Leipziger Wohnungsbau

  • „William´s“ in der Shakespearestraße

    und in der Shakespearestraße wird selbige vorbereitet




    Nun hat Hansa Real Estate ihr jüngstes Neubauprojekt in der Shakespearestraße 6-8 den Namen gegeben - „William´s“. Im Zuge des Neubaus entstehen 19 exklusive Wohneinheiten mit feinster Ausstattung und Komfort.


    Bild dazu siehe hier.

  • Shakespearestr

    ^Danke für diesen Fund. Ich bin angenehm überrascht. Das scheint mir ein würdiger zeitgenössischer Übergang zur schmucken Shakespearestr. 4 zu sein.

  • ^
    Naja, er fällt kaum auf, der Neubau. Er ist ausgesprochen unmodern - fast retro-historistisch. Das kann man mögen, die wenigsten werden sich daran stören. Ich finde ihn aber etwas unkreativ und halte ihn keineswegs für einen Vertreter "zeitgenössischer" Architektur. Auf mich wirkt das ganze Ensemble stattdessen eher wie ein merkwürdig sanierter Altbau. Es gibt aber sicher schlimmeres ;)

  • "Er ist ausgesprochen unmodern - fast retro-historistisch"


    modern ist er, aber halt nicht modernistisch.


    Dass er historistisch anmutet, ist dem Fakt geschuldet, dass er um das Einfügen bemüht ist und seinen Nachbarn, die Nr 4., würdigt und rahmt.


    In der näheren Umgebung entstehen ja auch Bauten, die eher nach deinem Geschmack sein dürften, wie die Arndtstraße 15 - den finde ICH zum Beispiel etwas unkreativ. Geschmäcker sind hat unterschiedlich.


    Ich finde es gut, dass Leipzig aber auch solche Entwürfe realisiert, die sich nicht wie ein "Schlag ins gründerzeitliche Kontor" :lach: in die Lücken hineinsetzen.


    Hervorhebenswert finde ich neben der einheitlichen Dachtraufe zum Nachbarn, auch die abschließende Sockelzone, die unterschiedliche Farbigkeit (Materialität?!) und die Fenstersprossung.


    Da ich dort in der Nähe wohne, freue ich mich über den Bau.

  • Ich hatte eigentlich keine Lust auf eine Endlosdebatte. Das sprengt schließlich den Rahmen dieses schönen Dokumentations-Themas. Dennoch kann ich die Beiträge meiner Vorredner nicht unkommentiert stehen lassen. Ich versuche mich aber kurz zu fassen und es bei diesem einen Beitrag zu belassen.
    Ich fühle mich ein wenig an die die Debatten der 1920er Jahre erinnert. Die modernen Bauformen, geprägt von Sachlichkeit, Funktionalismus und technoiden Bauweisen hatten sich inzwischen weitestgehend etabliert. Verbreitet wurden zu jener Zeit immer mehr Meinungen, wonach es ein Segen sei, dass die „Stagnation der Stilnachahmung“ inzwischen überwunden wäre. In Abgrenzung zur historistischen Bautätigkeit (die natürlich weiterhin ihre Anhängerschaft hatte) empfand man die neue Formgebung besser geeignet Ausdruck einer zeitgemäßen Bautätigkeit zu sein, als jene sog. „Pseudostile“ der Vorkriegszeit (1. WK).
    Nun muss man dieses Déjà-vu nicht allzu ernst nehmen. Ich will weder mich noch meine Vorredner in eine Kategorie sperren. Vielmehr soll dies ein recht allgemeines Statement zur von „Altbaufan“ angesprochenen zunehmenden Verbreitung von Neubauten mit historisierender Prägung sein.
    Konkreter möchte ich jedoch in einigen wenigen Punkten auf meine Vorredner eingehen.
    Ich finde die Vorstellungen Altbaufans, was moderne Architektur sei, an manchen Stellen arg befremdlich, beinahe beängstigend. Hier wird ja quasi dämonisiert. Der böse futuristische Neubau, gebautes Ego des Architekten und Feind der uniformen historistischen Straßenzüge. Da ist doch, ganz ehrlich, Quatsch. Nicht jeder moderne Wohnbau muss aufgrund seiner zeitgemäßen Formensprache ein spektakulärer Fremdkörper sein. Warum sollte er das auch? In Bezug auf mehrgeschossige Wohnbauten in einer Häuserzeile sind die kreativen Möglichkeiten doch schon grundsätzlich arg begrenzt. Dies gilt nicht zuletzt auch aufgrund der Ansprüche der zu erwartenden Bewohner. Wenige wollen in einem Glaspalast wohnen, so gut wie keiner in einem Bunker mit Fensterschlitzen. Wenn es große Erker gibt, dann weil der moderne Bewohner das wünscht. Und wenn es ein Penthouse mit Flachdach und Terrasse statt eines Spitzdaches gibt, dann deshalb, weil es sich dort nun mal besser wohnen lässt. Ein moderner und zeitgemäßer Bau ist keine Science-Fiction, kein Ufo auf einem fremden Planeten, er nutzt die technischen Möglichkeiten und die Formensprache der Gegenwart und erfüllt die rationalen Bedürfnisse seiner Nutzungsform. Die Wohnansprüche und das Stilempfinden unserer heutigen Zeit unterscheiden sich radikal von jenen um 1900. Warum sollte moderne Architektur also trotzdem genauso aussehen?
    Ich finde es deshalb immer etwas erheiternd, wenn moniert wird, dass ein moderner Neubau sich nicht in das historische Umfeld einfügen würde. Dann wird über die notwendige Anpassung an Dachtraufe und Sockelzone philosophiert und hier von Dunkel-Ich auch von einer Würdigung der historistischen Nachbarbebauung gesprochen. Das kann doch aber alles nicht Sinn und Zweck eines Neubaus sein. Wenn man mit offenen Augen durch Leipzig geht, fallen einem auch in den sog. „Gründerzeitquartieren“* immer wieder historische Bestandsbauten auf, die eben jene Regeln verletzten. Und auch nicht jede Brandmauer ist Folge einer Kriegszerstörung. Die Homogenität vieler Straßenzüge hat oft ganz rationale Gründe – etwa darin, dass zeitgleich gebaute 4-Geschosser aufgrund ähnlich angesetzter Maße in Raumhöhe etc. eine große Chance auf einen vergleichbar hohen Dachansatz haben.
    Kriterien für einen modernen Wohnhausbau sollte nun einmal doch nicht das Verhältnis zur Umgebung sein, sondern vielmehr die Erfüllung eigenständiger gegenwärtiger Ansprüche. Diesbezüglich sollte ein Neubau zunächst auch als Solitär betrachtet werden. Funktioniert er in sich und wirkt in sich stimmig und maßstäblich**, dann wird er das Umfeld auch kaum stören, sogar dann wenn die Kontraste in der Formgebung kaum größer sein könnten.***


