Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Naja also gerade beim MEF wird man sich zwangsläufig am alten Grundriss orientieren müssen. Das Areal ist jetzt nicht so riesig als dass da wirkliche Innovationen möglich wären. Die Bebauung zur Liebknechtstraße bzw Rathausstraße ist weitesgehend maßstäblich, will man daran anknüpfen nimmt sich das nicht viel. Aus meiner Sicht wäre es ohnehin sinnvoll das MEF vom Rathausforum etwas isolierter zu betrachten. Die Anlage entstand ja gut 20 Jahre später als Fernsehturm und co sodass ich hier nicht von einer zusammenhängenden Anlage sprechen würde. Der Blick aus dem MEF ist duch die Bäume eh beeinträchtigt. Die Aufenthaltsqualität ist gleich null. Die große kahle Fläche in der Mitte ist völlig nutzlos. Zudem ist das Gelände von 3 in der Regel stark befahrenen Straßen umringt. Da will sich keiner hinfletzen wie im nahen Lustgarten. Ich glaub dem Areal wäre am besten gedient zu den Straßen hin im Blockrand zu bauen und Richtung Spree eine kleine Promenade zu schaffen. Für Marx und Engels findet sich sicher auch noch eine adäquate Lösung.

  • Ist denn eigentlich schon mal erwähnt worden, was mit der namensgebenden Statue auf dem MEF passieren wird? Ich kann mir nicht vorstellen, das man diese bei einer Umgestaltung so prominent auf der Platzmitte lassen sollte oder will.

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    Ramsauer machte mal den Vorschlag das Denkmal auf den Friedhof nach Friedrichsfelde zu verfrachten. Dieser Vorschlage erntete einiges an Kritik. Mehrere Berliner Senatspolitiker sprachen sich daraufhin für einen Verbleib am derzeitigen Standort aus.

  • @Bato

    [...] und hoffe, dass du jetzt nicht allen Ernstes im verbesserungswürdigen Zustand des RFs die Schuld an der bedauerlichen die Johnny K. Tragödie suchst.


    Nein, das wäre schäbig - schuld waren die Totschläger.


    Durch die Tragödie ist das Gebiet für mich einfach nur noch tiefer gesunken.

  • Wie du, mescha, schon sagst gibt doch schon die Friedrichstadt für Rasterfreunde (was ja nichts negatives ist). Das Eixample ist wohl mit dem Kudamm vergleichbar. Da treffen die langen durchgehenden Seitenstraßen schließlich auch weitgehend rechtwinklig aufeinander, von ein paar Diagonalen mal abgesehen.


    Von "verwinkelt" kann man beim Marienviertel nicht reden. Das trifft wohl eher aufs (heutige) Nikolaiviertel zu. Der rechte Winkel (um ein paar ° abweichend) war beim Marienviertl vorherrschend, der Straßenverlauf mehr oder weniger gerade (kann man ja "notfalls" etwas angleichen).Und hey, im Falle einer Bebauung des RF/MEF (und auch MM) ginge es lediglich um 2,5 Straßen (Poststr., Jüden-/Rosenstr., Bischofstr. (die heute auf den FT zurliefe). Was will man da bitte schön groß experimentieren? Da wär eher der Molkenmarkt das "Problem", wo die Straßen ja dann eine leichte Kurve machen. Aber da steht ja eh der Riegel im Weg.


    Von der Plaça de Catalunya ist das RF ja wohl unendlich weit entfernt. Das liegt aber mMn weniger an der Fläche liegt, sondern an der Einfassung durch die Platten. Eine zweite Friedrichstr. wär hingegen schwerer, einerseits weil die Straßen des MV recht kurz sind (solange die Platten da stehen) und außerdem der Turm im weg steht und somit keine durchgehende Bebauung wie in der Friedrichstr. schaffen kann und ein Central Park wär ebenso aufgrund der Dimensionen nicht machbar. Dann eher die PdC, was durchaus ein wünschenswerter Zustand wär.

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    Wieso? Die Rathausstraße könnte doch auf der Nordseite durchaus im Einklang mit dem Turm und seinem Sockelbau bebaute werden und die Rathausstraße wieder mehr als Straße definieren. Eine schöne Fußgängerzone mit Straßenbahn und etwas gehobenen Geschäften, statt Kik und Co, das könnte durchaus was werden. Vor dem Rathaus selbst dann wieder etwas offener mit einem Rathausplatz. Ich erinnere an die Visualisierungen von Bernd Albers. Da sah dieser Abschnitt schon ziemlich gut aus.


