Pegida, Legida - Stupida?


  • Stimme ich zu, deshalb das Pegida-Volk bitte irgendwo nach Russland ins gelobte Putin-Land aussiedeln.


    Der Gedanke kam mir auch schon. Wäre doch schön, wenn Russland mal wieder deutsche Siedler einladen würde. Klassische win-win-Situation. :)


    An Ostern und mit dem Wilders-Auftritt werden die Teilnehmerzahlen bestimmt nochmal steigen. Vielleicht verlegen sie sich ja generell auf wenige, aber dafür größere "Spaziergänge". Denn ich fürchte, bis zur von Pegida erwarteten Revolution wird es noch etwas dauern... :nono:

  • ^ Wäre dann sicher auch interessant zu beobachten, wie Friedensengel Putin mit den Pegidioten umgeht, wenn die dort auch jeden Montag auf dem Roten Platz in Moskau "Lügenbrässe" brüllen.


    An Ostern und mit dem Wilders-Auftritt werden die Teilnehmerzahlen bestimmt nochmal steigen.


    Vielleicht gibt's nochmal ein kleines Strohfeuer. Wobei bei Wilders eher rechte Verschwörungstheoretiker angelockt werden dürften als "besorgte Bürger", denen es eigentlich nur um ihre Einfamilienhaus-Idylle ohne Flüchtlingsheim 200 Meter weiter weg geht.


    Andererseits hat Pegida bei vielen einen gewissen Lerneffekt erzielt. Außer bei der CDU in Sachsen, die so tut, als hätte Pegida mit ihnen im Prinzip nichts zu tun. Die denken noch immer, Pegida richte sich in erster Linie gegen die Bundespolitik oder gegen den Bundespräsi oder gegen rot-grüne Multikulti-Harmonie irgendwo im Westen der Republik. Und wenn der Ulbig den Hardliner gibt, und sich republikweit mit den höchsten Abschiebezahlen abgelehnter Asylbewerber brüstet, oder wenn der Tillich erklärt, der Islam gehöre nicht zu Sachsen (und damit indirekt Mutti widerspricht), dann ist das bloß der verzweifelte Versuch, die verirrten Schäfchen von Pegida wieder einzufangen. Derweil richtet sich die Wut von rechts sogar gegen die AfD, die mal so was wie der parlamentarische Arm von Pegida werden wollte.


    Pegida in Sachsen ist das Resultat 25-jähriger CDU-Vorherrschaft: Nach außen hin ein "Wir-duften-Sachsen-ziehen-alle-an-einem-Strang" präsentieren und nach innen eine Politik am Volk vorbei zu betreiben, ist der Nährboden für diese Unzufriedenheit und Wut, die sich jeden Montag aufs Neue entlädt. Schon die letzte Landtagswahl vor einem dreiviertel Jahr hätte für die CDU ein Denkzettel sein müssen, weil über die Hälfte der Sachsen erst gar nicht hin gingen, und es Gebiete wie den Landkreis Bautzen gab, wo jeder vierte, der überhaupt noch gewählt hat, der NPD oder der AfD seine Stimme gab. Aber Tillich sonnte sich lieber im 40-Prozent-Ergebnis der CDU und stellte im Anschluss vor laufenden Kameras fest, dass in Sachsen die politischen Verhältnisse im Gegensatz zum Rest der Republik weiterhin stabil sind und die Sachsen glücklich und zufrieden seien. Herzlichen Glückwunsch, immer weiter so!


    Wundern wir uns da noch ernsthaft über Pegida?


  • Pegida in Sachsen ist das Resultat 25-jähriger CDU-Vorherrschaft: Nach außen hin ein "Wir-duften-Sachsen-ziehen-alle-an-einem-Strang" präsentieren und nach innen eine Politik am Volk vorbei zu betreiben, ist der Nährboden für diese Unzufriedenheit und Wut, die sich jeden Montag aufs Neue entlädt.


    Die CDU hat in Sachsen keine Politik am Volk vorbei betrieben, sonst wäre sie abgewählt worden. Nach 25 Jahren an der Regierung hat sie sich natürlich abgenutzt und ein Regierungswechsel wäre fällig. Da Linke und Grüne ihr Wählerpotential weitgehend ausgeschöpft haben, die FDP in der Versenkung verschwunden ist, muß daher die Kritik an die SPD gerichtet werden, die es nicht vermag, einen Regierungswechsel zustande zu bringen.


