Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Millionäre für das Humboldtforum

    Es müßte wohl heißen: ...für die Schlossfassade!
    Denn das Humboldtforum wird vollkommen vom Steuerzahler finanziert, nur die Mehrkosten für die Barocke Fassade sollen durch Spenden aufgebracht werden.


    Eine andere Sache sind die hasserfüllten Leserkommentare.
    Manchen von denen hätte ich die lyrische Fassade der BND-Zentrale auf den Schlossplatz gewünscht!

  • Die Intransingenz, mit der das Thema behandelt wird ist in der Tat erstaunlich. Und die Journalisten tun für eine Schlagzeile wirklich alles, um die Sache zu sabotieren. Das bei den vielen Verschiebungen und Verzögerungen die Spendenbereitschaft "nur" bei einem Viertel der Gesamtsumme liegt ist doch selbstverständlich.


    Einen weiteren Rückschlag wird es im Januar geben, wenn die Siegerentwürfe für die Freifläche rund ums Schloß prämiert werden. Bei dieser Jury wird es wohl kaum eine Anlehnung an die historische Gestaltung geben.


    Erst wenn das Projekt wirklich aus dem Boden kommt werden die Spenden fliessen. Nebenbei stelle ich mich noch immer manchmal vor, wie dieser Kasten mit "moderner" Fassade aussähe. Viellicht sollten die Schloßgegener mal dafür sammeln, das ICC auf den Schloßplatz zu translozieren.

  • Man muß wohl konstatieren, daß viele Leute historisch und geschmacksverblödet sind. Natürlich werden die Spenden fließen, und ich werde auch spenden. Hat jemand von Euch in der Humboldtbox gespendet? Ich bin scharf auf ein paar schöne Zertifikate, die ich mir in die Wohnung hängen kann.


    Ohne mich wird das Schloß vermutlich nie gebaut.


    Es ist schön, daß ein paar Amis für das Schloß trommeln.


    Es wird meiner Meinung nach noch zu viel mehr solcher Projekte kommen. Ich bin mir sicher, daß in fernerer Zeit auch das Schloß Monbijou in den Fokus rückt. Der normale Mann auf der Straße hat wohl kein Gefühl für die historische Identität Berlins und guckt zu viel RTL.


    Man muß doch auch mal aussprechen, daß die meisten Leute städtebaulich Banausen sind bzw. desinteressiert und durch die Stadt schlafwandeln. Den meisten Leuten fehlt jegliches Bewußtsein für historische Tiefe. Jeder, der sich ein bißchen für Berlin und Architektur interessiert, sehnt sich geradezu nach dem Schloß. Eine andere Frage ist die Ausgestaltung und Umsetzung im einzelnen.


    Es ist auch schlimm wie ignorant manche Zeitgenossen sind wie wohl auch die Lüscher. Dieses Verhalten ist einfach respektlos gegenüber der Geschichte Berlins.

  • ^Etwas vermessen, die Mehrzahl der Menschen als Banausen und geschmacksverblödet zu bezeichnen. Ich denke, die große Ablehnung bzw. Gleichgültigkeit in Bezug auf das Stadtschloss liegt eher an einer anderen Prioritätensetzung. Die meisten Menschen, auch die die sich nicht für Städtebau interessieren, werden das Schloss schön finden. Wenn es also nichts kosten würde, würden mit Sicherheit die meisten den Wiederaufbau befürworten. Für viele Menschen gibt es (verständlicherweise) eben wichtigeres als Ästhetik im Städtebau. In einer im nationalen nicht gerade wohlhabenden Stadt, in der im sozialen und im Bildungsbereich und an anderen wichtigen Stellen immer mehr eingespart wird, ist eine solche Haltung nachvollziehbar. Wir als Schlossbefürworter sollten uns schon darüber im klaren sein, dass es sich hierbei um ein Luxusprojekt handelt, und können froh sein, dass es überhaupt realisiert wird, anstatt den (zum Teil durchaus berechtigten) Kritikern mit einer solchen Arroganz zu begegnen. So erreicht man jedenfalls keine breitere Akzeptanz für das Projekt, sondern verstärkt die Ablehnung vieler nur noch.

