Plattenbau-Moderne versus Schinkel-Historismus K-L-S

  • Ein weiterer, überarbeiteter Vorschlag: Die «Schinkelpassagen» am Marx -Engels -Forum (im Dachbereich noch nicht ganz deckungsgleich mit dem folgenden Bild). Die Traufhöhe orientiert sich nicht an den DDR -Bauten, sondern an dem neuerstellten Domaquaree vis -à -vis:




    Einzelner Gebäudeteil der «Schinkelpassagen» in der Ansicht:



    (Bilder von Bauchef)


  • QUATSCH. DIE ARGUMENTATIONSKETTE IST STIMMIG.


    Das ist doch mal ein Argument. Damit hast Du uns jetzt sicher alle restlos überzeugt!



    NUR WEIL MAN SICH DIE DINGE SCHÖNREDET, WERDEN SIE NICHT BESSER. WER IN BERLIN UMHERWANDERT, WEISS WOVON ICH SPRECHE.


    "Wer ..., weiß dass..." Wieder so ein unwiderlegbares Argument. Die (Argumentations)Kette ist somit tatsächlich stimmig, und zwar insofern dass sie aus leeren Antiargumenten besteht. Übrigens wandeln viele hier sehr oft in Berlin herum und sehen es trotzdem anders. Ich erfreue mich an den klassischen Restbeständen sowie anspruchvollen Rekonstruktionen und Rückbezügen ebenso wie an gelungener moderner Architektur. Dies alles ist in Berlin und Umgebung mE in hohem Maße vorhanden. Die Brüche und Kontraste sind mir persönlich mitunter(!) auch etwas stark, aber viele sehen gerade hierin einen besonderen Reiz. Die Wahrheit ist, Deine Realität ist Deine, meine eine andere. Fakt ist, das ist in allen Geschmacksfragen so. Tatsache ist, ein Streit in diesem Stil bringt daher eher wenig Fortschritte. Was ich an Berlin positiv sehe, habe ich mehrfach beschrieben und andere ebenfalls. Man kann darauf eingehen, oder eben weiter nur die eigenen Argumente und Ansichten posten. Dafür empfehle ich dann aber eher einen Blog als ein Forum.


    PS.: AUSSERDEM FINDE ICH ES GERADE FÜR EIN DEUTSCHES FORUM BEZEICHNEND [???], DASS HIER IN EINER TEILS NUR SCHWER ERTRÄGLICHEN FORM AUSGETEILT, KRITIK ABER ÜBERHAUPT NICHT ERTRAGEN WIRD. AUSSERDEM: WAS SOLLEN DIESE DEPLATZIERTEN UND VÖLLIG THEMENFREMDEN TOURISMUSVERGLEICHE? SCHLIESSLICH HAT Z.B. LUZERN VERGLICHEN MIT BERLIN UND GRÖSSE FAST 7 MAL SOVIEL TOURISTEN. NA UND? ÜBER MALLORCA BALLERMANN MAL GANZ ZU SCHWEIGEN.


    GENERELLER TIPP: SAFTIGE DISKUSSIONEN GEHEN IN ORDNUNG. WER ABER BEI DER LEISESTEN KRITIK WIE EIN GESCHLAGENER HUND AUFHEULT, HAT ENTWEDER SCHWACHE ARGUMENTE ODER GIBT OFT IN WAHRHEIT INNERLICH DEM KONTRAHENTEN RECHT.


    1. Welcher Tourismusvergleich oder redest Du von Deinem eigenen zwischen Berlin und Luzern bzw. Mallorca (scheinbar vergleichst Du ja überaus gerne Äpfel mit Birnen)? Die Berliner Tourismuszahlen belegen doch nur, dass nicht wie von Dir eingangs suggeriert die meisten Besucher der Stadt enttäuscht und angeekelt von der hässlichen Architektur in die Heimat zurückkehren um nie mehr wiederzukommen. Da hast Du wohl vorschnell von Dir auf andere geschlossen. Peinlich nur, wenn man dann ein paar Tage später nichts mehr von den eigenen leeren und widerlegten Behauptungen wissen will.


