Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Weshalb ewig diese Lagerbildung auf Kosten einer sachhaltigen Auseinandersetzung (s. z.B. weiter oben in diesem Thread: "Die Kälte der Moderne" - ach bitte!)


    Ich finde den Vorwurf nicht völlig unberechtigt. Die Moderne hat nun mal in der Tat eine Unmenge von Gebäuden hervorgebracht, die ein Großteil der Bevölkerung als kalt und abweisend empfindet. Insofern stellt dies eine Kritik dar, mit der man sich auseinandersetzen sollte.


    Ich habe zwar weiter oben selbst im Hinblick auf das Plakat von "Schwarzweißmalerei" gesprochen, muss aber dennoch darauf hinweisen, dass es nicht wenige Architekten gibt, die tatsächlich am liebsten derartige Gebäude auf das Areal zwischen Dom und Römer setzen würden - und die Gefahr ist momentan noch nicht ganz gebannt.


    Also: Natürlich wurde versucht, die Moderne bei dieser Gegenüberstellung schlecht ausssehen zu lassen. Sie hat allerdings in der Vergangenheit auch gute Vorlagen dafür geliefert, es ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen.

  • Oh, Leon Krier, das ist natürlich sehr interessant. Da werde ich alles versuchen, um dabei sein zu können. Der Termin liegt zwar fußballtechnisch etwas ungünstig, aber man muss Prioritäten setzen ;)


    Vestibül hört sich irgendwie eher klein an, oder ist nicht mit so viel Andrang zu rechnen?

  • Vorhin kam im Deutschlandfunk (DLF) eine sehr ausführliche und informative Sendung zum Abriss des Technischen Rathauses. Ich hatte beim joggen durch mein iPod Radiomodul gezappt und lauschte plötzlich der informativen Sendung, Klasse! Das war das Wochenendjournal von 09:10 Uhr ("Das Wochenendjournal, Fachwerk oder modern? - Der Streit um die Neugestaltung der Frankfurter Altstadt!"). Gibt es das auch als Podcast zum nachträglich hören? Ich finde da nichts? Das war so eine GUTE Sendung, verdammter Zufall....

  • Das heutige dritte Altstadtforum war sehr interessant! Ich habe jetzt im Moment nicht die Zeit, viel zu schreiben (vielleicht kann ja auch einer der anderen Anwesenden berichten?), muss aber gerade mal sagen: Leon Krier live ist wirklich großartig!

  • Abschluss des Altstadtforums war übrigens, dass Jürgen Aha für den gesamten Bereich Dom, TR-Areal mit noch zu errichtenden Rekonstruktionen, Römerberg (mit Römer, Nikolaikirche, rekonstruierter Ostzeile, Museumskomplex und Haus Wertheim) und Paulskirche den Weltkulturerbestatus beantragen möchte.

  • Welterbestatus halte ich in Anbetracht der doch eher marginalen historischen Authentizität für ein wenig übertrieben, allerdings könnte die Geschichtsträchtigkeit des gesamten Ortes diesen Makel ausgleichen.


    Auf jeden Fall ist es eine interessante neue Strategie - wenn die erst mal von den diversen Werbe- und Touristikstrategen aufgegriffen wird, könnte sich die Lobby der Rekobefürworter schnell beträchtlich erhöhen. Konsequenterweise dürfte es dann aber im fraglichen Bereich keine Neubauten in moderner Architektur mehr geben. Wer sich des Gezankes um den Kölner Dom und das Elbtal erinnert, weiß ungefähr welche Verantwortung da auf die Stadt Frankfurt zukommt.

  • Weltkulturerbe halte ich im Moment für das schlimmste, was einer Stadt passieren kann. Denn dann übernimmt die Unesco die Stadtplanung. Da muss man dann auch voll und ganz dahinter stehen und ganz radikal diese Richtung einschlagen. Für Frankfurt, eine Stadt der Kontraste und des Risikos, wäre das eine 180° Wende.
    Das sind wieder so Dinger wo ich als prinzipieller "Modernist" auch wieder gegen die Rekobefürworter Position beziehen würde.
    Wie gesagt, die Angst ist da:"heute die Altstadt und morgen ganz Frankfurt"


    Wenn sich das ganze aber nur auf die "Altstadt" beschränkt und keiner was gegen 200m Glasriesen direkt westlich des Rathausgeländes was sagt, so überlasse ich den Rekofreunden meinetwegen gerne das Areal. Für mich und die Leute die ich kenne verirrt man sich eh nur zum Weihnachtsmarkt dorthin.

