Elbphilharmonie I [110m, Bauthread]

  • die Kommentare sind sowohl in Abendblatt als auch in der Welt leider durchweg undifferenziert und so schlecht, dass selbst polemisch noch zu freundlich ausgedrueckt waere !


    Aus der Welt geht jetzt hervor, dass die 100mio EUR ziemlich aus der Luft gegriffen sind, auch die hunderten Behinderungsklagen wurden bis auf eine einzige wohl abgewiesen. Wenn das stimmt gibts zum Schluss vielleicht ja sogar noch Geld von Hochtief zurueck (200k EUR Konventionalstrafe pro Tag laut Welt Artikel.)

  • Wo es kaum Bauten von Stararchitekten gibt, haben die Bauunternehmen natürlich wenig Erfahrung mit allem was komplizierter ist als ein Kubus, und tun sich schwer mit dem Berechnen und Umsetzen der ach so extravaganten Pläne. Beim HAW-Gebäude von Coop Himmelb(l)au am Berliner Tor war vor ein paar Jahren auch erstmal auf skurrile Weise das Dach überm Eingang eingestürzt.


    Da Hochtief aber überregional operiert, sollte man eigentlich denken, dass die das wuppen können.


    Man könnte denken, man könnte ja den Bauunternehmen die geforderten Mehrkosten wegen der Zeitverzögerung einfach als Vertragsstrafe aufbrummen und käme dann am Ende wenigstens mit +/- Null raus (abgesehen von den entgangenen Einnahmen), aber...

    Zitat von Welt

    Die Vertragsstrafe pro Verzugstag ist vertraglich festgelegt auf 200.000 Euro. Die Höchstgrenze, die bei Verzug fällig würde, liegt bei 24 Millionen Euro.
    http://www.welt.de/hamburg/art…einmal-teurer.html?page=1


    Oops, eine Höchstgrenze von nur 120 Tagen? Sind die erstmal erreicht, tun weitere Verzögerungen dem Bauunternehmen nicht mehr weh. Laut Artikel sind aber schon 4 1/2 Monate Verzögerung eingetreten, also ca. 135 Tage. Seit zwei Wochen besteht also keinerlei Anreiz mehr für das Bauunternehmen, schnell fertig zu werden. :nono:

  • Oops, eine Höchstgrenze von nur 120 Tagen? Sind die erstmal erreicht, tun weitere Verzögerungen dem Bauunternehmen nicht mehr weh. Laut Artikel sind aber schon 4 1/2 Monate Verzögerung eingetreten, also ca. 135 Tage. Seit zwei Wochen besteht also keinerlei Anreiz mehr für das Bauunternehmen, schnell fertig zu werden. :nono:


    Es ist ganz normal, dass Vertragsstrafen auf bspw. 5% der Auftragssumme begrenzt sind, der AN würde sonst eventuell unverhältnismäßig benachteiligt werden.
    Außerdem kann der AG immer noch nach den 120 Tagen kündigen und eventuelle Mehrkosten bei einer neuen Vergabe als Schadensersatz bei AN geltend machen.
    Bei einem so großen Projekt werden schon anständige Verträge ausgehandelt worden sein, da jede Seite wahrscheinlich ein Dutzend Anwälte involviert hatte... ;)

  • Hört sich so an als könnten die, nachdem sie sich für 24 Mio. freigekauft haben, sich bis zum Jahr 3000 Zeit lassen, und keiner kann was dagegen tun.


    Also nicht wundern, wenn man ab jetzt nur noch einen einzelnen Bauarbeiter da basteln sieht.

  • Und noch einen Wachmann der aufpasst, dass keiner helfen kommt, damit es schneller voran geht. :D
    Ist doch echt 'ne Schweinerei. Hoffe, dass dennoch ein Weg gefunden wird, mit dem beide Parteien einigermaßen zufrieden sein können.

  • Ich glaube kaum, dass es sich ein Bauunternehmen leisten kann, ein Prestigeobjekt absichtlich schleifen zu lassen. Schließlich ist so ein Bau auch zugleich Visitenkarte bei fachgerechter und möglichst schneller Fertigstellung.

