Nichts gegen moderne Wohnbebauung im Waldstraßenviertel, schließlich wurden Neubauten, sei es durch Stadterweiterungen, Lückenschließung oder Neubebauung im Bestand, schon immer dem aktuellen Zeitgeschmack angepasst. Beim Neubau in der Friedrich-Ebert-Straße sehe ich das Problem hingegen in der gnadenlosen Flächenoptimierung. Dadurch leidet die Architektur, auf die gerade in dieser städtebaulich bedeutenden Lage mehr Priorität eingeräumt werden sollte. Und zusätzlich wirkt der Neubau durch die zwei Staffelgeschosse irgendwie brutalistisch. Aus meiner Sicht ziemlich enttäuschend...
Leipziger Wohnungsbau
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Also die Friedrich-Ebert-Straße hat schon ein relativ ungeschlossenes Straßenbild. Vor allem die Traufhöhen sind nie wirklich auf einer Höhe. Somit kann man nicht von einem einheitlichen Bild reden - sprich von einer Soliden Blockrandbebauung die kaum Lücken aufweist.
Man kann auf den Visualisierungen ja kaum erkennen wie der Übergang zu dem anderen Gebäude ausfällt. Vielleicht sollte man sich in der Farbgebung anpassen aber die Lückenschließung alleine ist schon relativ wichtig. Nicht zu vergessen dass es auch moderner Wohnungsbau nicht fehlen sollte.
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^ Zwischen Waldplatz und Einmündung Max-Planck- Straße ist allerdings eine vollständige Blockrandbebauung vorhanden, einzige Ausnahme ist das von der GRK momentan sanierte Eckgebäude sowie diese Baulücke. Für Leipziger Verhältnisse ist das eine extrem homogener Straßenzug, fürs Waldstraßenviertel dagegen typisch.
Gegen modernen Wohnungsbau an sich spricht ja nichts und das hat auch niemand behauptet. Krisitiert wird die mangelnde Maßstäblichkeit. Insbesondere wenn ich mir deine Kritik zur August-Bebel-Straße anschaue, frage ich mich, wie du diesen Bau gut finden kannst.
Dass unabhängig davon die Lückenschließung zu begrüßen ist, steht natürlich außer Frage.
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Noch zur Friedrich-Ebert-Straße: Der Lückenschluss ist aus städtebaulicher Sicht nicht notwendig, da dort keine Lücke empfunden wird. Ein direkter Anschluss an das niedrigere Eckgebäude ist ahistorisch. An den fünfgeschossigen Bau links hätte man getrost anbauen können, aber doch nicht so! So wie die Visualisierung aussieht, überspringt der Neubau mindestens drei Parzellen, dazu die schon monierte Aufstockung per Staffelgeschoss. Das geht völlig daneben. Von der unzulänglichen Architektursprache ganz zu schweigen! Ein vergleichbar vermurkster "Lückenschluss" ist in der hinteren Wiener Straße in Kreuzberg zu bewundern. Ich prophezeie, dass der Bau, wenn er so kommt, den ganzen Straßenzug versauen wird.
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^ Es handelt sich um zwei Parzellen (112-113). Ich persönlich empfinde da im Übrigen schon eine Lücke. Der bisherige Parkplatz samt Brandwand kann ja wohl kaum der Weisheit letzter Schluss sein. die Überbauung der Hofeinfahrt ist allerdings tatsächlich unnötig.
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Lipsius: Warum ist ein direkter Anschluss an das kleinere Gebäude "ahistorisch"? Das musst du besser erklären. Man sollte also die Lücke belassen da ja keiner bemerkt da es ein Kriegsschaden ist? Das verstehe ich nicht so richtig. Also ich bemerke die Lücke immer!
@ DaseBLN: Dieser Neubau hier ist sicherlich nicht der gelungenste aber wenn man eben vom städtebaulichen Aspekt ausgeht aber völlig legitim. Mit dem neuen Geschoss auf dem Altbau fügt er sich an die Blockrandbebauung in der Hinrichsenstraße an. Genauso erfolgt der Anschluss an die Bauhöhe der Friedrich-Ebert-Straße. Die Horizontale Struktur spricht bei sieben Geschossen eher dafür weil man ansonsten eine zu starke Abgrenzung zum Straßenzug hätte. Die Nutzung bezieht sich eindeutig auf großzügiges wohnen was bei dem Standort Sinn macht. Ich könnte mir sogar eine noch höhere Bebauung vorstellen.
Die Architektur sollte hier natürlich um einiges ausgereifter und präziser sein damit bei einem Neubau solcher Größenordnung keine Probleme entstehen. Ob das bei Investoren wie der GRK mittelfristig finanziell möglich sein wird bezweifle ich.
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^ Lipsius bezog sich darauf, dass am Eckgebäude an der jetzt vorgesehenen Hofeinfahrt ein seitlich auskragender Eingang befand, also nie ein direkter Anschluss ans Nebengebäude vorlag.
