Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Erstens: München mit Paris zu vergleichen ergibt keinen Sinn. Schön und gut, dass da Traufhöhen von 37m erreich werden, im Vergleich zu NYC ist aber selbst das ein Witz. Trotzdem wird Paris dafür nicht kritisiert. München, weil es geringere Traufhöhen als Paris aufweist, dagegen schon? Alles ist relativ.


    Zweitens: Die Kritik an der angeblich horizontalen Bauweise verpufft beinahe schon, angesichts der verglichen mit anderen Städten extrem geringen Zersiedlung und der sehr kompakten Stadtfläche. Mag sein, dass du in Berlin weite Laufwege hast, in München hat man die i.d.R nicht, dafür ist die Fläche zu klein.

  • Ja also sry nochmal für den falschen Link.


    Aber die Absurddiskussion über NY Paris und München geht in die falsche Richtung. Ich kann nur noch abschliessend anmerken dass die genannten 37m Traufhöhe in Paris sicher mancher Orts erreicht werden, aber die u.a historisch von Baron Haussmann angelegte Zieltraufhöhe war in Paris 22-25m. Und so ist es fast überall im historischen, quasi dem schönen Paris, noch heute so.

  • Nordallianz:

    Wie die SZ berichtet fordern die acht Bürgermeister der sog. "Nordallianz" (Garching, Ismaning, Unterföhring, Ober- und Unterschleißheim, Eching, Neufahrn und Hallbergmoos) mit ihren 130.000EW:


    - Eine Einstufung ihres Siedlungsverbundes als Mittelzentrum
    - Baulandausweisung für Wohnraum auch außerhalb der Ortsgrenzen
    - massiven Ausbau des ÖPNV und des IV (Details siehe SZ)
    - Breitbandausbau


    http://www.sueddeutsche.de/mue…it-einer-stimme-1.3098847

  • Die Nordallianz-Gemeinden sind als Siedlungsschwerpunkte ausgewiesen. Für ein Mittelzentrum sind sie zu nah an München und zu abhängig davon. Ein Mittelzentrum muss Funktionen für die Umgebung erfüllen. Dabei handelt es sich meist um gewachsene Städte mit ländlichem Umfeld, nicht jedoch um groß gewordene Dörfer. Mich ärgert oft der Hochmut der Speckgürtelgemeinden.

  • Bei diesen Gemeinden muss sich trotzdem unbedingt was tun. Ich fahre öfter dort vorbei und bin regelmäßig vom Verkehrskollaps überrascht. Gerade die B471 ist eine Katastrophe.


    Im Grunde genommen sollte sich München mit den Gemeinden an einen Tisch setzen und eine Lösung erarbeiten, vor allem die Entwicklung der Infrastruktur sehe ich als Problem.

  • massiven Ausbau des ÖPNV und des IV (Details siehe SZ)


    Ich habe nachgeschaut - es ist vor allem vom ÖPNV die Rede wie mindestens 6 S-Bahn-Fahrten pro Stunde oder den Tangential-Beziehungen wie einer Tram-Linie im Norden Münchens. Beim IV fordert die Nordallianz vor allem die Ortsumfahrung von Dietersheim - der Planungsverband meint, der Straßenbau sei an Grenzen gestossen. Das ist auch absolut richtig so - relativ einfacher kann man Straßen in den Vorstädten bauen, doch das Zentrum Münchens könnte zusätzliche Autos überhaupt nicht aufnehmen. Die Bürgermeister im Norden sollten zusehen, dass sie vor allem an den S-Bahn-Haltestellen nachverdichten.

  • Die Nordallianz-Gemeinden sind als Siedlungsschwerpunkte ausgewiesen. Für ein Mittelzentrum sind sie zu nah an München und zu abhängig davon.


    Ein Mittelzentrum an sich sagt noch nicht viel aus. Dachau ist auch als Mittelzentrum eingestuft und ist sicherlich nicht weiter von München weg. Garching mit seiner Uni-Infrastruktur, U-Bahn,... hätte sicherlich das Zeug einmal zum Mittelzentrum aufgewertet zu werden.


    Mich würde interessieren, auf welchen Gebieten die Gemeinden eine Siedlungsentwicklung wünschen, die ihnen gemäß Raumordnung derzeit verwehrt wird. Man könnte z.b. die Grenzfelder zwischen Unter- und Oberschleißheim aufgeben und hier ein Zusammenwachsen zu einem 60.000 Einwohnerstadt Schleißheim erlauben.


