Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche (Bauthread)

  • lch will mal auf die Beiträge von Konstantin zur Abrissgeschichte zurückkommen.


    Es ist tatsächlich so, dass alle mir bekannten Quellen darauf hindeuten, dass der Beschluss zum Abriss nicht auf Walter Ulbricht zurückgeht.
    Am 5.8.1966 hat sich das Sekretariat der Bezirksleitung Potsdam der SED mit der Garnisonkirche beschäftigt und den Abriss der Kirche beschlossen. In den Sitzungsakten gibt es keinerlei Hinweise auf einen Einfluss Walter Ulbrichts. Vielmehr geht aus ihnen hervor, dass es bis dato keine Beschlüsse zur Garnisonkirche gegeben hätte. (Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv BLHA Rep. 530 Nr. 2576)


    Dann gibt es Ende 1966 / Anfang 1967 einen Briefwechsel zwischen dem Rat des Bezirkes Potsdam und dem Minister für Kultur, Klaus Gysi, in dem beratschlagt wird, wie man die Staats- und Parteiführung der DDR am besten über den Abriss der Garnisonkirche informieren sollte. Auch aus diesem Briefwechsel geht hervor, dass die Staats- und Parteiführung (also auch Walter Ulbricht) zu diesem Zeitpunkt nicht über die Abrisspläne informiert war. (BLHA Rep. 401 Nr. 11896)


    Weiterhin kenne ich keinen Politbürobeschluss, in dem offen oder verklausuliert der Abriss der Garnisonkirche beschlossen wurde. Zum Aufbau der Stadtzentren wurden Politbürobeschlüsse am 12.5.1959, am 30.10.1963 und dann erst wieder am 16.4.1968 gefasst. In keinem dieser Beschlüsse wird die Garnisonkirche erwähnt. Eher deuten die Beschlüsse, vor allem der vom 30.10.1963 darauf hin, dass das Stadtzentrum von Potsdam für die Staats- und Parteiführung von untergeordneter Bedeutung war.


    Wenn Konstantin über weitere Informationen verfügt, dann bin ich sehr daran interessiert, aber nach der derzeitigen Quellenlage war Walter Ulbricht nicht der Urheber des Abrissbeschlusses.

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • Vielleicht geht es den Meisten nur um gefällige Architektur. Dann stellt sich aber natürlich die Frage, warum diese genau so aussehen muss wie die GK, und nicht eine andere Kirche kopiert, oder etwas anderes Gefälliges erbaut werden kann?
    Und schwups, schon sind wir wieder bei der historischen Dimension, bei der Geschichte des Ortes und der Stadt.


    Sie sehen also, eine rein architektonische Betrachtung kann bei einem Neubau, der sich als Rekonstruktion versteht, nicht funktionieren.


    Eine Diskussion ist immer das, was man daraus macht. Und die Frage die Sie aufwerfen ist mitnichten historisch oder politisch sondern im Kern architektonisch. Ja, warum dieser Entwurf und keinen anderen? Endlich gehts mal um Architektur!


    Mein Argument für diesen Entwurf: es bietet sich halt einfach an einen lokalen Entwurf zu nehmen und keine zerstörte Stuttgarter Kirche als Vorbild zu nehmen. Wäre weniger stimmig. Denn gerade seinerzeit war die Architektur noch sehr lokal geprägt und differenziert. Von mir aus kann auch ein Architekt auf Basis des lokalen Stils der Potsdamer Altstadt etwas grundauf neues entwerfen. Es geht im Kern darum, gefällige Architektur zu schaffen und eine Aufwertung dieser Ecke im Stadtbild zu erzielen, vielleicht auch ein neues Wahrzeichen zu schaffen. Gerade in der heutigen Zeit dieses Einheitsbreis von monochromen Betonwürfeln, der die Leute einfach so überdrüssig sind, will ich einfach mal wieder was anderes entstehen sehen als just das.


