In Lichtenberg gibt es nur relativ kleine Gründerzeitbestände. Diese befinden sich vor allem im Bereich Pfarrstraße, dann gibt es noch vereinzelte Gründerzeithäuser am Stadtpark Lichtenberg und an der Frankfurter Allee. Dann gibt es größere Bestände aus der Zwischenkriegszeit, wie rund um die Weitlingstraße und die Siegfriedstraße. Und dann gibt es große Plattenbaubestände, wie die Wohngebiete Fennpfuhl, Frankfurter Allee Süd, Alt-Friedrichsfelde, Gensinger Straße, Sewanviertel, Am Tierpark.
In allen Bereichen beträgt der Leerstand weniger als 5 Prozent.
Ich ziehe aus diesen Zahlen die Schlussfolgerung, dass die Großsiedlungen vom Wohnungsmarkt akzeptiert werden und dass sie die gleiche Existenzberechtigung haben wie Gründerzeitquartiere. Ich denke, dass diese Schlussfolgerung durch die Wanderungssalden, vor allem aber auch durch die Leerstandsquoten gedeckt ist.
Ich selbst habe auch Bekannte, die in Lichtenberg wohnen (Sewanviertel). Diese schätzen die ruhige und grüne Wohnlage, die gute Ausstattung mit Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten, und sie schätzen auch, dass die Wohnungsunternehmen (das sind dort die HOWOGE und verschiedene Genossenschaften) auf ein gewisses Maß an Ordnung und Sauberkeit achten (Graffitti werden innerhalb von 24 Stunden entfernt). Diese Leute wollen ihre Wohnung im Sewanviertel um keinen Preis gegen eine Wohnung in einem Gründerzeitviertel tauschen. Es gibt eben unterschiedliche Bedürfnisse.
Ich habe aber nie behauptet, dass die Innenstadtquartiere am Wegbrechen sind. Aber die Leerstandsquoten zeigen eben auch, dass nicht jeder wild darauf ist, in einem innerstädtischen Gründerzeitviertel zu wohnen.