    Traufhöhe gibts sonst schon überall


    Und was ist an diesem eigenen Merkmal Berlins an sich schlimm? Das ist doch durchaus etwas besonderes und ich persönlich finde das gut, wenn man bespw. mal auf einem Dach in der Innenstadt steht und von dort fast die ganze Stadt sieht und aufgrund einzelner höherer Gebäude bestimmte Stadtteile identifizieren kann.


    Das Merkmal der Traufenhöhe ist für mich eine Stärke der Stadt.

  • In Potsdam ist es mit der Moderne im verwahrlosten Zentrum dasselbe: die Leute schlagen sich die Köpfe ein:


    http://www.pnn.de/potsdam/697781/


    Nur ist in Potsdam der Abiss des Staudenhofes schon beschlossen. Aber die haben ja auch einen ost-grünen Baudezernenten aus Prenzlauer Berg, keinen Westsozi aus Tempelhof wie Berlin.

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    Och bitte nicht den ollen Albers nachplappern. Es hat im Wesentlichen wohl andere Gründe die zu so einer grauenvollen Tat führen als der verbesserungswürdige Zustand des RFs.


    Ich erinnere an die Visualisierungen von Bernd Albers. Da sah dieser Abschnitt schon ziemlich gut aus.


    Findest du? Ich fand die grausam - insbesondere in Bezug auf die Verbannung des Fernsehturms in einen Hinterhof (siehe Grafik). Zudem kommt eine/die bestehende Fußbebauung hier überhaupt nicht vor.

    Die Rathausstraße könnte doch auf der Nordseite durchaus im Einklang mit dem Turm und seinem Sockelbau bebaute werden und die Rathausstraße wieder mehr als Straße definieren. Eine schöne Fußgängerzone mit Straßenbahn und etwas gehobenen Geschäften, statt Kik und Co, das könnte durchaus was werden.


    Zumindest mit dem Alea 101 werden momentan an der Ecke Gontard-/Rathausstraße Tatsachen geschaffen. Der Bau macht an der Stelle als Pendant des Blockes Panoramastraße/KLS - so denn bald mal der Anbau am Panoramahaus realisiert wird - m.E. auch Sinn. Zudem wird der Vorplatz des Fernsehturm besser gefasst.
    Solange die massigen Rathausplatten bestehen halte ich eine Einzwängung der Rathausstraße nicht für erstrebenswert.

  • Geschichte wird gemacht

    Hobbyist und Bato


    Straßenbahn wäre wohl kontraproduktiv. Und Bebauung finde ich auch problematisch.


    Zu den Leuten mit den Geschichtsargumenten: Alles ist Geschichte, daher ist es sinnlos, immer wieder darauf hinzuweisen, man dürfte doch nicht die tolle sozialistische Geschichte einfach so aus dem Stadtbild tilgen.


    Das sind die typischen formalistischen und relativistischen Argumente, die als Begründung keinerlei Wert haben, da man sie sich beliebig zurechtformen kann - je nach dem, auf welche Geschichte man sich bezieht.


    Man kann für die Gründerzeit argumentieren oder für den Sozialismus. Das Entscheidende ist eben, was ist tatsächlich sinnvoll und erhaltenswert. Also wie bewerten wir bestimmte Geschichtsabschnitte. Sind die essentiell oder kann man etwas anderes machen.


    Das ständige Gegeneinanderausspielen von Moderne, jüngerer und älterer Historie ist also überflüsssig. Jeder Teil kann im konkreten Fall sinnvoll sein.


    Ich bin bezüglich des Rathausforums zu dem Schluß gekommen, daß dies neben Stalinallee und Fernsehturm als solchem als eine Art Hotspot der sozialistischen Stadtgeschichte erhaltenswert ist. Und mit diesem Hotspot kann man sich auch arrangieren, wenn die Gegend drumherum wieder schön urban und historisch ausgerichtet ist.


