Ich bin ja für die Nutzung als Konzertkirche - ähnlich der in Neubrandenburg. Dann hätte Potsdam endlich mal eine Alternative zum Nikolaisaal.
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Du blendest mal wieder einige Dinge völlig aus, ob aus Unkenntnis oder bewusst lasse ich mal aussen vor. Ich möchte nur auf die meiner Meinung nach gravierendsten eingehen. Es war die evangelische Kirche die massiv mit dem Nationalsozialismus paktierte und kolaborierte.
Tolle Feststellung, das haben offensichtlich einige Deutsche. Am besten wir lösen die evangelischen Kirchen nachträglich auf. Es sei aber daran erinnert, dass sich auch hier mit den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche zwei Gruppen unversöhnlich gegenüber standen. Das lange Stillschweigen der Katholiken haben sich die Nazis mit dem Konkordat erkauft.
Die Garnisonkirche war kein Zentrum regimetreuer Gottesanbeter. Schon um die Reichstagseröffnung gab es Streit mit der Kirchenleitung. Viele aus dem Dunstkreis der Kirche wie Pfarrer Rudolf Damrath standen der bekennenden Kirche nahe und deshalb auch unter ständiger Beobachtung der Gestapo.
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Laut einem Artikel der Potsdamer Neuesten Nachrichten von heute geht der Streit um den Termin für den Bürgerentscheid weiter. Während der Vorsitzende der Potsdamer Linken, Sascha Krämer, für eine Zusammenlegung von Bürgerentscheid und Landtagswahl plädiert, spricht sich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Pete Heuer, für eine Trennung der beiden Termine aus.
Heuer begründet seine Haltung damit, dass eine Kopplung mit der Landtagswahl zu einer höheren Beteiligung am Bürgerentscheid führen und damit zu verzerrten Ergebnissen führen würde. Krämer dagegen verweist auf die niedrigeren Kosten bei einer Zusammenlegung. Weiterhin sieht er bei Heuer ein Glaubwürdigkeitsproblem, da dieser in der Vergangenheit immer wieder für mehr Bürgerbeteiligung plädiert hätte, nun aber eine große Beteiligung am Bürgerentscheid als Problem sehen würde. Krämer erklärt Heuers Position mit der Angst, „dass eben doch die Mehrzahl der Potsdamer die Garnisonkirche ablehnt“.
Auch der Verein Mehr Demokratie e.V., der sich um eine Förderung von Bürgerbeteiligung bemüht, sprach sich für eine Zusammenlegung der Termine aus. Eine hohe Beteiligung am Bürgerentscheid würde ein repräsentatives Meinungsbild schaffen als eine niedrigere Beteiligung.
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Ach, wenn es nur um die Kosten gehen würde, dann dürfte man gar keinen Entscheid machen, weil das Ergebnis sich gegenüber der jetzigen Situation nicht ändert, nämlich dass die Stadt Potsdam rechtlich gar nichts machen kann außer die Auflösung der Stiftung zu beantragen und dieser Antrag wird wohl zurückgewiesen und diese Entscheidung kann man auch jetzt haben indem man das Bürgerbegehren direkt annimmt und so gar keine Kosten entstehen lässt.
Aber wie hier schon festgestellt wurde, ist dies ja eigentlich gar nicht die Intention der Gegener, die einfach nur den Entscheid wollen, ob dieser danach formal irgendetwas bewirken kann, ist eigentlich sekundär, hauptsache die potenziellen Spender werden durch die dann aufkommende Medienkampagne ausreichend abgeschreckt.
Als jemand, der Politik studiert hat, muss ich sagen, dass diese Absichten eigentlich nicht der Sinn eines Bürgerentscheids sein sollten.