    Schon die letzte Landtagswahl vor einem dreiviertel Jahr hätte für die CDU ein Denkzettel sein müssen, weil über die Hälfte der Sachsen erst gar nicht hin gingen, und es Gebiete wie den Landkreis Bautzen gab, wo jeder vierte, der überhaupt noch gewählt hat, der NPD oder der AfD seine Stimme gab. Aber Tillich sonnte sich lieber im 40-Prozent-Ergebnis der CDU und stellte im Anschluss vor laufenden Kameras fest, dass in Sachsen die politischen Verhältnisse im Gegensatz zum Rest der Republik weiterhin stabil sind und die Sachsen glücklich und zufrieden seien. Herzlichen Glückwunsch, immer weiter so!


    Wundern wir uns da noch ernsthaft über Pegida?


    Was sollte die CDU tun, um den hohen Stimmenanteil von NPD bzw. AfD in Bautzen und ...gida zu stoppen? Sie wird - pauschal gesagt - nach rechts rücken.


  • Schon die letzte Landtagswahl vor einem dreiviertel Jahr hätte für die CDU ein Denkzettel sein müssen, weil über die Hälfte der Sachsen erst gar nicht hin gingen, und es Gebiete wie den Landkreis Bautzen gab, wo jeder vierte, der überhaupt noch gewählt hat, der NPD oder der AfD seine Stimme gab. Aber Tillich sonnte sich lieber im 40-Prozent-Ergebnis der CDU [...]


    Die sächsische CDU hat, trotz leichten Verlusten, immer noch das beste Ergebnis aller Landesverbände eingefahren. Soll sie da trübsal blasen oder wie stellst du dir das vor? :lach:


    Das Gejaule über Wahlbeteiligung finde ich ebenfalls leicht hysterisch. Knapp 50% sind nicht berauschend aber immer noch kein Weltuntergang und auch nicht demokratiegefährdend. Für viele ist es nunmal nur eine Regionalwahl und etliche Leute sind sich anscheinend nicht bewusst, dass diese in einem Bundesstaat eben nicht unbedeutend sind.
    Aber auch in den USA ist die Wahlbeteiligung ausgesprochen mager, sieht da jemand die Demokratie zusammenbrechen? Bei der letzten Sejmwahl in Polen lag die Beteiligung bei lediglich 49%. Da sind wir mit unseren 71,5% (Sachsen 69,5) bei der Bundestagswahl noch dicke dabei.

  • ^ Na klar, und wenn die Wahlbeteiligung irgendwann mal bei 25 Prozent angelangt ist, dann wird die CDU in Sachsen immer noch mit 40 Prozent +/- als stärkste Kraft hervorgehen und so tun, als sei alles in bester Ordnung. Das ist kein Gejaule, sondern meine Vermutung.



    Zitat von diogenes

    Die CDU hat in Sachsen keine Politik am Volk vorbei betrieben, sonst wäre sie abgewählt worden.


    Was fehlt, ist eine Alternative zur CDU. Deshalb in Sachsen die geringe Wahlbeteiligung und deshalb in Sachsen Pegida als außerparlamentarische Opposition. Um diesen Zusammenhang ging es mir.

  • ^ Na klar, und wenn die Wahlbeteiligung irgendwann mal bei 25 Prozent angelangt ist, dann wird die CDU in Sachsen immer noch mit 40 Prozent +/- als stärkste Kraft hervorgehen und so tun, als sei alles in bester Ordnung. Das ist kein Gejaule, sondern meine Vermutung.


    Das Gejaule bezog sich mehr auf die allgemeine Rezeption des Themas Wahlbeteiligung, nicht auf deinen Beitrag. Hätte ich vielleicht erwähnen sollen. Aber du kannst nun wirklich nicht erwarten, dass sich die CDU nach einem abermaligen Wahlgewinn hinstellt und sagt wie schlecht alles läuft. Das wäre grad zu absurd. Wozu gibt es denn eine Opposition. Hildebrand hat es als Wehner-Double mal auf den schönen Satz gebracht:"Jede Opposition ist Schuld am Zustand der Regierung!"