  • Um Himmels Willen kein Weltkulturerbe!! Die UNESCO ist in meiner Gunst extrem gesunken, seitdem sie den Bau von Hochhäusern auf der dem Kölner Dom gegenüber liegenden Rheinseite erfolgreich verhindert hat und jetzt gerade auf bestem Weg ist, den Bau des London Bridge Towers zu torpedieren. Wenn die Altstadt Weltkulturerbe wird, gibt es keine neuen Hochhäuser mehr in Frankfurt. Wollen wir das? Ich denke ich kann für alle sagen: Nein. Es wird aber sowieso nicht passieren.

  • Wenn sich das ganze aber nur auf die "Altstadt" beschränkt und keiner was gegen 200m Glasriesen direkt westlich des Rathausgeländes was sagt,...


    Gegen die sagt ja auch keiner was (kam gestern auch wieder zur Sprache: auch die Rekobefürworter sind für moderne Architektur, aber alles da wo es hingehört). Aber reine Glastürme bitte nicht mehr, die Skyline ist voll davon, aus Gründen der Abwechslung sollten mal andere Materialien den Vorzug bekommen.
    Aber 200m direkt westlich des Rathauses wirds eh nicht werden, siehe Diskussion ums Degussa-Areal, sagen wir eher 160m ;)

  • Hier mal ganz kurz der Ablauf des Altstadtforums (ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob ich bei der Reihenfolge immer richtig liege) ...


    Begrüßung durch den hessischen Einzelhandelspräsidenten Albrecht (er sprach sich hier natürlich auch noch mal kurz für die Rekonstruktion aus), ein paar Worte des Freunde Frankfurts-Vorsitzenden und Ebbelwoi-Händlers Possmann, dann ein bisschen Musik.


    Schließlich ein sehr interessanter und längerer Vortrag von Leon Krier. Erläuterungen von Peter Westrup über die Alte Oper, anschließend eine von Jürgen Aha geleitete Podiumsdiskussion mit Krier, Harald Pollmann (Nürnberger Altstadtfreunde), Stefan Herzig (Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden) und Dankwart Guratzsch (WELT). Zum Abschluss der Diskussionsrunde Beiträge aus dem Publikum, u. a. von Ernesto Melber (Goethes Verwandschaft), dabei lautstarkes Rumgepöbel und Zwischenrufe durch den Frankfurter Architekten Stefan Forster.
    Zweite Diskussionsrunde, wieder geleitet von Aha, diesmal mit dem Fachwerkexperten Gerner, Possmann sowie einem "Internationalen Frankfurter", an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnere (er sprang für den erkrankten Erkin Köksal ein). Danach wieder Beiträge aus dem Publikum, darunter einige eigentümliche Äußerungen von Hans-Ulrich von Mende (Vorsitzender der BDA-Gruppe Frankfurt).

  • Mal so ein paar Sachen, die mir im Gedächtnis geblieben sind...


    - Krier zeigte sich entstetzt darüber, wie vergammelt Frankfurt an vielen Stellen wirken würde.
    - Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann sagte Krier, er sei damals in einer Jury gewesen, die Ernst Schirmacher für seine Römerberg-Ostzeile einen Preis zuerkannt hatte. Diese Auszeichnung sei aber immer in den Fachzeitschriften und sonstigen Publikationen der Architekten totgeschwiegen worden.
    - Am Anfang erläuterte Jürgen Aha, warum die Podiumsrunde "einseitig" besetzt sei (nämlich nur mit Rekonstruktionsbefürwortern): Zum einen sei, so Aha, der Zug in Richtung Rekonstruktion längst abgefahren, und er sehe keinen großen Sinn in Diskussionen über "was wäre wenn"; zum zweiten seien aus den Reihen der Rekogegner keine neuen Argumente aufgetaucht, während die alten im Grunde widerlegt worden seien. Ich möchte übrigens noch hinzufügen, dass auf früheren Veranstaltungen in der Tat auch Leute von der Gegenseite eingeladen wurden (Jörg Ott hat ja schon mal darauf hingewiesen), die sind halt nicht gekommen. Im übrigen finde ich es sehr witzig, dass die Rekogegner uns jetzt das vorwerfen, was sie zwei Jahre lang selbst getan haben - nämlich Podiumsdiskussionen ausschließlich mit eigenen Leuten zu besetzen.
    - Der renommierte Fachwerkexperte Manfred Gerner stellte klar, dass die Beschaffung der erforderlichen Mengen von Holz für die Rekonstruktion an sich kein Problem darstelle. Weiterhin versuchte Gerner zu verdeutlichen, dass die beste Lösung, auch in technischer Hinsicht, eben in der ausschließlichen Errichtung von echten Fachwerkhäusern besteht (also keine vor Fachwerkfassaden, die man vor Betongebäude hängt). Hier steht Gerner argumentativ auf der Seite von Mangelmann und gegen Westrup, der die Fassadenlösung bevorzugt.

