Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Schlechte Nachricht: Der Bau der Kuppel wird immer fraglicher. Bisland seien zu wenig Spenden eingegangen (erst 1 MEURO; geplant sind bekanntlich 80). Mehrkosten für den Kuppelbau dürften auf Ablehnung der Bundestagsabgeordneten stoßen, so Bauminister Ramsauer.


    Artikel Tagesspiegel

  • Zitat Ramsauer: „Der Betrag, den die Kuppel kostet, entspricht acht Kilometern vierspuriger Autobahn. Dreimal dürfen Sie raten, welche Alternative die meisten Abgeordneten besser finden“


    Das ist ja mal ein echtes Armutszeugnis...

  • Was sind schon bitte 8km irgendeiner Autobahn gegen einen so markanten Teil dieses Vorzeigeprojekts? Aber dass es wohl nur 1 Mio. € Spenden sind, kommt mir schon komisch vor. Ein Teil der Spenden geht wohl auch in die Arbeit des Vereins, aber das kann wohl nicht alles sein, was nach X Jahren sammeln übrig geblieben ist, oder?


    Ich frage mich, wie viel man gespart hätte, wenn man (für außen) einfach wieder Schlüter, seine Vorgänger und Nachfolger in Form von deren Plänen "engagiert" hätte ohne große Ausschreibung, Wettbewerb, "Star"architekten usw. Dann hätte es auch einfach ein Ingenieur und Innenarchitekt getan, die dafür sorgen, dass alles auch stehen bleibt und wirtschaftlich Aufgeteilt ist.

  • Dreimal dürfen Sie raten, welche Alternative die meisten Abgeordneten besser finden
    Die Kuppel eben. :lach: Einige von Ramsauers Fraktionskollegen melden sich zu Wort und sprechen sich eindeutig für den Bau der Kuppel aus.


    Ein gutes Argument brachte auch Patrick Döring von der FDP der anmerkte, dass das Spendenaufkommen bisher zwar unter den Erwartungen liege, der Großteil der Spenden allerdings auch bei der Dresdner Frauenkirche erst nach Baubeginn eingegangen sei.


    Artikel Tagesspiegel

  • Was sind schon bitte 8km irgendeiner Autobahn gegen einen so markanten Teil dieses Vorzeigeprojekts?


    Das mit den 8km klingt natürlich ein wenig lächerlich. Aber überleg mal, wie viele (dringend benötigte und wirtschaftlich sinnvolle) Verkehrsprojekte in Deutschland Jahr für Jahr verschoben werden - es wäre schon ein wenig vermessen das anderswo dringend benötigte Geld abzuziehen und stattdessen in diese Kuppel zu investieren.


    Davon abgesehen, wenn sich das mit den Spenden bewahrheitet und es erst nach Baubeginn richtig losgeht, dann werden wir ja sehen ob genug für die Kuppel übrig bleibt.

  • Das wäre wohl ein Witz, wenn die Kuppel als meiner Meinung nach markanteste Gebäudeteil des Stadtschlosses nicht bzw. nur in vereinfachter, modernistischer Form gebaut werden würde!


    Zum Vergleich:
    Damit würde der gleiche Fehler begangen werden wie bei der Kuppel des Berliner Doms, die zu DDR-Zeiten ebenfalls vereinfacht und mit falschen Proportionen wiedererrichtet worden ist...jetzt ist es dort zu spät, da der aktuelle Zustand unter Denkmalschutz steht!


    Berliner Dom 1900:


    Berliner Dom heute:


    Quelle: Wikipedia

    4 Mal editiert, zuletzt von Architektator () aus folgendem Grund: Entschuldigung, Bilder waren zu groß

  • @ Jai-C und andere:


    Richtig und genau hier trennt sich in Deutschland die (politische) Spreu vom Weizen!
    Frei nach de Gaulle: 'Politiker denken an die nächsten Wahl, Staatsmänner an die nächste Generation'.


    Das Totschlagargument, Gelder sinnvoller i.S.v. wähler- bzw. klientelopportunistisch verwenden zu können, hat doch einen Bart. Das lass ich nicht gelten. Es gibt IMMER irgendwas, was vermeintlich wichtiger, dringender oder sozialer ist.