    Dietersheim könnte man so planen, dass der jetzige Verkehr auf eine Umgehung kommt, die U-Bahn nach Dietersheim verlängert wird und der Ort einmal 20.000 Einwohner hat. Sicher nicht auf die nächsten 5 Jahre, aber langfristig.

  • ^wisst ihr wie man das in Berlin damals gelöst hat, als sich die urbanisierte Zone, die amtlich nicht zu Berlin gehörte, aber natürlich verkehrlich, sozial und kulturell längst Teil von Berlins war, immer weiter ausbreitete und am Kompetenzwirrwarr und der Sabotage durch Dorf-Fürsten litt, die irgendwie dachten den eigenen Bürgern (oder wohl v. a. sich selbst) einen Gefallen zu tun wenn man die möglichst reibungslose und breite Einbindung ihres Kaffs in Berlin aktiv sabotiert? Es gab das sog. Groß-Berlin-Gesetz, es wurde einfach alles eingemeindet und damit konnte der Magistrat bei Fragen von überörtlicher Bedeutung für die Gesamtstadt aus einer Hand und in einem Guss planen.


    Das würde mir hier auch dringend angezeigt erscheinen. Daran ändern auch die künstlich, mit voller Absicht durch die oberbayerischen Dorf-Fürsten aufrechterhaltenen symbolischen Abstandsflächen nichts (ein Acker muss immer noch zwischen "Stadtgrenze München" und "Umlandkaff X" verbleiben, um zu verdeutlichen, wie "eigenständig" man doch sei!). Humangeographisch ist München längst mit zahlreichen Umlandgemeinden zu einer gemeinsamen Stadt verwachsen. Und das sollte dringend auch in die administrative Realität umgesetzt werden. Ansonsten wird das Gemeinwohl des Gesamtgebildes weiterhin durch Eigensinn der einzelnen Dörfer aktiv sabotiert und hintertrieben werden, weil man sich daraus einen egoistischen Vorteil für das eigene Dorf erhofft. Zum Schaden v. a. der Bürger, die dem in Trachtenjankermentalität oft ja sogar noch arglos zujubeln.


    Nein, so naiv, sich auf die Kooperationsbereitschaft zu verlassen, darf man da einfach nicht mehr sein. Hat doch schon bisher nie funktioniert, ganz im Gegenteil. Den Bock zum Gärtner zu machen hat noch nie funktioniert. Die werden doch einen Teufel tun und sich selbst abschaffen, indem sie sich einer gemeinsamen Kommunalentwicklung, die selbstverständlich von München vorgegeben werden müsste, unterordnen.

  • Es wäre sicher sinnvoll ein wenig einzugemeinden. Nur: WIE sollte das funktionieren? Ich sehe ehrlich gesagt keine realistischen Chancen, dass sich eine Gemeinde ernsthaft eingemeinden lässt. Denn du schreibst ja selbst:


    Die werden doch einen Teufel tun und sich selbst abschaffen, indem sie sich einer gemeinsamen Kommunalentwicklung, die selbstverständlich von München vorgegeben werden müsste, unterordnen.

  • Naja es gibt ja schon den Landkreis München der iwie 300k Einwohner hat und so ziemlich alle Orte und Käffer im Norden, Osten und Süden entspricht.

  • Der Bund sowie jedes der 16 Länder besitzen - jeweils voneinander unabhängige - Eigenstaatlichkeit. Die Kommunen sind staatsrechtlich hingegen lediglich Untergliederungen ihres Landes. Deren Neugliederung kann per Landesrecht vorgenommen (d. h. erzwungen) werden. Alternativ kann man auch eine Institution wie zB im Saarland einrichten, wo man die Kleinstaaterei in diesem ja sowieso schon sehr kleinen Land auf eine recht salomonische Art und Weise bei überörtlichen Fragen ausgehebelt hat: man hat den sog. Regionalverband Saarbrücken gegründet, damit hat sich Saarbrücken quasi sein ganzes Umland (auf deutscher Seite) eingemeindet, indem es ebenso Befugnisse an diesen neuen Kommunalverband abgegeben hat, sodass die Dörfer nicht gemerkt haben, dass es sich eigentlich um eine schlichte Eingemeindung durch die Hintertür gehandelt hat, nur unter anderem Namen.


