Hines-Hochhaus am Alexanderplatz (150 m | Planung)

    Ich schätze Chipperfield außeroderdentlich und habe mir nach diesen letzten Postings seinen Entwurf nochmals angeschaut, aber ich kann den positiven Eindruck nicht teilen. Nicht, dass ich den Entwurf, für sich genommen, schlecht finde, aber ich finde gerade, dass er sich nicht einfügt. Er wirkt für mich wie ein Fremdkörper, sowohl in der Betonung der Vertikalen, als auch durch die Farbe der Fassade. Am Postdamer Platz hätte dieser Bau m.E. besser gepasst, weil es mit Kollhoff korrespondiert. (BTW: Sind für diesen Bau nicht Balkone vorgesehen? Solche kann ich bei Chipperfield nicht recht ausmachen.)


    Gerade im direkten Vergleich sieht man, dass es Gehry schon ziemlich genial gemacht hat: Er hat ein markantes, eigenständiges, eigenwilliges, skulpturales Projekt geschaffen, das sich gleichzeitig dem Alexanderplatz eigentümlich anzupassen vermag.

    Gestern Nachmittag/Abend hat das Baunetz ihrer Bildergalerie noch um den Adjaye Entwurf erweitert (Bilder 44-46).


    Mir gefällt Chipperfield auch am besten. Man merkt, er hat sich mit dem Platz, mit seiner Gegenwart und mit seiner Vergangenheit beschäftigt. Sehr gut gefällt mir das Verschieben des Turmhauptteils in Richtung der Platzkante des Saturnsockels. Er führt damit die Fassung des Platzes auch in der Höhe fort.
    Der rötliche Klinker gibt dem Platz eine gewisse Wärme, einen sanften farblichen Kontrast und ist dennoch nicht völlig fremd. Bezüge in der näheren Umgebung sind bspw. das Rathaus, das Alexa (ein wenig :rolleyes:). Aber auch das im Krieg zestörte Polizeipräsidium an der Alexanderstraße könnte ihn inspiriert haben.


    Der Schriftzug auf dem Dach ist auch super, so als ob er den Berlinern sagen wollte: "ihr braucht euch für diesen Platz nicht zu schämen sondern könnt stolz auf ihn sein".
    Negativ könnte man ihm die fehlenden Balkone anlasten.


    Den Begriff "faschistoid" halte ich wie meine Vorschreiber für völlig unangebracht.

    Den Chipperfield-Entwurf kannte ich bis gerade eben noch gar nicht, hat eindeutig das gewisse Etwas! :) Allerdings kann ich mir diesen Entwurf nur als Bürogebäude vorstellen, darin wohnen wollte ich eher nicht.


    Mein Favorit wäre Kleihues gewesen, aber Gehry ist auch nicht schlecht.

    Den Chipperfield-Entwurf finde ich auch gut, bloss weiss ich nicht ob die Farbe zum Alexanderplatz passt, wobei ich glaube dass dieser Turm unter mehreren schon was hermachen würde. An dieser so zentralen, aus mehreren Sichtachsen einsehbaren Position gefällt mir der Gehry doch noch am Besten.

    Mmh, irgendwie kann ich die Begeisterung für den Chipperfield-Entwurf nicht nachvollziehen. Ich stelle mir dazu die Frage, inwiefern da die Popularität eines Stararchitekten mit dem Namen "Chipperfield" einen Einfluss auf das subjektive Urteil des Einzelnen hat. Wie würde dieser Entwurf wohl angenommen werden, wenn unten drunter "Architekurbüro Hinterkleckersdorf + Partner" o.ä. stehen würde? Würden dann viele schreiben, dass das "einfallslose, klobige copy-paste-Schuhkarton Architektur sei, in der selbst der rote Backstein nicht mehr viel zu retten vermag" ?


    Ich gebe ja zu, dass gerade das Nachtbild mit Sicht von der Karl-Marx-Allee durchaus seinen Reiz hat, aber auch hier hat man ja mal wieder in die visuelle Trickkiste (Abendstimmung, viele Lichteffekte, gerade in den Fenstern des Turms) gegriffen, um uns diesen meines Erachtens diesen trivialen, rechteckigen Klotz schmackhaft zu machen (was auch durchaus gelingt). Aber spätestens auf dem Tagbild vom S-Bhf aus ist der ganze Zauber auch schon wieder weg. Und wenn ein Entwurf nur deswegen das gewisse Extra hat, weil oben drauf der Schriftzug "Alexanderplatz" tront, reicht mir das persönlich nicht. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren :)


    Da finde ich den Gehry als Gewinner in Ordnung. Der Entwurf von BE Berlin ist auch klasse, passt aber leider wirklich nicht in die Ecke!

