S21: Grundsatzdiskussion returns

  • @Lug
    Warum soll zB Bayern Kretschmann danken? Sicher würden sie gerne die Milliarden lieber in ihren Ländern ausgeben, aber so läuft so etwas leider nicht.
    Ein Ausbau der ICE-Strecke Stuttgart-München ist für München und Bayern ebenso vorteilhaft, wie für Stuttgart.


    Ich bezog mich auf aktuelle Aussagen von hessischen wie bayrischen Politikern, die bereits begonnen haben, Unternehmen aus BW mit Hinweis auf die wirtschaftspolitische Inkompetenz von Grün-Rot (Kretschmann: Menschen sollen weniger Autos kaufen, Quelle:Spiegel) abzuwerben.

  • In einem Land, in dem die Landesbank mal eben 2,1 Milliarden zugeschossen bekommt [...] - da sind 1,5 Milliarden Peanuts.


    Na, dann gibt es mit S21 kostenmäßig kein Problem. Zum einen wären das im Vergleich auch Peanuts (wenn auch ein paar mehr) und zum anderen bekommen wir dafür auch etwas "handfestes".


    Ums radikal zu sagen: Die Bahn gehört zerschlagen. Ausgliederung der DB Netz AG, anschliessende Aufteilung in regionale Teilgesellschaften unter Beteiligung der Länder bzw. der SPNV-Träger.


    Ach du meine Güte. was hast du denn bitte für ein Flickenteppich als Vision? Machen wir es doch gleich so richtig kleinteilig und zerschlagen das Netz auf Ebene der Landkreise oder Postleitzahlen. Schrei dann aber bitte nicht, wenn die Preise ins unermessliche steigen (entweder durch hohe Ticketpreise oder höhere Steuern) und schienentechnisch auf nationaler Ebene gar nichts mehr läuft.
    Die politisch gewollte Zerschlagung eines privatrechtlich geführten Unternehmens dürfte das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland auch kräftig ankurbeln. Ich seh schon die Freudentänze der Unternehmer auf den Straßen...


    Das Argument mit Fernverkehr versus Nahverkehr hatten wir ja schon einmal. Klar, 5 Prozent sind aktuell wenig. Aber sollten wir nicht versuchen, diesen Anteil zu erhöhen? Bedeutet schließlich weniger Flug- oder Autofernverkehr. Überhaupt sollte es doch möglich sein, alle paar Jahrzehnte bzw. fast schon Jahrhunderte mal etwas Geld in den Fernverkehr zu investieren. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass die Bahn alle paar Jahre in BW oder sonstwo neue (Hochgeschwindigkeits-)Fernverkehrsstrecken baut.


    Dank Kretschmanns göttlichst inkompetenten Aussagen wissen wir nun wenigstens, dass für manche weder Fernverkehrsstrecken noch (produzierende) Unternehmen in BW von Bedeutung sind.

  • Ach du meine Güte. was hast du denn bitte für ein Flickenteppich als Vision?


    Ist nicht unbedingt meine Vision. Es gibt aber insbesondere bei den Grünen, aber auch bei der SPD Stimmen, die genau das befürworten.


    Es ist ja nun wirklich nicht so, dass die Bahn alle paar Jahre in BW oder sonstwo neue (Hochgeschwindigkeits-)Fernverkehrsstrecken baut.


    Es ist seit mittlerweile 40 Jahren eigentlich ständig irgendwo in Deutschland eine in Bau. Immer spätestens wenn man eine fertig hat, wird die nächste begonnen. Aktuell im Bau sind Nürnberg - Erfurt (5,2 Milliarden) und Erfurt - Leipzig/Halle (2,7 Milliarden), Fertigstellung in etwas 5 Jahren. In Planung für die nächste Runde mit Fertigstellung in den Jahren danach sind Stuttgart - Augsburg (1,2 Milliarden), Frankfurt - Mannheim (2,0 Milliarden) und Hannover - Hamburg/Bremen (4,1 Milliarden).

  • Ist nicht unbedingt meine Vision. Es gibt aber insbesondere bei den Grünen, aber auch bei der SPD Stimmen, die genau das befürworten.