  • Achtung! Sie verlassen den reduktionistischen Sektor!

    Na ja. Ich denke schon, daß ich recht habe. Bezahlt das Schloß Berlin?


    Ist Ästhetik weniger wichtig als Ökonomie und Soziales? Natürlich, wird man sagen.


    Aber das ist eben das Grundproblem. Das Grundproblem der Moderne und des heutigen Ökonomismus. Früher, als heute historische Bauwerke gebaut wurden, waren die Probleme noch dringender. Schau dir alte Fabriken an. Was für ein Genuß.


    Ich betone ausdrücklich und vehement, daß das Schloß, die Bauakademie und vieles andere geradezu essentiell für uns sind. Wir sind nicht nur soziale und ökonomische Einheiten.


    Diese Deformierung der Moderne gilt es zu überwinden. Was wäre Berlin ohne Pariser Platz? Ohne Potsdamer Platz?


    Es ist geradezu "krank", wenn ich hier rational und argumentativ ausführen muß, daß sich das Schloß und andere "liebevolle Taten" für die Stadt sich auch ökonomisch, sozial - kurz ganzheitlich auszahlen.


    Solche Rechnungen hatten "vormoderne" Menschen nicht nötig. Sie waren in dieser Hinsicht wesentlich gesünder als wir.


    Auf in die Nachmoderne!

  • Bezahlt das Schloß Berlin?

    Nein, aber das ist auch irrelevant. Das Schloss wird (größtenteils) vom Staat bezahlt, da ist es unerheblich, ob es direkt aus Berlin (Stadt) oder eben aus Berlin (Bund) kommt. Die Ablehnung gegenüber dem Projekt kommt auch nicht nur von Berlinern, sondern lässt sich deutschlandweit finden. Auch wenn die halbe Milliarde zum Großteil vom Bund kommt, ließe sie sich genausogut in die Sanierung von Berliner Schulen, bessere Förderung von Kindern etc pp investieren.



    Ich betone ausdrücklich und vehement, daß das Schloß, die Bauakademie und vieles andere geradezu essentiell für uns sind. Wir sind nicht nur soziale und ökonomische Einheiten.


    Essentiell bedeutet "unabdingbar", "zum Wesen eines Dinges (= der Essenz) gehörend" oder "lebensnotwendig". Für uns ist das Schloss nicht lebensnotwendig. Bekommen wir eine schlechte Bildung und Krankenverorgung, oder können uns kein gesundes Essen leisten, wirkt sich dies hingegen sehr wohl negativ auf unser Leben aus.


    Das Schloss mag essentiell für das Stadtbild Berlins sein, jedoch nicht für uns, für uns ist es ein Luxus, über dessen Realisierung sich viele von uns freuen, jedoch nicht aus essentiellen Gründen.

  • Auch wenn die halbe Milliarde zum Großteil vom Bund kommt, ließe sie sich genausogut in die Sanierung von Berliner Schulen, bessere Förderung von Kindern etc pp investieren.


    Dieses Argument ist doch geradezu exemplarisch für das aufgezeigte gesellschaftliche Kernproblem. Kein Mensch stört sich augenscheinlich an einem milliardenteuren trostlosen Bunkerbau für den Bundesnachrichtendienst in bester Innenstadtlage - warum? Weil das Thema nicht polemisiert wird.

  • Von Bauen und Kosten haben die meisten Menschen und leider auch die meisten Journalisten kaum Ahnung. Was z.B. die Museumsinsel, die Staatsbibliothek oder ganz profane Bauten wie z.B. die Berliner Einkaufszentren kosten, das weiß kaum jemand so genau. Zahlen werden hier zu lächerlichen maßstabslosen Kampfbegriffen.
    Das gleiche ist der Fall, wenn es um Flughäfen, Bahnhöfe oder Autobahnen geht. Es ist einfach unglaublich schwer solche Zahlen objektiv einzustufen. Es ist möglich aber liegt meist gar nicht im Interesse der Schreiberlingen.