    2. Kritik ist nicht gleich Kritik und ich möchte übrigens gar nicht erst wissen, was Du unter lauter oder heftiger Kritik verstehst. Fundierte, differenzierte und sachliche Kritik wäre mir da weitaus lieber (egal ob in einem deutschen oder in sonsteinem Forum - diese sinnlosen Pauschalisierungen darfst Du gerne weglassen). Im übrigen hat hier keiner aufgeheult, sondern nur eine andere Sichtweise nahegelegt. Ob Du gerne Hunde schlägst bzw. trittst, weiß ich übrigens nicht, aber das Stänkern scheint Dir großen Spaß zu machen. Das ist übrigens nicht unbedingt meine Auffassung von einer kontroversen Diskussion. Wenn das auf diesem Kindergarten-Niveau bleibt, werde ich mich künftig nicht mehr daran beteiligen.

  • @ jan: Ich beziehe hier klar und auch exponiert Stellung und Du schreibst diffus von «Gefühltem». Deine seltsame Tourismusvergleiche habe ich bereits mit dem Stichwort «Ballermann» (Logiernächte mit architektonischer Qualität gleichzusetzen ist mehr als abenteuerlich) treffend entkräftet. Du solltest Dir angewöhnen, in Deinen Ausführungen eine gewisse Stringenz und Klarheit an den Tag zu legen, sonst wird das nix.


  • So ganz grottenschlecht finde ich diese Straßenecke nicht, ich würde sie irgendwo zwischen unorthodoxer Moderne und zurückhaltender Postmoderne ansiedeln. Es ist bestimmt kein Meilenstein der Architektur, kein Meisterwerk, aber in meinen Augen auch kein "Müll".


    @Schinkelpassagen » Was hat dieser Entwurf mit Schinkel zu tun? Die Qualität finde ich nicht besser als die des Hotels auf dem verlinkten Bild.

  • Jan, lass es. Er hat bereits ausführlich gezeigt, dass andere außer seinen eigenen Argumenten nicht gelten. Schade um die Zeit.


    Zum neuen Entwurf. Bauchef, deine Arbeit ist auf jeden Fall anerkennenswert. Danke dafür.
    Ich frage mich allerdings, was der gute Schinkel damit zu tun haben soll. Dein Gebäude bleibt weiterhin viel zu klobig und massig, drängt sich m.M.n. zu stark an die K-L-S. Das mag ein bisschen auch der stark weitwinkligen Perspektive geschuldet sein.
    Wieder überbaust du die Rosenstraße und stellst damit kaum einen Bezug zur städtebaulichen Umgebung her. Die Fassaden mögen für den Rekofreund zwar gefällig sein, ansonsten ist der Baukörper architektonisch ziemlich anspruchslos und wirkt m.E. zu „steinern“.
    Einfache Möglichkeiten dies zu beheben wären z.B. eine EG-Zone mit Kollonaden zur Straße hin, die Obergeschosse von der K-L-S zurückgesetzt. Ich würde mehr Abstufungen reinbringen, die Mittelteile der beiden Blöcke könnten noch weiter zurückgesetzt werden (aber bitte nicht die Rosenstraße überbauen).
    Dein Dachabschluss verwundert mich eigentlich am meisten. Statt eines langweiligen Flachdaches könnte man sich an der direkten Umgebung orientieren. Tchoban hat das beim benachbarten Domaquarée wunderbar hinbekommen.
    Und nur weil man eine historisierende Formensprache verwendet muss das nicht heißen, dass man den Glasflächenanteil nicht erhöhen könnte. Das einstige Warenhaus Tietz in der Leipziger Straße ist für mich eines der besten Beispiele.