    Sind das solche Stimmen, die eine ähnliche Wirtschaftskompetenz besitzen wie Kretschmann? Für mich zeugen diese Forderungen weniger von wirtschaftlicher Kompetenz, als vielmehr von der Alle-Großunternehmen-sind-Böse-Überzeugung, die man bei den Grünen ja nicht selten findet.


    Es ist seit mittlerweile 40 Jahren eigentlich ständig irgendwo in Deutschland eine in Bau. Immer spätestens wenn man eine fertig hat, wird die nächste begonnen.


    Die Betonung liegt dabei auf "irgendwo in Deutschland". Ich habe mich explizit auf Baden-Württemberg bezogen. Ich kann mich aber auch gerne weiter fokussieren und sagen, dass im Großraum Stuttgart in den letzten paar Jahrzehnten fernverkehrstechnisch nicht so viel investiert wurde. Ich sehe es im Übrigen auch etwas kritisch, Investitionen an völlig anderen Orten in Deutschland als Argument dafür zu nehmen, warum man jetzt in Stuttgart und Umgebung nichts machen sollte und dürfte.

  • Ich bezog mich auf aktuelle Aussagen von hessischen wie bayrischen Politikern, die bereits begonnen haben, Unternehmen aus BW mit Hinweis auf die wirtschaftspolitische Inkompetenz von Grün-Rot (Kretschmann: Menschen sollen weniger Autos kaufen, Quelle:Spiegel) abzuwerben.


    Kretschmann sagte, die Menschen sollten weniger Autos kaufen und mehr Bahn fahren, das Land soll Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos. Die Abhängigkeit von der Autoindustrie (700 Tsd. von 30 Millionen Beschäftigten sind nicht viele, aber in den Medien wird die Bedeutung der heiligen Kuh Autoindustrie hochgeschaukelt) kritisierte Bundespräsident Köhler ("Wir müssen auch rechtzeitig über neue Mobilitätskonzepte nachdenken"), bevor er niedergeschrien und zum Rücktritt gedrängt wurde. Bedeutet das die wirtschaftspolitische Inkompetenz der CDU wie auch der Professoren der Ökonomie?


    Die angeblich enorm kompetente SPD mit "Benzin im Blut" versuchte in NRW das "Sichern der Arbeitsplätze" durch endloses Festhalten an der Kohle und der Schwerindustrie. Von Vollbeschäftigung ist das Land sehr weit entfernt. Die EU will in wenigen Jahrzehnten die Hälfte des Autoverkehrs auf andere Träger verlagern, das sind keine rosige Aussichten für das Festhalten am automobilen Status Quo. Die Autoindustrie mag mit dem Weggang nach Hessen erpressen, was lächerlich ist. Eine Autofabrik kann man nicht in kurzer Zeit aufbauen und zum Laufen bringen.


    Zu den Wünschen der Autoindustrie gehört, dass der Bahnverkehr klein gehalten wird und die Leute bloß nicht vom Auto weg umsteigen. Welcher Politiker ist glaubwürdiger im Thema des Stuttgarter Hauptbahnhofs, einer der den Bahnverkehr entwickeln möchte selbst wenn die alten Zöpfe des Autoverkehrs kürzer werden? Einer, der mit "Benzin im Blut" auf Kosten des Bahnverkehrs die Autos fördern will?

  • Hallo L.Soski,


    da Kretschmann baden - württembergischer Ministerpräsident werden möchte, sollte man seine Aussagen immer im Kontext mit den Verhältnissen im Ländle sehen. Und im Ländle arbeiten sicher keine 30 Mio. Beschäftigten, ebenso ist der Anteil der Autoindustrie zzgl Zulieferer (!) in BW eben deutlich höher, als im Bundesgebiet.


    Die SPD wollte mit dem Spruch "Benzin im Blut" sicher einfach weiteren Schaden vom Ländle abwenden, ist es doch so, dass bereits Bayern um die hiesige Autoindustrie buhlt.


    Ich sehe auch die Autoindustrie nicht als Konkurrent zum öffentlichen Personennahverkehr, wie einige Leute immer noch behaupten. Gerade die in BW gebauten Autos sind doch eher Statussymbole und dienen mehr als Freizeitwert, denn der Fortbewegung im innerstädtischen Verkehr.