    Das Humboldtforum wird (sogar bei einkalkulierter Kostensteigerung) gar nicht so teuer. Das ist nicht objektiv. Zudem wird es intensiv bis zum letzten qm genutzt werden. Für die Sammlungen wird es schlicht gebraucht und die reine Kubatur ist weitaus effizienter zu nutzen als die meisten postmodernen Museumsbauten (vgl. jüdisches Museum Berlin, Guggenheim NY oder Bilbao, Kriegsmuseum Machester usw.). Bei den meisten wird sehr aufwendig skulptural gebaut und relativ wenig Nutzfläche geschaffen.


    Das wuterfüllte Märchen vom extrem teuren Berliner Schlosswiederaufbau ist dämlich, ihm fehlt jede Grundlage und jeder Maßstab.

  • Das mit dem fehlenden Maßstab der Kosten ist sicher richtig, kommt aber wohl auch daher, dass nicht alle Tage ein solches Großprojekt gestemmt wird.


    Warum die Kosten gerne untertrieben werden ist dem Umstand geschuldet, dass bei solchen Projekten, die vom Steuerzahler mit- oder vollfinanziert werden, immer Mehrheiten für die Freigabe der Finanzmittel gefunden werden müssen. Und angesichts immer mehrerer im Wettstreit um Finanzierung bzw. Genehmigung konkurrierender Projekte, versucht man natürlich jedes Projekt besonders günstig darzustellen. Spätere Kostenerhöhungen schiebt man dann eben auf die Inflation oder unfähige Politiker oder...

  • tel33
    mescha


    ich hab für meine kritik am bnd-neubau hier böse schelte bezogen. aber es ist wie es ist. auch beim schloss. es gibt genausoviele anhänger/befürworter wie es erbitterte feinde und ablehnende meinungen gibt. sobald jemand was dafür sagst sagt ein anderer etwas dagegen. die diskussion ist allerdings gelaufen und wir sollten uns mit dem gedanken anfreunden, dass da bald eine schlossfassade wiedererstehen wird.
    für mich der ich nun öfter in frankreich bin, ist es immer wieder bewundernswert welche liebe und stolz die franzosen ihrem nationalen erbe entgegenbringen aber auch mit welcher selbstverständlichkeit gelder und mittel bereitgestellt werden wenn es darum geht dieses zu erhalten. da gibt es garkeine diskussion darüber. es scheint soetwas wie einen gesellschaftlichen konsens zu geben, dass das "patrimoine" absolut schützens- und erhaltenswert ist. leider ist es hier in deutschland anders und es ensteht sofort eine sehr sehr kleinliche neiddebatte, es wird versucht solche projekte gegen soziale missstände aufzurechnen. das ist einer kulturnation nicht würdig finde ich.

  • ^Du scheinst dich in Frankreich überwiegend in Paris aufzuhalten. In periphereren Gebieten, in Lothringen, Nord-Pas-de-Calais oder der Auvergne vergammeln Baudenkmale und veröden Innenstädte, weil in Frankreich überwiegend einige Leuchtturmstädte (vor allem aber Paris) gefördert werden, was in vielen ärmeren Regionen Frankreichs ebenfalls missbilligt wird. In Deutschland ist die Konkurrenz zwischen den Städten und Regionen viel größer, hier stellt nicht nur Berlin Ansprüche.
    Ich freue mich sehr auf das Stadtschloss, muss aber auch zugeben, dass die Gegenseite gute Argumente hat, die ich nicht allein auf Geschmacksverblödung, Neid und Kleinligkeit zurückführen würde.

  • Brandrede für das Schloß (Bitte Nachsicht walten lassen)

    Auch wenn die halbe Milliarde zum Großteil vom Bund kommt, ließe sie sich genausogut in die Sanierung von Berliner Schulen, bessere Förderung von Kindern etc pp investieren.


    Das ließe sie sich eben nicht. Da es Geld vom Bund ist. Deine Argumentation ist also wiederholt falsch. Es ist auch für mich immer wieder ernüchternd, wenn der Punkt meiner Argumentation überhaupt nicht getroffen wird. In diesem Falle recht herzlichen Dank an Arcadien, der in meine Richtung zielt.


    Lies doch bitte noch mal meinen Beitrag, mescha.


