Zur Grundlage der Diskussion: Ausgangspunkt für die Überlegungen zur weiteren Entwicklung ist die aktuell vorhandene Situation und daraus ergeben sich gewisse Zwänge (z.B. Abriss der meisten vorhandene Bauten ökonomisch nicht sinnvoll) und es können Defizite (z. B. monströse Verkehrsinfrastruktur) identifiziert werden. Die weitere Diskussion offen zu gestalten, Ideen zu sammeln und zwar neue genauso gleichberechtigt wie die „alten“, im Boden schlummernden – warum nicht – und dann abzuwägen, das ist der Sinn des angestrebten Dialoges, nicht mehr und nicht weniger. Ich verstehe daher die Aufregung und Aggression einiger hier nicht.
Zum Thema Verkehr noch: Lieber Kleist, Deine Stimme ist angekommen – mir ist klar, dass es Interessensgruppen gibt, die die für den Autoverkehr komfortable Situation in Berlins Zentrum als Errungenschaft sehen, die es gegen vermeintliche antimoderne ökoromantische Realitätsverleugner zu verteidigen gilt. Weder fühle ich mich durch solche Einwürfe provoziert, noch lasse ich mich davon abschrecken darauf hinzuweisen, dass es eben auch andere Interessensgruppen gibt, die selbstverständlich ihr Recht wahrnehmen, für ihre Ansichten zu werben und mit kühlem Kopf und Gelassenheit einen vernünftigen Dialog mit der gesamten Stadtgesellschaft anstreben: Natürlich sind die heutigen Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur andere, als vor 50 oder 100 Jahren. Es geht nicht darum den Individualverkehr grundsätzlich zu blockieren, sondern es geht darum, dass die monströsen Verkehrsschneisen der 60er/70er Jahre zu einer Fraktionierung der Stadt geführt haben und kleine disfunktionale Stadtinseln zurückgelassen haben – ein besonders erbärmliches Beispiel dafür ist das Klosterviertel in Mitte. Aufgabe der Stadtentwicklung muss es sein, diese Defizite zu beseitigen oder zumindest zu lindern und da kommt man nicht umhin, sich mit den Ursachen – also u.a. den monströsen Verkehrsschneisen – zu beschäftigen. Und ehrliche Beschäftigung heißt, dass der großstädtische Individualverkehr bzw. die Gewährleistung der freien Fahrt für freie Bürger an jedem Ort zu jeder Zeit keine heilige, unantastbare Kuh und kein aus den vermeintlichen Zwängen der heutigen Zeit erwachsendes Naturgesetz sein kann. Es ist ein rational zu analysierender und zu bewertender Aspekt, der im Wege des gesellschaftlichen Diskurses gestaltet werden kann (Verkehrsströme lassen sich lenken, die Anteile der verschiedenen Verkehrsträger steuern und ganz grundsätzlich ist auch die Beurteilung der Wertigkeit des Verkehrsinteresses gegenüber anderen Interessen ständigen Veränderungen unterworfen).