"Upper West" aka Atlas Tower (119 m) [realisiert]

  • Für den Sockelbau bin ich recht optimistisch, jedoch macht mir der Turm Sorgen, ich fürchte ähnliche massive Effekte wie beim Spreedreieck.

  • Es gibt doch einen sehr wichtigen Grund warum Stahlframe-Bauten zu gefährlich sind. Es ist dass Sie durch Feuer einstürzen können. Siehe 9/11 Nicht nur die Twin-Towers wo die Flugzeuge rein waren sondern auch WTC / was zwar Fassadenschäden durch die Trümmer des Nordturms hatte dessen Träger aber unversehrt waren ist komplett in Freifallgeschwindigkeit eingestürzt hauptsächlich durch Feuer. WTC 7 beherbergte nicht nur Geheimdienste sondern auch den Notstandsbunker der Bürgermeisters. Wenn also ein Gebäude das so offenbar als so stabil angesehen wurde dass es einen Bunker beinhaltet nur durch Feuer einstürzen kann dann ist es klar dass Stahlframe verboten gehört, mit Stahlbeton wäre das nicht passiert.



    Das ist leider Wunschdenken.
    Richtig ist, dass ohne jeglichen Brandschutz eine Stahlkonstruktion nach ca. 10 min. Brandbelastung ruckartig versagt und kollabiert.
    Richtig ist aber auch, dass Stahlbeton nun einmal maßgeblich auch aus Stahl besteht. Schlanke Hochhauskonstruktionen haben dabei sogar eine besonders dünne Betonüberdeckung über dem Stahl, umgekehrt ist bei diesen die Stahlamierung statisch ganz besonders bedeutend (von Spannbetonelementen noch gar nicht zu sprechen). Hier wird dann auch zum Nachteil, dass Stahl und Beton eine so extrem unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit haben - Stahl leitet fast 30x so gut Wärme, wie Beton dies macht. Unter üblichen Witterungsschwankungen ist das unschädlich, da überwiegt der Vorteil, dass sich Beton und stahl grob identisch ausdehnen bzw. zusammen ziehen und Tagestemperaturschwankungen sind dann doch nicht so abrupt, dass Beton und Stahl beim Stahlbeton - trotz der schlechteren Wärmeleitfähigkeit von Beton (d. h. in der Praxis, er braucht länger, um sich zu erwärmen bzw. abzukühlen als Stahl) sich nennenswert in unterschiedlicher Geschwindigkeit abkühlen bzw. erwärmen.


    All das ist beim Brand anders. Da steigt die Temperatur am Material unter Brandlast abrupt und extrem an. Die Wärmeleitfähigkeit des Beton ist schelcht, das bringt ganz am Anfang einen gewissen "natürlichen Brandschutz". Dabei reden wir eher von Sekunden als von Minuten! Dann erreicht die Brandhitze auch schon die äußeren Schichten der Stahlamierung. Diese beginnt dann blitzschnell die Wärme weiterzuleiten (zur Erinnerung: 30x so schnell), dadurch erwärmt sich der Stahl, sobald er angefangen hat sich zu erwärmen, fast ruckartig und eben auch 30x so schnell, wie der ihn umgebende Beton. Da hilft es dann auch nichts mehr, dass sich Beton und Stahl bei identischer Temperatur grob identisch ausdehnen - der Stahl wird viel schneller viel heißer und sprengt den ihn umgebenden Beton regelrecht kaputt. Durch diesen Effekt kommt man bei Stahlbeton zu ähnlichen Standzeiten unter Brandlast!


    Beide Konstruktionsformen brauchen also passiven und aktiven Brandschutz um die Evakuierungsdauer soweit wie möglich zu verlängern und ggf. sogar das Gebäude selbst als nachrangige Priorität zu retten. Klar ist aber auch: bei einem Keronsinbrand wie beim WTC, zusätzlich zu den Beschädigungen durch die Penetration der Flugzeuge, ist das alles egal, das überlebt kein Gebäude, egal wie konstruiert...das muss man einfach akzeptieren, wenn es mal zu sowas kommt, dann ist es pures Glück und purer Zufall (schon bedingt durch genaue Natur und Ablauf des Anschlages) wie sich ein Gebäude weiter verhält. Solch ein Ereignis ist in seinen Details unvorhersehbar, also ist daraufhin auch kein Brandschutzkonzept planbar.