danaben stellt sich auch die Frage, ob im derzeitigen Klima eine Abstimmung wirklich sinnvoll ist. Ich glaube, dass auch eine Mehrheit für das Stadtschloss schwierig gewesen wäre., heute hat es vermutlich Zustimmungsraten von weit über 60%. Ich glaube nicht, dass in der derzeitigen Situation und bei der Mediensituation, die gar keine wertfreie Informationsbeschaffung zulässt, eine Abstimmung so sinnvoll ist. -
Ich finde es zunächst gut, dass man nicht allein aus taktischen Gründen dem Bürgerbegehren zustimmen wird. Es ist mE souveräner für den eigenen Standpunkt einzutreten und diesen für die kommende Abstimmung stark zu machen. Noch souveräner fände ich es aber, wenn man auch den gekoppelten Termin wählen würde. Ich war mehrfach Wahlhelfer und hatte da sowohl schon einen einzelnen als auch einen gekoppelten Bürgerentscheid. Die Wahrscheinlichkeit für das nötige Quorum steigt natürlich bei einem gekoppelten Termin, aber das gilt ja für Pro wie Contra. Das Quorum bewusst zu "drücken" halte ich für mehr als fragwürdig. Zudem müssen die Menschen auch bei einem Doppeltermin nicht beide Abstimmungen mitmachen (das wird auch entsprechend erklärt).
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In Potsdam scheint es tatsächlich für einen Ort der Toleranz und Versöhnung Bedarf zu geben. Wenn auch vieleicht in einem anderen Kontext als von der Stiftung postuliert. Mir zumindest scheint es eine Spaltung in der Stadt zu geben, da muss man lange suchen, um anderen Orts eine vergleichbare Situation zu finden, oder täusche ich mich?
Wichtiger als den Bau oder den Nichtbau der Garnisonkirche finde ich, dass es die Stadt schafft eine andere Kultur des Miteiananderumgehens zu entwickeln und das Lagerdenken wenigstens etwas zu relativieren. Weniger Rechthaberei und mehr Empathie. Zu sehen, dass es letztlich das eigene Bedürfniss ist, dass sich auch die Mitbürger mit einer anderen Meinung in Potsdam mit der Stadtgestaltung wohl fühlen sollen. Gerade wenn es um einen Kirchenbau geht, ist dies doch von großer Bedeutung, oder nicht? Eine Kirche ist ja kein Eigenheim.
Vom Stadtbild her würde ich den Wiederaufbau der Garnisionkirche begrüßen. Aber dies ist für mich gleichzeitig nachrangig, wenn ein großer Teil der Bürger der Stadt dies nicht möchte. Jenseits der rechtlichen Seite.
Vielleicht wäre es eine Chance für die Stadt, wenn die Stiftung dafür plädiert, den Bürgerentscheid zusammen mit der Landtagswahl abzuhalten und dann, wenn eine Mehrheit gegen die Kirche wäre, der Einladung der Gegner des Wiederaufbaus zu folgen und sich an einer alternativen Gestaltung des Grundstücks zu beteiligen. Nur müsste dies vor der Abstimmung postuliert werden, so denke ich.
So oder so tut ein Aufeinanderzugehen Not. Man kann es sicher nicht allen Recht machen, aber wenn es eine Spaltung in einer Stadt gibt, die auf kollektiver Ebene (und das Wort meine ich eher im Sinne von C.G. Jung, als wie es die DDR verstanden hat) besteht, dann, finde ich, muss man das Ernst nehmen, dann besteht Handlungsbedarf. Weil es was anderes ist, als wenn Einzelpersonen andere Vorstellungen haben, aber es keine kollektive Ablehnung gibt.
Ich weiß es nicht, aber vorstellen könnte ich mir, dass das Grundstück der ehem. Garnsionkirche ein Ort sein könnte, sozusagen ein symbolisches Feld, um so einen Prozess des Wiederzueinanderfindens zu ermöglichen.
Am Ende könnte z.B. eine Gestaltung an diesem Ort entstehen, an dem sich das DDR-Unrecht und die Heimat, die die DDR auch war, versöhnlich gegenüber stehen.
Oder vielleicht thematisiert man zum ersten Mal an einem Ort, dass mit der Maueröffnung und der folgenden Einheit, der Westen dem Osten viel an materieller Unterstützung gegeben hat und dafür selber härtere Einschnitte hingenommen hat, aber zugleich die Menschen im Osten vielfach übergangen wurden und ihre Heimat nach wirtschaftlichen und weniger menschlichen Maßstäben umgestaltet wurde. Meiner Wahrnehmung nach hat in gewisser Beziehung der Reiche zuweilen den Ärmeren auch so behandelt, als wäre der Reichere zugleich auch derjenige, der es besser weiß.