    Essentiell bedeutet "unabdingbar", "zum Wesen eines Dinges (= der Essenz) gehörend" oder "lebensnotwendig". Für uns ist das Schloss nicht lebensnotwendig. Bekommen wir eine schlechte Bildung und Krankenverorgung, oder können uns kein gesundes Essen leisten, wirkt sich dies hingegen sehr wohl negativ auf unser Leben aus.


    Das Schloß wird sich wohl eher nicht negativ auf unser Essen, die Bildung und die Krankenversorgung auswirken. Die Bildung zumindest wird es positiv beeinflussen. Es kommt ja das Humboldt-Forum da rein, Kunst und Kultur. Und es ist selbst historische Anschauung. Essen gibt es dort auch - auf dem Dachcafé. Und meiner Gesundheit tut dieser Anblick im Stadtbild auch große Dienste.


    Essentiell bedeutet nicht unabdingbar, es bedeutet nicht lebensnotwendig. Essentiell bedeutet in der Tat wesentlich. Und genau dies ist das Schloß für Berlin. Bitte keine formalistischen oder scholastischen Eskapaden über irgendwelche Begrifflichkeiten. Auch der Reichstag, die Gedächtniskirche oder der Fernsehturm sind nicht unabdingbar oder lebensnotwendig.


    Das Schloss mag essentiell für das Stadtbild Berlins sein, jedoch nicht für uns, für uns ist es ein Luxus, über dessen Realisierung sich viele von uns freuen, jedoch nicht aus essentiellen Gründen.


    Na ja. Ich freue mich schon aus "essentiellen" Gründen.


    Natürlich ist das Schloß teuer und eine Abwägungssache.


    Im übrigen macht mich deine Argumentation bezüglich wichtiger Dinge wie Krankenversicherung, Grundversorgung und dergleichen ziemlich wütend, weil Deutschland unzählige Milliarden für sein Militär ausgibt, für ineffiziente Photovoltaik, für dämliche Flughafenplaner, Steinkohlesubventionen, sinnlose Schiffahrtskanäle, Gender-Forschung, Alice Schwarzers Frauenturm in Köln und Myriaden von anderen sinnlosen Dingen.


    Das Schloß ist historische, nationale und ästhetische Essenz!


    Meine Überschrift lautete: "Achtung! Sie verlassen den reduktionistischen Sektor!"


    Es gibt Dinge, die man schlecht in Geld messen kann. Ich wollte mit meinem Beitrag gegen diese absurde Äpfel-und-Birnen-Begründung argumentieren, wie es andere nach mir ja auch getan haben.


    Ich verstehe sofort, wenn man sich die Geldbeträge für das Schloß anschaut und nachdenkt. Natürlich muß man hier abwägen und überlegen. Was denn sonst?


    Aber ein Land das tausendmal mehr Geld für völlig sinnlosen Müll ausgibt und dann über so ein Schloß debattiert, na ja...


    Genau dies zeigt unsere ästhetische und kulturelle Verrohung und Deformierung. Dieser Funktionalismus, Utilitarismus, Ökonomismus (der natürlich nur vordergründig "ökonomisch" ist) und wie man es sonst noch nennen will.


    Ich will auch nicht, daß alles Mögliche Versunkene wiederaufgebaut wird. Einige Objekte drängen sich aber geradezu auf.


    PS: Bitte entschuldige meine Polemik, aber ich gehe regelmäßig auf die Palme, wenn man den Punkt meiner Argumentationen nicht trifft und sich formalistisch-relativistisch aus der Affäre zu ziehen versucht. Zum Beispiel, indem man über das Wort "essentiell" philosophiert. Oder Milchmädchenrechnungen veranstaltet.


    Natürlich ist das Finanzielle ein Gegenargument und man kann hier gerne anders abwägen, als ich das tue. Das ist keine Frage. Ich habe in meinem Beitrag gerade darzustellen versucht, warum eine Abwägung für das Schloß sehr gute Gründe hat und sich nicht mit reduktionistisch-ökonomistischen Pseudoargumenten wegreden läßt.

  • Es ist auch schlimm wie ignorant manche Zeitgenossen sind wie wohl auch die Lüscher. Dieses Verhalten ist einfach respektlos gegenüber der Geschichte Berlins.