    So kann dieser "Regionalverband Saarbrücken" beispielsweise alle Angelegenheiten der Flächennutzungsplanung an sich ziehen, ob es einzelnen Kommunen gefällt oder nicht. Da gibt es zwar auch juristische Versuche der Dorf-Fürsten das auszuhebeln, letztlich existiert das aber schon seit 1974 (wenn man die Vorläuferorganisation "Stadtverband Saarbrücken" einbezieht), sodass man diese juristischen Versuche diese "Zwangskooperation" zu Fall zu bringen wohl als frucht- und harmlos betrachten kann. Man könnte dieses saarländische Modell durchaus zum Vorbild nehmen.


    München ist hier ja auch eine Besonderheit im Vergleich zu den anderen Städten mit deutlich über 1 Mio. Einwohner in Deutschland - Berlin und Hamburg haben ihr Umland als Stadtstaat schon lange eingemeindet (Hamburg und Berlin haben sehr ländliche Ränder, vergleichbar mit Bereichen die im Ballungsraum München schon längst weit außerhalb der amtlichen Stadtgrenze München liegen). Ich will gar nicht wissen, wie das in Berlin heute aussähe, wenn es das Groß-Berlin Gesetz nie gegeben hätte.


    Einen "Regionalverband München" könnte der Bayerische Landtag München+Umland prinzipiell per Landesgesetz aufzwingen. Mit guten Gründen. Das Land trägt ja auch Verantwortung für seine Kommunen und wenn es dort dysfunktionale Strukturen gibt, die dem Gemeinwohl schaden weil gegeneinander gearbeitet wird, dann hat das Land eigentlich sogar die Pflicht einzugreifen. Der Bürger hat ein Anrecht auf funktionierende Kommunalstrukturen.

  • ^
    Pumpernickel, die Notwendigkeit für mittelfristige Eingemeindungen sehe ich auch. Mit 300 km² Fläche ist München die mit Abstand kleinste der großen Städte in Deutschland - Köln ist ein Drittel größer, hat aber ein Drittel weniger Einwohner. Ich denke aber, dass die politische Konstellation das nicht zulassen wird. München als SPD-Hochburg, Bayern als CSU-Land. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass das Strauss'sche Credo von einem starken München, das zu einem starken Bayern führt, nicht mehr so gelebt wird. Da einige der eventuell zu eingemeindenden Umlandgemeinden ebenso wie der Landkreis eher CSU-dominiert sind, glaube ich kaum, dass diese einem SPD-geführten München noch mehr Macht und Größe ermöglichen wollen würden.
    Vielleicht würde eine vertiefte regionale Regierung/Kooperationseinrichtung, die die Siedlungs- und Verkehrsplanung übernimmt, eher Sinn machen.


    Ganz unabhängig davon - wenn man über die A99 hinausgeht, gibt es sowieso noch riesige Siedlungsreserven. Vor allem rund um Lochhausen könnte man noch vier Schwabing bauen. Das wird aber merkwürdigerweise nicht angefasst, wohl auch, weil es kaum ÖPNV-Vorleistungen dort gäbe.

  • Einen "Regionalverband München" könnte der Bayerische Landtag München+Umland prinzipiell per Landesgesetz aufzwingen.


    Das klingt sehr interessant. D.h. man müsste nicht den Weg einer "harten" Eingemeindung gehen, sondern könnte dies für die Wut- und Angstbürger schonender durch die "Hintertür" durchziehen?
    Für so Gemeinden wie Ottobrunn und Neubiberg (wo tatsächlich genau noch ein Acker zw. München liegt) oder Gräfelfing und Haar die vollständig mit München verwachsen sind, würde das schon Sinn ergeben, auch wenn ich es für kein Muss halte. Wichtig ist eben, dass es eine zielstrebige Gesamtplanung gibt. Leider scheint es, deinem Post zu Folge, nur der Freistaat möglich machen zu können, hier entscheidend voran zu kommen. Und dieser hat wie man sieht und liest, nicht sonderlich viel Interesse daran, die eigene Landeshauptstadt wirklich in diesem Punkt weiter zu entwickeln (Prestigeprojekte für die Politiker gehen natürlich immer).


    Zitat Jöran:
    Vor allem rund um Lochhausen könnte man noch vier Schwabing bauen.