    Der einzige Grund, warum ich überhaupt mit historischen Entwürfen sympathisiere, ist, dass sich die Architektenschaft einfach verweigert, sich in irgend einer Form wieder in Richtung mehr Schmuck, organische Formen (vielleicht, welch Ungeheuerlichkeit, mal wieder einen Torbogen oder einen Erker!) zu entwickeln und sich eher noch tiefer in Purismus und Rohbauästhetik reinzusteigern scheint, wenn man sich aktuelle Entwurfsarbeiten von Architekturstudenten auf öffentlichen Ausstellungen so anschaut. Mir wäre eine Fortentwicklung der Architektur noch viel lieber. Wenn ich aber nur die Wahl zwischen einer grauen Schachtel von 2014 und einer Augenweide von Anno XY habe, dann nehme ich halt die Augenweide. Komplett ahistorisch. Und so geht es jedem, den ich persönlich jemals zu diesem Thema persönlich gesprochen habe. Mag sein, dass es Einzelne mit anderen Motiven gibt, mir nicht bekannt, aber ausschließen kann ich es nicht. Davon lasse ich mir aber meine Meinung trotzdem nicht "diskreditieren".

  • Dieser Walter-Ulbricht-Apologismus widerspricht dem Stand der historischen Forschung und den Berichten der Zeitzeugen.


    Hier ein Auszug aus einem Interview mit Mafred Stolpe in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 19. Juli 2014 (Quellenangabe s.u.):


    Herr Stolpe, was treibt Sie an, sich für den Aufbau einzusetzen?


    Ich bin persönlich betroffen. Ich habe Potsdam damals erlebt, das erste Mal 1959 im Oktober. Es war schon ein eindrucksvoller Weg über die Lange Brücke in die Stadt. Man sah das Stadtschloss, die ausgebrannte Fassade. Man sah, nicht weit weg, den wuchtigen Kirchturm. Der war beschädigt, aber keine Ruine.


    Was war es denn?


    Ein Ort für Gottesdienste. Es war damals sogar möglich, sich mit der Stadt zu einigen, wie dort weitergemacht wird. Wir Kirchenleute durften den Turm sichern, Einbauten machen, Zwischendecken einziehen, Treppen einbauen. Es gab sogar schon Gespräche, dort eine Aussichtsplattform einzurichten. Die Leute sagten mir damals übrigens: Das ist der Turm der Heiligkreuzkirche. Von Garnisonkirche sprach niemand.


    Wie kam das, klären Sie uns auf!


    Die Gemeinde hatte sich 1949 umbenannt, hatte im Turm eine Kapelle ausgebaut, einen vollwertigen Gottesdienstraum. Und sie hatte sich ein Programm gegeben: Wir sind keine Militärkirche, wir sind für Frieden, für Versöhnung, für Toleranz, eine Aufgabe, die ja schon 1685 in Potsdam mit dem Toleranzedikt festgeschrieben worden war.


    Genützt hat das nichts.


    Es ist tragisch, dass diese Kirche gegen alle Proteste weggesprengt worden ist. Das war im Wesentlichen eine Entscheidung von Walter Ulbricht selbst. Im Jahr 1968 war das Politbüro nervös wegen des Prager Frühlings. Es gab die große Furcht, dass der Bazillus auf die DDR-Bevölkerung übergreift, was ja nicht unbegründet war. In Potsdam gab es eine eindrucksvolle Protestbewegung für den Erhalt der Kirche, quer durch die Bevölkerung, durch die Parteien, SED-Mitglieder waren dabei, Kirchenleute sowieso, Künstler. Bekannt ist auch, dass die damalige Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke gegen den Abriss war.


    Ist das Rechtfertigung genug für den Wiederaufbau?