    Im Übrigen gehört eigentlich Stahlbeton "verboten": Baukosten ca. 10 % höher, alles viel langsamer und während Baustahl nach einem Abriß recht unkomplitziert und zu 100 % recyclebar ist (wieder und wieder und wieder) ist mit Stahlbeton maximal Downcycling möglich, wenn er nicht ohnehin als belasteter Bauabfall einzustufen ist. Die Rohstoffproduktion für Beton ist auch nicht ganz unproblematisch, "Die Betonproduktion ist für etwa 6–9 % aller menschengemachten CO2-Emissionen verantwortlich." (und Stahl muss so oder so produziert werden, d. h. ökologisch kombiniert man die "Schattenseiten" von gleich zwei Baustoffen). Selbst der Abriß von Stahlrahmengebäuden ist viel unkomplitzierter, wie wir kürzlich beim Aschingerhaus in Berlin sehen konnten. Bei einem Stahlbetongebäude wäre das viel mehr Lärm und Staub gewesen, bis das kleingemeiselt und kleingebißen worden wäre.


    Und während bei Stahlbetonkonstruktionen ein routinemäßiger Unterhaltsanstrich an erreichbaren Stellen sowie ein geschlossener Witterungsschutz für verborgene Stellen vollkommen ausreichend ist, um die Konstruktion nahezu bis in alle Ewigkeit zu erhalten, machen immer komplexere Substanzsanierungen den Erhalt von Stahlbeton immer teurer und bei vielen Gebäuden unwirtschaftlich. Vgl. der komplett der Witterung ausgesetzte Eiffelturm seit 128 Jahren; die nach dem Krieg üblichen Fernsehtürme aus Stahlbeton werden sein Alter definitiv nicht erreichen, wie zB der in Hamburg: "Statik-Experten geben dem 43 000 Tonnen schweren und 278 Meter hohen Bauwerk eine Haltbarkeit von maximal noch 30 Jahren. Spätestens dann ist die Bausubstanz ausgehärtet, können die Schwingungen in der Höhe nicht mehr abgefedert werden.", das Problem hat der Eiffelturm aus Stahl nicht.


    Die zu Klassikern gewordenen Hochhausriesen in Manhattan stehen auch deswegen schon so lange Zeit substantiell unverändert und ohne, dass Bausubstanz(!)sanierungen notwendig gewesen wären, weil das mit Stahlrahmenkonstruktionen einfach perfekt möglich ist. Das Gebäude schützt mit seiner Vorhängefassade das eigene Stahlskelett vor der Witterung und da die Witterung eigentlich der einzige Feind des Stahlskeletts ist erhält dies in Kombination mit ordentlicher Instandhaltung solch ein Gebäude nach menschlichen Maßstäben "ewig". Vgl. das intensiv genutzte und binnen weniger als 2 Jahren hochgezogene "Empire State Building" als Ikone des Hochhausbaus, das hat den Einschlag eines mittleren Flugzeuges übrigens recht ungerührt hingenommen, dessen Betrieb wurde damals schon am nächsten Tag wieder aufgenommen und die Unfallschäden unter laufendem Betrieb behoben.


    Ärgerlich ist die Stahlbetonfixierung der Deutschen auch deswegen, weil damit die Baukosten auch im Wohnbereich deutlich höher sind, als sie sein könnten. Innenmauern werden sowohl beim Stahlbetonrahmen wie auch beim Stahlrahmen im Trockenmauerverfahren eingefügt, das ergibt also keinen Unterschied zB beim Schallschutz, weil Deutsche immer gleich reingenagelte Rigipswände vor Augen haben, wenn sie an Stahlrahmenwohnbau denken - Stahlrahmen bedingt nicht zwingend reingestümperte Billiglösungen, wie diese in den USA in der Tat häufig anzutreffen sind. Gerade für unser Wohnraumproblem wäre es sowohl aus Bauzeitgründen wie auch aus Kostengründen wirklich wünschenswert, wenn die Deutschen ihre Phobie gegenüber Stahlrahmen bei großen Gebäuden und Holzrahmen bei Eigenheimen ablegen würden (beim Eigenheim lässt sich sogar noch mehr sparen, wem die Architektur von US Häusern nicht gefällt kann sich ja auch am Schwedenhaus, ebenfalls zu 100 % aus Holz, orientieren).