  • Das Abendblatt hat ja heute mit dem Thema aufgemacht:


    Ursachen des dramatischen Preisanstiegs sind zahlreiche Veränderungen an der Planung. So wurde die Bruttogeschossfläche deutlich erhöht. U. a. wurde ein dritter Saal eingeplant. Wegen der Gewichtsverschiebungen im Bau mussten 600 neue Stützpfähle eingerammt werden.


    Wenn es tatsächlich zu solchen Nachforderungen gekommen ist, verstehe ich die Aufregung um das Thema nicht. Es ist doch nur schade, dass solche nachfoderungen eines dritten Saalses nicht rechtzeitig bedacht wurden. und wenn die Politik es zuläss, zu einem späten Zeitpunkt Nachforderungen zu stellen die in die Statik eingreifen, muss der Mehraufwand geschluckt werden. Im Projektgeschäft ennt man so etwas wonl "Scope-Managment".


    Ein dritter Saal wird ja hoffentlich auch einen höheren Nutzen und eine bessere Auslastung bringen.

  • Mehr Bruttogeschoßfläche? Heißt das, die EP wird am Ende sogar noch höher? Werden die Deckenhöhen geringer, um mehr Geschosse einfügen zu können? Oder wird am Ende der ganze Entwurf verhunzt und die niedrigere Gebäudeseite wird dem Niveau der Spitze angeglichen?

  • :hallo: Mooooment mal, es gibt doch keinen Grund jetzt in richtung Abendblatt-Kommentar-Niveau zu driften, das kann das Forum hier doch besser!!!


    Der zuletzt gezeigte Entwurf ist bereits die Version mit der hoeheren BGF und den zusaetlichen Features. Man muss ihn nur mal mit einigen sehr alten Bildern vergleichen.


    Was die Preissteigerung angeht: Wir sollten uns hier nicht auf das Level der oft schlechten Berichterstattung in den Medien herablassen. Man muss doch auch mal differenzieren, was, wann und wofuer ausgegeben wird und welchen Gegenwert wir bekommen. Welche Ursachen kann den eine Verteuerung im Prinzip schon mal haben:


    1.) Reiner Kalkulationsfehler: Man baut genau das was vorgesehen ist, aber es wird teurer als erwartet, weil man sich am Anfang verrechnet oder weil man die Preisentwicklungen bestimmter Leistungen und Materialien falsch eingeschaetzt hat (Stahl, Energie, Lohn)


    2.) Man vergroessert das Projekt (insbesondere in den wertschoepfenden Bereichen): Es wird entsprechend teurer, dafuer steigt aber auch der Gegenwert den man am Ende erhaelt. Es werden zum Beispiel mehr Wohungen gebaut oder das Hotel wird groesser. Entsprechend steigen die Mieteinnahmen. Bei korrekter kaufmaennsicher Betrachtung wird das Projekt ueber seinen Abschreibungszeitraum in diesem Falle sogar guenstiger: Einmaligen Mehrkosten stehen dauerhaft hoehere laufende Einnahmen gegenueber.


    3.) Man vergroessert das Projekt in den Bereichen, die am Ende nicht kostendeckend arbeiten werden: Es entsteht ein "ideeller Mehrwert", aber keine hoeheren Einnahmen - Dafuer tragen die Investitionen ggf zur Symbolkraft oder Strahlwirkung der Philharmonie bei (besserer Saal, hochwertigere Materialien, schoeneres Panoramadeck, etc.)


    4.) Der Bau verzoegert sich und begleitende Kosten (die nicht abgesichert sind) steigen schlicht im Rahmen der Inflation mit z.B. 3,5% pro Jahr.


    usw. usw.


    Man koennte das wahrscheinlich noch viel praeziser in X Kategorien aufbrechen. Die Wahrheit ist doch, dass sich die juengsten Preisteigerungen aus den Punkten 1, 2, 3 und 4 zusammensetzen.


