Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • ^ Stimmt, man sollte es auslassen, wieso die Altstadt vernichtet wurde - ob im Manchester-Kapitalismus des späten 19. Jh. oder als Kriegsfolge. Es gab schon praktisch Konsens, einige Rekonstruktionen einzubinden - auch der Bauten, die lange vor 1945 zerstört wurden.


    Sogar diese Webseite 'Berliner Historische Mitte' bietet da wenig Anregungen - zwei Zeichnungen der Garnisonkirche und einer Synagoge. Beide wären eher schwierig durchzusetzen und auch irgendwie wirtschaftlich zu nutzen - ein paar Bürgerhäuser wären angesagt. Hier werden auf einer Zeichnung ein paar Bürgerhäuser gezeigt - es muss doch weit mehr Zeichnungen und Fotos geben?


    Wie wär's z.B. mit dem wiederaufgebauten (die Fassaden) Hohen Haus gegenüber dem Nikolaiviertel? (abgebrochen 1931 - am Originalstandort steht jetzt etwas anderes)
    Hier sieht man rechts vom Turm eine Giebelfassade (vom Cöllner Rathaus bis 1700) - auch diese könnte irgendwo verwendet werden?


    Bei Gelegenheit erfuhr ich (nach x Berliner Besuchen), dass ein Stück der mittelalterlichen Wehrmauer erhalten ist - im Stadtraum gibt es wohl nicht zu viele Wegweiser darauf. Auch sowas müsste zum Gesamtkonzept Altstadt gehören - diese wird es nicht 1:1 geben, aber so viele Attraktionen wie möglich, so gut exponiert wie möglich.


    BTW: Neben dem Welt-Text aus dem Beitrag danach fand ich noch diesen mit zwei Visualisierungen, die mit abschreckender Freiraum-Steigerung für eine Teilbebauung sprechen - wie der Text ebenso.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Danke Bato für deine Mühe. Danke für deinen Versuch zwischen den verschiedenen Ansichten und "Lagern" zu vermitteln. Würde es sich hierbei nicht um Alt-Berlin handeln, könnte ich sogar an einem deiner Entwürfe Gefallen finden. So aber war mein Favorit für dieses Areal nicht dabei und möchte auf deine Arbeit mit Guratzschs gestrigen Artikel antworten:


    http://www.welt.de/debatte/kom…-Was-fuer-ein-Unsinn.html


    Die Begrünung ist der Tod der Stadt. Stadt muss Stadt bleiben! :)

  • Danke Bato für deine Mühe. Danke für deinen Versuch zwischen den verschiedenen Ansichten und "Lagern" zu vermitteln. Würde es sich hierbei nicht um Alt-Berlin handeln, könnte ich sogar an einem deiner Entwürfe Gefallen finden.


    Ich denke, es geht nur MIT Vermittlung. Der Versuch, die "reine Lehre" durchzusetzen, wird scheitern... - Von daher ist es sinnvoll, wenn alle Seiten aus ihren verkrampften Meinungsbunkern rauskommen...


    Ansonsten kann man die Diskussion wieder aufnehmen: Dass ich diesen Wunsch, eine Projektion fiebriger Träume, eine Phantasie einer "Altstadt" von Berlin dort zu bauen, wo sie nicht hingehört, die es auch so nie in dieser Form gab, als fixe Idee verstehe, die einer analytisch-vernünftigen Diskussion nicht zugänglich ist und quasi schon etwas fanatisch-religöses an sich hat - etwas was Berlin dort, im Zentrum, definitiv nicht braucht! Ich frage nur, wessen Identität (weil in dem Zusammenhang immer von Identität geredet wird) soll denn da produziert werden? Antwort: Die der verbiestert-konservativen männlichen Bevölkerung über 50 Jahren - einem Bevölkerungsteil, dem ich nicht die Verantwortung über die Zukunft des Gemeinwesens übertragen würde... ;)

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    In der demokratischen Gesellschaft wird man sich annähern; ein Kompromiss wird am Ende stehen, mit dem alle Seiten zu leben haben - ob mit eigener Zufriedenheit oder nicht. So läuft das. Wenn du zu deinen Fragen gleich die Antworten lieferst und vorgibst zu wissen, was auf dem Areal von Alt-Berlin gebraucht wird und was nicht, und ü50ern am liebsten das Wahlrecht entziehen möchtest, dann frage ich dich: Wie sieht es mit deiner Demokratiefähigkeit aus?