    Apropos, auch die Österreicher entdecken gerade Alternativen zum Stahlbeton:


    http://www.ingenieur.de/Themen…it-hoechste-Hochhaus-Holz

  • @ Pumpernickel: Ich sprach von WTC 7 und nicht von den Twin Towers. WTC 7 wurde NICHT durch ein Flugzeug getroffen und beherberte wie gesagt auch den Notstandsbunker.
    Sogenannte Verschwörungstheroritiker besonders der Gruppe um ae911truth.org um Richard Gage behaupten auch die Twin Tower hätten stehen bleiben müssem. Der Architekt dieser Gebäude hat die angeblich so konstruiert dass Sie den Einschlag eine Boeing 707 hätte überleben müssen. Laut den VTlern ist vor un nach 9/11 kein Stahl-Frame-Hochhaus nur wegen Feuer eingestürzt.
    Nur ist das aber nun mal die offizielle Version zu den Einstürzen. Und das Bau-Ämter auch offizielle Stellen sind ist es wohl selbstverständich dass Sie dann Stahlframe vebieten müssen. Die können das ja wohk kaum erlauben mit dem Hinweis dass WTC 7 nicht wegen Feuer sondern wegen Sprengung eingestürzt ist. Das meine ich.
    Ist zwar leider OT jetzt, aber ich hoffe wir haben hier auch Profi-Architekten die mal was dazu sagen können. VT-Quellen die einfach nur irgendwelche Architekten vorführen mit dem Wort "Jeder Architekt kann ihnen sagen dass die offizielle Einsturzversion eine Lüge ist" reicht mir hier nicht.
    Zumal ich mir eine heimliche Verminung der Twin-Tower und WTC 7 auch nicht vorstellen kann.

  • Erste Fassadenteile

    Die ersten Fassadenteile sind angebracht. Es ist wahrscheinlich viel zu früh, auf das Gesamterscheinungsbild zu schliessen, aber sie wirken tatsächlich sehr hell wie auf den Visualisierungen.


    Ich denke nicht, daß der Turm zu dunkel wird, wie von manchen befürchtet. Ich befürchte eher, daß die Fassade nicht so "leicht" aussehen wird später, da die Profile doch recht breit sind, im Verhältnis zur Fensterfläche. Eigentlich sieht die Fassade genauso aus wie auf den Renderings und wir bekommen eine weissen Turm mit einer Rasterfassade. Kann interessant werden, ich freu mich drauf!




  • Ich fürchte, der Turm wird am Ende recht blass aussehen. Es gibt eine Visualisierung, auf der die Fassadenelemente rostrot erscheinen – ähnlich wie bei diesem Hochhaus in Braunschweig. Ich glaube, das wäre eine bessere Farbwahl gewesen.

  • urbanplanner, ich danke Dir für die aufschlussreichen Bilder des Baufortschritts.


    Nachdem ich die weißen Fassadenelemente gesehen habe, habe ich die große Befürchtung, daß die Fassade ähnlich steril wirken wird wie die Fassade von Humboldthafen1. Mit solchen weißen Fassadenelementen läuft man immer Gefahr, daß es einen "Plastik-Effekt" gibt und es nach billigem Plastik aussieht.

  • Sieht fas genauso aus, wie die Charité Fassade der Bettenturmsanierung in Mitte, von der wir alle wissen, dass sie in erster Linie günstig sei muss:




    Trotz der Einfachheit finde ich sie besser als das enttäuschende Design von Humboldthafen1 von KSP Engel.


    Ist es denn so, das Frau Lüscher diese Fassaden liebt? Oder ist es einfach der Zeitgeist gepaart mit Sparsamkeit?

  • Rotes Rathaus
    Ich glaube, daß es nicht Sparsamkeit, sondern Zeitgeist ist. Die Fassade bei Humboldthafen1 mag billig wirken, aber ich vermute, daß diese Fassade sicherlich nicht preiswert gewesen ist. Das ist ja das Schlimme: Die Investoren sind oftmals bereit, Geld in die Hand zu nehmen - und trotzdem sieht's billig aus. Es ist keine Sparsamkeit in finanziellen Kategorien, sondern vielmehr Sparsamkeit in Bezug auf Ideen. Und das ist der Zeitgeist.


    die Charité Fassade der Bettenturmsanierung in Mitte ... Trotz der Einfachheit finde ich sie besser als das enttäuschende Design von Humboldthafen1 von KSP Engel.


