Was ist das eigentlich für ein Gebäude zwischen Kaufhof und Hotelturm (auf Schmittchens Bildern 2 und 3). Gehört das zur Zeilgalerie oder ist es ein eigenständiges Gebäude? Für was wird das genutzt?
Palais Thurn und Taxis (Teil des PalaisQuartiers)
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Das gehört meines Wissens noch immer der Telekom, ist ein eigenständiges Gebäude und vermutlich der einzige verbliebene Vorkriegsbau in diesem Bereich. Darin befinden sich wohl technische Anlagen. Wäre wünschenswert, wenn im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Kaufhof-Nordseite auch diese Fassade aufgewertet würde. Potential ist sicher da - auch für ein ordentliches Dach. Bei dem seit den Abrissarbeiten 2004 an der Frontseite immer noch mit schwarzer Folie verhüllten Treppenhaus am westlichen Ende wird dies ja unvermeidbar sein. Ideal wäre natürlich, wenn die Telekom das Erdgeschoss räumen könnte und dort beispielsweise Gastronomie einziehen würde.
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Nach dem Plan des Hautpostamts von 1895, den ich hier habe, war an der Stelle wohl mal der Pferdestall des Palais, das im Rahmen des Hauptpostamt-Neubaus 1890–1891 über einen Ring von Hofbauten hinten an den Neubau angeschlossen wurde. Nach einem barocken oder auch Hinterhofbau des 19. Jahrhunderts sieht das Gebäude aber ganz und gar nicht aus, das hat man wohl stilkritisch in den 30er Jahren mal ersetzt oder tiefgreifend umgebaut. Wobei diese seltsame Bogenstellung im Erdgeschoss ja durchaus zu einem ehemaligen Pferdestall passen würde, ohne dass ich da jetzt die Hoffnung hege, da wäre noch ältere Substanz vorhanden.
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Ich glaube auf deinem Scan einer Ansichtskarte, vermutlich aus den 1930ern, sieht man das Haus. Rechts neben dem Schornstein. Das Bild zeigt auch recht gut, wie eingezwängt das Palais zuletzt dastand. Edit: Auch auf diesem Foto und auf diesem auch.
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Nach diesen Fotos handelt es sich bei dem Gebäude (interessant ja auch der Schornstein auf der Luftaufnahme) wohl doch nicht um den ehemaligen Stall des Palais als vielmehr um ein Hinterhofgebäude am sogenannten Weidengässchen, das sich noch bis zum Krieg zwischen dem Kaufhaus Tietz (nach der "Arisierung" Hertie) und dem rechts anschließenden Haus Minerva mit dem Peek & Cloppenburg befand. Das Gässchen ist schon auf dem Merianplan von 1628 zu sehen und hatte seinen Namen vom berühmten Gasthaus Weidenhof, das nach 1705 Goethes Großvater gehörte, der hier ein Vermögen scheffelte. Leider ist es nach dem Krieg verschwunden.
All dies verrät jedoch nix über den Zweck dieses Hinterhofgebäudes. Auch ein Blick in das 1943er Adressbuch von Frankfurt bringt nix, da fehlt auf der Zeil ausgerechnet diese Hausnummer.
Doch back top topic, noch ein Bilderupdate von heute anlässlich der Eröffnung des Einkaufszentrums, wodurch das Palais nun zu drei Seiten für den Publikumsverkehr offen steht:
Die ehemalige Gartenseite am Hintereingang des "MyZeil" mit Rotunde:
Die Rotunde:
Fassadendetail der Rotunde:
Die Westseite, über die nun ein provisorischer wirkender Zugang zum Hintereingang des "MyZeil" über die Große Eschenheimer Straße möglich ist:
Fassadendetail der Gartenseite mit den hochwertig wirkenden Vergitterungen:
Ein eher unangenehmes Detail an der Westseite, das durch die offen stehende Tür offenbar wurde – hier ist aufgrund einer anderen Innenraumdisposition eine Betondecke eingezogen, wo früher ein doppelt so hoher Saal war:
An der Straßenseite sind jetzt die Montag noch bereitliegenden Fenstervergitterungen angebracht:
Alle Bilder von mir, ihr könnt damit treiben, was ihr wollt, außer sie für Geld zu verhökern.
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Um es einmal anders zu sagen: das Wort Finanzkrise gereicht inzwischen zu völligen Volksverdummung.