    Vielleicht wissen wir nach der Debatte im nächsten Jahr, wie die Mehrheitsverhältnisse liegen; und was sich die Berliner dort so wünschen. Bis dahin, und auch in Zukunft, werde ich die Bebauung für richtig ansehen:


    Dabei, um mich zu wiederholen, sollte die Marienkirche vom Fernsehturm-Areal baulich getrennt werden. Selbst finde ich den Turm unpassend an dieser Stelle und abbruchwürdig. Aber, mein erster Kompromiss: er darf stehen bleiben. :)


    Es ist deutlich zu sehen, dass die Marienkirche in den Vorgarten des Turms gerückt wurde; und somit in seinen Schatten. Sie steht nun in der Verdopplung des riesigen Beetes am Turm und bekommt somit die Stellung eines x-beliebigen Accessoires. Das Kirchgebäude muss sich den Strukturen des Turm-Vorplatzes unterordnen. Und das ist, nicht nur für mich, eine unerträgliche Situation. Es ist kein angemessen würdevoller Umgang mit dem zweitältesten Gebäude der Stadt.


    Die Marienkirche verdient eine deutliche Akzentuierung im Gesamtbild. Diese sehe ich momentan nur in der Wiederkehr des Marienkirchhofes und des Neuen Marktes - um eine Barriere zum Fernsehturm zu schaffen, der die nächsten 50 Jahre kaum überdauern dürfte, was Betonanalysen bei diesen Nachkriegs-Antennen besagen. Über den Rest können wir gerne diskutieren und schauen wo die Mehrheiten liegen. Und was der Einzelne dort so braucht. :)

  • Der Versuch, die "reine Lehre" durchzusetzen, wird scheitern..


    Also die folgende Ansammlung von beleidigenden Formulierungen wirkt durchaus wie reine Lehre:


    eine Projektion fiebriger Träume, eine Phantasie einer "Altstadt" von Berlin ... fixe Idee ..., die einer analytisch-vernünftigen Diskussion nicht zugänglich ist und quasi schon etwas fanatisch-religöses an sich hat ... der verbiestert-konservativen männlichen Bevölkerung über 50 Jahren ...


    Es ist nicht schlimm, über 50 zu sein - auch ich werde es mal und ansonsten jeder (wenn er/sie nicht davor stirbt). Es gab mal die Busreisefirma Rainbow Tours mit besonders billigen Preisen, besonders von Jugendlichen genutzt - die Prospekte und die Reiseleiter haben die coolen Altstädte von Amsterdam, Prag, Venedig, Paris, London gepriesen, was durchaus angekommen ist. Es stimmt nicht, dass es ein Alter (oder ein Geschlecht) geben kann, in dem man nichts mit einer Altstadt anfangen kann.


    In einer Zeit der immergleichen Kisten (die meisten einheitlich weiß-grau verputzt) mit überall gleichen Läden und Restaurants der stets gleichen Ketten ist das Bedürfnis nach der Einmaligkeit der Altstadt-Ensembles durchaus analytisch-vernünftig. Es ist nicht nur die Gestaltung, die die Bauten wiedererkennbarer macht - es mag mehrere barocke oder gotische Häuser geben (leider nicht in Berlin), doch die dazugehörige Geschichte macht es einmalig. (Diese kann man an einer Infotafel vor dem Haus schildern, in mehreren Sprachen - wird überall so gemacht.) So ein Haus erlebt man ganz anders als eine x-beliebige Kiste.