    Sehe ich ähnlich. Bei der neuen Fassade der Charité sind die verschiedenen Fassadenflächen vor- und zurückgesetzt. Dadurch entsteht eine gewisse Differenziertheit. Darüber hinaus verfügt die neue Fassade über eine stärkere vertikale Betonung als die Vorgänger-Fassade. Nix Großes, aber akzeptabel.

  • Ich finde Charité und OVG real gar nicht soo schlecht und bspw. deutlich angenehmer als das wohl sehr hochpreisige Spreedreieck (das verdränge ich ständig, weil es mich so überhaupt nicht erwärmt).


    Hier ist es mE wirklich noch zu früh für eine realistische Einschätzung. Der allererste Eindruck begeistert mich noch nicht, aber die beiden besagten Beispiele finde ich auch real besser als auf Bildern (ebenso beim Tour Total). Vielleicht wird der Gesamteindruck also auch hier positiver ausfallen.

  • ^^
    Ja, an die Charité Fassade musste ich auch denken.


    Sorge, daß die Fassade ähnlich monoton wird, habe ich beim Upper West allerdings nicht, aufgrund der schieren Höhe, den sehr ausgeprägten Fassadenrundungen und der 5 bis 6 Rücksprünge.


    Ganz entscheidend wird dann auch sein, wie die Fassade an den Rundungen verarbeitet wird und ob man das elegant hinbekommt. Leider habe ich aus Zeitgründen die runde Seite des Fassadenbandes nicht fotografieren können, werde ich aber nachholen, falls nicht einer von Euch schneller ist! ;)

  • Sorge, daß die Fassade ähnlich monoton wird, habe ich beim Upper West allerdings nicht, aufgrund der schieren Höhe, den sehr ausgeprägten Fassadenrundungen und der 5 bis 6 Rücksprünge.


    Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn du mit deiner Einschätzung recht behältst. :)
    Bezüglich der weiteren Entwicklung beim Upper West bin ich richtig nervös. Es geht hier um mehr als nur dieses Hochhaus! Wenn das Upper West gut wird, wäre das - zusammen mit dem Zoofenster - ein echter Knüller. Es wäre der vorläufige Höhepunkt einer tollen Entwicklung der City West. Mit einem architektonisch überzeugenden Upper West und dem klassisch-eleganten Zoofenster würde die City West endgültig wieder auf der großen Weltstadt-Bühne ankommen.

  • Schade, dass die Fenster so schmal werden. Ich bin generell für hohe Glasanteile. Es wird auf die Übergänge zwischen den Etagen und den gerundeten Abschnitten ankommen. Im Moment ist es noch zu früh um die Gesamtwirkung zu beurteilen.



    Neubau am Breitscheidplatz by Kleist Berlin, auf Flickr



    Neubau am Breitscheidplatz by Kleist Berlin, auf Flickr



    Neubau am Breitscheidplatz by Kleist Berlin, auf Flickr


    eigene Fotos, gemeinfrei

  • ^ Ich gebe zu, auf den Bildern mit den ersten Fassadenelementen sieht es eher nicht so dolle aus. Aber ich sehe es genauso wie Kleist und urbanplanner, es ist viel zu früh ist für ein Urteil.


    Schaut man sich die Visus an, kommt das schon hin mit diesen weißgrauen Blechen und den Fensterbreiten. Ob es am Ende so strahlend weiß wirkt, wird man sehen.

  • Schade, dass die Fenster so schmal werden. Ich bin generell für hohe Glasanteile.


    Die sind aber nicht mehr zeitgemäß. Erstens kriegst du moderne Dämmanforderungen mit hohem Glasanteil kaum noch eingehalten (insb. bei Vorhangfassaden), zweitens sind die Energiekosten für die Klimatisierung (der Glashauseffekt, durch Isolierglasfenster noch besonders verstärkt, kann Büros auf der Südseite nämlich sogar an sonnigen Wintertagen ansonsten unangenehm aufheizen) geradezu horrend, vom ökologischen Fußabdruck gar nicht zu sprechen. Am Verhältnis Wand zu Fensterfläche einer Hochhausfassade entscheidet sich nun einmal, ob und wie ökologisch verträglich dieses ist.