    *Historisch reicht die Gründerzeit etwa bis 1873, die von Euch gemeinten Bauten sind aber eher im Bereich der Jahrhundertwende zu datieren
    ** Wirken Erker etwa zu groß, dann nicht deshalb, weil die historistischen Erker nebenan kleiner sind, sondern weil der Neubau dahingehend misslungen ist, dass die Erker schlichtweg zu groß für das Haus selbst sind.
    *** Ein nur bedingt passendes Beispiel, weil eben ein Klinik-Neubau, ist am Simsonplatz zu finden.

  • ^
    Ich finde ihn aber etwas unkreativ und halte ihn keineswegs für einen Vertreter "zeitgenössischer" Architektur.


    Das kannst du ihm aber kaum absprechen. Schließlich entsteht er im hier und jetzt und ist damit zeitgenössisch. Im Übrigen waren auch der Jugend oder Reformstil als "modern" bezeichnete Baustile. Die Loslösung vom Historismus begann also nicht erst in den 20ern sondern schon um die Jahrhundertwende. Dass landläufig in Architekturkreisen mit Gründerzeit nicht nur die kurze Phase des Boomes sondern die ganze Kaiserzeit oder mindestens bis zum Aufkommen des Jugendstils gemeint ist, dürfte auch kein Geheimnis sein.

  • Wahren


    In der Nähe der “Wendischen Höfe“ entstand in der Rittergutsstr. - Ecke Am alten Gasthof nachfolgendes Gebäude. Hier noch ein Blick auf die vorherige Bebauung:
    Bild: Google 2009



    Neubau 2013





    Möckern


    Bucksdorffstr. 33 ist ein Neubau, hier sind einige Aufnahmen der Vorsituation:
    Bild: Bing ca. 2007



    Bild: Google Street View 2008



    Zustand 2013







    Gohlis


    Gothaer Str. 1 (Nr. etwa)





    Baufortschritt Fritz-Seger-Str. 6 - Ecke Richterstr. - Villa Sidonia







    Baufortschritt Richterstr. 15a - Ecke Prellerstr. - Gohlis-Suiten





    Eutritzsch


    Petzscher Str.





    Alle Bilder sind soweit nicht anders angegeben von mir.

  • Schade, dass das urige Fachwerkhäuschen so einem schneeweißen Ding weichen musste. Irgendwelche Informationen zum Alter des Gebäudes?

  • ^ Leider nicht, aber da sich dort die alte Siedlungsstruktur des ehemaligen Dorf Wahren befand, und von der Optik des Hauses ausgehend würde ich es mal so um 1800-1830 ansiedeln. Aber das ist reine Spekulation von mir, vielleicht haben wir hier im Forum Bauhistoriker, die können den Zeitpunkt sicher besser eingrenzen.
    Komme auch momentan nicht an meine Literatur wo sich da eventuell noch was finden ließe, sorry.