    Ich denke schon. Es wird ja auch sonst zu Recht viel über Wiedergutmachung von DDR-Unrecht geredet. Das fällt für mich darunter. Die Sprengung der Garnisonkirche war ein Rechtsbruch, eine Kulturbarbarei, bei der vor allem eine aktive Gottesdienststätte beseitigt worden ist, gegen das Recht der freien Religionsausübung. Der Wiederaufbau wäre Wiedergutmachung. Und es wäre ein Anlaufpunkt, um sich zu erinnern, nachzudenken, welche Verantwortung wir heute tragen, um Versöhnung zu praktizieren, auch innerhalb der Stadt.


    Quelle: http://www.pnn.de/potsdam/875133/

  • Sowohl Oberbürgermeisterin Hanke als auch Stadtarchitekt Berg bezeugen beide, dass Walter Ulbricht bei seinem Potsdam Besuch am 22. Juli 1967 bemängelt hat, dass die Kirche noch immer nicht abgerissen wurde und dieser sich für eine neue einheitliche sozialistische Architektur für Potsdam eingesetzt hat.


    Dass es kaum Unterlagen gibt versteht sich von selbst, alles wurde möglichst geheim gehalten.
    Genau bei der Stadtverordnetenversammlung am 26. April 1968 wurde "zufällig" die Bevölkerung ausgeschlossen und die Sprengung stand nicht mal auf der Tagesordnung und wurde nur ganz zum Schluss "spontan" mündlich behandelt.
    Übrigens genau zehn Tage nach deinem Politbürobeschluss zum Thema Aufbau der Stadtzentren, wo natürlich ausgerechnet für Potsdam nichts beschlossen wurde.

    Abgesehen davon, dass es unter Historikern vollkommen unbestritten ist, das Ulbricht treibende Kraft war tut es überhaupt nichts zur Sache wer die Entscheidung traf. Kulturbarbarei bleibt Kulturbarbarei.


  • Ein deutliches 'Nein' hier, hätte vielleicht die Vertreter in der Stiftung, Kirche und (ehemalige) Politiker zum Umdenken gebracht, die Kirche sich letztlich vielleicht vom Projekt verabschiedet.


    Möglich und vielleicht so gar wahrscheinlich. Aber ein Bürgerentscheid dient auch nicht dazu, öffentlichen Druck auf bestimmte Gruppen auszuüben, damit diese von einem bereits genehmigten Projekt Abstand nehmen. Hier ist man schlichtweg zu spät gekommen. Dass die Beteiligten nun nicht mehr alles abblasen wollen, erscheint angesichts des schon investierten Geldes sowie der aufgewendeten Zeit unabhängig vom Standpunkt nachvollziehbar.

  • Zitat von Carlo

    Ich glaube, Du missverstehst, was mit diesem Bürgerbegehren und einem potentiellen Bürgerentscheid (bei Ablehnung des Bürgerbegehrens durch die Stadtverordnetenversammlung) erreicht werden konnte bzw. hätte erreicht werden können.


    Ziel des Bürgerbegehrens war NICHT und konnte nicht sein, herauszufinden: "Wie steht die Potsdamer Bevölkerung zu einem Kirchkopieneubau?", wie Du schreibst, denn ein Bürgerbegehren ist kein Mittel, mit dem jede x-beliebige Bürgerinitiative von der Stadt verlangen kann, eine Bürgerbefragung zu irgendwelchen Themen durchzuführen, sondern es muss auf eine ganz konkrete Maßnahme der Verwaltung gerichtet sein.


    Hier lautete der Antrag daher, dass die Stadtverordnetenversammlung die städtischen Vertreter im Stiftungsrat verpflichten möge, auf die Auflösung der Stiftung zu dringen. Diesem Antrag hat die Stadtverordnetenversammlung stattgegeben, ein Bürgerentscheid ist damit entbehrlich (weil er auch nichts anderes erreichen könnte).


    Natürlich ist dies formal so richtig, jedoch wissen alle Beteiligten um den Subtext des Bürgerbegehrens (und dies ist dann das eben nicht Entbehrliche) - nämlich dem Abklopfen der Stimmung pro/contra GK und daraus folgend eben entweder das weitere Festhalten auch gegen den Willen der Mehrheit der Bewohner oder aber die Aufgabe des Projektes. (natürlich vorausgesetzt, es hätte eine Mehrheit contra GK gegeben)



    Wenn Ihr Wiederaufbaugegner obendrein noch eine Befragung aller Potsdamer Bürger wollt, organisiert und finanziert sie doch selber - das ist nicht Aufgabe der Stadt!