Vielleicht ist Potsdam mit seinen vielen neuen Bürgern hier selber ein Symbol für eine Spaltung, die es noch immer zwischen den verschiedenen Realitäten gibt, die laut C.G. Jung ja immer das Ergebnis der eigenen Erfahrungen und des emotionalen Erlebens dieser Erfahrungen sind.
Wie weit ist das Anliegen der Stiftung ein Anliegen der Potsdamer? In dieser Frage liegt, wie ich finde, eine Chance.
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Ich glaube auch, dass es sehr sinnvoll ist, diese Spaltung zu überwinden, wie ich oben bereits angemerkt habe. Allerdings ist die Garnisonkirche nicht das richtige Symbol dafür.
Es ist vielmehr eine gesellschaftliche Auseinandersetzung notwendig. Die Garnisonkirche ist doch nur ein Blitzableiter für gesellschaftliche Spannungsprozesse, die sich dann häufig in solchen Projekten äußern, in Wahrheit aber nichts damit zu tun haben.
ich bin sehr gut mit einem Ostdeutschen befreundet, der seit Jahren im Westen wohnt und dessen Familie noch in Ostdeutschland wohnt. Er hat mir erzählt, dass die Enttäuschung bei vielen Einheitsverlierern noch immer groß ist und zumindest bei seiner Familie nicht ab, sondern mit den Jahren eher zugenommen hat. Die empfundene westdeutsche Bevormundung, wirtschaftliche Probleme und zumindest die in einigen ostdeutschen Städten gefühlte Übernahme durch westdeutsche Neubürger , wie es in Potsdam auch zu sehen ist, führt zumindest bei einigen zu seltsamen Verklärungstendenzen. Mein Bekannter sagte mir, dass dies teils groteske Züge annehmen kann, so dass er selber dort kaum noch zu Besuch hinfahren will.
hier müsste man vielleicht mal ansetzen und fragen, wie es dazu gekommen ist. Allerdings ist dies wohl eher ein Phänomen der älteren Bevölkerungsgruppen, so dass mit zunehmender Zeit die Probleme sinken werden. Aber viele klammern sich dann aber ans Mercure oder sind gegen die Kirche, weil sie indirekt das Gefühl haben, dass man ihnen nach ihrer Arbeit und ihrem gewohnten Leben nun auch noch ihre Erinnerungen und ihre Wiederaufbauleistung wegnehmen will. Ich war ehrlich gesagt fast geschockt, als mir mein Bekannter davon erzählte, wie groß die Vorbehalte bei einigen im Osten gegeguber Westdeutschen noch sind. -
Guter Einwand. Genauso gibt es leider immer noch "Westdeutsche", die Vorbehalte gegenüber Ostdeutschland bzw. "Ostdeutsche" haben.
Auf beiden Seiten finden sich diese Vorbehalte natürlich vormehmlich bei den Generationen, die noch vor 1990 von ihren damaligen politischen Situation geprägt wurden, bei den Jüngeren ist das weniger anzutreffen.
In einigen struktutschwachen Regionen mag es auch Jüngere geben, die den Hintern nicht hochkriegen und die "Schuld" bei der Wende und ihren Folgen suchen, ansonsten verringert sich das Thema naturgemäß mit der Zeit.
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Ich fand es einfach teilweise extrem schockierend bis hin zu einer gewissen seltsamen Komik. So wurde in der Familie meines Bekannten ernsthaft die mangelnde Qualität deutscher Autos zum Thema, in der DDR hätte man nie solche Qualitätsprobleme gehabt. Am Ende war sogar das deutsche Mineralwasser schlecht und eigentlich generell alles, was seit 1989 passiert ist. Ich dachte erst, er wollte mich veräppeln, aber als seine Frau, die Westdeutsche ist, mir dann erzählte, wie sie dort von den eigenen Schwiegereltern stetig ganz unverblümt beleidigt und für alles Schlechte verantwortlich gemacht wurde, da wurde mir klar, dass hier einiges noch grundsätzlich nicht stimmt. Und es sind dann vermutlich genau solche Leute, die sich ans Mercure ketten, weil Oma dort den 50. Geburtstag gefeiert hat und die jeden Plattenbau als Bollwerk gegen die bösen Westdeutschen begreifen, die jetzt in Potsdam einfallen und hier rücksichtslos ihre Projekte durchziehen wollen.
ich finde dies extrem schade, weil ich überhaupt keine Probleme mit Ostdeutschen habe und persönlich da überhaupt keine Unterscheidungen mehr mache. Mir sind die Bayern da dann eher suspekt als sie Berliner.