Unabhängig davon: ich sehe da wirklich wenig, was sich "einfügt", auch wenn ich die Lückenschliessung im Gegensatz zu Lipsius begrüße.
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Zu #453: Und wo nimmt die Planung denn bitte Bezug auf den existierenden Stadtraum (Traufhöhe, vertikale oder horizontale Gliederung, Maßstäblichkeit, Materialität)? Der Bau fügt sich doch eben in keinster Weise ein, und genau das muss an einer Friedrich-Ebert-Straße im Waldstraßenviertel in Leipzig auch Kritikpunkt sein dürfen. Hier wird völlig unverhohlen eine Planung, die eigentlich eben nicht für den geschlossenen Blockrand, sondern für die grüne Wiese gemacht war, in eben ersteren hineingesetzt. Und noch dazu eine, die in der Formensprache eher an ein Gewerbegebiet denn an einen Wohnbau erinnert. V.a. die Ausprägung der straßenseitigen Balkons bei gleichzeitig zurückspringender Fassade ist in dieser brutalen Art und Weise vollkommen unnötig, es gibt 1000 gute Beispiele, wie man sowas auch ohne irgendwie klassisch oder historisierend zu bauen besser lösen kann.
Ich habe auch nix gegen Lückenschlüsse, ich sehe das sogar als wichtigste städtebauliche Aufgabe im Leipzig der nächsten Jahrzehnte an, weil so viele großartige Straßen immer wieder an einzelnen Stellen perforiert sind, aber Lückenschluss sollte Lückenschluss und nicht Lückenüberfüllung sein...
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Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen.
Lückenschluss um jeden Preis halte ich im Waldstraßenviertel für absolut unangebracht.
Der geplannte Neubau fügt sich einfach nicht harmonisch in diesen hochwertigen Strassenzug ein.
Ich hoffe inständig das dieses Projekt nicht Vorbild für weitere Neubauten im Waldstraßenviertel wird. -
Meines Erachtens hatte ich wirklich deutlich gemacht, dass die Planungen keineswegs präzise oder ausgereift scheinen. Genauso wenig bin ich bei der Farbgestaltung überzeugt. Auch die Garageneinfahrt 'Stinkt'. Trotzdem sollte man in städtebaulicher Hinsicht nicht die 'Sau durch das Dorf jagen'.
Durch Lückenbebauung wird vor allem das Waldstraßenviertel ein wenig sein Gesicht verändern. Neubauten bringen nun mal frischen Wind in das urbane Umfeld. Ob man jetzt Fassadenstrukturen, Traufhöhen oder gar Fenstersimse 1:1 angleichen/übernehmen/kopieren muss halte ich in einem Wohnviertel für zweifelhaft.
Für mich würde sich z.B. dieser Neubau noch eher Einfügen als die Stadtvillen am Johanna Park. Für welche ich keinerlei Verständnis für Baumasse oder Kleinteiligkeit aufbringen kann. Da ist der Städtebau wirklich mehr beschädigt.
Wie Cowboy schon schrieb ist es auch garnicht gewiss ob man bei beiden Projekte tatsächlich baut.
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unabhängig davon, ob in der friedrich-ebert-strasse jemals so gebaut werden wird, lässt sich über den entwurf sicher diskutieren. allerdings auch über einige kritikpunkte:
Lipsius: wie kann man dort keine lücke empfinden - und gleichzeitig davon davon sprechen, dass der neubau mindestens 3 parzellen einnehmen würde? wenn dort keine grosse lücke wäre, würde auch die neubauplanung kleiner ausfallen.
RMA: sowohl nördlich als auch südlich nimmt der entwurf die traufhöhen der nachbargebäude auf. daraus ergibt sich das staffelgeschoss mit den dachterrassen. die grossen balkone darunter sollen eine loggia-artige ausprägung erhalten, die somit nicht in den strassenraum hineinragen würde. was ist daran brutal oder erinnert an ein gewerbegebiet?
die umliegenden gebäude leben (neben der lagegunst) vom charme knarrender treppenhäuser und stuck. doch das sind elemente, die kein historisierender neubau bieten könnte. was dabei übrig bliebe, wären kleine fenster und räume. das ist auch nicht jedermanns geschmack. darum kann ich den grundgedanken des projekts - sanierung des eckgebäudes und grosszügig verglaster neubau - gut nachvollziehen, beides würde interessenten finden.
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Kleiner Exkurs: In dieser Baulücke in der Gustav-Adolph-Straße laufen gerade Erdarbeiten:
http://www.bing.com/maps/?v=2&…cene=10795132&lvl=2&sty=b
Es sieht aus, als entstünde dorten ein Neubau. Leider ist absolut nix dazu vor Ort veröffentlicht. Danke für die Aufmerksamkeit.