    Und in genau diesem Zusammenhang, nämlich wenn ein Auto über das Jahr nur wenig betrieben wird, kann ich Kretschmanns Einlassung überhaupt nicht verstehen. Es geht doch darum, dass ein Auto nicht so viele Schadstoffe emittiert und nicht darum, der eigenen Industrie nachhaltig Schaden zuzufügen.



    Holger

  • Ich sehe es im Übrigen auch etwas kritisch, Investitionen an völlig anderen Orten in Deutschland als Argument dafür zu nehmen, warum man jetzt in Stuttgart und Umgebung nichts machen sollte und dürfte.


    Ich würde es kritisch sehen, wenn es andersherum wäre. Es kann nicht sein, dass die Politik weiterhin einfach Projekte verwirklicht, ohne dies mit einem vernünftig gewirtschafteten Haushalt zu untermauern. Und genau deshalb kann man eben nur eine gewissen Anzahl von Projekten zu selben Zeit verwirklichen.


    Die EU will in wenigen Jahrzehnten die Hälfte des Autoverkehrs auf andere Träger verlagern, das sind keine rosige Aussichten für das Festhalten am automobilen Status Quo.


    Quelle?



    Zu den Wünschen der Autoindustrie gehört, dass der Bahnverkehr klein gehalten wird und die Leute bloß nicht vom Auto weg umsteigen.


    Überschätzt du da Bahnverkehrsprojekte in Deutschland nicht zu stark? Wie groß wird der Absatz an Autos sinken, wenn [setze Bahngroßprojekt X ein] verwirklicht wird? Ich denke, dass diese da müde lächeln kann.


    Die angeblich enorm kompetente SPD mit "Benzin im Blut" versuchte in NRW das "Sichern der Arbeitsplätze" durch endloses Festhalten an der Kohle und der Schwerindustrie. Von Vollbeschäftigung ist das Land sehr weit entfernt


    Du willst zwischen der Steinkohle in NRW und der Autoindustrie in BW eine Analogie herstellen? Wo sind die Subventionen an die deutsche Autoindustrie, welche diese bekommt, damit sie auf dem Weltmarkt bestehen kann? Warum hat die deutsche Autoindustrie andauernd neue Absatzrekorde, wo du doch meinst, dass das eine absteigende, veraltete Industrie ist? Grüne lieben Untergangsszenarien und Feindbilder und radikale Lösungen durch "wir machen alles anders und besser" und müssen GEGEN-Auto sein.
    Ich bin mir sicher, dass dies scheitern wird. Dazu liebt der Mensch sein Auto zu sehr, wie er es jetzt schon kennt. Das Problem der Ölverknappung wird beim Auto durch das Unwort Innovationen gelöst werden, ein GEGEN-Auto wird nicht funktionieren, nur ein MIT-Auto.

  • Und im Ländle arbeiten sicher keine 30 Mio. Beschäftigten, ebenso ist der Anteil der Autoindustrie zzgl Zulieferer (!) in BW eben deutlich höher, als im Bundesgebiet.


    Laut Selbstdarstellung der Regierung bündelt Baden-Württemberg 32% der deutschen Automobilindustrie, 31% des Branchenumsatzes und 41% der bundesweit durch die Branche direkt oder indirekt Beschäftigten.


    Im Ländle arbeiten etwa 440.000 Menschen direkt oder indirekt in der Automobilindustrie (Quelle); direkt beschäftigt rund 240.000. Erstere Zahl sind rund 7,8% der in Baden-Württemberg Erwerbstätigen.


    Die "700.000 von 30 Millionen" dürften sich auf das gesamte Bundesgebiet beziehen.


    Allerdings wird der Branchenumsatz nicht von Baden-Württembergischen Kunden generiert, und um die gehts Kretschmann da ja irgendwo - da geht es nur um rund 5-10% des erwirtschafteten Umsatzes. Selbst wenn wir alle nur noch Daimler, Porsche und Audi aus ansässigen Werken kaufen würden würden wir diesen nur die Hälfte ihrer hiesigen Produktion abnehmen können.