    Welche Art selbstfinanzierter Befragung ist denn auch rechtlich verbindlich? Mir fällt da nichts ein.
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    Dass die Beteiligten nun nicht mehr alles abblasen wollen, erscheint angesichts des schon investierten Geldes sowie der aufgewendeten Zeit unabhängig vom Standpunkt nachvollziehbar.


    Das verstehe ich in Bezug auf die Fördergesellschaft voll und ganz, nicht aber in Bezug auf die Stadt. Wer A sagt muss nicht B sagen. Gerade wenn es um Steuergelder geht.
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    Mein Argument für diesen Entwurf: es bietet sich halt einfach an einen lokalen Entwurf zu nehmen und keine zerstörte Stuttgarter Kirche als Vorbild zu nehmen. Wäre weniger stimmig. Denn gerade seinerzeit war die Architektur noch sehr lokal geprägt und differenziert. Von mir aus kann auch ein Architekt auf Basis des lokalen Stils der Potsdamer Altstadt etwas grundauf neues entwerfen.


    Natürlich war mein Vorschlag dort etwas x-beliebiges hinzustellen, ein wenig polemisch. Ein hanseatischer Kirchbau würde dort einfach nicht passen und zu Irritationen führen. Aber Sie geben die Anwort ja schon selber: warum nicht den lokalen Stil - was auch immer das in Potsdam sein mag - aufgreifen und etwas Neues bauen?



    Mir wäre eine Fortentwicklung der Architektur noch viel lieber. Wenn ich aber nur die Wahl zwischen einer grauen Schachtel von 2014 und einer Augenweide von Anno XY habe, dann nehme ich halt die Augenweide. Komplett ahistorisch.


    Auch ich schaue mir gerne historische Bauten an (allerdings auch graue Schachteln und Plattenbauten) , weiß auch noch genau, wie sehr ich staunte, als ich bspw. das erste Mal im Petersdom in Rom war. Allerdings ziehe ich bei neuen Bauten auch eine moderne Erscheinungsform vor. Das heißt nicht, dass es nur Beton, Glas und Stahl sein muss, aber eine 1:1-Kopie halte ich einfach nicht für erstrebenswert. Weder im Falle GK in Potsdam noch anderswo. Wie gesagt, warum nicht unter Berücksichtigung des Lokalen etwas Neues schaffen?

  • Welche Art selbstfinanzierter Befragung ist denn auch rechtlich verbindlich? Mir fällt da nichts ein.


    Ich will mich hier nicht endlos wiederholen, deswegen zum vorerst (man soll nie "nie" sagen;)) letzten Mal:


    Alles, was "rechtlich verbindlich" sein konnte, wurde in dem Moment erreicht, als die Stadtverordnetenversammlung das Bürgerbegehren angenommen hat. Und das war eben nur die Maßgabe an den OB, im Stiftungsrat die Auflösung der Stiftung zu beantragen. Da wird er tun, und der Stiftungsrat wird ablehnen. Ende, Gelände. Mehr ist mit dem Rechtsmittel Bürgerbegehren/Bürgerentscheid nun einmal nicht möglich, insbesondere kann mit ihm keine gültige Baugenehmigung aufgehoben werden.


    Es ist Augenwischerei von Euch Wiederaufbaugegnern, so zu tun, als ob die Stadt eine Pflicht hätte, darüberhinaus noch Meinungsumfragen auf städtische Kosten durchzuführen - die hat sie nämlich nicht ... .


    Es steht Euch aber frei, selbst eine Befragung aller Potsdamer durchzuführen. (Geschätzte Kosten: 500.000 bis 1 Mio. €. Fangt schon mal an zu sammeln.)


