Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • ich möchte mal meine Sicht der Dinge der Diskussion aussetzen!


    Nachdem ich einiges über das Schicksal des Stadtschlosses zur Zeit der DDR gelesen habe, kommt es mir keineswegs so vor, als sei das Gebäude, jedenfalls nicht vordergründlich, aus ideologischen Beweggründen Gesprengt. Vielmehr war der Wunsch da, sich bei den roten Machthabern in Moskau an zu biedern. Man wollte einen Vorbildlichen Aufmarschplatz welcher zudem, durch die Beseitigung des Slosses, größer würde, als der rote Platz in Moskau. Die Beseitigung wurde mit der Pseudoerklärung eines durch das Gebäude repräsentierten "preussischen Militarismus", gerechtfertigt. Dieses Vorgehen war ein Symbol, sieh her Stalin, wir reißen unsere Schlösser nieder um Plätze zu schaffen, auf denen Wir dir zujubeln!


    Meiner Meinung nach fusst der Wiederaufbau nur in dem Versuch, eine Siegerpose zu inszenieren, die den Triumpf über den Kommunismus mit nicht weniger als der Geste einer "Zeitreise" darstellt! Man radiert den besonders hässlichen Teil der Geschichte aus. Es ist die moderne Form der Verewigung eines Herschers (BRD) durch einen Prachtbau.

  • Weil die BRD ja Siegermacht spielt wird ja der Kulturpalast in Dresden als typisches Zeichen der DDR-Architektur ja auch renoviert und nicht abgerissen... *augenroll*

  • siegermachtsgedanken

    Dresden ist ja auch nicht Berlin und das Staatsratsgebäude und Die "Stalinallee" stehen ja auch noch genau so wie das Park Inn! Aber die stehen ja auch alle nicht an so "prominenter" Stelle. Ausserdem war im Palast ja auch das "Parlament" der DDR.


    Ich sprach ja, im übrigen, auch nicht von der DDR- Architektur, sondern von der Zerstörung Berliner und somit preussischer Architektur durch die DDR!

  • Das 70% der Berliner für den Aufbau sind ist klar, zahlen sie doch praktisch nichts.

    Das ist einfach falsch. Erstmal sind Berliner auch Deutsche und zahlen den Teil, den alle zahlen und der sich auf 82.2 Mio Schultern verteilt, genauso mit. Zusätzlich zahlen sie noch den Berliner Anteil, der zwar etwas kleiner ist als der Bundesanteil, sich aber nur auf 3,4 Mio Schultern verteilt. Rechne es nach! Die Berliner zahlen pro Nase viel mehr als die Nichtberliner.

    Das mit dem "Schaffensprozess" ist so eine Sache. Wenn von vornherein alles klar ist, Baufluchten, sogar Fassaden vorgeschrieben werden, dann merkt man es dem Endergebniss an.

    Die finanziellen Zwänge sorgen eh schon dafür, das nur die allerwichtigsten Aspekte der allerwichtigsten Gebäude auf der allerwichtigsten Straße des historischen Berlin ansatzweise wiedererrichtet werden können. Nur die Fassaden und davon auch nur drei und die Kuppel möglichweise nur in Ansätzen. Da muss man doch nicht zusätzlich noch dem Neuinterpretationswillen der Architekten nachgeben, die sich bekanntlich nicht mal ansatzweise am Original orientieren wollen.

    Sakrale Gebäude sind oft gegen die meisten Negativen Aspekte die profanen Rekonstruktionen anhaften Resistent.

    Erklär das bitte. Selbst Kirchenvertreter haben mittlerweile erkannt, das Deutschland ein weitgehend sekularisiertes Land ist. Im Gegensatz zur Umnutzung der Schlossrekonstruktion als Museumsbau, spielt man in der Frauenkirchenrekonstruktion doch noch viel mehr historisches Theater ohne Gegenwartsbezug. Die Bedeutung der Kirche für die Gesellschaft ist doch heute nicht mehr ansatzweise so wie unter Luther. Selbst der Papst taugt allenfalls noch als Merchandisingartikel oder für die Tourismusförderung seines Geburtsortes.