  • Hab jetzt keine Lust, mir alles durchzulesen, aber mit dem vorletzten Beitrag hat Bauchef doch nicht wirklich Unrecht? Vieles neue ist echt lahm und was in den Jahrzenten davor entstand ist teilweise grauenhaft. Diese ganzen Billighotels und so, schlimm! Aber es liegt vielleicht nicht immer nur an der Archi selbst sondern auch an der Straße, an der sie liegt, z.B. eben der Lietzenburger oder der Leipziger...Das Beispiel vom Hollyday Inn ist zwar kein Meisterwerk aber immerhin wurde es versucht....


    Schinkel, Pinkel...Ist doch eh nur ne Spielerei. So wirklich Sinn machen manche Namen dieser Neubauprojekte eh nicht oder sie sind sehr billig (Blabla-Palais etc.). Dass ein Paar Gehminuten weiter ein Paar seiner Bauwerke stehen, würde denen sicher reichen als Argument...Berliner Architektur=Schinkel=>"Oh, wir (der Bauherr) haben uns ja so mit Berlin beschäftigt und identifizieren uns damit. Kommt alle zu uns einkaufen".


    Finde auch hier, als Teil des ganzen durchaus akzeptabel. Aber der ganze Block in dieser einen Gestaltung? Muss nicht sein. Das ist wies Lindencorso. In seinen Grundzügen find ich die Fassade ganz ok (wenn auch etwas klotzig), aber fast einen ganzen Straßenabschnitt, das ist zu viel. Oder dieser eine Bundestagsbau UdL. Dann lieber wies UpperEastSide.


  • Zum neuen Entwurf. Bauchef, deine Arbeit ist auf jeden Fall anerkennenswert. Danke dafür.
    Ich frage mich allerdings, was der gute Schinkel damit zu tun haben soll. Dein Gebäude bleibt weiterhin viel zu klobig und massig, drängt sich m.M.n. zu stark an die K-L-S. ...*Zitat gekürzt*


    Leicht zurückgesetzte Fassade im Bereich der Kolossalordnungen usw. habe ich mit Schattenwürfen skizziert, war aber zu faul, dies auch in der Perspektive einzubringen. Kolonnaden wären eine Möglichkeit. Die Rosenstrasse wird bewusst abgeschnitten - sie hat im vorhandenen Platzgefüge keine Berechtigung mehr. Sie kann aber durch Durchgänge als Passage wieder spürbar gemacht werden - Autos haben dort meiner Meinung nichts verloren.


    Du fragst, was Schinkel damit zu tun hat? Die feingliedrige Auflösung der Fensterflächen, elegant profilierte Lisenen, strenge Zeichnung usw. sind eindeutig bei Schinkel entlehnt. Der Dachabschluss mit «Schräge» ist im Berliner Programm (siehe Friedrichstrasse) meines Erachtens durch Zurücksetzen des obersten Geschosses klug gelöst. Auch von Innenräumen denken! Dachschrägen sind unbrauchbar und für die Nutzer verlorener Raum - die Dachterasse, wie ich sie vorschlage (und dem Berliner Programm entspricht), lässt attraktiven Aussenfläche entstehen. Natürlich ist der Vorschag mal hergezeichnet - in den Details liesse sich noch vieles verfeinern.


    An der starken, übermächtigen Situation am Karl -Marx -Forum muss ein gewichtiger, geschlossener und einheitlicher Gegenpart heran. Upper Eastside nimmt die kristalline und heterogene Bebauung bei «Unter den Linden» auf - hier wäre gleiches fehl am Platz und liesse die Raumkanten des gigantischen (und meines Erachtens unbedingt erhaltenswerten) Forums zerbröseln.

  • Sie kann aber durch Durchgänge als Passage wieder spürbar gemacht werden - Autos haben dort meiner Meinung nichts verloren.


    Ähmm, das entspricht doch genau der jetzigen Situation. Was wäre also dmait gewonnen?