    Geschichte ist ein verstaubtes Orchideenfach für das sich nur ein paar Pullunderträger interessieren. Das müsste dir doch klar sein.




    Das bestätigt voll meine Vorurteile gegenüber den Geschichtsfans hier. Ultrareaktionäre Menschen die der Gesellschaftsordnung vor dem ersten Weltkrieg nachtrauern. Als es noch ein klare Trennung zwischen Adel, Bürgertum und Arbeitern gab. Und es kaum eine ernstzunehmende Interessenvertretung der Arbeiter gab und deren Lebensumstände keine Rolle spielten.


    Ist dir überhaupt klar wie sich die Arbeitsumstände und die Wohnverhältnisse des gewöhnlichen Volkes heutzutage von vormodernen Zeiten unterscheiden? Und wie und warum sich da etwas verändert hat. Oder warum zum Beispiel die aktuelle Innenausstattung des Reichstages oder des Kanzleramtes so viel bescheidener wirkt als jene des Stadtschlosses in Zeiten der Monarchie.


    Dieses Argument ist doch geradezu exemplarisch für das aufgezeigte gesellschaftliche Kernproblem. Kein Mensch stört sich augenscheinlich an einem milliardenteuren trostlosen Bunkerbau für den Bundesnachrichtendienst in bester Innenstadtlage - warum? Weil das Thema nicht polemisiert wird.


    Es ist halt ein schmuckloses Behördengebäude in einer Gegend in die sich kaum ein Tourist verirrt und die auch sonst kaum jemand zu Fuß abläuft. Weshalb sollte es da große Aufregung geben. Die hohen Kosten werden ja in der Presse immer mal wieder thematisiert daher weißt du ja vermutlich auch davon.


    Die US-Botschaft am Pariser Platz böte da zum Beispiel mehr Aufregungspotential aber das kann man ja nicht dem Senat oder der Bundesregierung vorwerfen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Das ließe sie sich eben nicht. Da es Geld vom Bund ist. Deine Argumentation ist also wiederholt falsch.


    Das Geld kommt vom Bund, da der Bau im Bundestag beschlossen wurde. Der Bundestag hätte aber stattdessen auch ein Förderprogramm für die Sanierung von Schulen in klammen Kommunen beschließen können. Das ist es, was kritisiert wird. Die Argumentation ist nicht falsch.


    Ich bin ein Befürworter des Schlosses, aus städtebaulich-ästhetischen Gründen. Ich finde es aber scheinheilig, den Wiederaufbau des Stadtschlosses als alternativlos und essentiell für uns zu bezeichnen. Die Erde würde sich auch ohne das Stadtschloss weiterdrehen und Berlin wäre auch weiterhin Berlin.

  • Kostenfrage

    Die barocke Schloss-Fassade kostet gerade mal so viel wie ein Airbus 400 M Militärtransporter.
    Ein einziger!
    Noch Fragen?

  • ^^
    Da es keinen sachlichen Zusammenhang zwischen Militärtransportern und der Schlossfassade gibt taugt der Vergleich nicht als Rechtfertigung. Die Argumente für die Investition in Militärtransporter sind ja nicht auf das Schloss übertragbar. Man muss schon eine zur Sache passende Begründung für die Ausgabe anführen.


  • Es ist halt ein schmuckloses Behördengebäude in einer Gegend in die sich kaum ein Tourist verirrt und die auch sonst kaum jemand zu Fuß abläuft. Weshalb sollte es da große Aufregung geben. Die hohen Kosten werden ja in der Presse immer mal wieder thematisiert daher weißt du ja vermutlich auch davon.


    Na offensichtlich sind ja gerade die Kosten ein Aufhänger, sonst würde man wohl kaum mit darbenden Schulen oder ähnlichen Dingen argumentieren müssen... und da gibt es durchaus Projekte, deren Minderwert auch dem städtebaulich und kulturhistorisch desinteressierten Durchschnittsbürger auffallen dürfte. Das Humboldtforum wird jedenfalls eine Bereicherung für die gesamte Republik und ihre Bürger darstellen - was wahrlich nicht von jedem Bundesbauprojekt behauptet werden kann.


    ^^
    Da es keinen sachlichen Zusammenhang zwischen Militärtransportern und der Schlossfassade gibt taugt der Vergleich nicht als Rechtfertigung.