    Vom sozialistischen Städtebau halte ich nicht viel. Aber dies ist nun mal ein elementarer Teil der jüngsten Stadtgeschichte. Ich gehöre nicht zu den Leuten wie viele "Experten", die nun voll des Lobes alle Ostplatten im Zentrum erhalten wollen, aber das Anliegen dieser "Experten" könnte meiner Meinung nach gerade dadurch befördert werden, daß man diese wenigen genannten sozialistischen Hinterlassenschaften (und vielleicht noch ein paar wenige andere) bewußt erhält und ihre Aussagekraft noch dadurch verstärkt, daß man wie im Fall des Rathausforums drumherum wieder die vorkrieglichen Proportionen herstellt.


    Geschichte ist eben das, was wir damit machen. Was für uns Geschichte ist und sein soll.


    Die sozialistische Stadtgeschichte ist überwiegend häßlich und ein Bruch mit der Vergangenheit. Deshalb sollte sie bis auf ein paar Hotspots entsorgt und diese Hotspots dadurch besonders hervorgehoben werden.


    Die Leute sollen dereinst auch einmal die sozialistische Epoche klar im Stadtbild erkennen können.


    Ich hoffe ja inständig, daß die Karl-Liebknecht-Straße um die breite Busspur am Rande auf beiden Seiten verkleinert wird. Das ist auch sehr wichtig für eine normale Stadtsituation. Von den Dimensionen und der nördlichen Bebauung sollte das im Prinzip wieder die alte Kaiser-Wilhelm-Straße werden.


    Ganz nebenbei können die späteren Menschen einmal am Rathausforum plastisch und konkret sehen, wie man nach dem Krieg mit der Stadtsubstanz umgegangen ist. Das kann man kaum irgendwo so plastisch sehen wie am Rathausforum mit der Marienkirche.

  • Das ist jetzt vielleicht ein wenig OT, aber die Plattenbauten werden aktuell nicht erhalten weil sie ganz viele Fans haben. Die Gründe sind wohl hauptsächlich pragmatischer Natur. Wohnraum ist knapp, die Platten gut vermietet. Welche WBG will schon Wohnungsbestand in so guter Lage abstoßen an den sie vermutlich auch gut verdienen?


    Eine Straßenbahntrasse entlang der Rathausstraße wünsche ich mir auch nicht. Wie damit die Aufenthaltsqualität gesteigert werden soll kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. M.E. ist eher das Gegenteil der Fall. Weniger Platz, mehr Lärm, erhöhte Unfallgefahr auf so engem Raum.

  • Da fahren doch außerdem schon "genug" Straßenbahnen in unmittelbarer Nähe. Wo sollen die noch anderes hinführen, vor allem in Richtung Westen. Über die Rathausbrücke? Um die Ecke zum Molkenmarkt? Wer dort entlang weiter will, kann auch die S-Bahn nehmen. Außerdem ist die Rathausstr. doch schon schmal genug. Würde auch sagen, durch eine urbanere Bebauung auf der Südseite, also statt der Monsterplatte. Wie weit man auf der Nordseite (vielleicht) gehen kann/will/müsste, sei mal dahin gestellt, auch wenn da eigentlich genug Platz ist, um dort auch ein "Loch" für die Sockelbebauung des Turms zu belassen. Aber aus der Straße ne FGZ zu machen wär ne Idee. Sonderlich ist ja im Grunde eh ne Sackgasse und zur Zeit gesperrt.


    @EB
    Schön zusammengefasst. So sehe ichs auch.


    @Hobby/#1172
    Wohin wird sie denn weiter führen? Stralauer Straße und weiter in die Holzmarktstr.? Finde ich total überflüssig. Da können die neuen Molkenmarktler auch 2 Minuten bis Alex oder Jannowitzbrücke laufen...Oder in die Leipziger? Na zum Glück gibts da bereits die U2...

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Findest du? Ich fand die grausam - insbesondere in Bezug auf die Verbannung des Fernsehturms in einen Hinterhof (siehe Grafik). Zudem kommt eine/die bestehende Fußbebauung hier überhaupt nicht vor.


    Nein, die Hinterhofsituation des Fernsehturms meinte ich nicht, sondern die klare Kante Richtung Rathausstraße. Habe mich da nicht vollständig ausgedrückt.


    Ben:
    Die Planungen sehen vor die Straßenbahn auf die Rathausstraße entlang in die Spandauer Straße und dann Richtung Mühlendamm/Leipziger Straße zu bauen.


    Ich finde die Planungen sympathisch.