  • Warum baut man als demokratisches Land ausgerechnet eine Schlossfassade?

    Es ist geplant, die Schlossfassade komplett durch Spenden zu finanzieren. Der Teil, den Bund und Land finanzieren, soll ausschliesslich für die Errichtung des Gebäudes an sich aufgewendet werden. Dahinter steckt natürlich eine gewisse Unsicherheit, weil heut noch niemand sagen kann, was die Fassade kosten wird und wieviel Spenden zusammen kommen werden.

    ...die Akzeptanz des Verlustes währe historisch bzw. denkmaltechnisch wesentlich bedeutsamer.

    Wichtig wäre, das die CSU und die Vertriebenen Verbände akzeptieren, das Schlesien nicht wieder deutsch werden kann und eine Rückkehr unmöglich ist, ohne einen neuen Krieg zu riskieren. Jahrzehntelang hat es an dieser Einsicht gemangelt, mittlerweile wächst sie und es ist stattdessen zum zentralen Anliegen des Vertriebenen Verbändes geworden, mit einem "Zentrum gegen Vertreibung" an die Vertreibung zu erinnern. Jegliche Erinnerung an Geschichte ist immer wünschenswert, solange hinreichend Akzeptanz besteht, das Geschichte nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Die Schlossbefürworter haben aber ebensowenig vor, die Monarchie wieder einzuführen, wie die Olympiastadionsanierer das dritte Reich aufleben lassen wollten.

    Die Leute sehnen sich einfach nach dem Idealbild dieser alten Zeit. Gediegen, familiär-traditionsbezogen, geborgen, was weiß ich, was da an positiven Gefühlen mit reinkommt. Zumindest vermute ich mal, dass solche Assoziationen der Hauptgrund sind, weshalb viele die Reko wünschen.

    Nein, du beschreibst hier das Gesellschaftsbild der CDU. Das Schloss verkörpert eher solche Tugenden. Aber klar bei der Fassade geht es auch darum, was sie assoziiert. Aber auch darum, was städtebaulich am Besten neben Schloßbrücke, Dom, und Museumsinsel passt. Und neben die Schlossbrücke passt die Schlossfassade richtig gut. :Colgate:

    Aber nicht als nationales Symbol, vor allem, weil gerade dieses Berliner Schloss doch mehr für Kaisertum als für Karl Liebknecht steht.

    Deutschland wurde aber gerade als Kaiserreich gegründet. Die sozialistische Republik eines Karl Liebknecht hat es nie wirklich gegeben. Sie wurde nur vom Schloss aus in den Wind gerufen. Die Fähigkeit der Berliner wie zu Fussball-WM jung, frisch und fröhlich zu feiern, geht auf die 1920er Jahre zurück, als eine unfähige Demokratie das zur Republik gewordene Reich in eine Hungersnot stürzte. Die Zeitzeugen verbanden mit Kaiserreich und Gründerzeit noch weit positivere Assoziationen, als mit Republik und Weltwirtschaftskrise. Wieso sollte ausgerechnet der Reichstag, der bisher nur Not und Elend über das Land gebracht hat, als nationales Symbol herhalten dürfen und das Schloss, das für Wohlstand und die Gründung der deutschen Nation steht, nicht? :confused:

    Edit: Gegen eine Reko der Bauakademie hätte ich nichts einzuwenden. Ich würde zwar auch eher sagen "verloren ist verloren" und die letzte Ecke als Erinnerung behalten.