Aber da müssen sich die Westdeutschen natürlich zum Teil auch an die eigene Nase fassen, weil sie oft wenig sensibel mit den ostdeutschen Besonderheiten umgegangen sind. Trotzdem ist die Garnisonkirche dann nicht der richtige Ort, um diese tiefer liegenden Probleme zu lösen. -
Ich glaube auch, dass dieses Ost-West-Thema eine gewisse Rolle für diese hitzige Debatte um die Reko spielt. Auch das Stichwort "Wendeverlierer" finde ich wichtig (dieser Aspekt wird mE u.a. im Film "Good Bye, Lenin" trotz gewisser Überzeichnungen sehr authentisch und differenziert thematisiert). Aspekte wie Heimatgefühl/ Identifikation/ Zugehörigkeit (dazu gehört auch pure Gewohnheit oder eben Erlebnisse wie der 50. Geburtstag in einem Mercure-Hotel auch wenn das ja ein anderer Thread ist) sind alles bewusst oder unbewusst Teile davon wie man das Leben oder eine bestimmte Entwicklung bewertet und was man sich für die Zukunft wünscht. Und da gibt es eben selbst eine Generation nach der Wende nach wie vor noch einige Brüche, auch weil Werte eben über Generationen weitergegeben werden. Gerade wenn wie im Fall der DDR lange gelehrt wurde sowohl das alte "überkommene" als auch das andere "konkurrierende" System so stark abzulehnen. Auf der anderen Seite ist das aber natürlich auch nur ein Teil der Erklärung. Man sollte mE schon aufpassen, das Ganze nicht zu einfach darzustellen. Es gibt schon noch mehr Gründe für oder gegen das Projekt zu sein (wir haben die Argumente ja schon diskutiert).
Um zur Garnisonkirche zurückzukommen: Versöhnen kann man diese Brüche in einer Gesellschaft mit einem solchen Projekt allein natürlich nicht. Aber wie Dunning-Kruger mE richtig schreibt, geht es eben gerade bei so einem polarisierenden Projekt darum solche Aspekte mit im Bewusstsein zu haben und die jeweils anderen Standpunkte eben zumindest zu tolerieren, selbst wenn man sie partout nicht teilt. Was aber natürlich nicht dazu beiträgt ist wenn die Vertreter der Interessenparteien (i.e. Bürgerinitiative + Linke vs. Förderer/ Stiftung + Rathausgemeinschaft) wie hier teils mit schlechtem Vorbild vorangehen. Deshalb finde ich es auch wichtig, dass man nun wo der Bürgerentscheid kommt wieder zur Sachlichkeit zurückkehrt. Beide Seiten sollen ihre Argumente nennen und in angemessener Form mobil machen, aber bitte ohne in die ganzen Beissereien zurück zu verfallen. Vielleicht schaffen wir das im Forum ja dann auch irgendwann mal
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... daneben stellt sich auch die Frage, ob im derzeitigen Klima eine Abstimmung wirklich sinnvoll ist. Ich glaube, dass auch eine Mehrheit für das Stadtschloss schwierig gewesen wäre., heute hat es vermutlich Zustimmungsraten von weit über 60%. Ich glaube nicht, dass in der derzeitigen Situation und bei der Mediensituation, die gar keine wertfreie Informationsbeschaffung zulässt, eine Abstimmung so sinnvoll ist.
Das bestätigt was ich schon auf der vorigen Seite schrieb. Für alle die gern bestimmen möchten was gemacht wird sind demokratische Prozesse eher lästige Unwägbarkeiten. Zumal sie ja überzeugt sind, dass viele Gegner ihre "falsche Meinung" ablegen würden sobald erst einmal die "richtigen" Tatsachen geschaffen wären.