Soweit ich informiert bin (leider nicht der aktuellste Stand, da von letztem April) macht sich der Innenausbau an der Nutzung fest. Da man eine sehr gehobene Nutzung anstrebt, wie z.B. Sternegastronomie und Läden des Luxussegments, würde ein Verzicht schon mal gar nicht passen. Solch ein Projekt ist ohnehin solide finanziert. Wenn es Abstriche gäbe, dann aufgrund der Kostenentwicklung innerhalb des Projekts. Ein weiterer nicht unmaßgeblicher Faktor ist der zukünftige Hotelbetreiber. Angestrebt ist das Fünfsternesegment. Die Aussage war, die Nutzung des Palais hieran anzulehnen. Der Betreiber wird bald bekannt gegeben, dann wissen defenitiv mehr. Ob das überhaupt Einfluß auf die Innenreko der Rotunde hat, weiß ich leider auch nicht, aber wenn Du Herrn Steffen Höhn direkt anschreibst, bekommst aus meiner Erfahrung bestimmt eine Antwort. (Steffen Höhn, Tel.: +49.(0)69.50 600 53-0, E-Mail: shoehn@mab.com)
Und lasse sie uns unbedingt wissen...
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Danke euch für die schnellen und kompetenten Antworten. Ich werde den guten Mann mal anschreiben.
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So, nun habe ich mir das Prachtstück auch mal von drei Seiten in natura angesehen und ich muss sagen, dass man ganz zufrieden sein kann. Wie bereits im APH-Forum zu lesen war, hat man das Palais ja nicht unerheblich verändert: an der Straßenfront hat man die beiden Seitenflügel weggelassen (die sich ehemals an die angrenzende Bebauung anschlossen), die Tiefe hat man um 2 oder 3 Achsen verringert und an der Gartenfront wurden rechts und links der Rotunde jeweils 3 Achsen einschließlich der ganz außen liegenden Pavillons weggelassen.
Betrachtet man das Palais nun und vergleicht es mit dem Vorkriegszustand, so muss man sagen, dass die Straßenfront durch das Weglassen der Seitenflügel sicher an Wirkung gewonnen hat: die angrenzende Bebauung ist nicht mehr vorhanden, sodass das Palais nun als Solitär wirken kann, außerdem ist nun seitlich Platz für den Durchgang zum MyZeil. Die Nordseite ist auch gelungen - durch die beiden abschließenden Risalite ist sie gegliedert und sie war in dieser Form im Vorkriegszusand überhaupt nicht vorhanden. Bei der Gartenseite muss man einem APH-Teilnehmer beipflichten, der durch die Verkürzung der Front und das Weglassen der seitlichen Pavillons die Proportionen etwas zerstört sah, da die Kuppel die Seite nun zu stark dominiert. Andererseits ist aber der Platz zwischen MyZeil-Eingang, Palais und Büroturm so klein, dass die ursprüngliche Front sowieso nicht ihre volle Wirkung entfalten könnte. Insofern kann man mit der Ist-Situation ganz gut leben. Von der Ausführung her kann man, denke ich, ohnehin nicht meckern - es wirkt doch sehr hochwertig und man merkt dem Gebäude auch nicht seinen Beton-Kern an, wenn man es nicht wüsste.
Schade finde ich nur Folgendes: Verlässt man das MyZeil durch den "Hinterausgang", so führt ein Gang direkt auf die Rotunde zu, was prinzipiell positiv ist. Allerdings wirkt zum Einen dieser Gang ziemlich unwirtlich (er verjüngt sich zum Ausgang hin und wirkt deswegen noch länger, als er wirklich ist; die Decke ist relativ niedrig, zumindest im Vergleich zur Großzügigkeit des restlichen MyZeil; die Geschäfte rechts und links des Ganges sind auch noch unbelegt, was sicher zum Schlauch-Eindruck beiträgt). Zum Andern hätte man die Wirkung des Palais mit seiner Rotunde viel besser in Szene setzen können, wenn nicht sogar müssen, wenn man die Decke am Ende des Gangs geöffnet oder erhöht und den Blick von innen auf die Rotunde ermöglicht hätte. So sieht man noch nicht einmal das Gesims oberhalb des Erdgeschosses, weshalb das Palais von innen ziemlich abgeschnitten erscheint.
Aber insgesamt ist das ganze Palais-Quartier natürlich eine große Bereicherung für die Frankfurter City.
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^ da stimme ich voll zu!
Zum letzten Absatz: Am Ende des Schlauches wird linker Hand die Lobby des Hotels sein - das sollte in der Wirkung eine ganze Menge ausmachen.
Und noch eine kleine Anmerkung: In einem weiteren Detail hat das Palais im Vergleich zum Original klar gewonnen: Wie schön ein Dach doch ohne Schornsteine sein kann! Das Gebäude ist ein spannendes Plädoyer, dass es auch in der Rekonstruktionsarchitektur sehr vorteilhaft sein kann, sich von Dogmen zu lösen!