  • Allerdings wird der Branchenumsatz nicht von Baden-Württembergischen Kunden generiert, und um die gehts Kretschmann da ja irgendwo - da geht es nur um rund 5-10% des erwirtschafteten Umsatzes. Selbst wenn wir alle nur noch Daimler, Porsche und Audi aus ansässigen Werken kaufen würden würden wir diesen nur die Hälfte ihrer hiesigen Produktion abnehmen können.


    Naja, aber er will auch, dass die Autobauer weniger exportieren. "Die Autobauer sollten laut Kretschmann in Zukunft weniger und nicht mehr Fahrzeuge herstellen und exportieren."


    Quelle: Welt Online

  • Sind das solche Stimmen, die eine ähnliche Wirtschaftskompetenz besitzen wie Kretschmann?


    Zu den Befürwortern einer grundsätzlichen Herauslösung des Netzes aus der DB AG gehört u.a. auch der DIHK, denen würde ich durchaus etwas Wirtschaftskompetenz zutrauen. Aus der FDP-Richtung (da muss man den DIHK ja einordnen) ist das mit der Zerschlagung von Monopolen zur Förderung des Wettbewerbs begründet.


    Die DB Netz AG hat übrigens durchaus eine entsprechende Untergliederung, die eine Verteilung auf die Länder gar nicht mal so schlimm aussähen ließe - weil sie schon vorhanden ist.
    Hier wäre dies der "Regionalbereich Südwest" bestehend aus Baden-Württemberg, der Pfalz und dem Saarland. Dazu kämen die ausgegliederten Regionalnetze Schwäbische Alb und Südbaden. Die DB ProjektBau GmbH - das sind die, die bei der DB Neubauten organisieren - sind identisch hierzu aufgeteilt, die sitzen im selben Gebäude in Karlsruhe.


    Die Betonung liegt dabei auf "irgendwo in Deutschland". Ich habe mich explizit auf Baden-Württemberg bezogen.


    Gut, ich hatte das "oder sonstwo" da anders interpretiert.


    Wenn wirs auf Baden-Württemberg oder den Großraum Stuttgart präzisieren, dürfte die letzte wirklich große Investition halt die SFS Mannheim - Stuttgart gewesen sein, die vor 20 Jahren fertiggestellt wurde. Ansonsten fiele mir nur das Katzenbergtunnel-Projekt (Basel - Freiburg) auf die Schnelle ein, das ist im Bau (Kosten irgendwo >600 Millionen).

  • Kretschmann hat sein Amateur-PR-Desaster nach Tagen wohl doch noch bemerkt und ist sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. But the damage is done...


    Hilflos verklausuliert er, er wolle nur der (vollkommen vertrottelten und unfähigen) bw-schen Automobilindustrie ökologisch auf die Sprünge helfen (Quelle: Spiegel). Schön, aber wer hilft eigentlich Kretschmann?


    Wenn die Menschen weniger Autos kaufen und fahren, keine Straßen saniert oder ausgebaut werden sollen - warum will er den Ausbau der Schiene mit aller Gewalt verhindern?


    Sind die Grünen eigentlich, nachdem die Wahl nun vorüber ist, doch wieder für die NBS Wendlingen-Ulm? Wenn der wohl designierte Verkehrsminister Winfried Hermann, der bisher am stärksten auch gegen die NBS gewettert (Quelle: PM Hermann) hat, seine Meinung wieder einmal ändert, werde ich allerdings schon ein bisschen sauer.

  • Naja, aber er will auch, dass die Autobauer weniger exportieren. "Die Autobauer sollten laut Kretschmann in Zukunft weniger und nicht mehr Fahrzeuge herstellen und exportieren."


    Im Moment haben wir eh wegen des Aufschwungs massive Fertigungssteigerungen (Neckarsulm +20% im letzten Jahr!), die langfristig so nicht zu halten sind und für die einzelnen Werke (soviele haben wir ja nicht, sind drei große im PKW-Bereich) evtl. auch in ihrer langfristigen Struktur wirtschaftlich nicht gesund sind.
    Und es gibt durchaus Entwicklungen in den ansässigen Werken, die man Kretschmann gut verkaufen kann - etwa dass Daimler in Rastatt seine vorgesehenen Elektroauto-Serien bauen will, bei langfristig gleichbleibender Gesamtkapazität (die übrigens niedriger ist als die derzeitige Fertigungsspitze).