  • Leicht zurückgesetzte Fassade im Bereich der Kolossalordnungen usw. habe ich mit Schattenwürfen skizziert, war aber zu faul, dies auch in der Perspektive einzubringen.


    Ich meine doch keine Rücksprünge von 10 oder 20 cm, sondern von mehreren Metern; ähnlich wie beim Quartier 205 oder dem Maritim. Selbst wenn du in deinem Entwurf die Schattenwürfe noch vergrößert hättest, an der Überdimensionierung würde das nichts ändern.


    Die Rosenstrasse wird bewusst abgeschnitten - sie hat im vorhandenen Platzgefüge keine Berechtigung mehr. Sie kann aber durch Durchgänge als Passage wieder spürbar gemacht werden - Autos haben dort meiner Meinung nichts verloren.


    Tjoa, eine Sichtachse mit der Jüdenstraße herzustellen fände ich städtebaulich durchaus ansprechend (auch wenn sie nur aus der Vogelperspektive wirklich wahrnehmbar wäre). Und welchen Platz meinst du eigentlich? Einen wirklichen Platz gibt es vielleicht im Bereich des Neptunbrunnens, jedoch nicht direkt an der K-L-S. Wenn du hier ein einheitliches und symmetrisches Stadtbild haben möchtest müsstest du die Marienkirche „entfernen“.
    Übrigens könnte man die Rosenstraße ja auch als verkehrsberuhigte Zone führen. Wie Dase m.M.n. richtig schrieb wäre in der Hinsicht mit deinem Entwurf nichts gewonnen.


    Du fragst, was Schinkel damit zu tun hat? Die feingliedrige Auflösung der Fensterflächen, elegant profilierte Lisenen, strenge Zeichnung usw. sind eindeutig bei Schinkel entlehnt.


    Ach komm schon, das sind doch nur Gemeinplätze. Es ist erkennbar, dass du dich bei deiner Fassade am (Neo)Klassizismus bedienst, aber da kämen viele Baumeister in Frage. Eine besondere Anlehnung an Schinkel kann ich nicht erkennen. Zumal Schinkel wohl nie so einen überdimensionierten Klotz gebaut hätte. Da ist das Kulturhaus in Rüdersdorf ja mehr „Schinkel“.


    Der Dachabschluss mit «Schräge» ist im Berliner Programm (siehe Friedrichstrasse) meines Erachtens durch Zurücksetzen des obersten Geschosses klug gelöst.


    Ja, bei abertausenden von anderen Flachbauten rund um den Erdball hat das wohl auch geklappt. „Klug gelöst“ bedeutet für mich nichts anderes als funktional gedacht. Das mag ja in Ordnung sein, einen Schönheitspreis kannst du damit aber kaum gewinnen.


    Dachschrägen sind unbrauchbar und für die Nutzer verlorener Raum


    Also an meinem genannten Beispiel, dem Dom Aquarée, sieht es mir nicht danach aus als wenn viel Raum verschenkt worden wäre. Gut, die Außennutzung ist natürlich ausgeschlossen, aber die architektonische Qualität dieses Gebäudes wird mit diesem Dachabschluss ungemein aufgewertet. Außerdem lassen sich selbst in einem Schrägdach ohne Probleme Balkone oder Dachterrassen integrieren.
    Wie sieht es eigentlich mit Genehmigungspflichten für Dachaußennutzung aus? Ich könnte mir vorstellen, dass es hier für den Bauherren deutlich aufwändiger wird eine Baugenehmigung zu erhalten.


    An der starken, übermächtigen Situation am Karl -Marx -Forum muss ein gewichtiger, geschlossener und einheitlicher Gegenpart heran. Upper Eastside nimmt die kristalline und heterogene Bebauung bei «Unter den Linden» auf - hier wäre gleiches fehl am Platz und liesse die Raumkanten des gigantischen (und meines Erachtens unbedingt erhaltenswerten) Forums zerbröseln.


