt, gleichzeitg aber meint, die "Versetzung des Neptunbrunnens steht nicht zur Diskussion". Klingt nicht nach Prozess sondern nach bereits entschieden. Scheinbar will man die Diskussion über das Rathausforum isoliert von der Frage nach der Brunnenversetzung führen. Das wär zwar wieder typisch Berlin aber halt auch recht blöd.

  • Der Senator sollte aber bitte so ehrlich sein, dass in seiner Stadtdebatte um das Rathausforum der Schlossbrunnen eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die Senatsbaudirektorin wird ja auch nicht müde herauszustellen, dass es nicht um konkrete Pläne ginge, sondern zunächst um die Klärung der Funktionen dieses Areals. Von den 15 formulierten Thesen, die im Halbzeitforum zur Debatte gestellt wurden hat allein These 8 (Spree erleben/Wasser in der Stadt) entfernt mal etwas mit dem Thema Wasser zu tun. Von Schlossbrunnen/Neptunbrunnen steht dort nix. Im übrigen sollte man vorsichtig sein, das Ergebnis von 154 Teilnehmern in der Debatte auf die Stadt zu übertragen und als Stadtdebatte zu bezeichnen. Über 40% der Teilnehmer waren über 60 Jahre alt, 33% weiblich, knapp 10% konnte/wollte sich keinem Geschlecht zuordnen. Entsprechend "repräsentativ" sind dann auch die Präferenzen bei den Thesen, die nun in der 2. Dialogphase vertieft werden sollen. (Ergebnisse des Halbzeitforums vom 5.9.2015 finden sich unter http://www.stadtdebatte.berlin.de)


    Insofern halte ich die Reaktion von Senator Geisel für etwas übertrieben, geht es doch in seiner Stadtdebatte weder um den gegenständlichen Brunnen, noch um eine sonstige gartenarchitektonische Gestaltung, über die im Rahmen dieser Debatte abzustimmen wäre. Daher trägt sein Argument wenig, wenn er sich nun auf den Dialogprozess beruft.

  • Der Brunnen wurde damals dem Kaiser geschenkt, dessen Rechtsnachfolger war das Deutsche Reich, also heute die Bundesrepublik, daher gehört dieser der Brunnen oder wurde Berlin der Brunnen irgendwann mal wieder zurück geschenkt? Mir nicht bekannt. De Facto har also die DDR-Regierung bzw. der Berliner Magistrat den Brunnen gestohlen.

  • Die Reaktion von Geisel ist wirklich bizarr: da wird während der "stadtweiten Debatte über die Zukunft des Rathausforums“ (Geisel) fast das ganze Rathausforum ohne Einbeziehung der Bürger und ohne Abschluß des Beteiligungsverfahrens umgestaltet (Freiflächen um den Fernsehturm, Marienkirchenumfeld, Versetzung des Lutherstandbildes, Mendelssohndenkmal) und plötzlich kann man den Neptunbrunnen nicht versetzen, weil ein „ergebnisoffener Prozess“ versprochen wurde?


    Entweder ist das eine dreiste Lüge oder Geisel hält die Tagesspiegel-Leser für komplette Vollpfosten. Schliesslich schrieb eben dieser ausführlich darüber, dass die oben genannten Umgestaltungen des Rathausforums mit Europamitteln finanziert sind und somit eine Veränderungssperre von 15 Jahren gilt. Bei dem zu 90 Prozent fertiggestellten Umbaus des Rathausforum durch Frau Lüscher war die versprochene „Ergebnisoffenheit“ kein Problem.

  • Zu Herrn Geisel fällt mir wirklich nichts mehr ein. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat am Freitag außerdem noch eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin heißt es, das Parlament werde dann im Frühjahr 2016 eine Entscheidung über die weitere Entwicklung des Areals treffen, einschließlich der Standortfrage für den Neptunbrunnen.


    http://stadtentwicklung.berlin…h_1511/nachricht5834.html


    Auf den Schlossplatz gehört er wieder hin:

    Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1977-061-28 / Frankl / CC-BY-SA 3.0