    Was fehlt, ist eine Alternative zur CDU. Deshalb in Sachsen die geringe Wahlbeteiligung und deshalb in Sachsen Pegida als außerparlamentarische Opposition? Um diesen Zusammenhang ging es mir.


    Also ich weiß ja nicht, im Parlament sind derzeit fünf Parteien vertreten, die das politische Spektrum mit Außnahme des Liberalismus und Rechtsextremismus (knapp genug) voll abdecken. Nehmen wir NPD und FDP hinzu, haben wir in Sachsen 7 Parteien, die auf einem Niveau rangieren, jederzeit in einen Landtag einziehen zu können. Das würde ich nicht Mangel an Alternativen nennen.

  • Also der "Mangel an Alternativen" besteht darin, dass die übrigen Parteien zu schwach sind? Warum wählen sie dann nicht mehr Leute? Wir sind uns ja schon mal einig, dass es sie gibt.

  • Na, versteh' ihn doch nicht mutwillig falsch. Sich darüber zu streiten, wie man "Alternative" jetzt genau definieren sollte, scheint mir sehr akademisch...


    Als zugezogener Wessi frage ich mich auch, was hier in Sachsen los ist. Die Wahlergebnisse sind seltsam, der Pegida-Kram einigermaßen befremdlich und soweit ich mich bisher mit Einheimischen unterhalten habe, scheinen mir Demokratieverständnis und politische Motivation nicht sehr stark ausgeprägt zu sein - und das, obwohl ich eher mit jungen, gebildeten und nicht besonders rechten Menschen zu tun habe. Wenn ich mich z.B. an die große Gegendemo Anfang des Jahres erinnere - alle mir bekannten hier wohnenden Westdeuschen waren da, alle mir bekannten Sachsen... nicht.


    Anekdoten, ich weiß, vielleicht reiner Zufall, aber mein Ersteindruck ist, dass hier in den letzten 25 Jahren ein bisschen was schief gelaufen sein muss. Allein die Vorurteile gegenüber hohen Ausländerquoten, die man durchaus nicht nur von Nazis hört, sind für den durchschnittlichen Wessi schwer nachzuvollziehen.


    Vielleicht ist es das, was Sachsen braucht: mehr Ausländer, mehr junge Menschen, mehr gut funktionierende multikulturelle, demokratische Realität. Mehr Normalität, könnte man sagen.

  • stormcloak
    Kann ja alles sein, aber wo es an potentiell wählbaren Alternativen mangelt, mag ich trotzdem nicht erkennen. Ich kann auch Altbaufans Argumentation nicht folgen, dass die übrigen Parteien zu schwach sind. Die Erfahrung zeigt ja eher, dass man keine neue Regierungspartei wählt, sondern, wie diogenes bereits festgestellt hat, die bisherige abwählt. So übedrüssig kann man hier der CDU also nicht sein, wenn sie trotz schwächer ausgeprägter Parteienbindung im Freistaat ihr bundesweit bestes Ergebnis erzielt.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: Edit: hat sich mit Altbaufans Beitrag überschnitten

  • ^ Ob man der CDU in Sachsen überdrüssig ist, wollte ich nicht bewerten, sondern festhalten, dass der Anteil derer, die der parlamentarischen Demokratie in Deutschland feindlich gegenübersteht, in Sachsen besonders hoch zu sein scheint. Pegida gibt's in dem Ausmaße nur in Sachsen und lustigerweise besonders dort, wo das Land am "sächsischsten" tickt (im oberen Elbtal rund um Dresden, in der Sächs. Schweiz, im Osterzgebirge und in der Oberlausitz). Und das muss Ursachen haben, die auch in 25-jähriger CDU-Herrschaft begründet liegen. Da kann diese Partei doch nicht so tun, als ginge sie das alles gar nichts an.

  • altbaufan

    Und: Was ist schon normal?


    Ich meinte hier natürlich: das, was in den meisten Teilen Deutschlands in Sachen Multikulti normal ist. (Dass "normal" ein relativer Begriff ist, will ich nicht in Abrede stellen. Ich denke, es war auch durchaus klar, wie ich das meinte.)


    das hat doch damit nun gar nichts zu tun.... Der Migrantenanteil ist in Ländern wie Mecklenburg-Vorp. oder Sachsen-A. bekanntlich noch geringer, trotzdem ist dort nirgends durchgehend CDU an der Regierung und die SPD nie unter 10% gefallen.