    Viel Spaß! ;)

  • warum nicht den lokalen Stil - was auch immer das in Potsdam sein mag - aufgreifen und etwas Neues bauen?


    Und wer bezahlt das dann? Für ein neues Gebäude wird niemand spenden.



    Da wir gerade bei lokalen Stil sind, das Haus des Jahres 2014 steht in der Uckermark und ist laut Jury im lokalen Stil errichtet.
    link

  • Antrag zur Auflösung der Stiftung abgelehnt

    Wie erwartet ist Oberbürgermeister Jann Jakobs' (SPD) Antrag zur Auflösung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam laut einem Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten abgelehnt worden. Das teilte heute eine Sprecherin der Stiftung nach der Sitzung des Kuratoriums mit. Für die Auflösung der Stiftung wäre eine Dreiviertelmehrheit notwendig gewesen, die Stadt Potsdam verfügt jedoch nur über einen Sitz in dem elfköpfigen Gremium.


    http://www.pnn.de/potsdam/892489/


  • Es ist Augenwischerei von Euch Wiederaufbaugegnern, so zu tun, als ob die Stadt eine Pflicht hätte, darüberhinaus noch Meinungsumfragen auf städtische Kosten durchzuführen - die hat sie nämlich nicht ... .


    Es steht Euch aber frei, selbst eine Befragung aller Potsdamer durchzuführen. (Geschätzte Kosten: 500.000 bis 1 Mio. €. Fangt schon mal an zu sammeln.)


    Viel Spaß! ;)


    Natürlich hat die Stadt keine Pflicht, eine Befragung durchzuführen, nur ist dies auch nicht verboten und manchmal auch nicht gerade von Nachteil. Das könnte Spannungen lösen.


    Wie gesagt, was nützt eine eigene Umfrage, wenn daraus keine Rechtsverbindlichkeit entsteht?
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    Und wer bezahlt das dann? Für ein neues Gebäude wird niemand spenden.


    Für die GK ja anscheinend auch nicht. Es wird sich doch aber ein Investor finden, der an diesem Platz gewillt ist zu bauen.



    Da wir gerade bei lokalen Stil sind, das Haus des Jahres 2014 steht in der Uckermark und ist laut Jury im lokalen Stil errichtet.


    Es wird sich schon eine Möglichkeit finden, am Platze etwas an typisch Potsdamerischen anlehnendes Modernes zu bauen.

  • ^
    Wieso sollte ein Investor ein Versöhnungszentrum und eine Kirche bauen wollen?
    Und eine Bürgerbefragung ist ebenfalls rechtlich nicht bindend.


    Und für den Turm stehen genügend Investoren bereit, nur der Startschuss zum bauen fehlt noch.


    Aber all deine Punkte wurden schon in diesem Thread gründlich durchgekaut, ok du bist erst seit kurzem registriert, aber auch dann kann man sich ein wenig im Thread informieren damit man nicht alles mehrfach schreiben muss.

  • ^
    Wieso sollte ein Investor ein Versöhnungszentrum und eine Kirche bauen wollen?
    Und eine Bürgerbefragung ist ebenfalls rechtlich nicht bindend.


    Investor oder Stadt sollen ja auch keine Kirche, sondern etwas anderes bauen. Wenn das Thema GK vom Tisch ist, kann man sich tatsächlich mit dem Areal auseinandersetzen und architektonische Lösungen finden. Wenn es aber eine Kirche sein muss, bleibt die Frage, warum dies nicht mit einer modernen Formensprache geschehen soll und kann?



    Und für den Turm stehen genügend Investoren bereit, nur der Startschuss zum bauen fehlt noch.


    Das ist nun wirklich nicht wahr. Das Spendenaufkommen liegt weit hinter den Erwartungen zurück und Investoren gibt es höchstens in irgendwelchen Verlautbarungen.



