Neues Konzerthaus für München? (Diskussionsthread)

  • nikolas: Einerseits verfügt die Stadt mit den Münchner Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks über zwei der international renommiertesten Orchester, andererseits fehlt ihr meiner Meinung nach eine adäquate Spielstätte, die sowohl dem Klangkörper als auch dem Publikum würdig ist.


    Der Gasteig steht seit der Fertigstellung im Jahre 1985 aufgrund seiner mangelhaften Akustik und den Kapazitätsproblemen immer wieder in der Kritik, daher assoziiert man ihn auch heute in der Münchner Öffentlichkeit mehrheitlich mit etwas Negativem.

  • Das soll auf einmal nicht mehr genug sein. Da blickt man ängstlich nach Hamburg, Dortmund und Essen weil die da neue Konzerthäußer bauen/gebaut haben und fühlt sich ins Hintertreffen geraten. Lasst euch sagen, diese Städte bauen/ haben gebaut, weil sie vorher kein Konzerthaus hatten.


    Stimmt nicht.


    Hamburg: Laeiszhalle


  • [...] daher assoziiert man ihn auch heute in der Münchner Öffentlichkeit mehrheitlich mit etwas Negativem.


    Das würde ich aber im Jahr 2011 so nicht unterschreiben.
    Alleine die Münchner Stadtbibliothek rechtfertigt schon dieses Bauwerk und ist ganz sicher nicht mit etwas Negativem verbunden.
    Und klanglich finde ich die Philharmonie auch nicht so schlecht wie direkt nach der Fertigstellung in den 80er Jahren vielleicht noch gerechtfertigt behauptet wurde. Wenn nicht gerade versucht wird über die wirklich miserablen Lautsprecher Musik zu spielen, dann ist der Klang ausreichend gut.

  • @ Waxo Khana
    Äh, ja danke! Das mit Hamburg nehme ich natürlich zurück und füge dafür Bochum: Musikzentrum hinzu.


    @ Architektator
    Wie gesagt, zum Thema Kapazität und Akkustik kann ich mich derzeit nicht qualifiziert äußern. Wenn der Freistaat meint, er kann, will und muss sich ein zweites Konzerthaus in München leisten, so soll er das tun. Diese Gedankenspiele dürfen m.E. allerdings nicht zu Lasten des kommunalen Gasteigs gehen. Wenn dieser ein akkustisches Facelifting braucht, so soll dies zuförderst geschehen. Wenn die Kapazitäten des Gasteigs nicht hinreichend für sämtliche in München residierende Klangkörper sind, darf natürlich über einen zusätzlichen Neubau nachgedacht werden. Ich sehe allerdings auch die Gefahr, dass mehrere Konzerthäußer an einem Ort, in Sachen Auslastung, sich gegenseitig kannibalisieren werden. Diese Erfahrung macht man aktuell im Ruhrgebiet. Und München ist leider auch nicht Bundesberlin, wo der Staat bei Bedarf dann mal eben sein Bundesfüllhorn ausschütten wird... Ein abgestimmtes Vorgehen, zwischen Land und Kommune, erscheint mir demnach angebracht.

  • hiTCH-HiKER: Entschuldigung, da ist mir ein Missverständnis unterlaufen.


    Natürlich sind die Stadtbibliothek (welche ich übrigens sehr schätze), die Volkshochschule und Tagungszentrum im Gasteig gut aufgehoben
    und erfreuen sich dort auch großer Beliebtheit.


    Wenn ich den Gasteig kritisiert habe, war damit immer nur die Philharmonie bzw. der Carl-Orff-Saal gemeint.
    In Zukunft werde ich mich genauer äußern.

  • Heute wurde in der SZ print Ausgabe (Münchner Landkreis) ein spektakulärer Entwurf für ein mögliche neue Philharmonie präsentiert. In der Form eines Weinglases mit Glaswand steht es auf einem Sockel mit 20 Meter Durchmesser direkt in der Mitte der Isar. Angebunden wird sie mittels einer Seilbahn vom Gastteig. Wegen der Gaststeignähe sollen die Kosten auch gering ausfallen, da Probenräume, Tiefgaragen, u.s.w. alle wegfallen können.

  • Anhand der dürftigen Informationen kann man eigentlich nichts ernst gemeintes zu diesem Projekt sagen. Die Visualisierung ist jedenfalls ein Witz und dürfte mit der Realität nicht viel zu tun haben.

  • Zwar halte ich die Idee des Architekten und den Standort des Konzerthauses an der Isar prinzipiell für gut; hinsichtlich der Bau- und Erschließungskosten, hoher Überschwemmungsgefahr und vorhersehbaren Akustikproblemen bin ich aber eher skeptisch.


    Dass man laut Aussage des Architekten Roland Dieterle zudem "mit 70 oder 80 Mio. Euro vermutlich schon recht weit käme", kann ich mir an dieser Stelle beim besten Willen nicht vorstellen. Trotz allem habe ich jedoch großen Respekt vor seiner kühnen Vision!

  • Auch wenn der Entwurf alles andere als ausgefeilt ist, hat die Idee sehr viel Potential. Genau das fehlt in München: moderne und ausgefallene Architektur in spektakulärer Lage. Trau dich München! 0815 Architektur haben wir genug!