    In Sachsen-Anhalt und Thüringen sehen die Wahlergebnisse nicht soviel anders aus als in Sachsen. Brandenburg ist dank Berlin ein Sonderfall. Ich würde unter den ostdeutschen Bundesländern daher eher Mecklenburg-Vorpommern als seltsamen Ausreißer sehen, nicht Sachsen.


    Dazu kommt, denke ich, dass Unzufriedenheit heute leider eher in Nichtwahl endet. Dadurch bleibt es eben meistens beim alten.

  • Auch in Thüringen gehen besorgte Normalbürger aus der Mitte des Volkes und im Geiste Pegidas für die Bewahrung des Abendlandes friedlich auf die Straße. Ein paar Eindrücke von der ersten Thügida-Demo am 23.03. in Erfurt.


    Nazis wurden freilich auch da keine gesehen...

  • Besonders große Angst hat der gemeine Thüringer offensichtlich davor, dass die Pläne von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (http://de.wikipedia.org/wiki/R…kolaus_Coudenhove-Kalergi) umgesetzt und in Thüringen eine "eurasisch-negroide Mischrasse aus uns gezüchtet werden" soll.


    Und er stellt sich die drängende Frage, was ist mit Rassekaninchen und Rassegeflügel?
    Dabei hat ein großer Deutscher dies schon vor vielen Jahrzehnten in einem wichtigen Buch beantwortet: „Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Fink zu Fink, der Storch zur Störchin, Feldmaus zu Feldmaus, Hausmaus zu Hausmaus. ... Es wird aber nie ein Fuchs zu finden sein, der seiner inneren Gesinnung nach etwa humane Anwandlungen gegenüber Gänsen haben könnte.“
    https://www.youtube.com/watch?v=qNnojnjpuh4 - ab 0:58


    Nazis habe ich auch keine gesehen oder gehört.

  • Pegida gibt's in dem Ausmaße nur in Sachsen und lustigerweise besonders dort, wo das Land am "sächsischsten" tickt (im oberen Elbtal rund um Dresden, in der Sächs. Schweiz, im Osterzgebirge und in der Oberlausitz). Und das muss Ursachen haben, die auch in 25-jähriger CDU-Herrschaft begründet liegen. Da kann diese Partei doch nicht so tun, als ginge sie das alles gar nichts an.


    Was soll die CDU tun? Sie kann doch nur nach rechts rücken, um diese Leute anzusprechen. Und das meintest Du sicher nicht. Am einfachsten wäre es, nach Brecht, die Regierung wählte sich ein anderes Volk.

  • ^ Ob man der CDU in Sachsen überdrüssig ist, wollte ich nicht bewerten, sondern festhalten, dass der Anteil derer, die der parlamentarischen Demokratie in Deutschland feindlich gegenübersteht, in Sachsen besonders hoch zu sein scheint. Pegida gibt's in dem Ausmaße nur in Sachsen und lustigerweise besonders dort, wo das Land am "sächsischsten" tickt (im oberen Elbtal rund um Dresden, in der Sächs. Schweiz, im Osterzgebirge und in der Oberlausitz). Und das muss Ursachen haben, die auch in 25-jähriger CDU-Herrschaft begründet liegen. Da kann diese Partei doch nicht so tun, als ginge sie das alles gar nichts an.


    Ich denke nicht, dass die Masse der Pegidisten der parlament. Demokratie grundsätzlich feindlich gegenübersteht. Zumindest nicht vor der Spaltung, seitdem verfolge ich das ganze auch nur noch rudimentär.
    Mit Sachsen oder der CDU hat das meiner Überzeugung nach wenig zu tun. Die richtigen oder Möchtegernnazis sind eher auf dem "Ostler"-Trip. (Was kurios ist wenn man die Ostgebiete erst noch zurückfordert, aber naja.) Woran liegt es denn dann, wenn in Dortmund oder Vorpommern die Rechten ebenfalls eine Hochburg haben? Du machst es dir da mit der CDU als Schwarem Peter m.E. zu einfach. Wenn Leute so ressistent gegenüber Politik und Erklärungen sind und NPD wählen, dann ist es völlig Schnuppe was eine CDU Regierung sagt oder tut.