In den USA beginnt man mit einer Anekdote: vor ein paar Wochen parodierte "Switch reloaded" die Sendung "Der Finanz-Check" mit Anke Engelke als "arbeitslose Friseuse" und Ingo Lück als "arbeitslosen Arbeitslosen". Wo wurde das hochverschuldete unterschichtige Paar angesiedelt? Natürlich in Gelsenkirchen, wo tatsächlich viele Familien seit Generationen nur von der Stütze leben und als erlernten Beruf wohl "Profi-Arbeitsloser" angeben. Wenn irgendwo in den Medien solche Gestalten verspottet werden, wohnen sie fast immer im Norden des Ruhrgebiets. Die Zustände dort werden von vielen Politikern zitiert, wenn sie die Schieflagen der Sozialsysteme anprangern wollen.
Wenn das alles die Grundlage gemeinsamer Identität bilden soll, möchte ich auf keinen Fall in der Weltmetropole der Dauerarbeitslosen wohnen. Lieber folge ich meinen Cousins und ziehe nach Düsseldorf (arbeitsrechtlich längst geschehen).
Auch würde das eine einheitliche Strategie erfordern, die es zwar schon gibt
Das unerklärte, aber einheitlich befolgte Ziel etlicher Revierstädte ist, so schnell wie möglich so bankrott wie möglich zu werden. Nehmen wir als Beispiel Mülheim/Ruhr (dort sind meine Düsseldorfer Cousins aufgewachsen), wo die letzte Zeche vor 50 Jahren geschlossen wurde, dafür etliche Schwerindustrie-Betriebe bis heute existieren; viel Mittelstand kam noch hinzu. Neben Meerbusch hat die Stadt die meisten Millionäre pro Einwohner in NRW, eigentlich müsste sie reich und glücklich sein. Als vor 9 Jahren RWW und andere Beteiligungen verkauft wurden, wurde die Stadt praktisch schuldenfrei (wie heute Düsseldorf). Darauf folgten kostspielige Projekte wie die umstrittene Ruhrbania. Vor wenigen Tagen ist Mülheim am gemeinsamen Ziel angekommen, wie wohl sämtliche Großstädte von Duisburg bis Dortmund.
Man hätte denken können, dass es nicht schlimmer als bankrott sein kann, aber auch da gibt es einen Wettlauf nach unten, wie man neben Schuldenbergen noch millionenschwere Verpflichtungen anhäufen kann. Hundert Millionen für eine bankrotte Messe, der die vermeintlichen direkten Nutznießer (Hotels, Kneipen, Beschäftigte usw.) keinen Cent geben wollen? Für viele kein Problem.
Offen gebe ich zu, dass ich Angst vor einer "Ruhrstadt" habe, in der die Pleite-Profis unter sich bleiben. Wenn schon bankrott, dann besser unter Aufsicht aus einer Stadt, in der man das Wirtschaften nicht verlernt hat. Wenn die Regierungsbezirksgrenzen ein Problem sein sollen, mögen doch die westfälischen Städte bis Dortmund in den RB Düsseldorf wechseln. Wenn eine einzige Megastadt entstehen sollte, möchte ich lieber nach Düsseldorf eingemeindet werden.