    Bevor hier irgendwas bewertet werden kann, muesste man also erstmal genau wissen, welcher Anteil in welche Kategorie faellt und wer ihn am Ende zu tragen hat. Bis dahin fliesst noch viel Wasser die Elbe hinunter. Kosten die zu Lasten der Stadt gehen sind mit grosser wahrscheinlichkeit solche Kosten, aus den Punkten 2. und 3. denen immerhin ein gewisser Mehrwert entgegen steht: Ob direkt greifbar (dritter Sall, Hotel, Kindermusikschule, etc) oder nicht (Fassade, Materialien).


    Zu guter Letzt: Es war doch von Anfang an klar, dass der Startpreis ein politischer Preis war. Ich will nicht behaupten, dass der Senat bewusst gelogen hat. Aber selbstverstaendlich(!) hat man bei politischen Projekten immer nur die Wahl zwischen zwei Uebeln:Entweder, man setzt sehr hohe Margen fuer "unbekannte" Grosssen an. Dann ist man auf der absolut sicheren Seite was den Endpreis angent - vielleicht aber um den Preis, dass das Projekt gar nicht erst gebaut, sondern schon vor der Geburt begraben wird. Oder: Man kalkuliert Spitz auf Knopf um das Projekt politisch mehrheitfaehig zu machen, geht aber dann das Risiko ein, dass es am Ende teuer wird.


    Was waere uns in Hamburg denn lieber?


    Andere Staedte wuerden vor Glueck fast platzen, wenn sie ein solches Projekt in der Mache haetten und dazu noch die eigenen Buerger einen dreistelligen Millionenbetrag gespendet haetten. Die Philharmonie steht auch 2050 noch. Wen interessiert dann ob sie vor Jahrzehnten ein Jahr spaeter kam. Wenn wir alle Projekte die beim Bau deutlich teurer wurden nachtraeglich aus unseren Staedten entfernten, dann waeren die meisten Staedte heute ziemlich leer.

  • So, wie ich es jetzt sehe..als Laie...kann die Philharmonie nur noch zum Wahrzeichen werden. Es klingt jetzt meinerseits sicher etwas naiv, aaaber: Wie war es denn einst mit dem Bau der Oper in Sydney? Da gab es das gleiche Problem, nur noch in größerem Ausmaße. Die Kosten erhöhten sich von geplante 3,5mio $ auf 50mio$ (!) und die Oper brauchte letzt endlich gut 14 Jahre für den Bau, statt den geplanten 6 Jahren. Auch da gab es sicher große Aufschreie. Nicht zu letzt hatte sich aus Frust der Architekt rahr gemacht und "floh" wieder zurück nach Dänemark. Bis heute hat er sich nicht mehr in Sydney blicken lassen, ob gleich die Oper heute zum Wahrzeichen Sydneys geworden ist. Diese ist aus dem Stadtbild nicht mehr weg zudenken. Die Oper heute ab zu reissen würde in Sydney und sicher auch weltweit genauso ein Aufschrei verursachen, wie damals, als sie gebaut worden ist.
    Oder Beispiel Paris. Was gab es da Seitens der Bürger einen Aufschrei, als Gustav Eiffel den Wettbewerb für den Bau seines Funk-und Ausichtsturmes (Eiffelturm) gewonnen hatte. Wie könne man der Stadt so einen hässlichen Stahlkolloss an tun? Er würde das ganze Stadtbild verschandeln. Und halten würde er bei dieser Höhe sicher auch nicht. Abgesehen von den emensen Kosten. Raus geworfenes Geld! Und heute? DAS Wahrzeichen Paris:-) Zwei Beispiele von Wahrzeichen, dessen Bau und keinem guten Stern stand. Vieles ging schief, kosten explodierten und der Bau zog sich emens in die Länge. Doch heute?