  • Wenn du zu deinen Fragen gleich die Antworten lieferst und vorgibst zu wissen, was auf dem Areal von Alt-Berlin gebraucht wird und was nicht, und ü50ern am liebsten das Wahlrecht entziehen möchtest, dann frage ich dich: Wie sieht es mit deiner Demokratiefähigkeit aus?


    Durch dieses Zeichen ;) wollte ich sagen, dass dieser Abschnitt eine Persiflage auf die Diskussionskultur ist, die entsteht, wenn man NICHT den Kompromiss sucht... - Da nehmen sich hier beide Seiten nichts... Deswegen habe ich ja geschrieben, wenn beide Seiten nicht aus ihren Meinungsbunkern rauskommen, kann man wieder in der alten Diskussionsart weitermachen, die zu nichts führt, außer verhärteten Fronten - und wie mein Experiment gezeigt hat, lässt sich sowas auch immer leicht aktivieren... :)
    Wenn die andere Seite auf ihre Position beharrt - das kann ich schon lange... ;D (ich nehme das nicht so ernst - keine Sorge... )

  • ^ Es ist bereits Kompromiss genug, dass große Altstadt-Teile nicht mehr wiederhergestellt werden können, weil dort andere Bauten stehen. Bei jedem sonstigen Quartier wird wieder nach Kompromissen verlangt, nach den nur ein Teil Rekonstruktionen sein sollten. Selbst aber dann kommt bei einzelnen Bauten wie die Bauakademie schon mal jemand, der nach Glaseinlagen ruft, damit bloß der Wegebereiter der Moderne nicht allzu erkennbar wird.


    Gerne hätte ich ein Bekenntnis, wie viele Bauten zumindest hier, auf diesem Areal, rekonstruiert werden dürften - das aber äußerlich möglichst stilecht, sofern es die Finanzen erlauben. 50%? 25%? (Ich glaube, am Nikolaiviertel eher etwas mehr als am Radisson-Hotel.)


    Hier habe ich gestern einige Anregungen konkreter Bauten in die Runde geworfen - ohne Gegenvorschläge bisher.

  • Berlin muss das Marx-Engels-Forum entwickeln. Keine Frage. Vieviel Rekonstruktion, wieviel Moderne an dem Ort richtig ist, ist meiner Meinung nach zweitrangig. Viel wichtiger ist meiner Meinung nach, dass die Stadt nach der Neu- bzw Umgestaltung besser "funktioniert" als vorher. Es müssen in Berlin noch viele Wunden geheit werden. Nach und nach. Aber mit Visionen.


    Warum stören sich hier einige an den "Sperrriegel an Rathaus- u. Liebknechtstraße", die sie am liebsten Beseitgen würden. Das sind Gebäude, die gerade mal ein paar Jahrzehnte alt sind und FUNKTIONIEREN. Ein Irrwitz - auch ökologisch - sich solche Gebäude wegzuwünschen (auch wenn sie ästhetisch nicht der letzte Schrei sind). Da wohnen hunderte von Menschen in zentraler Lage in renovierten Wohnungen zu noch bezahlbaren Mieten. Selbst die Läden in den Rathauspassagen funtioniernen.


    Also ersteinmal das Ende des U-Bahn-Baus abwarten, dann vernünfige Ideen für das MEF entwickeln. Und wenn sich dort etwas "vernünftiges" entwickelt hat, was von den Anwohnern und Touristen angenommen wird, kann man mit dem Rathausforum weitermachen. Ein Prozess, der sich über Jahrzehnte hinziehen wird.


    Die Frage ist doch: wie wollen wir Berlin an diesem Ort erleben und nicht, wie original soll dieser oder jener Giebel, diese oder jene Arcade gestaltet sein.

  • Warum stören sich hier einige an den "Sperrriegel an Rathaus- u. Liebknechtstraße", die sie am liebsten Beseitgen würden. Das sind Gebäude, die gerade mal ein paar Jahrzehnte alt sind und FUNKTIONIEREN.