  • kato2k8 zählte vor einer Stunde die Beschäftigten penibel auf, ich tue es dehlalb nicht mehr. Die Autoindustrie ist ähnlich wichtig wie die Kohleförderung vor ein paar Jahrzehnten, langsam mutiert sie zum vergleichbaren Geldgrab. Nach 5 Milliarden für die Abwrackprämie will sie jetzt 3,8 Milliarden für die Förderung der Elektroautos haben (Quelle: Teletext von n-tv heute). Dieses Geld muss man irgendwo einsparen, an Investitionen in Bahnhöfe?


    Ich sehe auch die Autoindustrie nicht als Konkurrent zum öffentlichen Personennahverkehr, wie einige Leute immer noch behaupten.


    Das sieht sie selbst, wozu sonst diese Erpressungen mit dem Weggang? Kretschmann will gar nicht das Autobauen verbieten, er möchte nur, dass die Leute weniger von dem Zeug kaufen.


    Jede Fahrt kann mit nur einem Verkehrsmittel durchgeführt werden, Auto, Bahn, Fernbus oder Flugzeug. Der Ausbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs und die Entwicklung des Bahnverkehrs setzen voraus, dass diese Anteile vom Autoverkehr weggehen. Nicht jeder kauft das Auto nur zum Spaß und zum Stehen, viele verzichten darauf, wenn sie es nicht nutzen. Was wollt ihr lieber haben, glückliche Autoindustrie oder ausgebauten Hauptbahnhof mit mehr Verbindungen?


    Quelle?


    http://ec.europa.eu/transport/…s/2011_white_paper_en.htm


    A 50% shift of medium distance intercity passenger and freight journeys from road to rail and waterborne transport


    http://eur-lex.europa.eu/LexUr…COM:2011:0144:FIN:DE:HTML


    Mit Vorschlägen wie


    EU-Rahmen für die Innenstadt-Maut


    Im städtischen Kontext bedarf es einer kombinierten Strategie, die Flächennutzungsplanung, Entgeltregelungen, effiziente öffentliche Verkehrsdienste sowie Infrastruktur für den nichtmotorisierten Verkehr und das Betanken/Laden umweltfreundlicher Fahrzeuge einbezieht, um Staus und Emissionen zu verringern


    40. Vollendung eines europäischen Hochgeschwindigkeitsschienennetzes bis 2050. Verdreifachung der Länge des bestehenden Netzes bis 2030 und Aufrechterhaltung eines dichten Schienenetzes in allen Mitgliedstaaten. Bis 2050 sollte der Großteil der Personenbeförderung über mittlere Entfernungen auf die Eisenbahn entfallen.


    Zu oft wird vergessen, dass es in Deutschland nicht nur Autohersteller gibt, sondern auch Produzenten der Bahntechnik, Linienbusse usw.

  • Zu oft wird vergessen, dass es in Deutschland nicht nur Autohersteller gibt, sondern auch Produzenten der Bahntechnik, Linienbusse usw.


    Es gibt in Deutschland nur noch zwei Linienbus-Hersteller - Evobus (100% Daimler) und MAN (29% VW). Der Rest kommt aus Polen (Volvo Polska und Solaris).


    Bahntechnik? Naja, da hätten wir Siemens. Und das wars eigentlich an größerem. Okay, die von den Franzosen aufgekauften Teile von ABB noch. Der Rest stammt von einer gewissen kanadischen Firma, die in der DDR produziert. Oder aus dem Ausland.

  • Zu oft wird vergessen, dass es in Deutschland nicht nur Autohersteller gibt, sondern auch Produzenten der Bahntechnik, Linienbusse usw.


    Die Linienbusse gehören ja wohl auch zur Autoindustrie und die Bahntechnik war, genauso wie der Flugzeugbau, zumindest zeitweise auch ein Geschäftsgebiet auf dem Daimler tätig war. Ist also nicht so, dass das nix miteinander zu tun hätte.