Deswegen neigen wir alle dazu Abstimmungen nur dann angebracht zu finden wenn sie vermutlich zur Durchsetzung der eigenen Interessen beitragen werden. Die Bestimmung eines günstigen Zeitpunkts für eine unvermeidliche Abstimmung gehört natürlich immer zum Spiel.
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Du musst aber wenigstens zugestehen, dass eine ausgewogene Berichterstattung in den Potsdamer Medien derzeit nicht erfolgt. Dies wäre aber die Voraussetzung für eine faire Abstimmung. Demokratie kann nur funktionieren, wenn ein Willensbildungsprozess möglich ist. Die Substanz hierfür ist eine plurale Berichterstattung. Wenn man aber täglich nur eine Position aufgetischt bekommt, dann ist doch klar, was das Resultat ist, dann brauche ich aber nicht abstimmen, außer wann will einer undemokratischen Entscheidung einen demokratischen Anstrich verpassen.
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Ich würde die Meinung von Odysseus nicht teilen. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass die Potsdamer Presse lange Zeit sehr negativ über das Bürgerbegehren berichtet hat. Ein Beispiel ist der Kommentar der Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 17.3.2014 zum Start des Bürgerbegehrens, in dem dieses als "fragwürdig", als "Posse" und als ein "Sturm im Wasserglas" bezeichnet wird.
http://www.pnn.de/potsdam/848368/
Einen negativen Tenor schlägt auch der Kommentar der PNN vom 22.4.2014 an. Hier wird beklagt, es wäre "beängstigend", mit welchem Tempo die Wiederaufbaugegner ihre Stimmen zusammenbekommen würden. Gefordert wird eine Gegenstrategie der Garnisonkirchenanhänger.
http://www.pnn.de/potsdam/848368/
Einen leichten Wandel des Meinungsbildes in den Medien kann ich erst in jüngster Zeit feststellen, und dieser hat meiner Meinung nach auch gute Gründe.
Einerseits haben die Wiederaufbaugegner ihre Stimmen viel schneller zusammenbekommen als es selbst von den größten Optimisten erwartet worden war. Es gibt derzeit in Potsdam einfach eine massive Stimmung gegen die Garnisonkirche, an der auch die Medien nicht vorbeikommen.
Andererseits wirken die Wiederaufbauanhänger derzeit nicht sehr souverän. Wenn sie souverän wären, dann würden sie jetzt einen Wahlkampf für die Kirche beginnen und versuchen, die Bürger von ihrer Position zu überzeugen. Doch in dieser Hinsicht passiert derzeit überhaupt nichts. Stattdessen wird über Tricksereien diskutiert, mit denen man den Bürgerentscheid unterlaufen kann. Daher ist es kein Wunder, dass selbst die größten Garnisonkirchen-Fans nichts Positives berichten können. -
@ klarenbach
ich finde es erst mal gut, dass du konsequent deine Meinung vertrittst, trotzdem wirst du nicht behaupten können, dass die pnn und die maz als ausgewiesenen Freunde der Garnisonkirche gelten.
Ich habe alle Artikel der Zeitungen zu diesem Thema in den letzten zwei Jahren gelesen und wenn man zwei oder drei Kommentare mal herausrechnet, dann geht es um die täglich erscheinenden Artikel und die waren in der Regel nicht kirchenfreundlich, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Aber in einem hast du recht, die Stiftung hat ein äußerst schlechtes Bild in den letzten Wochen abgegeben. Sie hat das ganze einfach laufen Lassen, hat sich nicht selbst auf die Straße begeben und den Gegnern einfach das Feld überlassen. Wenn es dumm läuft, könnte sich dies bitter rächen.
Aber warten wir erst mal ab, noch ist ja nicht mal klar, ob es überhaupt zum Entscheid kommt. -
...man muss nicht für den Wiederaufbau der Garnisionskirche sein aber eine Auflösung der privaten Stiftung zu fordern, geht mir zu weit.
An der Stelle der Stifter und Befürworter würde ich eine Abstimmung wagen. Da erhält man ein ehrliches Meinungsbild. Ich bin mir nicht sicher, welche Seite gewinnen würde, kommt darauf an, wer besser mobilisieren kann.