Wir schalten zurück in die Ebert-Straße. -
Dass die Lücke in der Friedrich-Ebert-Straße geschlossen werden soll, finde ich ganz in Ordnung. Zwar sieht das geplante Gebäude auf der Visualisierung groß aus. Aber das kann auch an der gewählten Perspektive liegen.
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Wenn man sich hier die Bilder von den Leipziger Wohnvierteln so ansieht, kann man Euch nur gratulieren. Leipzig muss ja viele wunderschöne Ecken haben!
Kann es kaum erwarten, mir die Stadt endlich einmal anzusehen.
Wie erklärt Ihr übrigens diese recht hohe Wohnungsbautätigkeit, die Renditen sind angesichts der Mieten in Leipzig doch eher gering, oder nicht?
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^ Das ist ein Phänomen, das gehäuft erst in den letzten zwei Jahren auftritt, und zwar insbesondere in Vierteln mit einer hohen Sanierungsquote. Diese hat die Attraktivität des Viertels hochgetrieben, was die Nachfrage erhöht, was wiederum dafür sorgt, dass man dortige Neubauten wohl recht gut los wird. Bis vor 2 Jahren beschränbkte sich die Neubautätigkeit in innerstädtischen Wohnvierteln fast ausschließlich auf Stadthäuser. Kann man auch sehr schön hier im Strang verfolgen.
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l´emigrant, ein Experte wurde zum Thema Wohnungsbau in Leipzig vor kurzem in der Lokalpresse zitiert. Darin meinte er, dass sich Wohnungsneubauten in der Stadt erst ab einer Kaltmiete von etwa 7 Euro rentieren würden. Dieser Mietpreis scheint in beliebten Vierteln mit hoher Sanierungsquote inzwischen erreicht, während die Durchschnittsmiete immer noch bei 5 Euro liegt. In einigen Wohnvierteln rund ums Zentrum hat sich deshalb der Schwerpunkt seit eins, zwei Jahren verschoben, von Sanierung im (Alt-)Baubestand hin zur Nachverdichtung.
In jenen Vierteln, wo die Mieten noch keine 7 Euro/qm erreichen, gibt es meist alternative Nachverdichtungskonzepte mit den sog. Stadthäusern (näheres dazu im #1 des Strangs), wie z.B. aktuell hier an der Friedenskirche in Gohlis:
Bild: CowboyVerglichen mit westdeutschen Ballungszentren ist der Wohnungsneubau in Leipzig jedoch (noch) eher bescheiden.
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Kein Wunder, in Köln oder Düsseldorf (von München oder FFM wollen wir gar nicht reden) bekommt man mittlerweile keine Wohnung mehr unter 10 €/m² kalt. Auch nicht in den teilweise sehr hässlichen und unangenehmen Lagen.
Aber dass die Miete stellenweise schon 7 € erreicht hat, interpretiere ich mal als gutes Zeichen. Offenbar gibt es mittlerweile in der Region auch ein paar Jobs, die vernünftig bezahlt sind?
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Kein Wunder, in Köln oder Düsseldorf (von München oder FFM wollen wir gar nicht reden) bekommt man mittlerweile keine Wohnung mehr unter 10 €/m² kalt. Auch nicht in den teilweise sehr hässlichen und unangenehmen Lagen.
Aber dass die Miete stellenweise schon 7 € erreicht hat, interpretiere ich mal als gutes Zeichen. Offenbar gibt es mittlerweile in der Region auch ein paar Jobs, die vernünftig bezahlt sind?
Steigende Mieten sind ein gutes Zeichen?! Kommt immer drauf an für wen und für welchen Indikator;)
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Ich denke anbetrachts der Tatsache, dass in Leipzig sicher immer noch Wohnraum für mindestens 100.000 Menschen ungenutzt herumsteht, müssen wir noch lange warten, bis man von sowas wie Gentrifizierungsproblematik sprechen kann. Selbst in 1A-Lagen sind sanierte Altbauten für Durchschnittsverdiener ja weiter durchaus erschwinglich, um nicht zu sagen aberwitzig billig, wenn man diese Verhältnisse mal auf Mietwucher-Oasen wie Frankfurt am Main oder München überträgt.
Mir kamen vor zwei Wochen echt die Tränen, als ich die Altbau-Wohnung gesehen habe, die meine Schwester jetzt als Studentin in Plagwitz bezieht – für so eine Ausstattung und Lage würde man hier locker das Vierfache hinlegen, und selbst in Berlin dürfte es in durchsanierten Gebieten wie Kreuzberg oder Prenzlauer Berg recht schwer sein, sowas zumindest zu ergattern.
In Leipzig braucht man nur mal abends entlang der Ausfallstraßen zu fahren, und die Lichter in den Fenstern zu zählen, demnnach hat man in vielen Stadtteilen offenbar den aberwitzigen Luxus, dass man sich bevorzugt in den ruhigen Stichstraßen breit machen kann, weil so ein Überangebot vorhanden ist...
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