  • Nochmal zu der Vorbebauung Rittergutsstr. – Ecke Am alten Gasthof in Wahren.
    Bild: Google


    Wenn die richtige Adresse von dem Gebäude Rittergutsstr. 7 war, dann handelte es sich um ein Kulturdenkmal auf der Denkmalliste vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen.


    Nach den Angaben hier wird die Jahreszahl 1698 genannt. Ich weiß aber nicht was die davor Abkürzung “bez.“ besagt.


    Na, jedenfalls war das Haus deutlich älter als ich vermutet hatte, so kann man sich täuschen. Ob der Neubau auch die 300 Jahre Marke knacken kann?

  • Eher unwahrscheinlich^^. Danke für deine Recherchen. Bez. heißt schätze ich mal "bezeugt". Der Abriss ist allein aufgrund des Alters bedauerlich. Eine sinnvolle Wohnnutzung hätte sich wohl nur mit einem kooperativem Denkmalschutz realisieren lassen. Also größerer Fenster, Dachgauben usw.

  • Na, ich hoffe, ihr würdet dann selbst in einer solch niedrigen Hütte wohnen. ;)
    Bemerkenswert finde ich den ausladenden Villenneubau im historischen Stil, das sieht man nicht alle Tage!

  • Die Loslösung vom Historismus begann also nicht erst in den 20ern sondern schon um die Jahrhundertwende. Dass landläufig in Architekturkreisen mit Gründerzeit nicht nur die kurze Phase des Boomes sondern die ganze Kaiserzeit oder mindestens bis zum Aufkommen des Jugendstils gemeint ist, dürfte auch kein Geheimnis sein.


    Wobei das mit der Gründerzeit auch immer recht schwammig ist - je nach Region in Deutschland, endete die Gründerzeit zwischen 1873 oder 1914. Das sind immerhin 41 Jahre Differenz.
    Der Historismus war eine wichtige und prägende Epoche in Deutschland und ihr verdanken wir zahlreiche deutsche "Kulturgüter"...


  • „Die Gründerzeit“ sollte als Stilbezeichnung vermieden werden, da sie vor allem geschichtliche und wirtschaftshistorische Relevanz besitzt. Kunstgeschichtlich ist die Gesamtbezeichnung „Historismus“ wesentlich glücklicher, zumal sich seine verschiedenen Strömungen und Stilabfolgen relativ deutlich voneinander trennen lassen.

  • Nach Google Maps oder Bing zu urteilen, gibt es kein Gebäude mit dieser Formgebung dort. Es ist unklar, worauf es sich bezieht. Es hat in der Tat Ähnlichkeiten mit Gestaltungsformen aus den 20er und 30er Jahren, aber es schließt sich nicht seiner Umgebung an. Es wirkt dann eher wie ein weiterer Neubau.

  • Nach Google Maps oder Bing zu urteilen, gibt es kein Gebäude mit dieser Formgebung dort. Es ist unklar, worauf es sich bezieht. Es hat in der Tat Ähnlichkeiten mit Gestaltungsformen aus den 20er und 30er Jahren, aber es schließt sich nicht seiner Umgebung an. Es wirkt dann eher wie ein weiterer Neubau.


    Die Eilenburger Straße besteht fast ausschließlich aus Gründerzeitbauten, das ist richtig. Aber nur wenige Straßen weiter (Holsteinstraße, Carpazovstraße, Kurt-Günther-Straße) wurde die Bebauung erst in den 20ern fortgesetzt. Von daher ist diese Stilrichtung schon prägend für diese Ecke.

  • Korrekt - und selbst wenn sie es nicht wäre, funktioniert das am Ende doch meist recht gut, wie man im Waldstrassenviertel und in einigen Ecken von Gohlis sehen kann. Die Visualisierung verwirrt mich allerdings etwas - sieht alles ziemlich rechtwinklig aus, die Riedelstrasse mündet aber eher im 45 Grad-Winkel in die Eilenburger.

  • ?



    Gottschedstraße Ecke Elsterstraße.


    Freischütz



    An der Carl-Maria-von-Weber-Straße.



    Balkone mit Aussicht auf den künftigen Elstermühlgraben.

  • Neubau Mehrfamilienhaus im Grafischen Virtel

    Unternehmensgruppe STIMMO schließt demnächst eine der letzten Lücken in der Salomonstraße (Ecke Büttnerstraße).


    Die Liegenschaft war historisch gesehen mit einem prunkvollen Gründerzeithaus bebaut, was jedoch im Krieg völlig zerstört wurde. Der Architekt hat in seinem Entwurf des neuen MFH den alten Baustil aufgegriffen und komplettiert so das bestehende Gründerzeithausensemble.