@ Martin Pohle, ich stimme deinen Ausführungen weitestgehend zu, was die Diskrepanz zwischen "Volk" und Politik anbelangt, bezweifel jedoch stark, dass der gemeine Pegidist deshalb dort mitlatscht. Wir begegnen doch bei Pegida dem Phänomen, dass deren Mitläufer überhaupt nicht nachvollziehbar artikulieren können, warum sie sich einer Protestbewegung anschließen, die sich der vermeintlichen Gefahr einer Islamisierung des Abendlandes auf die Fahne geschrieben hat. Der Hohn und Spott sowie die strikte Ablehnung der Gida-Bewegung beruht doch auf chronischer Faktenresistenz, diffusen, unbegründeten Ängsten und aberwitzigen Verschwörungstheorien jener Anhänger, die Montag für Montag "Lügenpresse" und "Wir sind das Volk" brüllen. Ich habe mir genug Kommentare der Gida-Anhänger angehört. Außer viel rassistischer Müll kommt da nicht viel. Es wird viel geredet von einer drohenden Sharia, von Asylflut, dass Deutschland sich abschaffe, von Volksverrat und dass Flüchtlinge schon Kinder in Kotzsche und anderswo klauen würden. Nicht einer war dabei, der halbwegs logische Gründe für seinen Protest vorbringen konnte. Das Ahu-Affengebrüll lokaler Hooligans unterstreicht das Gefühl, man habe es bei Pegida überwiegend mit Bekloppten zu tun.
Allein der Name "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ist schon Zumutung genug. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein halbwegs gebildeter Mensch sich einem solchen Quatsch anschließt.
Und ja, die politischen Themen (und vieles andere) in Funk und Fernsehen sehe ich auch skeptisch. Ich fühle mich da zwischen gelenkten politischen Themen und Volksmusik-Horror auch nicht mehr vertreten und finde es kacke, dafür GEZ-Gebühren zahlen zu müssen. Aber auch hier die Frage: Platzt mir deshalb der Kragen und ist das ein Grund, zu den Abendlandbewahrern gegen die Islamisierung zu latschen und "Lügenpresse" zu skandieren? Und ist es nicht eher so, dass die Meinungsfreiheit von Seiten der Pegida beschnitten wird, wenn eine Frau Oertel kritisiert, dass auch ihr großes Idol Roland Kaiser sich politisch positioniert und auf Pegida gerichtet sagt, dass die Zeit für Sündenböcke vorbei sei?