Sollte es bei dieser Abstimmung ein klares Nein zur Garnisionskirche geben, sollte man von Seiten der Befürworter wirklich kritisch darüber nachdenken, ob ein Wiederaufbau dann noch angestrebt werden soll. -
Kleist: Viel anderes bleibt ihnen jetzt ohnehin nicht übrig. Aber mit dem Mobilmachen müssten sie dann bald anfangen. Sie tragen sicher eine gewisse Mitschuld, wenn jetzt etwas einseitig stimmig gemacht wird.
Ich weiß aber ehrlich gesagt auch nicht was ich empfehlen würde, falls der Bürgerentscheid gegen die Reko ausfällt. Soll man es dann trotzdem weiter versuchen und gegen die Stimmung um Spenden werben (dann müsste man sehr hartnäckig sein)? Oder soll man den bisherigen Spendern erklären, dass man aufgrund der schlechten Stimmung aufgeben will und damit auch die Gelder des Bundes ausschlagen? In beiden Fällen werden sie es nicht leicht haben - beneiden kann man sie dann nicht. Ich würde aber vermuten, dass sie notfalls auch gegen den Strom weiterschwimmen würden. Dann könnte es aber noch lange dauern bis mal wirklich was kommt (ob bspw. ein Herr Plattner dann spenden würde?). Aber ich hoffe, dass die Potsdamer die historische Chance zu einer weiteren Stadtreparatur wahrnehmen wollen und für die Reko bzw. gegen den Auftrag zur Auflösung der Stiftung stimmen. Die Stadt hat sich mE diesbezüglich in den letzten Jahren wirklich sehr gut gemacht.
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Stiftung und Fördergesellschaft können einen Bürgerentscheid nicht verhindern. Das könnten nur die Stadtverordneten, und zwar auch nur, indem sie das Bürgebegehren annehmen und den OB beauftragen, eine Auflösung der Stiftung zu beantragen. Dasselbe kommt heraus, wenn die Wiederaufbaugegner einen Bürgerentscheid für sich entscheiden können.
Ein derartiger Antrag würde voraussichtlich im Kuratorium der Stiftung mit 11:1 Stimmen abgelehnt werden. Da Mehrheiten sich schnell ändern können (wie beim Potsdamer Stadtschloß und bei der Frauenkirche) und weil die Garnisonkirche nicht nur Potsdam sondern Deutschland betrifft, werden Stiftung und Fördergesellschaft sich in einer solchen Situation vermutlich auch nicht freiwillig auflösen.
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Heute erschien in den Potsdamer Neuesten Nachrichten ein bemerkenswert sachlicher Beitrag zur Garnisonkirche. In diesem Beitrag wird festgestellt, dass die Ablehnung des Wiederaufbaus der Garnisonkirche zum großen Teil mit dem "ungeschickten Vorgehen" der Befürworter des Wiederaufbaus zusammenhängen würde. Die Befürworter hätten es nicht vermocht, das Misstrauen, dass mit der Garnisonkirche auch der "unselige preußische Militarismus" wiederbelebt werden sollte, zu zerstreuen. Daher würden auch die Spenden so spärlich fließen. Auch hätten sie es versäumt, das Konzept für ein Zentrum für Frieden und Versöhnung deutlicher zu profilieren. Dadurch wäre der Eindruck entstanden, dass das Konzept für ein Zentrum für Frieden und Versöhnung nur ein "unglaubwürdiges Feigenblatt" für den Wiederaufbau wäre.
Zum Schluss zieht der Beitrag eine Parallele zum Volksentscheid zum Tempelhofer Feld. Er resümiert, dass es in beiden Fällen nicht gelungen wäre, die Bürger für die jeweiligen Bauprojekte zu gewinnen. Daher wäre die Niederlage eine logische Konsequenz.
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^ Ich lese dort u.a. (in der Mitte des zweiten Absatzes), dass die Bewohner der Plattensiedlungen sich abgehängt fühlen würden - und aus Protest dagegen sollen sie gegen den Wiederaufbau der Kirche sein? Zumindest wird also ehrlich zugegeben, dass den Gegnern nicht um das Bauwerk selbst, sondern um Sich-nicht-in-der-Welt-zurechtfinden-können geht. Kann der Verzicht auf den Wiederaufbau alleine etwas daran ändern? Wohl nicht.