    Aber all deine Punkte wurden schon in diesem Thread gründlich durchgekaut, ok du bist erst seit kurzem registriert, aber auch dann kann man sich ein wenig im Thread informieren damit man nicht alles mehrfach schreiben muss.


    Keine Sorge, ich lese hier schon lange Zeit mit...

  • Investor oder Stadt sollen ja auch keine Kirche, sondern etwas anderes bauen.


    Du willst den Besitzern des Grundstückes mit Baugenehmigung also nicht nur vorschreiben wie sie zu bauen haben sondern auch noch was sie zu bauen haben? Vielleicht ein schönes Einkaufszentrum oder ein Hotel. Ein Parkhaus wäre auch sehr nützlich. Dafür könnte man locker Investoren bekommen, für alles andere müsste die Stadt aufkommen.


    Also nochmal dieselbe Frage, wer sollte eine moderne Kirche und Versöhnungszentrum finanzieren? Wenn die Gegner unbedingt einen modernen Bau wollen müssen sie auch sagen woher das Geld dafür kommen soll. Aber das verweigern sie beflissen. Hab noch nicht einen Vorschlag von irgendwem dazu gehört. Da würde mich auch die Meinung von Lutz Boede sehr interessieren.


    Manfred Stolpe hat klar gesagt, dass der Turm der Garnisonkirche finanziert ist. Sobald klar ist, dass gebaut wird geben die Investoren das Geld frei. Das Kirchenschiff ist der Teil der noch nicht sicher ist.


    Wenn du schon lange mitliest, wieso hast du dich nicht eingemischt als diese Themen diskutiert wurden. Stattdessen wärmst du nun altes abgehaktes wieder auf anstatt neues beizutragen.

  • @ lingster: wenn Sie denken, eine Diskussion beenden zu können, in dem Sie alle bereits angesprochene Punkte für erledigt erklären, dann muss ich Sie leider enttäuschen. So funktioniert das leider nicht in einer Gesellschaft. Dann wäre die Diskussion um die GK schon vor 10 Jahren beendet gewesen. Doch wo stehen wir jetzt? Das Thema ist aktueller und brennender denn je. Auch der Stuttgarter Bahnhof war in Sack und Tüten. Betriebswirtschaftlich völliger Unsinn das Paket noch einmal aufzuschnüren und Änderungen vorzunehmen.
    Leider ist es nun mal halt so, dass der sichtbar werdende Gigantismus oder der innere Widerspruch eines Projektes oder die Unzulänglichkeiten der Protagonisten oder auch nur der Zeitgeist, Bauprojekte zum ungünstigsten Zeitpunkt in Frage stellen.



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    Kommentare
    16.09.14 11:36 Substanzlos
    16.09.14 16:00 Es trägt zur Diskussion nichts bei, jeden negativen Bewertungskommentar öffentlich zu posten.
    16.09.14 18:07 immer das selbe Gelaber

    3 Mal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

  • Potsdamer und Co: Natürlich kann man jedes Thema ewig diskutieren und dabei unendlich oft die gleichen Thesen wiederholen (teils sogar völlig autistisch ohne je auf Gegenargumente einzugehen). Ist in diesem Thread ja de facto ohnehin schon länger der Fall. Die Frage für viele hier ist nur offenbar ob man überhaupt (noch) will. Und nur weil sich seit kurzem auffällig viele neu anmelden die "vorher nur gelesen" haben und "jetzt mitdiskutieren" wollen, muss man doch noch lange nicht die selbe Diskussion in endlosen Schleifen wiederholen - gerade wenn sie tatsächlich alles schon mitgelesen haben. Ich zweifle mitunter aber ohnehin fast schon daran, dass das überhaupt verschiedene Leute sind. Ist jedenfalls schon etwas auffällig wie schnell die grünen Lämpchen da hochschnellen und jemand bei 11(!) kleinen Textbeiträgen zum selben Thema "bald berühmt" werden könnte oder mit 58 Beiträgen ähnlicher Kategorie bereits vier grüne Lämpchen blinken hat... Mir ist es aber relativ wurscht, weil ich das anders als andere hier nicht als imaginäre Währung ansehe und ein Beitrag mich alleine in der Substanz überzeugen kann.