    Architekten orientieren sich vermehrt an den Klagen von Nutzern solcher Glashäuser, die eben v. a. von Außen hübsch aussehen aber ein Schreibtisch, wo einem den halben Tag die Sonne blendet usw. ist weniger angenehm, also nimmt man doch wieder Jalousien usw. und hätte sich damit die Glasexzesse auch gleich sparen können, wie auch an die banalen Energieeinsparverordnungen angepasst. Das hätte man natürlich noch etwas hochwertiger machen können, vgl. Zoofenster. Man hätte ja sogar eine massive Lochfassade der reinen Optik wegen vollflächig mit Glas verkleiden können, vgl. Deutsche Bank Türme in FFM. Aber beide Optionen sind entsprechend teurer, als verblechte Vorhangfassadenelemente.


    Man kann daher hier nur hoffen - und ich meine auch vermuten - dass die Plastizität der Konturen des Gebäudes dann insgesamt den Anblick wieder so aufwertet, dass das Fassadenmaterial keine Rolle mehr spielt. Im Stadtbild ist die Silhouette und Farbgebung eines Hochhauses prägend, weniger die Materialität im Detail. Die plastische Form, weiß gehalten, dürfte daher am Ende eigentlich ganz befriedigend wirken.


    Wie man auf dieser (1) Visu ganz gut erkennen kann nimmt es das für die City West recht typische Lochfassadenraster ganz gut auf (typisch bis hin zum Eiermann-Turm der Gedächtniskirche). Das muss man auch in die Gesamtwirkung miteinbeziehen; dieser Turm würde sich sicherlich zB im Bankenviertel Frankfurts, wo noch die Glastürme der 90er dominieren, nicht so gut einfügen, wie in die City West.


    Summasummarum, ich bin ganz zufrieden.


    (1) Bildquelle: http://www.upper-west.de

  • @ Pumpernickel


    das mit Dämmqualität von Glasfassaden ist nicht ganz korrekt, eher eine Frage des Geldes, da Glas im Prinzip mehr dämmt. Hochwertige Vorhangfassaden, mit Doppelfassade(sprich komplett hinterlüfteter Fassade) dämmt sowohl bei Hitze und Kälte sehr gut. Kostet nur seinen Teil.

  • Du scheinst, wie die meisten Deutschen, bei Wärmedämmung immer nur an den Winter zu denken und daran, Wärme im Gebäude zu halten und nicht an das Sommerhalbjahr, wo man Sonnenstrahlung und insb. Hitzestrahlung der aufgeheizten "Wärmeinsel städtischer Raum" aus dem Gebäude heraushalten will. Das geht schon durch übliches Ziegel- oder Betonmauerwerk ganz ordentlich, die Wärmedämmung auf solch einem Mauerwerk zusätzlich, die Wärme im Winter halten soll, hilft hier im Sommer zusätzlich mit. Natürlich offensichtlich dadurch, dass Sonneneinstrahlung nicht durch die Wand kann, aber auch indirekt, indem die im Verhältnis zum Gebäudeinneren höhere Außentemperatur herausgehalten wird. Nochmal, Wärmedämmung passiert in beide "Richtungen".


    Bei Fensterscheiben wird sowohl die Sonnenstrahlung aber auch die Wärmestrahlung der Umgebung recht ungehindert eingelassen, die dadurch entwickelte Innentemperatur (vgl. Absorption) des Gebäudes aber wunderbar im Gebäude zurückgehalten. Das allseits bekannte Treibhaus- oder Glashausprinzip.


    Ich musste bereits in diversen ach so tollen "viel Glas"-Bürogebäuden meine 8 Stunden Arbeitstage verbringen. Und das ist bereits ab ca. März kein Vergnügen mehr, Klimatisierung ist bei uns nach wie vor nicht der Standard und wenn man nicht gerade in seltenen, stillen Lagen ist (Bürogebäude sind das eher selten) kann man auch nicht gut Durchlüften ohne sich den Lärm ins Zimmer zu holen, zumal das mit dem "einfach Fenster öffnen" häufig gar nicht so einfach gestaltet wurde vom Architekten.