    Es gibt keine letzte Ecke der Bauakademie. Nur eine erste Rekoecke, die bereits wieder aufgebaut wurde, um den Wiederaufbau in Schwung zu bringen und um zu zeigen, was die Schüler des Bildungsverein Bautechnik (Verein zur Qualifizierung in traditionellen und modernen Bautechniken) alles gelernt haben. Die Tatsache, das du die Rekonstruktion mit einem Überbleibsel des Original verwechselt hast, zeigt wie gut Reko funktioniert. Als Faustregel kann man sagen, alle historisch anmutenden Bauten, die du heute in der Mitte Berlins findest, waren so stark zerstört, das sie eigentlich als Rekonstruktionen und nicht Restaurationen angesehen werden müssen. Jahrelang hat sich keiner über den Unterschied Restauration/Rekonstruktion geschert. Das ist ein reines Wessiproblem, das man so weder in Ostdeutschland noch in Osteuropa kennt.

  • Gut, was die Bauakademie betrifft - mein Fehler. Ich interessiere mich halt nicht so wahnsinnig dafür, müsste sowas aber natürlich wissen. Sorry.


    Was du Gegen die CDU hast versteh ich nicht. Die hat doch akzeptiert das Schlesien zu Polen gehört. Nicht, dass ich konservativ wär oder jetzt CDU oder Papst verteidigen wollte, aber vieles seh ich da politisch ganz anders.


    Dass die Bevölkerung der 20er sich mit Weimarer Republik und Eigenverantwortung nicht identifizieren konnte und stattdessen noch am Kaiser hing ist ja wohl alles andere als positiv für den Kaiser.
    Schließlich war es auch nicht der Reichstag der Not und Elend über das Volk gebracht hat, sondern eine der letzten antagonistischen Monarchien, die die Hauptschuld am ersten Weltkrieg trägt.
    Und wenn man es so will trägt sie auch noch Mitschuld am Dritten Reich. Also pass auf wen du da verteidigst. So schön das preußisch geeinte Deutschland auch ist, die alte Kleinstaaterei hätte im 20. Jahrhundert keine 2 Weltkriege hervorgebracht.


    An den ganzen Preußen schätze ich lediglich Prakmatiker wie Bismarck. Vielleicht auch noch die viel früher noch zeitgemäßen Herrscher, wie Friedrich den Großen und das Heilige Römische Reich.


    Das spätere Kaiserreich ist hingegen nichts worauf ich stolz bin. Dem verdankt das Land nur Blut, Tränen und wirtschaftlichen Niedergang.
    Hätte Kaiser Wilhelm II. von sich aus, vor dem Krieg abgedankt, dann wär das Kaisertum vielleicht besser zu beurteilen.
    Aber so wie es gekommen ist, ist es nur eine reaktionäre Diktatur gewesen, die unweigerlich (wie historisch alle Diktaturen) in den Untergang führen musste.

  • @ Mik, etwas Baubezug wäre schön


    2. Leider kann ich das so nicht stehen lassen:
    Aber sag mal das klingt aber sehr altertümlich! Du bist zufälligerweise nicht unter 60? Heute spricht man doch viel differenzierter über Geschichte als noch in den sechziger und siebziger Jahren! Bitte komm nicht mit solchen Kausalketten, wer wofür wann verantwortlich sein soll!
    Was kommt denn als nächstes? Napoleon Einmarsch in Deutschland als Gründungsmoment des deutschen Nationalismus! Alles schuld von Napoleon?
    Ich sehe schon wohin die Diskussion dann führt, dann wird Niall Fergusson http://de.wikipedia.org/wiki/Niall_Ferguson genannt und wir können im Forum Englands Politik diskutieren, und warum sie mit zum ersten Weltkrieg führte! Buahh :nono: Bitte nicht!
    Wer sich mit der Materie mal beschäftigt hat, kennt auch die berühmten Zitate: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg#Zitate
    Und wenn du schon so pseudo Links argumentierst, dann schau mal nach dem Lenin Zitat. (Falls du die Leninwerke bei dir stehen hast, schau mal in den 19 Band, da stehen noch andere interessante Sachen!)


    Ich bin gegen dieses Runterbrechen von Geschichte, denn Geschichte hat eben keinen stringenten Determinismus. Ich weiß, ich weiß, dass Hegel und später Marx, dass anders gesehen haben.