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Richtig. Und rechter Hand, also vis-à-vis der Hotellobby, wird eine Apotheke ("Palais-Apotheke") einziehen. Das dürfte für weitere Transparenz sorgen. Zudem wirken Baustellenbetrieb und die provisorische Asphaltdecke nicht besonders vorteilhaft. Nach deren Abschluss und der Pflasterung wird die Wirkung sicherlich eine andere sein. Auch hier sollte also abgewartet werden.
Der Ehrenhof dürfte der wichtigste Teil werden. Dieser wird auch in den Abmessungen dem historischen Vorbild entsprechen. Der Hauptbau (Corps de Logis) hat eine geringere Tiefe als das Original, das ist richtig.
Hinsichtlich der Ausgestaltung des Kuppelsaals würde ich abwarten und nicht gleich wieder die Flöhe husten hören. Was die Gestaltung betrifft hat der Bauherr bisher nichts Wesentliches von seiner ursprünglichen Planung gestrichen. Dabei umfasste diese mit Sicherheit eine Menge ausnehmend teurer Bestandteile. Bei einer Milliarde Euro Gesamtkosten angesichts einer ursprünglichen Planung von rund 800 Mio. sicher nicht selbstverständlich. So wesentlich wird das Einsparpotential hier angesichts der Kosten insgesamt sicher nicht sein, und die Finanzkrise dürfte auf dieses durchfinanzierte Projekt keinen Einfluss haben. Außerdem soll der Kuppelsaal wahrscheinlich vor allem vom Hotel genutzt werden, als prächtigster Raum für den Konferenz- und Veranstaltungsbetrieb. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hotelbetreiber, der angeblich erst Ende dieses Monats unterschreiben soll, hier eine halbgare Lösung akzeptieren wird.
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Ein eher unangenehmes Detail an der Westseite, das durch die offen stehende Tür offenbar wurde – hier ist aufgrund einer anderen Innenraumdisposition eine Betondecke eingezogen, wo früher ein doppelt so hoher Saal war:
So sehr ich das Palais auch mag, solche Patzer sollten nicht sein.
Hoffen wir das es nicht noch mehr davon gibt. -
Ich weiß nicht, ob das schon gefragt wurde, aber wurde beim Palais echter Sandstein verwendet? Teilweise sieht das auf den Bildern etwas künstlich auf, wie als wäre die Struktur aufgemalt...
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Mod: Siehe Beitrag #87. -
Der Eindruck dürfte wohl primär daher rühren, dass man diesen in Frankfurt über Jahrhunderte standardmäßig verwendeten Sandstein heute kaum noch in unpatinierten Zustand kennt.
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@ mahlzeit zu #130, letzter Absatz:
Das Dach bekommt doch Schornsteine, wenn auch nicht in Ausführung und Platzierung an das Original angelehnt. Wenigstens einer ist schon vom Maintower auszumachen und die folgenden Positionen ebenso, alle innenliegend.
Bilder: cyfi -
Der rechteckige Rahmen rund um den Schornstein lässt darauf schließen, dass noch eine Verkleidung drankommt, die das ganze etwas historischer aussehen lässt, die Visualisierung lässt auch darauf schließen. Bliebe dieses an zahllosen Fastfood-Buden und Ähnlichem bewährte Modell unverhüllt, wäre es ein noch größeres optisches Desaster als die Blechgauben, auch wenn das Dach vom Boden aus nicht so stark zu sehen ist.
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Heute
Bilder: Gizmo23 -
Der Straßenabschnitt vor dem Palais ist jetzt gesperrt worden, die Autofahrer aus Richtung Eschenheimer Tor werden über den Fußgängerweg umgeleitet.
Weiß jemand, was hier gemacht wird? Wird da der Zebrastreifen angelegt?
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Gestaltung des Kuppelsaals
Gestern ging es in der Fragestunde des Stadtparlaments um die Gestaltung des Kuppelsaals. Wie die FNP hier schreibt, hat sie daraufhin bei Michael Flesch, dem Geschäftsführer des Bauherrn MAB, nachgefragt. Demnach stehe noch nicht fest wie der Barocksaal gestaltet werde. Weil es wenig Vorlagen über das originale Aussehen des Saals gebe, falle die Entscheidung schwer. Eine Bemalung der Kuppel nach historischem Vorbild sei jedenfalls möglich, da diese entsprechend konstruiert sei. Michael Flesch wird zitiert: "Wir sind noch mitten in der Bemusterung."
Dass das Aussehen des Kuppelsaals (Foto aus dem Wikipedia-Artikel) vor seiner Zerstörung nicht hinreichend dokumentiert sein soll, das wundert mich allerdings. Sollte jemand nachfragen wollen: Die Kontaktdaten des Bauherrn MAB finden sich hier.