  • Mich nervt es, dass heutzutage jede nicht-alltägliche städtische Bauaufgabe dazu missbraucht wird, eine vermeintlich verloren gegangene Weltgeltung zurückzuerobern. Da wird dann wieder mit Bildchen bei Sonnenuntergang die achso tolle neue Stadtikone der weltstadtgierigen Bevölkerung verkauft, nur um am Ende doch nicht so schön zu werden wie geplant, dafür aber 10 mal so teuer. Ob das Haus wirklich gut ist und nicht nur atemberaubend wirkt, scheint niemanden zu interessieren. Wurde denn jemals nachgewiesen, dass sich der Bilbao-Effekt beliebig oft wiederholen lässt?

  • Die Standortsuche für einen neuen Konzertsaal in der Stadt scheint dem Ende zuzugehen. Wenn man der SZ von heute Glauben schenken darf, so scheint neben der favorisierten Lösung auf der Museumsinsel nur noch der Finanzgarten in der engeren Auswahl zu sein. Wissenschaftsminister Heubisch wünscht sich hinsichtlich der Umsetzung eine 'große Lösung' und möchte hierzu die alte Kongresshalle abreißen lassen. Da diese unter Denkmalschutz steht, dürften diesem Vorhaben einige Vorbehalte entgegenstehen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…oll-an-die-isar-1.1222104

  • Für mich wirklich eine interessante Wendung in der Diskussion, die, wie so oft, offenbar bisher auf wenig Medieninteresse gestoßen ist. Mir war die Eingrenzung auf diese drei Varianten –


    - Teilabriss und Neubau Deutsches Museum
    - Sog. „Finanzgarten-Areal“
    - Areal gegenüber des Cirkus Krone (interessant, dass da offenbar auch mal eine Neuentwicklung vorgesehen ist....)


    – bisher nicht bekannt. Ich hatte immer noch gedacht, dass man vor allem am Marstall um- bzw. neubauen möchte. Und Ude will ja offenbar nach wie vor den Gasteig umbauen und akustisch tauglich machen....Auf den von Heubisch angekündigten großen architektonischen Wurf bin ich natürlich sehr gespannt, das wär ja vielleicht echt mal was Neues in unserer schönen Stadt :)


    Außerdem war ja noch der Standort auf der Museumsinsel südlich der Ludwigsbrücke - quasi in der Isar - im Gespräch ;)

  • Der Vorschlag für einen Abriss der denkmalgeschützten Kongresshalle ist für mich nicht mehr und nicht weniger als eine Bankrotterklärung der bayerischen Kulturpolitik und ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie die Stadt mit ihrem historischem Erbe umgeht.


    Soweit ich weiß, sollte der Haupteingang des Deutschen Museums im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen zur alten Kongresshalle verlegt werden, die das Museum übrigens erst letztes Jahr gekauft hat. Außerdem war geplant, darin ein neues Besucherzentrum und ein großes Planetarium zu errichten. Aus diesen Gründen ist der Vorstoß des Ministers für mich nicht nachvollziehbar.


    Neben einer möglichen Rekonstruktion des Odeons, die von der Öffentlichkeit bisher leider nicht in Betracht gezogen wurde, könnte ich mir einen neuen Konzertsaal auch sehr gut neben der Pinakothek der Moderne oder etwas außerhalb der Innenstadt vorstellen, z. B. im Gebiet "Rund um den Ostbahnhof". Zu solchen Gedankensprüngen sind unsere politischen Entscheidungsträger offensichtlich jedoch nicht fähig.

  • Ein grossartiger Kommentar (30.11.2011 um 14:29 Uhr):


    -----------------
    Der hereinkopierte Presseartikel wurde von der Moderation entfernt, bitte künftig auf unsere Richtlinien achten! Es spricht jedoch nichts dagegen, den Inhalt (mit Hilfe der Änderungsfunktion) mit eigenen Worten wiederzugeben.
    -----------------


    Quelle: http://www.sueddeutsche.de/mue…tspage=2#kommentar1543773

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikhail ()

  • Der Kongresssaal des Deutschen Museums ist natürlich schon eine komplizierte Location, da sie architektonisch einen sehr eindeutigen NS-Aufschlag macht (wenn auch teilweise schon etwas früher geplant und gebaut). Allein diese Reichsadler auf dem Dach fand ich schon bei meinen ersten München-Besuchen recht bizarr anmutend. Meiner Meinung nach wäre es besser, diesen Bau in das neugestaltete, umgebaute und erneuerte Deutsche Museum zu integrieren – in diese schwierige, denkmalgeschützte Fassade das neue Konzerthaus hineinzubauen halte ich hingegen für eine unpassende Idee, die auch (zum Glück) kaum durchsetzbar sein wird.


    Hier noch ein aktueller Beitrag im Merkur zu dem Bestand des Saals, mit einer Innenaufnahme:
    http://www.merkur-online.de/lo…ngresssaales-1513373.html


    Und zur Geschichte des Gebäudes:
    http://www.deutsches-museum.de…e/zerstoerung/studienbau/
    http://www.deutsches-museum.de…heksbau/die-realisierung/


    Bis zum Frühjahr war übrigens gemeldet worden, dass der Kongresssaal zum neuen zentralen Eingangsbereich des DM umgebaut werden soll:
    http://www.wochenanzeiger-muen…nftsinitiative_33923.html
    http://www.tz-online.de/aktuel…che-museum-tz-825763.html

    2 Mal editiert, zuletzt von iconic ()

  • Gasteig? Weg damit. Allein schon damit man nicht mehr hören muss wie Rheinländer und Norddeutsche vom "Gass-Teig" reden :lach:


    Und jede Tiefgarage hat eine bessere Akustik.