    Meine Kritik bezog sich rein auf die städtebaulichen Qualitäten der Riegel. Diese sind m.E. mangelhaft aufgrund der genannten Argumente.

  • In einer großen deutschen Zeitung habe ich einen interessanten Artikel gefunden, der sich mit dem deutschen Städtebau der letzten Jahrzente beschäftigt. Ein Plädoyer für die dichten Quartiere der Gründerzeit. Klick mich!

  • Die FAZ berichtet über den aktuellen Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt. Er ist zwar ein Kompromiss zwischen Tradition und Moderne, aber kein fauler. Ziel des Dom-Römer-Projektes ist es, das Wesen der Altstadt wieder erfahrbar zu machen.


    http://www.faz.net/aktuell/feu…t-formen-an-13505619.html


    @ Rotbewerter: Kaum geschrieben, schon bestraft - Glückwunsch zum neuen Schnelligkeitsrekord!

  • In dem Artikel geht es um Dinge, die auch das Rathausforum betreffen, den Umgang mit einer zerstörten Altstadt.


    Bist du auch für eine Wiederaufforstung, DerBe? :)


    Ich zumindest im Bereich Geistviertel. Das Marienviertel bzw. Rathausforum ist schon etwas Einzigartiges und sollte wohl erst mal grundsätzlich erhalten bleiben. Ich könnte mir aber vorstellen, daß man in 20 oder 30 Jahren durchaus etwas Neues schaffen kann, das auch ein Stück des Marienviertels wieder zurück auf das Rathausforum bringt, ohne die Aura des Fernsehturms zu beschädigen. In jedem Fall sollte das Lutherdenkmal original rekonstruiert werden, auch mit den anderen Reformatoren. Allein das brächte schon etwas. Dann könnte man die Nordwestecke vielleicht bebauen und so etwas wie einen rudimentären Neuen Markt wiederherstellen.


    Mir schwebt so eine Art Andeutung bzw. Anspielung als Grundkonzept vor. Das alte Marienviertel sollte nur interpoliert angedeutet werden und das Rathausforum prinzipiell erhalten bleiben.


    Das scheint mir der beste Weg.

  • Echter Berliner hat es bereits gesagt: Mein Beitrag war lediglich als Denkanstoß dafür gedacht, wie andere Städte mit ihrer historischen Mitte umgehen. Warum manche sich deshalb gleich persönlich angegriffen fühlen und die rote Karte zeigen, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Von diesem Vorfall einmal abgesehen finde ich es schade, dass das Klima hier in letzter Zeit immer rauer geworden ist und eine offene Diskussion zunehmend erschwert.

  • Also wer gestern nicht da war hat nichts versäumt...Es gab 5 Minuten um Fragen an die Experten zu stellen. Danach wurde ein mal eine "Lebende Bibliothek" angeboten, eine Art Speed Dating, bei dem man mit Experten und sonstwie involvierten darüber reden konnte. Und sone kleine Ideenwerkstatt mit Tischen zu den Themen des Online-Dialogs. Die Anwohner haben dominiert, sodass es letztendlich meist darauf hinauslief, dass alles so bleibt, wie es ist, als gäbe es kein Grün oder keine Freifläche im Umkreis von 50km. Hatte wiederum einen gewissen Unterhaltungswert :D. Es wurden auch kurze Touren angeboten, wegen der ich dann leider die Abschlussveranstaltung verpasst habe.


    Ich hatte jedenfalls eher ne Podiumsdiskussion o.ä. erwartet. Naja, das Wetter war ja gestern eh nicht so der Renner und ich habe zufällig einen netten passiven DAF-Mitleser getroffen :). Hoffentlich wird die Online-Debatte ergiebiger.

  • ^Ich hörte von zwei, drei anderen Teilnehmern, dass deine Zusammenfassung wohl recht perfekt ist. Online haben sich zwar 2/3 der Teilnehmer für eine Veränderung ausgesprochen, aber das sagt ja gar nichts.