    Es ist sicher nicht schön, dass die Kosten der Philharmonie zu in die Höhe gestiegen sind. Aber ich kann nur den Worten Midas in seinem letzten Beitrag voll zu stimmen.
    Letzten Endes wird die Philharmonie für Hamburg ein Segen sein. Da bin ich mir sicher. Endlich traut man sich in Hamburg etwas...etwas Visionäres.

  • Zu Post 371: Nur zur Korrektur: Karin von Welck (sic!) ist nicht von der GAL, sondern parteilos. Sie ist seit 2004 Kultusenatorin in Hamburg, kommt also wenn ueberhaupt von der CDU-Seite von der sie auch nominiert wurde.

  • Die Berrichterstattung heute ist ja schon etwas desastroes, jetzt wird ja sogar von einem Ausstieg von Hochtief geredet ? Zu den jetzt vorliegenden Problemen stellen sich mir ein paar Fragen, vielleicht hat ja jemand im Forum dazu "Insider" Kenntnisse ?


    Das die Kosten bei sich aendernden Anforderungen seiten Stadt und Architek in die Hoehe gehen macht ja erstmal Sin, und auch mit den steigenden Kosten fuer Stahl und andere Rohstoffe haben viele Projekte Probleme. Was mir allerdings nicht einleuchtet ist:


    momentan wird doch eigentlich eine mehr oder minder schlichte Garage gebaut oder ? Kompliziert wird es doch eigentlich erst wenn es ueber den alten Speicher hinaus geht, wie unfaehig muss man bei Hochtief sein, wenn es dabei schon zu solchen Verzoegerungen kommt, oder verstehe ich die Situation hier falsch ?


    Was mir auch nicht so recht begreiflich ist, ist wie man eine Vertragsstrafe bei einem Projekt dieser Groessenordnung auf 24mio EUR deckeln kann ? Das macht eigentlich nur Sin, wenn man sich eh im klaren ist von seiten der Politik, dass der Einstiegspreis reine Illusion ist, die notwendig ist um Zustimmung in der Anfangsphase zu sichern.


    Ist es realistisch, dass sich Hochtief hier mit 24mio EUR aus der Affaire zieht, oder ist das reine Auflagensteigerungspanikmache von Springer ?

  • Geschäftsführer hinausgeworfen

    Der Spiegel berichte, dass der Geschäftführer der projektleitenden Entwicklungsgesellschaft Hartmut Wegener, seinen Posten auf Drängen von Beusts aufgegeben hat.

  • Der Spiegel berichte, dass der Geschäftführer der projektleitenden Entwicklungsgesellschaft Hartmut Wegener, seinen Posten auf Drängen von Beusts aufgegeben hat.


    Im Bild steht das selbe und 140 Mio zusätzliche kosten. Also nicht 100 sondern 140 mio.

  • am einen Ende des Speichers geht es ja jetzt schon ueber die Mauern hinaus wie man auf der Web Cam sieht, weiss jemand auf was fuer ein Tempo man sich da jetzt einstellen kann ? Wird wahrscheinlich ja jetzt etwas komplizierter sein, wann ist wohl mit Richtfest zu rechnen ?

  • Stimmt, habe ich heute auch schon mit Freude gesehen.


    Aber damit mein Beitrag noch ein wenig dicker und gehaltvoller wird. Fasse ich mal die jüngsten Entwicklungen zusammen.


    Informationspavillion eröffnet
    Senatorin Karin von Welck hat heute den Infopavillion auf den MT mit dem Akustik-Modell (Maßstab 1:10) der Elbphilharmonie eingeweiht. Innen befindet sich eine öffentlich zugängliche Ausstellung, die zweigeteilt ist. "Auf der einen Seite wird mit Ausstellungsstücken, Filmen und Informationstafeln die Geschichte des Orts, die Architektur und die Nutzung vorgestellt. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der musikalischen Tradition, in der die Elbphilharmonie stehen wird, dem Musikerlebnis und dem künftigen Programm des Konzerthauses." An den Außenseiten des Pavillons wird es außerdem eine Installation aus visuellen und akustischen Elementen geben.
    Quelle: Abendblatt