    Faktisch hat sich indessen rein gar nichts an der Ausgangslage geändert, außer dass sich nun die allgemeine Erwartung auch offiziell bestätigt hat: Die Stiftung bleibt bestehen; das Baurecht bleibt bestehen; die hitzige Diskussion bleibt uns erhalten. Und doch soll es jetzt zielführend sein, über völlig unrealistische Szenarien zu diskutieren? Dann viel Spaß. Ich hoffe, dass es wie beim Humboldtforum bald mit dem Bau losgeht und man zwischen den ganzen müßigen Kommentaren wenigstens auch Berichte zum Baufortschritt findet. Falls nicht, wird die Diskussion hier ja spätestens mit Erlöschen des Baurechts doch wieder interessant... ;)

  • Du willst den Besitzern des Grundstückes mit Baugenehmigung also nicht nur vorschreiben wie sie zu bauen haben sondern auch noch was sie zu bauen haben? Vielleicht ein schönes Einkaufszentrum oder ein Hotel. Ein Parkhaus wäre auch sehr nützlich. Dafür könnte man locker Investoren bekommen, für alles andere müsste die Stadt aufkommen.


    Das würde ich nicht tun, wäre dies ein rein privat finanziertes Projekt. In dem Moment, in dem dafür aber Steuergelder aufgewendet werden und sich die Stadt Potsdam einbringt, kann natürlich auch über Form, Funktion und das generelle 'ob überhaupt' gestritten werden.


    Also nochmal dieselbe Frage, wer sollte eine moderne Kirche und Versöhnungszentrum finanzieren? Wenn die Gegner unbedingt einen modernen Bau wollen müssen sie auch sagen woher das Geld dafür kommen soll. Aber das verweigern sie beflissen. Hab noch nicht einen Vorschlag von irgendwem dazu gehört. Da würde mich auch die Meinung von Lutz Boede sehr interessieren.


    Es gibt viele von Stadt, Land oder Bund betriebene und unterhaltene Gedenkstätten. Wollte man hier ein tatsächlich ein Versöhnungs-, Begegnungs- und Lernzentrum mit gesichertem Konzept errichten, könnte dies natürlich auch von Stadt, Land, Bund finanziert werden. Die Frage ist, ob es überhaupt Bedarf für ein solches Zentrum gibt, oder nicht schon vorhandene dieses Feld abdecken? Fällt die öffentliche Seite also raus, könnte der Ort noch immer von einem Investor mit Wohnbebauung, Gewerbe o.ä. bebaut werden. Dies auch gerne unter Maßgabe einer an die historischen Begebenheiten des Ortes angelehnten Architektur. Was spräche dagegen?


    Manfred Stolpe hat klar gesagt, dass der Turm der Garnisonkirche finanziert ist. Sobald klar ist, dass gebaut wird geben die Investoren das Geld frei. Das Kirchenschiff ist der Teil der noch nicht sicher ist.


    Nur weil er es sagt, muss es nicht auch so sein. ;)
    Man ließ vor nicht langer Zeit verlautbaren, dass man bisher ca. 8 Mio an Spenden eingeworben hat. Dafür sind bereits über 6 Mio wieder für die temporäre Kapelle, Angestelltengehälter, Werbung oder auch die Wetterfahne ausgegeben worden. Bleiben max. ca. 2 Mio übrig. Es werden 28 Mio benötigt, um die 12 Mio vom Bund zu erhalten. Fehlen also nur noch 26 Mio. Ausfinanziert - zumal bei seit der Berechnung vor einigen Jahren gestiegenen Kosten für (Mindest)lohn, Energie sowie das übliche Verkalkulieren bei solchen Projekten - sieht bei mir anders aus.

