Also ich bin auch einigermaßen fassungslos, was da in Dresden ins Rollen geraten ist. 17.500 Zukurzgekommene gemeinsam mit so ziemlich allen Nazigrößen dieser Republik demonstrieren vor historischer Kulisse gegen Flüchtlinge und vermeintlichen Islamismus. Tausende Handybilder, die eine mit Handytaschenlampen beleuchtete Massenbewegung vor Semperoper, Hofkirche und Schloss vorgaukelt, werden in den sozialen Netzwerken geteilt und hundertfach geliked. Dresden gilt schon seit Wochen bei Anhängern wie Gegnern von PEGIDA als Mekka für die neuen Rechten. Soll mir keiner kommen, dass dort ganz normale, besorgte Bürger unterwegs sind, mit ganz normalen Anliegen. Das ist Quatsch mit Soße. Hier rottet sich jener Mob zusammen, der bislang nur in Internetforen und Kommentarspalten der Tageszeitungen mit menschenverachtenden Gelaber Gehör fand. Und während PEGIDA in Dresden weiter wächst, geht die Zahl der Gegendemonstranten kontinuierlich zurück. Was für eine Schande für Dresden und was für ein Imageschaden für ganz Sachsen. Gleichzeitig gingen gestern 12.000 Menschen in München (einer Stadt mit bekanntlich vielen Muslimen und knappem Wohnraum) gegen Rassismus und für eine Willkommenskultur mit allen Flüchtlingen auf die Straße, und stellten sich somit den gerade mal drei Dutzend MÜGIDA-Verwirrten in den Weg. Und das taten sie, obwohl die zweite MÜGIDA-Demo schon mangels Teilnehmer abgesagt wurde.
Wenn am 12. Januar der Leipziger PEGIDA-Ableger zum ersten Mal demonstriert (Gott sei Dank nicht in der Innenstadt), dann bin ich dennoch zuversichtlich, dass Leipzig mehr München oder Kassel als Dresden sein wird.