    Ich würde jederzeit als Arbeitsplatz hier oft zB als "dunklen Bunker" o. ä. geschmähten klassischen Bau mit massiver Lochfassade und normal dimensionierten Fenstern gegenüber solchen "Glaspalästen" bevorzugen. Da blendet einem nicht dauernd die vom Architekten ach so gut gemeinte "viel Licht"-Sonne und es bleibt im Sommer, mit ein paar Kniffen, auch ohne Klimatisierung meist noch erträglich. Leider sind in meinem Beruf solche "modernen Glaspaläste" sozusagen der Standard - ebenso wie der Anzugzwang. Das in Kombination, nicht nur bei Hitzewellen enorm lästig und unangenehm. Als diese enormen Glasfronten noch nicht üblich waren und schon gar nicht so "supertolles" Isolierglas hatte man dieses Problem im Bauen einfach nicht, dementsprechend haben das die meisten etablierten Architekten fortgeschrittenen Alters, die Großvorhaben verantworten, einfach so nicht auf dem Schirm. In Paris käme keiner auf die Idee, solche Raumklimata zu planen, "d'accord"? Paris liegt sogar noch nördlicher als zB München, Berlin nicht viel nördlicher als Paris. Die geographisch desinteressierten Laien vermuten hinter der etwas niedrigeren "durchschnittliche Lufttemperatur im Schatten" in Deutschland eine ebenso geringerer Wärmestrahlungskraft der Sonne, genau das ist aber nicht der Fall, die strahlt in Deutschland natürlich genauso heiß wie zB in Paris (vgl. zudem Wärmeinseln der großen Städte; in Frankfurts Bankenviertel wird es dadurch im Sommer zB heißer als mancherorts auf dem Land in Südfrankreich). Die Lufttemperatur ist ja gerade als mäßigender Faktor neutralisiert, wenn man mit großen Fensterfronten + Isolierglasscheiben den Glashauseffekt "nutzt".


    Zumindest sind wir in Deutschland noch nicht soweit wie in London, wo die glasverliebten Architekten Gebäude errichten, die den Asphalt in der Umgebung kochen lassen, weil sie die Sonnenstrahlung mit ihrer Glasfassade entsprechend bündeln. Ich denke eindrücklicher kann man nicht zeigen, wie wortwörtlich weltfremd (d. h. von realen Gegebenheiten wie Klima, die man nun einmal nicht ändern kann, egal wie geil man die eigene Planung findet, entfremdet) viele Architekten heutzutage mit ihren Glaspalästen sind. Die müssen nur im Modell und der Visu überzeugen, wie eine Kunstskulptur. Nutzwert? Auswirkung auf Umgebung? "Pillepalle". Und was die komplette Ignoranz der Maxime "form follows function" noch mit dem Konzept der Modernen Architektur zu tun hat wüsste ich auch gerne mal. Nein, gerade der Verzicht auf Glashausbauweise ist einer der großen Pluspunkte dieses Gebäudes, die späteren Nutzer werden es zu schätzen wissen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Ich war heute mal wieder vor Ort, und... leider sieht es nicht so ganz edel aus. anders als ich mir vorgestellt habe, sieht es nach billiger Plastic aus. Ich hoffe es sieht nur so aus, weil die Fassaden stücke bestimmt eine art Folie drauf zum Schutz haben, die nach und nach weg gemacht werden. Ich hoffe!

  • Bin mir zu 90 Prozent sicher, dass das Aluminium ist (oder zumindest eine Metall-Legierung). Plastik würde ich ausschließen.

  • naja... weiss gefärbten aluminium sieht aus wie plastic aus, macht es leider auch nicht besser. stein wäre in dem fall definitiv besser, zumindest für die erste stockwerke.

  • @Pumpernickel


    Besser lesen bitte. Ich schrieb: "dämmt sowohl bei Hitze und Kälte sehr gut"
    Ich beschäftige mich viel mit Isolierung im tropischen und heissen Klima (auch wenn eher mit technisch einfacheren und günstigen Lösungen). Natürlich ist ein hoher Glasanteil unvorteilhaft, aber durch moderne Fassaden lässt sich ein gutes Raumklima und gute Isolierung erreichen. Die äussere Fassade fängt das meiste an Wärme ab, dahinter liegt eine stetig zirkulierende Luftschicht, die im Sommer kühlt und im Winter wärmt und dahinter die innere Fassade. Sonst wären Glaspaläste in Dubai gar nicht denkbar.


    "In Paris käme keiner auf die Idee, solche Raumklimata zu planen, "d'accord"?"
    non - einfach mal die Glastürme in LaDefense anschauen oder das neue Projekt eines Hochhauses in Paris selbst "Triangle". Glas vom feinsten.