Wie ich schon mal schrieb - merkwürdig, dass "preußisches Disneyland" (Formulierung Artikel) viel leichter - die Geldmittel vorausgesetzt - in jenen Städten wiederaufgebaut werden konnte, die nach dem Krieg Polen zufielen. Die wiederaufgebauten Altstädte von Breslau oder Danzig sind jedoch sowas von lebendig, dass die Behauptung im Artikel, der Wiederaufbau sei gegen lebendige Stadt, ganz und gar jeder Grundlage entbehrt.
Ach ja, wenn man schon wieder an das für manche heilig gewordene Tempelhofer Feld und die unselige Geschichte in der Zeit des Kanzlers Adolf H. erinnert - in seiner Zeit wurde das jetzige Flughafengebäude errichtet, da gab es noch das SS-Gefängnis „Columbia-Haus“ wie auch ein Konzentrationslager der Gestapo. Würde man nur die Symbolik der Bauwerke ernst nehmen, müsste man den ganzen Tempelhofer Flughafen sofort platt machen und das Gelände bebauen - ohne irgendwelche Landebahnen im Park oder sonstige Artefakte. Ist ja offenbar von den Gegnern nur vorgeschoben.
Zum Glück wurde die Garnisonkirche - anders als der Tempelhofer Flughafen - gar nicht unter Adolf H. als Prachtbau der Nazi-Hauptstadt Germania erbaut. -
^^Es geht viel mehr - auch im Artikel - um Ost-Eingesessene gegen West-Zugezogene, Eliten gegen Habenichtse, Disneyland gegen lebendige Stadt (Orginal-Worte des Artikels)... Auch der Querverweis auf Mercure ist eigentlich Beispiel für eine inzwischen stereotype ablehende Haltung manch Eingesessener, was denn die Zugereisten (Wessi) mit der Heimat (Ossi) anstellen wollen (Tempelhof und auch Mediaspree seh ich da noch einen Tick anders).
Ich glaube, den wesentlichen Beitrag, um die berechtigten oder unberechtigten Ängste bzw. Vorbehalte bezüglich preussischen Militarismus zu zerstreuen oder den Tag von Potsdam im "Gebäude-Gedächtnis" der Garnisonskirche in korrekter Relation zu setzen, hat Stolpe mit dem Namensbeitrag geleistet - leider anscheinend zu spät. Es ist bisher versäumt worden, den Wiederaufbau unter einer für alle relevanten "Fahne", unter einem die Mehrheit einnehmendes und auch für die Eingesessenen relevantes Leitbild zu setzen und alle von einem Mehrwert zu überzeugen.
Es gibt unter den politischen Handelnden in Berlin und Potsdam kein Einsehen, dass Stadtplanung inzwischen nicht mehr top-down und im Zweifel gegen sondern nur noch bottom-up und im Zweifel mit der öffentlichen Meinung zu realisieren ist (Und da mein ich nicht Workshops oder Planwerkstätten). Da herrscht die kommunikative Kultur des Weg/Her-Damit-und-Basta, wofür in Berlin Wowi politisch und in femininer Erscheinungsform Lüscher stadtplanerisch steht und generell durch die politischen und architektonischen Elite getrieben und getragen wird, die sich als allerletztes von dem "Mob" irgendetwas vorschreiben lassen wollen. Das wird in Zukunft generell nach hinten losgehen, denn dieses Weg/Her-Damit-und-Basta führt inzwischen unmittelbar zu einer Reaktanz in Form von Das-muss-verhindert-werden. Keine gute Grundlage für eine stadtplanerische Kultur des Miteinander. Und beste Voraussetzung für Stillstand oder "Ergebnisdurchsetzungsarchitektur" wie Alea oder rund um den Hauptbahnhof.
Dennoch ist es absurd und auch juristisch nicht haltbar, dass die Öffentlichkeit oder die Politik entscheidet, ob eine Stiftung aufgelöst wird oder nicht.