    Hm, der Gegenpart den du setzen willst ist dem M-E-F an der Straßenecke KLS und Spandauer Straße mit rund 40m Entfernung am nächsten. Ansonsten war’s das. Das wird ein ziemlich einflussarmer Gegenpart.
    Ich hab generell auch kein Problem mit dem Erhalt des MEFs, über kurz oder lang wird es jedoch leider überbebaut werden.

  • 1. Natürlich ist Dein Projekt des Kulturhauses an Schinkel entlehnt: Irgendwas im stalinistischen Zuckerbäckerstil, in ein preussisch strenges Kleid gezurrt. Bis auf den zu steilen Dreiecksgiebel ein wohlproportioniertes Teil.


    2. Rücksprünge bilden gegenüber dem MEF wie gesagt keinen Halt und Schinkel war gerade der Meister von feinen Lisenen und dennoch starken Blocklösungen (Kirche in Potsdam z.B.) - das Maritim hat ja damals nur den bestehenden, zur Friedrichstrasse bezugslosen Plattenbau verkleidet und ihn an sie «herangedrückt» - eine Notlösung. Die Marienkirche steht solitär und kann durch ihre Schrägstellung eine gewisse Kraft entwickeln. Die Platten beim roten Rathaus mit (mittlerweile verkitschter) Eingangspartie und oberen, auf Trägern schwebenden Wohnungsblöcken, zählt zum Besten, was die DDR in Sachen Moderne hervorgebracht hat. Das Gegenüber (wo ich mein Projekt vorschlage) ist dumpfestes Mittelmass und gehört geschliffen. Auf eine Schrägdachdiskussion lasse ich mich nicht ein - es gibt dafür und dawider. Hier wäre Schinkels Flachdach angebracht. Und das Domaquaree mag unten überzeugen - die Dachpartie mit ihrem schlabbrigen Glaspudding ist eher suboptimal gelöst.


    3. Schinkel vertrat einen modernen, strengen Klassizismus. Schau Dir mal sein Projekt für «Unter den Linden» an:


    http://i39.tinypic.com/huhf1y.jpg
    --------------------
    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.


    Wenig bekannt und neben der Bauakademie mit serieller und feingliedriger Fensteranordnungen wohl als Mitbegründung der Moderne einzuordnen.


    4. Schinkel nicht monumental? Da muss schon ein gerüttelt Mass an völliger Unwissenheit vorherrschen! Sein Projekt für Orianda kommentierte die kulturfremde Zarin damals mit: «Wir bestellten ein Sommerhaus, und dieser Schinkel stellt uns ein Mausoleum in der Grösse einer Stadt hin. Wer soll hier einziehen? Unsere Urenkel vielleicht?». Und der König von Griechenland meinte zu Schinkels Akropolis -Erweiterung: «Schon nach der Hälfte der errichteten Gebäude dürften alle verfügbaren Marmorabbaugebiete leer sein.»


    Du siehst, Schinkel scheute sich nicht vor Grossprojekten - er kam bloss kaum dazu, diese zu verwirklichen. Vielfach musste er wegen seiner Auftraggeber, vornehmlich den provinziellen deutschen Kaisern, in dem ihn verhassten «Deutschen Stil», einer verqueren Mischung aus romantischer Gotik und Burgenkitsch, Dinge entwerfen. Wo er viel lieber in «seinem» Klassizismus, der sich stark an den italienischen und amerikanischen anlehnte, gebaut hätte.


    Mein elegantes Projekt kann man als liebevolle Reminiszenz an euren grossen Stadtarchitekten sehen. Leider wird er, wie öfters erwähnt und obwohl vor allem in seinen Skizzen und Entwürfen revolutionär, von der deutschen Architektenszene mehrheitlich ignoriert. Was auf deren beschämenswert geringe Wertschätzung jahrhundertelanger Baukultur schliessen lässt.