    Zitat von Sidious

    Mmh, irgendwie kann ich die Begeisterung für den Chipperfield-Entwurf nicht nachvollziehen. Ich stelle mir dazu die Frage, inwiefern da die Popularität eines Stararchitekten mit dem Namen "Chipperfield" einen Einfluss auf das subjektive Urteil des Einzelnen hat. Wie würde dieser Entwurf wohl angenommen werden, wenn unten drunter "Architekurbüro Hinterkleckersdorf + Partner" o.ä. stehen würde?


    Sorry, aber das ist wirklich Unsinn. Gehry hat auch einen großen Namen. Gefallen tut er mir dennoch nicht.

    Es ist ohne Zweifel so, dass große Namen einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung haben. Das betrifft alle kulturellen Bereiche, Kunst ebenso wie Architektur. Allerdings ist dieser Einfluss kompliziert. Ich zum Beispiel achte Chipperfiel sehr und war zunächst von seinem Entwurf sehr enttäuscht - aber auch das aufgrund des großen Namens und der entsprechenden Erwartungshaltung.
    Die Entwürfe haben aber zudem ein gewisses Eigenleben, und mir scheint, dass im Zuge dessen die Namen an Relevanz verlieren. Ich selbst beobachte bei mir, wie sozusagen die Aktienkurse Chipperfiels bei mir kontinuierlich steigen, während demgegenüber Gehry nach anfänglichen Höchstständen wieder verloren hat und ich mittlerweile nicht sicher bin, ob ich nicht doch Chipperfield den Vorzug geben würde.

    Das Problem sind m. E. eindeutig die Proportionen. Der Gehry-Entwurf könnte im Cluster funktionieren, wenn es denn später Türme gäbe, die höher (und schlanker) wären. Da dies nicht der Fall sein wird, wird das Ding m. E. immer so klobig erscheinen, wie es jetzt bereits aussieht. Man kann es drehen und wenden wie man will: Das Verhältnis von Grundfläche und Höhe stimmt hier einfach nicht.

    Zitat von Ted Mosby

    Das Verhältnis von Grundfläche und Höhe stimmt hier einfach nicht.


    Das haben dann aber alle Entwürfe gemeinsam. In meinen Augen ist die Disproportion beim Chipperfield Turm noch auffälliger und es wird noch verstärkt durch Rasterung und schlimme Farbgebung.

    Mich lassen die Wettbewerbsentwürfe insgesamt recht ratlos zurück. Der einzige Entwurf, der mir halbwegs gefällt (ohne Begeisterungsstürme auszulösen) ist der von Barkow-Leibinger. Der Gehry-Entwurf mit seinen viel zu stark verdrehten Baukörpern und nicht vorhandener Verjüngung wirkt unruhig (und erinnert mich in seiner Form an eine Designer-Salzmühle), Kleihues bleibt sich treu und fabriziert Langeweile wie immer und Chipperfields Beitrag ist einfach nur brutal. Man hat fast den Eindruck, den alten Herren fiele nichts mehr ein. Mir wäre es am liebsten, der Wettbewerb würde mit anderen Teilnehmern nochmal neu angestoßen. Daß dies nicht realistisch ist, ist mir allerdings auch klar.

    Der Kollhoff-Entwurf würde mir noch am ehesten gefallen, natürlich auch deswegen, weil man irgendwie doch noch von der Realisierung des Masterplans träumt.


    Erinnert natürlich auch verdächtig an Hochhäuser im Wijnhavenkwartier in Den Haag, aber so etwas würde ich auf dem Alex viel lieber sehen als den unförmigen Gehry oder einen bocksteifen Chipperfield.