    Ja, das wundert mich auch. Man liest ja immer, MNO sei die letzte große zusammenhängende Fläche in München aber ganz ehrlich, wer glaubt denn den Schmarrn. Auf Maps oder meinetwegen noch Faltkarten sticht einem doch sofort die riesige Freifläche (deutlich größer als MNO) im Nordwesten ins Auge. Lagert die Stadt dort Atommüll oder warum hört man da von keiner möglichen Entwicklung?

  • Rund um Lochhausen und Langwied steht das Wasser wohl zu hoch, da gäbe es feuchte Keller. Das Gebiet ist auch von Bachläufen durchzogen und zählt im weitesten Sinne noch zum Dachauer Moos.

  • Eingemeinden finde ich aber besser als iwelche Bauerndörfer in den Charakter eines Oberzentrums überzuführen.
    Hier ist Berlin doch das beste Beispiel. Potsdam geht mehr oder weniger nahtlos in die Stadt über, ist ja auch eine richtige Stadt, ein Oberzentrum eben. Wohingegen diese 100 kleiner Dörfer dort logischerweise kein Oberzentrum sind, ja noch nicht mal eingemeindet. Halt kleine Gemeinden, Gartenstädte etc.


    Freising könnte man wenn man alle Kuhaugen zudrückt eventuell als Oberzentrum dulden. Aber eigentlich ist der Ort zu klein. Wegen dem Unistandort und dem Flughafen könnte man das machen. Es ist halt nur eine Kleinstadt.

  • Laut Wikipedia ist Freising kein Oberzentrum sondern ein
    "Mittelzentrum mit oberzentraler Teilfunktion, mögliches Oberzentrum"

  • Laut Wikipedia scheint Freising tatsächlich noch kein vollwertiges Oberzentrum zu sein. Aber Germering ein Mittelzentrum, und das hätte ich schon mal nicht zugelassen. Und wenn man die Nordallianzgemeinden im Ortskern ansieht, welch ärmliche Dorfkirchlein sie haben und Restbauernhöfe, da müsste man allein deshalb aus Prinzip schon einen Riegel vorschieben.

  • Letzten Endes wird die Schaffung einer handlungsfähigen regionalen Körperschaft für die Entwicklung der Münchner Region, und auch für die Lösung der Wohnraumfrage unumgänglich sein.
    Ich hatte so etwas vor einiger Zeit ja schon einmal als "Metropolraum-Siedlungsverband" vorgeschlagen, und eine Struktur wie der Regionalverband Saarbrücken geht schon sehr in diese Richtung und sollte als Vorbild ernsthaft in Erwägung gezogen werden.
    Um so eine Struktur aber zu schaffen und politisch durchzusetzen ist in der Tat der Freistaat als Akteur notwendig.
    Und ja, ein Landtagsbeschluß kann eine solche Struktur auch gegen den Willen der betroffenen Gemeinden duchsetzen, die Gebietsreformen der 70er Jahre in anderen Bundesländern wurden ja auch gegen die oft erbitterte, aber meist erfolglose Gegenwehr der betroffenen Gemeinden und Landkreise durchgezogen.
    Ich verstehe nicht die Ängstlichkeit und Zaghaftigkeit der CSU, die ja offenbar sogar kleine Eingemeindungen zu vermeiden versucht, um das "rote" München einzudämmen; umgekehrt könnte ja durch die Einbeziehung des Umlandes im Regionalverband insgesamt ja durchaus eine CSU-Mehrheit zustande kommen, vielleicht kann diese Option der bayrischen Staatspartei ein Groß-München schmackhaft machen...
    Zudem scheint das Bewußtsein, dass die Dinge in Sachen Stadtentwicklung/Wohnungsbau im Argen liegen doch recht verbreitet zu sein. Von daher sollte man schon davon ausgehen, dass entschiedenes politisches Handeln bei der Bewältigung der Wachstums- und Wohnraumproblematik am Ende auch von den Wählern honoriert wird.
    Um solch ein Projekt anzugehen braucht es letztlich politischen Mut und die Entschlossenheit, damit verbundene Konflikte durchzustehen, und genau das scheint den Verantwortlichen der CSU leider zu fehlen.
    Schade.

  • Laut Wikipedia ist Freising kein Oberzentrum sondern ein
    "Mittelzentrum mit oberzentraler Teilfunktion, mögliches Oberzentrum"


    Dies galt bis 2013. Seitdem ist es ein vollwertiges Oberzentrum (u.a in der Wikipedia nachzulesen).