  • Hm, die meisten Werke Schinkels (und auch die seiner Nachfolger/Schüler) in und um Berlin muten aber alles andere als "deutsch" an, sondern eben italienisch oder griechisch. Haste ein Bild von dem Orianda-Projekt? Das kenne ich nicht...Schinkel starb außerdem 1841. "Deutsche Kaiser" gabs erst ab 1871. So viel Zeit muss sein :D.

  • Hm, die meisten Werke Schinkels (und auch die seiner Nachfolger/Schüler) in und um Berlin muten aber alles andere als "deutsch" an, sondern eben italienisch oder griechisch. Haste ein Bild von dem Orianda-Projekt? Das kenne ich nicht...Schinkel starb außerdem 1841. "Deutsche Kaiser" gabs erst ab 1871. So viel Zeit muss sein :D.


    Schön wärs. Schloss Babelsberg, Denkmäler für Könige und Königinnen, die Friedrichswerdersche Kirche, den Entwurf für irgendeinen König am Leipziger Platz usw. zeugen von einer deutschtümelnd -romantischen Verkitschungssucht der zuständigen Bauherren (Adlige).


    Seinen italienisch klassizistischen Stil, den Schinkel erst zum wichtigsten deutschen Architekten emporhob, konnte er oft nur gegen die kulturell leicht unterbelichteten Auftraggeber durchsetzen.


    Und korrekt: Damals waren preussische Könige, die späteren deutschen Kaiser die zuständigen Herren :) Schweizer haben seit jeher kein allzu enges Verhältnis zu diesem fürchterlich dämlichen Pack.


    Entwurf für das Schloss Orianda:


    http://architekturmuseum.ub.tu…3=Schloss+Orianda%2C+Krim

  • Also das Schloss Babelsberg bzw. die Fw'sche Kirche sind ja nur 2 von vielen Werken und außerdem im (engl.) Tudorstil bzw. Neogotik errichtet worden. Gotik hat nicht wirklich was "deutsches" sondern kommt bekanntlich aus F. Und mit dem Denkmal an Leipziger Platz meinste wohl das für Fr.d.Gr. was eine Kopie der Akropolis geworden wäre. Wenn Schinkel son Idealist war, hätte er sich eben andere Bauherren suchen müssen, ganz einfach. Auch gewählte Staatsoberhäupter können ünbrigens in Nostalgie schwelgen. Danke für den Link. Sieht schon ganz gut aus. Aber wer weiß, was sich der Zar so vorgestellt hat...

  • Zitat von Bauchef:

    Damals waren preussische Könige, die späteren deutschen Kaiser die zuständigen Herren Schweizer haben seit jeher kein allzu enges Verhältnis zu diesem fürchterlich dämlichen Pack


    Wenn ich die Wahl zwischen dem großen Fritz und dem sympatischen Herrn Blocher von der SVP hätte (vermutlich ziemlich "fürchterlich dämlich"), würde ich mich klar für ersten entscheiden.
    Will damit sagen: Solche Pauschalisierungen zeugen nicht gerade von der Fähigkeit, zu differenzieren. Ich bin weiß Gott kein Monarchist, aber Willi II und Friedrich II in einen Topf zu werfen ist ungefähr so wie Kurt Schumacher (SPD, Nazigegner) und Franz von Papen (Hitler-Steigbügelhalter) über einen Kamm zu scheren - waren ja beides Reichstagspolitiker, so wie die beiden ersten Monarchen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Die Platten beim roten Rathaus mit (mittlerweile verkitschter) Eingangspartie und oberen, auf Trägern schwebenden Wohnungsblöcken, zählt zum Besten, was die DDR in Sachen Moderne hervorgebracht hat.


    Das sind die Rathauspassagen.