    Es gibt auch keinen sachlichen Zusammenhang zwischen Schlossfassade und den Zuständen an Berliner Schulen oder dem Schicksal der hungernden Kinder in Afrika. So what?

  • Essentiell bedeutet "unabdingbar", "zum Wesen eines Dinges (= der Essenz) gehörend" oder "lebensnotwendig". Für uns ist das Schloss nicht lebensnotwendig. Bekommen wir eine schlechte Bildung und Krankenverorgung, oder können uns kein gesundes Essen leisten, wirkt sich dies hingegen sehr wohl negativ auf unser Leben aus.


    Neue Krankenhäuser bauen wäre sinnlos, weil es in Deutschland nicht zu wenige, sondern zu viele gibt


    http://www.welt.de/wirtschaft/…-von-Krankenhaeusern.html


    Die Qualität der Bildung hängt nicht nur vom Gebäudezustand ab. Noch wichtiger ist der Eifer, mit dem Jugendliche sich entweder Lehrstoff oder Rauschmittel reinziehen. Viele Länder mit schlechteren Schulbauten erreichen bessere PISA-Ergebnisse.


    Das Schloss ist genauso 'Luxus' wie Opernhäuser, Museen, Galerien. Architektur ist nicht zwingend notwendig. 99% der Lebewesen reicht nur etwas essen und ein Weibchen bespringen. Man kann sich mit dem vermeintlich notwendigen begnügen, dann gäbe es weder Zivilisation noch Wissenschaft noch Internet noch dieses Forum noch Zeitungen, die den Schloss-Wiederaufbau hinterfragen.


    Das Warschauer Schloss wurde nach drei Jahrzehnten wiederaufgebaut, obwohl Polen damals viel ärmer als Deutschland heute war. Die kommunistischen Entscheidungsträger im 'Arbeiterstaat' störte nicht, dass das Bauwerk 'feudal-imperialistische' Könige beherbergte, die fast alle Kriege gegen den Großen Bruder im Osten geführt haben. Ich denke nicht, dass auf sie folgende Beschreibung zutrifft


    Das bestätigt voll meine Vorurteile gegenüber den Geschichtsfans hier. Ultrareaktionäre Menschen die der Gesellschaftsordnung vor dem ersten Weltkrieg nachtrauern. Als es noch ein klare Trennung zwischen Adel, Bürgertum und Arbeitern gab. Und es kaum eine ernstzunehmende Interessenvertretung der Arbeiter gab und deren Lebensumstände keine Rolle spielten.

  • ^^
    Eigentlich stört mich auch gar nicht so sehr, dass dafür Geld ausgegeben wird sondern eher, dass der Nachbau eines Gebäudes welches schon mal da stand hier als künstlerische Großtat gepriesen wird. Obwohl es ja das Unkreativste ist was man machen kann.


    Außerdem ist es einfach so dass man zwar früher relativ viel Wert auf eine hübsche Straßenfassade von Wohnhäusern oder Fabriken legte aber wenig Wert auf die Lebensumstände der niedrig gestellten Arbeiter oder Bewohner. Was den Vorwurf heute würde im Gegensatz zu damals zu ökonomisch gedacht für mich unsinnig wirken lässt.

  • @ Chandler
    Die Schloss-Fassade ist unkreativ?
    Vielleicht auch die Frauenkirche in Dresden?
    Oder der Campanile am Marcusplatz in Venedig?
    Oder der Hamburger Michel?
    Sicherlich auch der Alcasar in Toledo?
    Oder das Kloster Monte Cassino?
    Das Warschauer Königsschloss?
    Die Markthalle von Löwen in Flandern?


    Das alles sind 100-%-Rekonstruktionen und es ist egal ob es "unkreativ" war sie nach der Zerstörung wieder neu entstehen zu lassen.
    All´die Gebäude sind wichtige Zeugnisse der Abendländischen Kultur und wir können froh sein, dass sie nicht gänzlich verloren gingen.


    Der Aufwand für die Wiedererschaffung ist allemal sinvoller als immer wieder die gleichen Raster- und Spiegelglasfassaden neu zu bauen.

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()