  • Berichte über das Altstadtforum...


    FNP: http://www.rhein-main.net/sixc…2_news_article&id=3568748


    In dem Artikel "Bauen wie Prinz Charles" werden einige Krier-Zitate vom Samstag wiedergegeben (Vorliebe der Menschen für traditionelles Bauen, Wie konnte Frankfurt so verkommen, Originalität eines Baus liegt nicht Original, etc.). Außerdem noch mal Gerners Plädoyer für echte Fachwerkhäuser und die Problematik in Dresden.


    FR: http://www.fr-online.de/frankf…rankfurt/?em_cnt=1092731&


    Auch hier die prägnantesten Krier-Zitate, außerdem Westrups Äußerung, dass man mit einen Foto und einem Grundriss alles rekonstruieren kann.

  • Mit einem Weltkulturerbe wird das so nichts. Disneyland wäre ein Schimpfwort, für die meisten der "Verfechter der Rekonstruktion" hat das Schloss von Dornröschen mehr mit Neuschwanstein zu tun als die Vorstellungen der Vertreter der alten Baukunst, inklusive Leon Krier. Mich hat der Monolog Kriers im Nachhinein eher verschreckt als begeistert. Aber das spiegelt wohl auch eher das wieder was die Mehrheit der Bürger laut CDU-Umfrage will, also who cares??? :confused: Disneyland, 4 rekonstruierte Häuser in den Spannungsbogen. Das ist alles so verwässert das jedes Kommentar sich weiter erübrigt, weil niemand dahinterschauen will und sich selbst belügt. Spannungsbogen ala Roth ist nach wie vor der Status Quo laut den CDU-Pressemeldungen (und die eindeutige Wählermeinung!), wohlgemerkt nach dem Altstadtforum. Mein Einsatz wird sich in Zukunft hier "altstadt"-technisch beschränken, erstens handelt es sich um ungelegte Eier und zweitens will ich mir es nicht mit über der Hälfte Frankfurts verscherzen. Das Gepöbel habe ich auch dicke und als dumm möchte ich mich auch nicht bezeichnen lassen (womit Herr Krier bei seinem Monolog angefangen hatte!!!). :nono:

  • Die Modernisten die angeblich alles fürchten, dürfen sich also ungeschoren als dumm und für das Elend der Welt verantwortlich erklären lassen? Wo leben wir denn heute? War es früher wirklich besser? :confused: :confused: :confused: Muss man jemand der Reden am Pult schwingt jeden Scheiss glauben? Wenn die Modernisten so böse sind, warum muß man dann anfangen sie zu beschimpfen? Davonmal abgesehen was Leon Krier als ultimativen Sozialbau anpreist wie der letzte TV-Shopping Moderator in MONOLOGEN, ist doch wohl die Härte! Ich falle auf den Quatsch zum Glück nicht herrein, für die Monologe bin ich ehrlichgesagt zu dumm und schliesse mich dem schlimmen BDA an! Ja, ich bin schlechter als die gute Vergangenheit und mir fehlt es an Glaube!

  • Hmmm, war ja nun leider nicht dabei, aber dass ein Vortrag eher monologisch ausfällt, will mich nicht so recht überraschen.


    Und das ewige Wiederholen der angeblichen Idealisierung der Vergangenheit kann ich langsam auch nicht mehr hören, stimmt doch alles gar nicht.


    Es geht um die Frage der Verwendung traditioneller Bautechniken, wie Sie von über 95% der privaten Bauherren auch bevorzugt wird.

  • Weltanschauung, religiöser Kampf um eine idealere Welt, all das hat Herr Leon Krier aus seinem Munde kommen lassen! Die böse Zukunft, was habe ich Angst!


    Es ist schrecklich das es Menschen gibt die so einen Mist glauben, aber selbst TV-Shopping hat seine Kunden, auch wenn ich zu dumm dafür bin! Die armen Vertreter des BDA mußten sich wie bei einer Hexenjagd vor dem Mob verteidigen!

  • Mit Verlaub, wer austeilt, muß auch einstecken können! Wenn mal nicht der BDA Hexenjagd macht, sondern seine eigenen Methoden zu schmecken bekommt, dann wird gleich rumgemosert. Wer zu sehr seine eigene Meinung durchsetzen will, muß damit rechnen, daß sich die andere Seite ebenfalls radikalisiert, in der Hoffnung, zumindest in der Mitte rauszukommen...


    So abgesehen davon kann jeder seine Meinung haben, ich mag die Altstadt wiederhaben und ich seh es nicht ein, mich dafür rechtfertigen zu müssen. Punkt.