  • Dieses Schreiben des Bürgerforums Historische Mitte finde ich ja amüsant, vor allem was die Einschätzung der Veranstaltung am 11.9. betrifft. Allerdings frage ich mich, woher die Aktivisten dieses Forums ihre Einschätzung nehmen, dass die Mehrzahl der Anwesenden das Konzept als ahistorisch empfunden hätten? Gab es eine Abstimmung? Während der Diskussion jedenfalls haben sich von den ca. 60 Anwesenden maximal 15 zu Wort gemeldet, und auch diese haben keineswegs einhellig eine mangelnde Historizität des Entwurfes beklagt. Noch gewagter finde ich die Einschätzung, dass sich das Publikum einig gewesen wäre, dass Metallbänder im Pflaster eine schwer les- und nachvollziehbare Chiffre wären. Wie die Unterzeichner des Schreibens zu dieser Einschätzung gelangt sind, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Die Metallbänder wurden nach meiner Erinnerung auch in der Debatte nur von wenigen Diskutanten angesprochen. Ich habe den Eindruck, dass den Aktivisten vom Bürgerforum Historische Mitte allmählich die Argumente ausgehen und dass sie deshalb versuchen, sich die Realitäten in ihrem Sinne zurechtzubiegen.

  • Was bei der Auswertung der ausgeteilten Meinungsfragebögen heraugekommen ist wüsste ich trotzdem auch gern.


    Und wie das ganze Verfahren zur Neugestaltung strukturiert ist, auch. es ist ja schon suspekt, dass in einem Land, in dem jede Rolle Toilettenpapier ausgeschrieben wird die gesamte Neugestaltung des Rathausforums ohne Wettbewerb und Ausschreibung erfolgt. Das Büro Levin-Monsigny wird immer wieder mit neuen Teilaufträgen betraut, die knapp unter der Ausschreibungsgrenze liegen.


    Das Gleiche ist mit dem Komplettumbau der Friedrichsbrücke passiert - Entwurf, Ausführung usw. einfach von SenStadt bestimmt und ohne Information und Ausschreibung direktbeauftragt.


    Das Vorgehen finde ich bei so prominenten Orten wie an der Museumsinsel und dem Rathausforum problematisch.


    Warum wird denn z. B. die Neugestaltung des kleinen Petriplatzes in einem Wettbewerb geklärt und der Komplettumbau des Rathausforums in einer Direktvergabe?


    P.S. Klarenbach, EINE Wortmeldung gab's, die sich für das Konzept aussprach. Alle anderen waren ablehnend.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • ^ Leicht OT, aber da sich das hier im Forum immer wieder findet, wollte ich doch einmal grundsätzlich etwas dazu sagen.


    Was wird mit der allgemeinen Unterstellung "ideologischer Gründe" eigentlich ausgesagt?
    Entweder, man unterstellt dem anderen undurchschaute Klasseninteressen. Dann sollte man zumindest wissen, dass man sich eines marxistischen Begriffs bedient und damit selbst nicht ideologiefrei agiert.


    Oder man meint so viel wie "weltanschaulich". Aber wenn einem eine Weltanschauung nicht passt, dann deswegen, weil man eine andere hat, nicht, weil man gar keine hat. Daher sollte man m.E. die Ideologie oder Weltanschauung, die man unterstellt, jeweils spezifizieren.


    Was nicht geht, ist die allgemeine Unterstellung "ideologischer Gründe", also einerseits die anderen als weltanschaulich limitiert darstellen (und sich also ins Schlachtgetümmel werfen), andererseits aber gleichzeitig so tun, als wäre man selbst unlimitiert, stünde man selbst jenseits der ideologischen oder weltanschaulichen Schlachtfelder. Wer das Glück hat, anders als die anderen über einen neutralen und objektiven Gott-Standpunkt zu verfügen, soll seine himmlische Ruhe genießen und sich aus den Konflikten dieser Welt heraushalten.

  • @ Hobbyist: Ich habe keinen Einblick in die internen Abläufe der Verwaltung und kann Konstantins berechtigte Frage nicht beantworten. Da Du mich aber schon fragst, hier eine unfundierte und als rhetorische Frage weiter abgeschwächte Vermutung: Was, wenn gerade bei Arrealen, die symbolisch und ideologisch besonders aufgeladen sind, die Versuchung von Seiten der Politik besonders groß wäre, (störende, riskante, lähmende) öffentliche Debatten nach Möglichkeit zu vermeiden?