  • Ja ja, und wenn man noch 9 andere Kuppeln streicht, hat man gleich 80km ;). Hier gehts nicht um neue Straßenlaternen, obwohl die alten noch gehen...Wenn er schon so argumentiert, dann sollte er vielleicht genauer werden, ein Beispiel nennen, statt einfach ein paar x-beliebige km Autobahn. Dann lieber umschichten und nach Haiti schicken.

  • Ben, versteht mich bitte nicht falsch - auch ich würde mir die Kuppel wünschen! Allerdings muss auch klar sein, dass dieses Projekt primär auf Kosten des Bundes errichtet wird, also zum Großteil auf Kosten der Bürger anderer Bundesländer.
    Die Kuppel zu fordern bedeutet, den ohnehin größtenteils von anderen bestrittenen Etat noch weiter in Richtung Berlin umzuverteilen. Das ist aus meiner Sicht keine Selbverständlichkeit! Ich finde es darum richtig, eine politische Diskussion darüber zu führen und dieses Thema nicht einfach stillschweigend hinzunehmen.

  • Der Bund investiert sowieso zu wenig in die Straßen, da kommt es auf 8km mehr oder weniger Autobahn nicht so an, finde ich. Bei uns in NRW gibt es auch viele kaputte Autobahnen, aber ich würde das Geld trotzdem für die Kuppel ausgeben, dann soll der Bund sich für ne halbe Milliarde halt mehr verschulden und davon die 8km Autobahn bauen, als ob es darauf ankäme. ;) Wenn sich Deutschland es leisten kann Brücken ins Nirgendwo zu bauen und Geld zu verschwenden, dann ist so eine Kuppel-Kosten-Diskussion ein bisschen lächerlich. Wenn die Herren Abgeordneten mit dem ihnen anvertrauten Geld effizienter umgehen würden, dann gäbe es viele Finanzierungsprobleme nicht.

  • Die Kuppel soll doch zunächst einmal hauptsächlich über Spenden finanziert werden. Ich denke auch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh ist, um über die Höhe des Spendeneingangs zu spekulieren. Bei den Meldungen der letzten Monate, die das Humboldtforum immer wieder in Frage gestellt haben, ist es doch kein Wunder, dass potentielle Spender verunsichert sind. Zumindest sollten - falls die Gelder tatsächlich ausbleiben - Vorkehrungen getroffen werden, die eine spätere Rekonstruktion zulassen.

  • Bauliche Konstruktion des Humboldt-Forum

    Also die Tragwerkskonstruktion des Schlosses wird vom Büro Hilmer-Sattler als Sub von Stella geplant. Diese haben sich für eine reine Klinkerkonstruktion entschieden, auch um die Fundamente wieder zu nutzen.


    In puncto Reko-Fähigkeit können Kuppel, Weisser Saal, Parolekammer und Schwarzer-Adlerorden-Saal in den ursprünglichen Dimensionen gebaut werden. Zunächst ist eine Reko ohne Stuck und Baukunst vorgesehen (innerhalb Budget). Alles andere geht später extra.


    Ich denke, das ist eine gute Lösung. So kann mein Sohn (*Januar 2010) sich dafür einsetzen den Stella-Ostteil wieder abzubrechen und das Renaissance-Schloß wiederzubauen.

  • @ Konstantin
    Na hoffentlich hoffentlich führt die Generation deines Sohnes mit der Rekonstruktion der Ostfassade nicht auch wieder den Kaiser mit ein. Seine Generation wird wohl eher verhindern, das verbohrte Rekonstruktionsbeführworter den Stella- Ostflügel zerstören und unsere Städte wieder in den Zustand der Jahrhundertwende zurückmodelieren wollen.

  • Eine reine Klinkerkontruktion? Das ist ja mal eine tolle Nachricht. Mit einer Stahl- oder auch Stahlbetonkonstruktion hätte der Bau für mich, mal pathetisch ausgedrückt, auch das letzte Bisschen an Würde verloren.

  • NewUrban: Es geht hier nicht um Jahrhundertwende, sondern um Stadtstruktur. Und zwar jene Struktur, die über viele Jahrhunderte gewachsen ist. Es geht um die Erkenntnis, dass Kulturgeschichte auch durch eine kurze Episode der mutwilligen Zerstörung von außen nicht ausgelöscht werden kann.