    Bilder:Wagahai

    Donnerwetter!
    Ich bin Ewigkeiten nicht mehr in Den Haag gewesen.
    Damals war diese Bebauung mit den Hochhäusern im Wijnhavenkwartier gerade in den Anfängen der Planung.
    Genau soetwas hatte ich von der Realisierung des Kollhoff-Plans erhofft.


    Diese Hochhäuser strahlen eine Dynamik aus, die dem Alex völlig fehlt.
    When will they ever learn...? :cool:

    ...hier wurde mehrfach die fehlende Verjüngung nach oben bemängelt. Dies dürfte wirtschaftliche Gründe haben, da sich ganz oben die teurersten Etagen befinden und eine Verschmalerung Einnahmeverluste bedeuten würde.


    Die von Waghai illustrierten Gebäude passen IMHO weder nach Den Haag noch nach Berlin. Wir sind hier nicht im Noramerika der 20-30er Jahre, mag ja nett aussehen, dieser Stil hat sich m.E. stilistisch völlig überlebt. Und nicht zu vegessen, am Alex soll ein Wohnbau mit geringer Gebäudetiefe errichtet werden. Solche Proportionen wie in den von Waghai dargestellten Visualisierungen wären gar nicht möglich. Die dort dargestellten Gebäude haben ganz klar Büroflair, keine Balkone und fest verschlossene Fenster etc.


    Gehry geht als Sieger m.E. voll in Ordnung, den Bruch den er schafft finde ich gut, man sollte nicht immer so weiter bauen, wie es der Bestand vorgibt. Die Hochhausansammlung von Den Haag finde ich dort im Übrigen völlig fehl am Platz und missraten.

    Ich lese ja schon länger mit... find ich sehr schön, dass sich auf diesem Gelände mal was tut. War ja lange genug Zeit gewesen. :)
    Aber was da jetzt rausgekommen ist... Naja. Barkow-Leibinger gefällt mir ganz gut, wirkt relativ schlicht, aber nicht langweilig wie ein 0815-Bürohochhaus.
    Kollhoff ist schön, schlicht, aber doch etwas langweilig.
    Und der jetztige Entwurf... ich weiss nicht. Das ist mir zu unruhig, durcheinander, keine Eleganz, nichts. Mutig ja, schön nein.
    Mal sehen wie, falls weitere Gebäude folgen, die dann aussehen werden. Aber als Impuls für das Gebiet dürfte der Turm auf jeden Fall dienen.
    Oder aber wie bei uns in München einen riesen Aufschrei auslösen, einen Bürgerentscheid hervorrufen und erstmal auf die nächsten Jahre 5Stöckige Platten nach sich ziehen. :D

    Hab mal ein bisschen am Chipperfield-Entwurf (Original) rumgebastelt:



    (C) David Chipperfield Architects | Bearbeitung ich


    Nach oben hin eine Stufe eingebaut. Der Alex-Schriftzug musste dafür leider verschwinden.

    Kleist: Also das gezeigte 'deKroon' - Hochhaus beinhaltet Wohnungen, die Fenster sind ganz "normal" zuöffnen, und anstatt Balkone (hallo hochhaus?) gibt es nette Erker :)

    Der Chipperfield gefällt mir trotz seiner Schlichtheit wirklich gut (noch besser nach Batos Bearbeitung). Wenn man ehrlich ist, passt er auch besser an diese Stelle in Verbindung mit dem Sockel als der Gehry. Auch farblich harmonieren beide gut. Der Gehry sieht aus der Alexanderplatz-Perspektive nicht so gut aus wie aus der anderen Richtung. Das könnte daran liegen, dass der Sockel den unteren Bauteil verdeckt. Ich finde es aber für die Wirkung des Entwurfes sehr wichtig, dass man alle drei Bauteile gut erkennt. Ideal wäre der Chipperfield an dieser Stelle und der Gehry als Solitär daneben.

    ^ ein guter Vorschlag, hätte man doch gleich einen Wettbewerb eingespart und damit ca. ein Jahr gewonnen. Also ich wär dafür. Chipperfield für Büros, Gehry fürs Wohnen und dann das Forum-Hotel. Das wäre doch schon mal was. Für Shopping ist unten gesorgt. ;)


    Aber bitte doch mit dem Schriftzug. Man könnte ihn sonst auch am Sockel anbringen, sogar noch etwas breiter. (Kannst Du das bearbeiten, Bato?)