  • jan85: auf diesen ganzen Forum-Bewertungs-Schnickschnack gebe ich nicht viel. Meine Wahrnehmung in Potsdam ist es, dass die drei Lager (Befürworter/Gegener/Untenschiedene) ungefähr gleich groß sind. Daher wunderte es mich überhaupt nicht, dass sich hier im Forum ein ähnliches Verhältniss einstellt.
    Ich bemühe mich auch, neue Details zur Diskussion beizutragen, auch wenn ich mich gelegentlich den Vorwurf aussetze, nicht auf bekannte Argumente einzugehen.

  • ^meine Wahrnehmung, Potsdam liegt ja nicht auf der anderen Seite der Welt und ich bin nicht selten dort, ist ergänzend im Übrigen, dass sich bei dieser "Aufteilung" auch eine auffällige "Generationenschichtung" zeigt. Pointiert gesagt, je jünger desto aufgeschlossener für Rekonstruktionen, je älter desto kritischer. Und da möchte ich einfach die Frage aufwerfen, ob es nicht im Zweifel das Primat der Jugend sein sollte darüber zu entscheiden, wie man eine Stadt für die kommenden Generationen gestaltet. Der kritische Geist der Nachkriegsgenerationen (im Westen "68er" genannt, in der DDR fällt mir da keine gesondere Zuschreibung ein, nichtsdestotrotz war dies ein gesamtdeutsches Phänomen) hat die Geschicke in Ost und West über viele Jahrzehnte maßgeblich bestimmt und sehr große "Fußabdrücke" in unseren Städten hinterlassen.


    Ich meine einfach, dass es Zeit ist der Jugend die Klärung der Frage zu überlassen, wie Sie in den kommenden Jahrzehnten leben will und was sie ihrerseits ihren Kindern später einmal für Städte hinterlassen möchte. Genau das haben die heutigen "Baby Boomer" doch seinerzeit von der Generation ihrer Eltern und Großeltern auch eingefordert. Zurecht. Und genau das verlange ich nun aber auch für meine Generation.


    Es geht dabei im Kern um keine politische Frage, sondern um eine des Städtebaus, wenn wir fragen "wie soll die Stadt aussehen, in der wir in Zukunft leben wollen?". Und da möchte sich die heutigen Jugend einfach von den Konzepten und den Antworten emanzipieren, die die Jahrgänge ca. 1950-1970 seinerzeit für sich gefunden haben. Dazu hat jede Generation das Recht und wir müssen sehr aufpassen, dass die bekannte demografische Situation (viel mehr ältere als jüngere Bürger) nicht dazu führt, dass die Architektur und damit unsere Städte stagnieren, weil der architektonische Geschmack und das ästhetische Empfinden der demografisch dominierenden "Baby Boomer" sich über gesellschaftliche Mehrheiten (d.h. nicht zwingend politische Mehrheiten, vgl. der private Bauherrengeschmack usw.) manifestiert und damit jede Erneuerung verhindert. Erneuerung muss eben nicht immer die lineare Fortschreibung dessen bedeuten, was die Generation zuvor präferierte. Sie kann auch einen Bruch damit bedeuten! Ich möchte ganz dezidiert mit der "Würfelarchitektur" brechen. Und daher ist mein Ansatz und "Startpunkt" für eine architektonische Weiterentwicklung eben tendentiell weniger im Repertoire des 20. Jh. zu suchen, abgesehen vielleicht vom Jugendstil, der noch in das 20. Jh. hinein gewirkt hat.

  • Was die Generationenfrage angeht, so habe ich ja am 11.9. die Veranstaltung der Stiftung Garnisonkirche im Potsdam-Museum besucht. Und da war es sehr auffällig, dass schätzungsweise 70 Prozent aller Besucher im Seniorenalter waren. Außerdem war auffällig, dass sich kaum Frauen zu der Veranstaltung eingefunden hatten. Die Leute der Bürgerinitiative Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche dagegen, die vor dem Potsdam-Museum standen und Flyer verteilten, waren dagegen allesamt jünger als 40.