    Will man mehr Leute auf die Schiene bekommen, dann muß das Bahnreisen einfach komfortabler, d.h. in erster Linie auch zuverlässiger, werden. Gerade zu den Zeiten, in denen man die Bahn dem Auto vorziehen will, versagt diese regelmäßig. Wenn ich überlege, wie oft ich mir im Winter wieder die Beine in den Bauch gestanden und den A.... abgefroren habe, dann kann man soetwas älteren Reisenden eigentlich gar nicht mehr zumuten.


    Und das Preismodell der Bahn ist auch eine ziemliche Katastrophe. Maximal kompliziert. Ich habe zwar einigermaßen den Durchblick, aber es ärgert einen jedes Mal.


    So verprellt man Kunden. Und das hat nix mit irgendwelchen Verschwörungstheorien der Autoindustrie gegenüber der Deutschen Bahn zu tun.


    Die Bahn bzw. deren Management behindert sich einfach selbst.


    Zu den Arbeitsplätzen in der Autoindustrie: Da hängt der ganze Rest der Arbeitsplätze dran. Sowohl vor Ort, als auch in den Vorprodukten. Wollte man die schlagartig verringern, dann ginge Baden-Württemberg in die Knie. Dann ist auch nix mehr mit Immobilienboom im Großraum S und HN.


    Man kann neue Produkte produzieren, man kann sie effizienter produzieren, man kriegt aber große Probleme, wenn man wirtschaftliche Tätigkeit abbremst. Das gibt eine Kettenreaktion, die wir ja im Moment glücklicherweise in umgekehrter Form erleben.


    Und Kretschmann, wir werden ihn sicher überleben, läßt zumindest erkennen, dass er gewillt ist den größten Fehler zu machen, den er machen kann: Nämlich sich für den besseren Autobauer zu halten und zu glauben den Kunden, die ja nicht in erster Linie in BaWü sitzen, vorschreiben zu können, welche Produkte sie konsumieren sollen. Das klappt nicht.


    Man muß den Unternehmen, egal welcher Branche, Spielräume lassen. Nur dann können sie sich entfalten.


    P.S.: Du fügst immer den Bergbau an. Bist Du aus dem Ruhrgebiet?

  • Hallo,


    womit wir dann wieder zu einem der ursprünglichen Argumente zurückkommen:
    Wenn mehr Fahrgäste mit der Bahn fahren sollen, muss die Bahn konkurrenzfähig sein. auf der Strecke München - Stuttgart ist sie nicht konkurrenzfähig, da eine Autofahrt auf dieser Strecke selbst bei moderater Geschwindigkeit deutlich schneller ist, als die Bahnfahrt. Insbesondere wenn man nicht zur HVZ fährt und von Tür zu Tür rechnet.


    Alle grünen Vorschläge zur Lösung dieses Problems sind reine Polemik. Denn als Alternative zum Ausbau der Strecke Stuttgart - Ulm gibt es nur die Möglichkeit, die Strecke Ulm - Augsburg auszubauen. Diese Strecke ist aber viel kürzer und heute schon viel schneller, so dass ein Ausbau dieser Strecke wesentlich weniger bringt.


    Schwabenpfeil, die Preispolitik beim Autofahren ist aber auch nicht leichter zu durchschauen. Beispielsweise ärgere ich mich jedesmal, wenn ich gerade getankt habe, dass der Kraftstoff in den nächsten Tagen plötzlich deutlich billiger ist. Oder dass die Tankstelle B eben deutlich billiger ist, als Tankstelle A.


    Holger

  • Kretschmann sagte, die Menschen sollten weniger Autos kaufen und mehr Bahn fahren, das Land soll Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos.


    Punkt 1 macht wenig Sinn wenn gleichzeitig alle investitionen in die Bahninfrastruktur aus ideologischen Gründen abgewürgt werden. Punkt 2 macht auch wenig Sinn, da die Chinesen sich beispielsweise kaum für irgendwelche heißluftgeföhnten "Mobilitätskonzepte" interessieren dürften.