    Andererseits war doch grade die Idee einer Uno in Deutschland philosophisch begründet worden. Es war doch Hegel, der vom universellen Frieden geschaffen durch eine Konföderation der Staaten gesprochen hat.


    Aber bitte jetzt keine geschichtsphiliosophischen Diskussion mehr, wir sind ein Architekturforum.

  • Meine Argumentation war ganz bewusst einseitig. Gerade weil es hier auch um Baubezug geht.
    Trotzdem kann man gewisse Kausalketten über einen beschränkten historischen Zeitraum nicht vermeiden. Ein wesentlicher Parameter der negativen Aspekte der deutschen Geschichte waren eben Art und Weise der Reichsgründung, wie auch das politische System.
    Als historischen Fakt hab ich das aber alles akzeptiert und mache da keine Schuldzuweisungen als solche.


    Ich kritisiere lediglich die Beurteilung aus unserer heutigen Perspektive. Man sollte für historische Ereignisse weder endlose Schulddiskussionen und vermessene Moralmaßstäbe anlegen. Andererseits gibt es da aber auch nichts hochzujubeln, was man unter Umständen mit gewissen Rekos erreichen würde.


    Ich finde nicht, dass wir ein absolutistisches Schloss als "nationales Symbol" für die Reichsgründung rekonstruieren sollen.
    Dabei liegt der Schwerpunkt auf "Rekonstruktion". Ein bestehendes Bauwerk, als Zeitzeuge für diese Epoche ist da etwas ganz anderes. Ich sehe da zumindest einen Unterschied. (Abgesehen davon hat das Schloss eigentlich nur was über die "Balkonreden" unmittelbar mit der jüngeren Geschichte zu tun)


    Um aber endlich wieder zum Schloss an sich zu kommen: Es wurde ja bereits 1443 gegründet. Es steht als solches auch in einem ganz anderen historischen Kontext. Man kann es also nicht einer bestimmten Epoche oder einem bestimmten Ereignis zuschreiben.
    Deswegen bin ich diese "nationale Symbol" Diskussion jetzt auch leid. Als solches kann man meines Erachtens das Schloss weder historisch noch moralisch rekonstruieren.
    Die Frage ist dann aber immer noch, als was die Fassade nun rekonstruiert wird? Als leere Hülle für was komplett anderes? Oder rekonstruiert man nur Ausschnittshaft die wichtigsten historischen Abschnitte und Räumlichkeiten und setzt nebenan Vollglas?
    Und für was steht das ganze? Gelungenen Städtebau und Geschichte Berlins? Was ist es, dass ein moderner Bau nicht auch erfüllen kann?

  • Toll, dass die Berliner mehr zahlen, als der Durchschnittsdeutsche! Du weißt aber, dass nicht jede Stadt in Deutschland einen Stein bekommt, sondern Berlin alleine das Schloss? Wenn ich 10 Euro in einen Topf werfe, und du einen , und wir beide dann dafür 2 Döner + 2 Cola kaufen, hast du die dann bezahlt?


    Kirchen sind mehr als nur Versammlungsorte für Christen, dass muss man doch wohl nicht erklären. Ob es nun stimmt oder nicht, meist sind Kirchen doch Symbole von Pazifismus, und haben als durch Krieg zerstörte Ruinen meist bessere Voraussetzungen für eine Rekonstruktion, wie Gebäude von denen Kriege begonnen und gelenkt wurden. Was soll man da erklären?


    NewUrban:
    Gab es diesen Vergleich Lustgarten-Roter Platz damals schon? Der Fernsehturm sollte ja eigentlich höher werden als der in Moskau, dass hat man sich dann aber doch nicht getraut.

  • @ Mik,
    du hast eine Ideologiediskussion angefangen ohne Hintergrund! Dein Beitrag ist leider in erster Linie postmodernes Beliebigkeitsgeschwafel, tut mir leid! Wenn du von links argumentierst und Preußen im oldschoolstyle bashen willst, vergisst du, das erstens, dass Preußen heute viel positiver gesehen wird als früher, wie das Buch von Christopher Clark zeigt. Zweitens verwendest du die Begrifflichkeit Reaktionär für Preußen und lobst daraufhin dann auch noch Bismark! Das ist ein absoluter Widerspruch! Man kann ebenso wenig die katholische Kirche niedermachen und gleichzeitig die Päpste loben!


