berliner1983
Du scheinst mit der Berliner Baugeschichte nicht sehr vertraut zu sein. Deshalb ein paar Informationen:
Das Gebiet zwischen Alexanderplatz und Schloss war vor 1945 eine ziemlich trostlose Gegend, ohne herausragende Gebäude, wenn man mal die jetzt noch vorhandenen Gebäude, wie Marienkirche und Rathaus, ausnimmt. Mit Altstadt hatte das alles nichts zu tun, denn diese war schon während der Kaiserzeit in eine ziemlich öde Büro-und Geschäftscity verwandelt worden. Dieser extrem brutale Prozess führte nicht nur zur Zerstörung wertvoller Baudenkmäler (z.B. Abriss des Palais Wartenberg von Andreas Schlüter 1890), sondern auch zur Reduzierung der Wohnbevölkerung in der Altstadt von 30.000 im Jahr 1871 auf rund 10.000 im Jahr 1914. Eine Altstadt, die diesen Namen verdienen würde, gab es zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr.
Allerdings war das Gebiet um die Marienkirche auch keine attraktive Stadtmitte. Die großen Geschäftsstraßen waren die Friedrichstraße, die Leipziger Straße, der Kurfürstendamm, nicht die Kaiser-Wilhelm-Straße oder die Königstraße. Auch deshalb wurde der U-Bahnhof Stadtmitte 1936 eben nicht an der Marienkirche oder am Alexanderplatz, sondern an der Kreuzung zwischen Leipziger Straße und Friedrichstraße eingerichtet. Dort war im Bewusstsein der Berliner die Stadtmitte.
Eine wirklich markante Gestaltung und Aufwertung durch ein überregional bekanntes Gebäude hat das Gebiet erst mit dem Bau des Fernsehturms 1969 erfahren.
Zu den weiteren Auslassungen will ich mich nicht weiter äußern, das sind subjektive Befindlichkeiten, die ich völlig anders sehe. Ich finde den Freiraum am Fernsehturm wie den Fernsehturm selbst großartig, auch wenn man dort einiges instandsetzen könnte. Aber im September sind ja Wahlen, da wird man ja sehen, wieviel Prozent die von Dir so gehassten Parteien SPD; Linke und Grüne so erhalten.
Hanseat
Also über einen Mangel an Touristen kann sich Berlin nun wirklich nicht beklagen. Die kommen in Scharen. Aber die kommen nicht, weil hier eine Innenstadt ala Köln sehen wollen. Gute Stadtentwicklung besteht nicht darin, andere Städte nachzuäffen, sondern die eigenen Traditionen, und dazu gehört auf jeden Fall der Städtebau der Moderne, zu pflegen. Und das ist ein Berliner Alleinstellungsmerkmal, dass sie wie kaum eine andere Metropole in Europa durch den Städtebau der Moderne geprägt ist. Dieses Potenziale zugunsten einer Bebauungsstruktur zu zerstören, die es ja schon jetzt reichlich in Berlin gibt, wäre kleinmütig. Oder was könnte hier entstehen, was es nicht schon in Berlin gibt?