    Zu den Befürwortern einer grundsätzlichen Herauslösung des Netzes aus der DB AG gehört u.a. auch der DIHK, denen würde ich durchaus etwas Wirtschaftskompetenz zutrauen. Aus der FDP-Richtung (da muss man den DIHK ja einordnen) ist das mit der Zerschlagung von Monopolen zur Förderung des Wettbewerbs begründet.


    Die Idee mit dem Wettbewerb durch die Zerschlagung der Monopole ist ja schön und gut, aber das DIHK sollte mal sein Hirn einschalten. Denn wie wollen die es bitte schaffen, bei einer nur einmal vorhandenen Infrastruktur einen Wettbewerb hervorzurufen? Egal wie du es drehst und wendest, es kann nur einen geben, der einen Strang Schienen besitzen kann. Eine Zerschlagung würde also die Monopol-Situation von der bundes- auf die landesebene verlagern. Das wärs aber auch schon.


    Die DB Netz AG hat übrigens durchaus eine entsprechende Untergliederung, die eine Verteilung auf die Länder gar nicht mal so schlimm aussähen ließe - weil sie schon vorhanden ist.


    Jedes größere Unternehmen hat regionale Unterteilungen, das ist Standard und Normal. Es macht aber halt einen gewaltigen Unterschied, ob verschiedene Abteilungen eines einzigen Unternehmens zusammenarbeiten, oder komplett getrennte und voneinander unabhängige Unternehmen. Da hängt so viel dran an folgeschweren Konsequenzen, dass ich darüber vermutlich drei Seiten füllen könnte. Es ist also mitnichten "gar nicht mal so schlimm".


    Die Autoindustrie ist ähnlich wichtig wie die Kohleförderung vor ein paar Jahrzehnten, langsam mutiert sie zum vergleichbaren Geldgrab. Nach 5 Milliarden für die Abwrackprämie will sie jetzt 3,8 Milliarden für die Förderung der Elektroautos haben. Dieses Geld muss man irgendwo einsparen, an Investitionen in Bahnhöfe?


    Nach dieser Argumentation können wir ökologischen Technologien ja dann ebenfalls komplett einmotten, denn ohne milliardenschwere Subventionen wäre da gar nichts gelaufen.


    Der Ausbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs und die Entwicklung des Bahnverkehrs setzen voraus, dass diese Anteile vom Autoverkehr weggehen. Nicht jeder kauft das Auto nur zum Spaß und zum Stehen, viele verzichten darauf, wenn sie es nicht nutzen. Was wollt ihr lieber haben, glückliche Autoindustrie oder ausgebauten Hauptbahnhof mit mehr Verbindungen?


    61 Prozent der Umsätze der Automobilindustrie werden durch Exporte erwirtschaftet. Ich denke, die Autoindustrie wird die paar weniger Autos in BW gut verkraften können. Der ausgebaute Bahnhof ist auch für den Fernverkehr gedacht. Viele leute werden also die Bahn und das Auto nutzen.


    Im Übrigen solltest du die von dir zitierten Quellen genauer lesen, bevor du sie zitierst. Weiter oben hast du geschrieben, dass die EU "die Hälfte des Autoverkehrs" auf andere Träger verlagern will. Aber die Quelle spricht eindeutig von "medium distance intercity passenger and freight journeys". Vom gesamten Autoverkehr ist also gar nicht die Rede.


    Nur damit das ehrgeizige Ziel der EU auch in diesem Punkt klappen kann, muss die Bahn - wie Holger2 erwähnt - im Fernverkehr deutlich konkurrenzfähiger, sprich schneller werden. Zum einen gegenüber dem Auto und zum anderen gegenüber dem Flugzeug. Und damit wären wir wieder bei S21...

  • im Fernverkehr deutlich konkurrenzfähiger, sprich schneller werden. Zum einen gegenüber dem Auto und zum anderen gegenüber dem Flugzeug.


    Das mit dem Flugzeug ist eh so eine klassische Augenwischerei, die von der DB im Wettbewerb um Subventionen benutzt wird. Im innerdeutschen Fernverkehr hat unter den Massentransportmitteln die Bahn einen Anteil von um die 75%, das Flugzeug um die 20%, Busse etwa 5%.