    Übrigens, das heilige römische Reich hatte herzlich wenig mit den Preußen zu tun. Wenn du Engels Geschichte gelesen hättest, wüßtest du, dass Preußen sich in erster Linie auf Kosten Deutschlands etabliert hat!


    Nun aber zurück zur Architekturdiskussion ;)


  • Deutschland wurde aber gerade als Kaiserreich gegründet. Die sozialistische Republik eines Karl Liebknecht hat es nie wirklich gegeben. Sie wurde nur vom Schloss aus in den Wind gerufen. Die Fähigkeit der Berliner wie zu Fussball-WM jung, frisch und fröhlich zu feiern, geht auf die 1920er Jahre zurück, als eine unfähige Demokratie das zur Republik gewordene Reich in eine Hungersnot stürzte. Die Zeitzeugen verbanden mit Kaiserreich und Gründerzeit noch weit positivere Assoziationen, als mit Republik und Weltwirtschaftskrise. Wieso sollte ausgerechnet der Reichstag, der bisher nur Not und Elend über das Land gebracht hat, als nationales Symbol herhalten dürfen und das Schloss, das für Wohlstand und die Gründung der deutschen Nation steht, nicht? :confused:


    Wirklich deutsche Symbole gibt es wiso nur wenige, weil, wie wir alle wissen, es Deutschland als nationalstaat erst seit 1871 gibt. Mir fiele, auf Anhieb, nur die Paulskirche ein. Alles andere ist eher hessisch oder preussisch oder bayrisch. So ist das Stadtschloss, welches in der, zuletzt dokumentierten, äusseren Erscheinung von 1701 (Stülers Kuppel bis 1854 fertiggestellt) ein preussisches Symbol. Sicher war Preussen unter den Monarchien eine der fortschrittlichsten, dennoch war es keine Demokratie in der das Volk mitbestimmungsrecht hatte. Und wenn du das Stadtschloss al Zeichen des Wohlstands ansiehst, dann hast du recht! Es ist das Zeichen eines wohlstandes, auf Kosten der Bevölkerung. Und das es die von Liebknecht ausgerufene, rote Republik nicht gab, ist eben so richtig, wie die Aussage Kaiser Wilhelms, bei seiner zweiten Balkonrede, das Deutschland siegreich aus dem Krieg hervorginge.


    Wie du den Reichstag herabwürdigst, finde ich nicht gut. Er ist ein Symbol, für den langen weg der Deutschen in die Freiheit. Als Marionettenkabinett errichtet, Schauplatz einer gescheiterten Republik, entmachtet und niedergebrannt im Braunen Terror, 28 Jahre Mauerblümchen und erst danach wurde er so genutzt wie es vorgesehen war, als freiheitliches Parlament!

  • Mir fällt vor allem das Brandenburger Tor als gesamtdeutsches Symbol ein. Die Paulskirche steht für mich eher für das Scheitern eines ersten Anlaufes auf einen Nationalstaat.

  • @ Dvorak,
    von der Konkurrenz des Fernsehturmes zum Moskauer Pendant wußte ich bis jetzt nichts!
    Aber ich weiß auch gar nicht, ob da so der Zusammenhang besteht. Schließlich sollte es ja zuerst ein Parteihochhaus als Dominante geben. Dieser Plan wurde dann aber aus wirtschaftlichen Gründen und statischen Gründen aufgegeben. Stattdessen wurde ein multifunktionales Gebäude, der PdR und ein Fernsehturm gebaut. Bleibt immer noch fraglich, ob der Fernsehturm den Sputnik Triumph über den Westen darstellen sollte, oder nicht?