  • @ Konstantin
    Na hoffentlich hoffentlich führt die Generation deines Sohnes mit der Rekonstruktion der Ostfassade nicht auch wieder den Kaiser mit ein. Seine Generation wird wohl eher verhindern, das verbohrte Rekonstruktionsbeführworter den Stella- Ostflügel zerstören und unsere Städte wieder in den Zustand der Jahrhundertwende zurückmodelieren wollen.


    Die Wiedereinführung der Monarchie ist natürlich unabdingbare Voraussetzung für die Rekonstruktion. Ich will auf meine alten Tage endlich eine schicke Fantasieuniform und zu Kaisers Geburtstag Schampus saufen!

  • Natürlich geht es um gewachsene Strukturen! Nur leider wird oft vergesen, das "gewachsene Strukturen" auch mal zerstört werden und dann neue entstehen. Klar war die Sprengung des Stadtschlosses kulturbarberei, aber sie war auch ein Resultat des Naziterrors, das dürfen wir nicht vergessen. Der Kompromisss, der getroffen wurde, ist ein sehr guter. Die Stadreperatur wird in Berlin vorbildlich betrieben, dass kann man nicht leugnen. Das Schloss wird in seiner Gestalt Würde ausstrahlen und äusserst repräsentativ sein. Aber: Es bleibt eine bloße Kopie, welche der Ausfüllung einer Leerfläche dient und aus Mangel an Ideen entstand.


    War ja klar, dass man hier Gegenwind bekommt und "anonym" abgewatscht wird! Ich habe bloß auf einen Kommentar reagiert, der äußerst respektlos dem Architekten des Siegerentwurfes gegenüber war! Ausserdem solltet ihr auch nicht ausser acht lassen, das Schloß Sanssouci gehörig sanierungsbedürftig ist. Was mich einfach ankotzt ist, das In die Wiederherstellung verlorener Baudenkmale investiert wird, während echte Denkmale verfallen. Das ist kein denkmalschutz! Aber das will ja keiner wissen, der hier für die Stadreperatur mithilfe von Phantasiefassaden eintritt!

  • NewUrban: Es geht hier nicht um Jahrhundertwende, sondern um Stadtstruktur. Und zwar jene Struktur, die über viele Jahrhunderte gewachsen ist. Es geht um die Erkenntnis, dass Kulturgeschichte auch durch eine kurze Episode der mutwilligen Zerstörung von außen nicht ausgelöscht werden kann.


    Es sind schon ganze Städte abgefackelt worden (z.B. Hamburg 1842), sollen wir die auch wieder "rekonstruieren? Oder Mailand, das durch Friedrich I. Barbarossa zerstört wurde? es geht doch hier nicht um die Rekonstruktion, sondern um "Geschmacksfragen". Man sollte über eine würdige Fortführung der städtebaulichen Traditionen diskutieren, nicht um eine Wiederherstellung früherer Zustände.

  • Es sind schon ganze Städte abgefackelt worden (z.B. Hamburg 1842), sollen wir die auch wieder "rekonstruieren? Oder Mailand, das durch Friedrich I. Barbarossa zerstört wurde? es geht doch hier nicht um die Rekonstruktion, sondern um "Geschmacksfragen". Man sollte über eine würdige Fortführung der städtebaulichen Traditionen diskutieren, nicht um eine Wiederherstellung früherer Zustände.


    JA! Genau darum geht es. Nichts anderes. Niemand will irgendwelche Städte 'rekonstrieren'. Thema ist die Wiederherstellung der *Stadtstruktur*. Und dazu gehören in erster Linie mal Straßen, Plätze, Blockränder und die entsprechenden Leitbauten. Es kann nicht sein, dass durch eine kurze Epoche der Willkür, Zerstörung und Ignoranz gegenüber allen städtebaulichen Traditionen jahrhundertelang gewachsene Städte komplett ausgelöscht werden. Deswegen werden Bauten wie der Palast der Republik oder das DDR-Außenministerium entfernt und das Humboldt-Forum errichtet. Darum werden Straßen wie Gruner- und Gertraudenstraße wieder auf ihre ursprüngliche Lage zurückgeführt und die entstehenden Flächen bebaut. Und zwar ganz überwiegend in zeitgenössischer Art und Weise, aber eben im Einklang mit der Stadtstruktur.
    DAS nenne ich eine würdige Fortführung der städtebaulichen Traditionen.