    Der "Feind" der Bahn ist der Individualverkehr, vulgo das Auto. Und da ist nicht nur die Geschwindigkeit marktentscheidend.


    Der Marktvorteil des Flugzeugs ist nur im pankontinentalen Bereich signifikant, und hier hat die Bahn eh nur auf Einzelstrecken (mit Zielen wie London, Paris oder Verbindungen in grenznahe Metropolen im Ausland) den Hauch einer Chance irgendwelche Marktanteile in nicht verschwindend geringer Menge zu ergattern.

  • Schwabenpfeil, die Preispolitik beim Autofahren ist aber auch nicht leichter zu durchschauen. Beispielsweise ärgere ich mich jedesmal, wenn ich gerade getankt habe, dass der Kraftstoff in den nächsten Tagen plötzlich deutlich billiger ist. Oder dass die Tankstelle B eben deutlich billiger ist, als Tankstelle A.


    Das sind ja nur Unterschiede von ein paar Cent pro Liter hoch oder runter. 3% bis 5% vielleicht.


    Bei der Bahn können das 100% oder 200% sein.


    Beim Bahncardsystem gibt es teils recht kuriose Preisunterschiede.


    Bestimmte Preise werden zwar beworben, aber ich bezweifele nach längerer Recherche, dass sie überhaupt buchbar sind.


    Es ist ein Witz, dass man Platzkarten kaufen muß. Folglich also Stehplätze im ICE angeboten werden. In Frankreich ist im TGV oder Thalys ein Sitzplatz selbstverständlich.


    Warum kostet eine Platzreservierung mehr, wenn man sie getrennt vom Ticket kauft?


    Es werden teils Anreize geschaffen die unnötig sind, die übertrieben sind oder gar falsch sind.


    Der "Feind" der Bahn ist der Individualverkehr, vulgo das Auto. Und da ist nicht nur die Geschwindigkeit marktentscheidend.


    Eben, Zuverlässigkeit und Komfort sind enorm wichtig. Ganz besonders Erstes.


    Wenn man schon häufig mit Ausfällen rechnen muß, dann könnte man wenigstens mehr Sitzgelegenheiten auf den Bahnsteigen schaffen. In der Länge haben die teils sehr viel Platz dafür.


    Und den Gelegenheitsbahnfahrer, der ja langfristig zum Stammgast werden könnte, schreckt das von vorne herein ab.


    Und zu guter Letzt habe ich kein Verständnis für bestimmte Auslandseskapaden der Deutschen Bahn.


    Kürzlich mußte ich z.B. lesen, dass die Deutsche Bahn ein Projekt in Israel absagt, weil es durch mit den Palästinensern umkämpfte Gebiete führt. Da frage ich mich schon, wie man so ein Projekt überhaupt anschieben kann?


    Die Deutsche Bahn sollte sich auf Deutschland konzentrieren und natürlich auch auf Verbindungen zu den direkten Nachbarn. Wer woanders bahnunternehmerisch tätig werden will, der soll dafür mit eigenem privatem Geld eine eigene Bahngesellschaft gründen. Das muß nicht der deutsche Steuerzahler querfinanzieren.

  • Der "Feind" der Bahn ist der Individualverkehr, vulgo das Auto. Und da ist nicht nur die Geschwindigkeit marktentscheidend.


    Hallo,


    dafür, dass ich derzeit von Stuttgart nach München nicht mit demZug, sondern mit dem Auto fahren, ist allein die fehlende Zug - Geschwindigkeit entscheidend.


    Schwabenpfeil, ich muss sagen, dass ich in den vergangenen Jahren sehr oft und gerne Zug gefahren bin. Im letzten Jahr hatte ich ein einziges Mal mehr als eine Stunde Verspätung. Und wenn ich mal einen Zug verpasse, setze ich mich auf einen Kaffee in die Bahnlounge. Gelassenheit siegt. Ich genieße auch, dass ich im Gegensatz zum TGV jederzeit mitkomme, auch wenn ich dann vielleicht stehen muss.


    Natürlich läuft dort nicht alles rund bei der Bahn. Aber dieses ständige Gehacke halte ich als Oftfahrer für maßlos übertrieben.


    Holger