Wenn wir uns also mal vom originalen Steinmaterial entfernen, was ich im Übrigen für richtig finde, ich hab da keinen "Reliquienfetisch", und uns dem Originalentwurf zuwenden, wieso durfte dann im 19. Jahrhundert, über hundert Jahre nach dem Barock, so einfach mal der barocke Bau von Stüler mit einer Kuppel ergänzt werden? Die Kuppel hast du im übrigen gelobt. Warum sollte es dann völlig verboten sein im 21. Jahrhundert im Sinne des Weiterbauens eine stilistisch an den restlichen Bau angelehnte Ostfassade neu zu schöpfen?
Frühere Ergänzungen zu loben, mögliche zukünftige Ergänzungen aber ohne je einen richtigen Entwurf dafür gesehen zu haben, als nicht authentisch genug am "Originalentwurf" zu verdammen zeugt aber auch nicht gerade von Prinzipientreue...ich nenne so etwas schizophren...
Im Übrigen setzt man bei der jetzigen Fassadenrekonstruktion wohl weniger wegen der "Authenzität" auf Ziegelmauerwerk, sondern dies hat schlicht und einfach praktische Gründe: Die großen Sandsteinblöcke müssen ja von irgendwas gehalten werden. Sie einfach mal an den Betonrohbau zu schrauben geht nicht, dabei gäbe es auch viel zu viele Wärme-/kältebrücken. Beton geht auch nicht, weniger wegen einer möglichen Armierung, sondern weil der Zement sich physikalisch/chemisch bei direktem Kontakt nicht gut mit dem Sandstein vertragen würde, zudem wäre das Einschalen hochkompliziert, da der Sandstein ja auch nicht versifft werden darf. Lochziegel im Großformat dürften auch nicht druckfest genug sein. Was bleibt also übrig? Die kleinformatigen Vollziegel in traditioneller Mörtelvermauerung. Realität kann so nüchtern sein...