  • Beim Blick auf die Fernsehturmkugel sehe ich immer ein Kreuz, keinen Sputnik.:D
    Von der Konkurrenz zwischen Berlin und Moskau hat mir mal eine Professorin (gebürtige Berlinerin) auf Berlin-Exkursion erzählt. Garantieren würd ichs aber dennoch nicht.


    Nationales Symbol oder Nationalheiligtum sollte ja eigentlich der Kölner Dom sein. Mit der Vervollständigung ab 1848 sollte der Dom ein Symbol für die Einigung Deutschlands werden, zumal er ja in dem vermeintlich deutschen gotischen Stil errichtet war. Hat wohl nicht geklappt, ihn zum Nationaldenkmal zu machen.

  • Und wieder ein Artikel über die unendliche Debatte! Diesmal gibt es Grabenkämpfe über Fassadengestaltung, wer mitbestimmen darf, welche Funktionen das Schloss mal haben soll, Kritik an Chipperfield, inwieweit das Schloss ein Repräsentationsbau für die Bundesrepublik werden soll...
    http://www.tagesspiegel.de/kul…er-Schloss;art772,2450257


    Einst steht fest, wenn das Ding fertig ist, sind wir nicht mehr in den zwanzigern sondern in vierzigern oder fünfzigern! ;)

  • Mir fällt vor allem das Brandenburger Tor als gesamtdeutsches Symbol ein.

    Gutes Beispiel, das ist doch auch - nur - eine neuere Umdeutung. Denn eigentlich ist das Brandenburger Tor ja so urpreussisch wie nur was. Erst durch die Mauer und Berlin als geteilte Hauptstadt eines ebenso geteilten Landes ist das Brandenburger Tor zu einem deutschen Nationalsymbol geworden. So eine Umdeutung kann doch auch der Schlossfassade wiederfahren. Natürlich nicht gleich zu einem Nationalsymbol. So etwas kann man nicht planen, dafür muss erst die Geschichte über einen Ort hinweggehen.


    Aber warum sollte die Schlossfassade auf ewig für Monarchismus, Kaiserreich oder Weltkrieg stehen müssen? Zumal man das Kaiserreich - wie gesagt - keinesfalls nur negativ deuten muss. (Ebenso wie man Demokratie und Republik - ob Weimarer, Bonner oder Berliner - nicht sinnlos bejubeln muss.) Die Außereuropäischen Sammlungen werden ebenso Einfluss auf die künftige Deutung der Schlossfassade nehmen wie umgekehrt. Und scheinbar werden auch die politischen Entwicklungen dieser Epoche erheblichen Einfluss darauf haben, wie dieses Gebäude in Zukunft begriffen und gesehen werden wird.


    Wenn ein Brandenburger Tor als gesamtdeutsch wahrgenommen werden kann, dann ist das auch für die Schlossfassade am Humboldt-Forum möglich. Vielleicht verkörpert diese preussische Fassade ja mal den Anspruch, sich für die deutsche Geschichte ebenso zu interessieren, wie für die fremder Völker. In einem Land, das weithin von amerikanischen Kulturgütern dominiert wird, vielleicht nicht die schlechteste Interpretation.



    Dvorak: Ich will aber gar keine 2 Döner und 2 Cola kaufen. Ich will, das du dir genau ausrechnest, was du zahlen musst, bevor du dich wortreich darüber beschwerst. Nicht vergessen, das Land Berlin bringt auch seine wertvollen Grundstücke in das Projekt mit ein, die must du gegenrechnen. Und falls dir dein Anteil dann immer noch zu hoch sein sollte, kannst du dir ja mal überlegen, welche Bundesländer Agrarsubventionen finanzieren und welche davon profitieren.

  • Ich finde es einfach erschreckend, dass sich Chipperfield in dieser Diskussion durch sehr wenig Diplomatie und Verständnis auszeichnet. Man muss einfach realisieren, dass das der Neubau ein Repräsentationsbau für die Bundesrepublik werden soll. Hierbei spielen nationale Gefühle auch eine wichtige Rolle. Der Bau soll durch seine Darstellung ein stückweit Identifikation herstellen. Berlin ist eben nicht mehr Provinz oder Stadt eines dt. Teilstaates, sonder die Hauptstadt der wichtigsten Wirtschaftsmacht in Europa.