    Im Übrigen finde ich Deine Kritik ziemlich überzogen. Ich finde Paris bei weitem nicht so spannend wie Berlin. Und diese Verwendung von höchst subjektiven Schönheitskategorien ist auch nicht gerade ein Indiz. Interessanterweise kenne ich auch wesentlich mehr Menschen, die auf gar keinen Fall in Paris leben wollen. Aber das liegt natürlich nur daran, dass ich Verwandtschaft habe die in Paris und Umgebung lebt und die Stadt nicht nur von Ansichtskarten kennt.

  • Schönen Advent! Da ich keinen Vorstellungsthread gefunden habe steig ich gleich mit meinem ersten Posting in die Diskussion ein, ich hoffe das geht klar.


    Bauchef, bitte vergegenwärtige dir dass Preußen nicht mit "Deutschland" oder preußische Kultur mit "deutscher Kultur" gleichzusetzen ist und dass selbst innerhalb des alten Preußen manigfaltige Strömungen vorzufinden waren. Waren? Ja, Preußen gibt es zudem schon lange lange nicht mehr, das ist eine Tatsache. Darum finde ich eine Beurteilung des modernen wuseligen Berlins unter preußischen Prämissen einfach nicht sinnvoll. Wenn dann gibt es spezielle berliner Erscheinungen, wie seit dem Bauhaus einen gewissen Faible für kubische Formen und Stahlbeton.


    Schon im nahen Potsdam ist man da bis heute anders gesinnt und die Rekonstruktion von Stadtschloss und anderen historischen Gebäuden wird dort mehrheitlich bejubelt und selbst notorische Reko-Gegner, "Altlinke" die Architektur und Städtebau gerne politisieren und mit Rekos immer gleich "reaktionäres Gedankengut" wähnen, nehmen den Mehrheitswillen hin.


    Und zurück nach Berlin, diese Stadt ist so riesig und vielfältig dass sicherlich das was du gesagt hast irgendwo zutreffen mag - und dennoch vollkommen falsch ist. Berlin lässt sich nicht auf einen Nenner bringen und das macht die Stadt für mich als Architekturinteressierten erst so interessant. Schöne alte Gebäude und Straßenzüge gibt es in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich in der Tat zahlreicher, aber das hat dann doch eher musealen und folkloristischen Charme. Womit zugegebenermaßen die Schweizer besonders erfolgreich sind, so scheinen zahlreiche Deutsche nach dieser für sie verlorenen alten Welt zu dürsten, inmitten der autogerechten Nachkriegsarchitektur in Nordrhein-Westfalen oder Berlin, das macht die Schweiz für deutsche Touris und Auswanderer die solche "Sehnsucht nach Gemütlichkeit" haben interessant, aber es gibt eben auch andere Temperamente. Und in Berlin treffen sich alle, weil es von Alt-Köpenick bis zum Potsdamer Platz alles gibt was man sich an Stadtbild vorstellen kann, alles.


    Möglicherweise bin ich versöhnlicher weil ich kein Berliner bin und dort nicht lebe, das Besucherauge geht über Makel im Detail nun mal weg.


  • Volle Zustimmung Kent, entspricht dem, was ich auch schon gepostet habe (siehe hier und da). Aber leider hat Bauchef so seine Probleme mit anderen Meinungen ... und wo doch in Zürich so viel besser gebaut wird. Hier ein paar Beispiele:
    - dieser Beitrag in diesem Strang
    - oder dieses HH aus diesem Strang
    - es geht noch schlimmer ... das hier aus diesem Strang
    - noch ein Beispiel? Gerne, bitte schön, aus diesem Strang


    Hmmm, eine meiner Überzeugungen ist: Für gute Architektur ist viel Geld eine gute Grundlage.
    Aber anscheinend reicht in Zürich viel Kapital allein überhaupt nicht aus! Da kommt doch unsere arme Hauptstadt vergleichsweise gut weg ... schönen Sonntag noch!

  • Ja jeder Vergleich von Berlin mit Zürich wäre lächerlich. Darum, wieso regt ihr euch denn so auf?