    Der zweite Aspekt ist die Wiederherstellung eines geschlossenen Bauensembles! Dies soll durch den Bau ja grade erreicht werden.


    Der nächste Aspekt ist, dass gerade Berlin eine Stadt ist, die noch immer viele Wunden hat. Der Neubau soll gerade diese Wunden schließen. Renzo Piano hatte bei der Wiederherstellung des Potsdamer Platzes davon gesprochen, dass die Innenstadt von Berlin der falschen Ansatzpunkt sei, um neue Varianten einer Moderne auszuprobieren. Piano sprach davon, die Stadtlandschaft wieder zu reaktivieren!

  • Guderian:
    Da lad' ich dich nett zum Essen ein...
    Es geht nicht darum, dass ich weniger zahle, dass ist mir durchaus bewusst, sondern es geht darum, dass ich eben zahle, dass eben alle zahlen, aber nur die Berliner was davon haben, und für ein Bauwerk das wohl weit mehr als eine halbe Milliarde kosten wird zahlen die Berliner extrem wenig. Irgendwo wurde auch mal erwähnt, wie gut das Land Berlin doch verhandelt habe, und dass es prozentual sogar mehr Fläche bekomme, als es bezahle, auch mit den teuren Flächen.
    Die Flächen kann man eh nur bedingt einrechnen, das Land Berlin hätte die eh nicht verkaufen können. An wen hätte man die verkaufen sollen, einen Investor der darauf ein Shoppingcenter baut? So oder so wäre die Fläche in Staatsbesitz geblieben, da hat Berlin kein großes Opfer gebracht.


    Kent:
    Chipperfield ist halt eine Diva, das war aber schon vorher klar, dass man sich da keinen Politiker in die Jury holt.


    Weißt du kent, wie Piano das genau gemeint hat? Schinkel hat ja auch recht oft von Stadtlandschaft gesprochen, und das auch rund um den Lustgarten angewandt, dass denke ich kann Piano so aber nicht gemeint haben. Hast du da ein Zitat von Piano, dass das erläutert?

  • Und wenn der Bund in Oberbayern eine Bundesstrasse ausbaut hat der Ostfriese da auch nicht viel von.


    Die Diskussion ist nun wirklich müssig, der Bundestag ist das gesamtdeutsche Parlament und kann gesamtdeutsche Mittel ausgeben wie und wo es ihm beliebt.


    Was der Bundestag hingegen nicht kann, ist über Berliner Mittel entscheiden, wenn er also den Beschluss fasst das HF so zu bauen kann er die Hauptlast nicht so einfach auf ein Land abwälzen welches von sich aus in Anbetracht der Haushaltslage wohl nie zu diesem Zeitpunkt diesen Entschluss getroffen hätte.


    Das Wowi dann versucht das Beste für sein Land aus der Situation rauszuholen ist normal, dafür wurde er gewählt.

  • Nochmal, die historische Funktion des Schlosses und seine Geschichte sind eher nebenrangig. Es geht vielmehr um einen geeignete Repräsention der bundesdeutschen Hauptstadt, und damit auch des Landes. Dies ist die übergeordnete Funktion des Neubaus.


    Natürlich gibt es gelungene und andere internationale Bauten, die man hinzuziehen kann. Gelungen sind sicher die Stadtschlösser von Paris und die Wiener Hofburg. Wenig gelungen ist sicher die dunkle Schuhschachtel namens Buckingham Palace, die mich immer an einen aufgehübschten Plattenbau erinnert ;)



    @ Dvorak,
    das Zitat hab ich im Zusammenhang mit dem Potsdamer Platz gelesen. Es ging damals darum, warum er dieses Gebiet nicht als Erprobungsprojekt für eine neue Moderne genutzt hätte.