Juchtenkäfer
Der Juchtenkäfer läßt auch mich nicht mehr los.
Glücklicherweise orientiert sich Artenschutz nicht an der Bestückungspraxis für Streichelzoos, sondern an der Notwendigkeit das Gleichgewicht in der Natur aufrecht zu erhalten.
Ohne die Thematik grundsätzlich in Frage zu stellen und durchaus mit einem Verständnis von komplexen Ökosystemen, darf man schon zu bedenken geben, daß auch der praktizierte Artenschutz - ähnlich dem Denkmalschutz oder anderen Verwaltungsfeldern - im einen oder anderen Punkt durchaus fehlen kann.
Das wäre eine gute Frage z.B. an Juniorberater von Roland Berger und McKinzey. Die würden aus Kostengründen alles streichen, was man nicht melken, oder essen kann. Damit wäre die Kuh wichtiger, als der MIstkäfer. Irgendwann würde die Kuh aber kein Gras mehr finden, weil die Weide nur noch aus Misthaufen besteht, die ein Mistkäfer nicht mehr abgebaut hat.
Schlechtes Beispiel. Gemolken und bedient wird der Auftraggeber. Wenn der will, daß herauskommt, der Jukä sei wichtiger als die Kuh, dann kommt tendenziell eben dieses Ergebnis raus.
Von dem Juchtenkäfer, von dem viele denken, die Parkschützer hätten ihn erst ausgegraben, wusste die Bahn schon 2002, dass sie nach ihm suchen musste. Der Beauftragte Biologe wurde dann auch fündig im Rosensteinpark und im unteren Schlossgarten. Während sein Bericht ausführte, warum es ihn im mittleren (neben den herausgepickten Bäumen, die er einer Prüfung unterzog) gar nicht geben könne, stellte sich hinterher heraus (welche ein Wunder), dass die genau dort auch waren.
Welch ein Wunder, genau! Auf der einen Seite wird behauptet, bei dem Käfer käme es auf jedes einzelne Exemplar an. Artenschutz wird ja gerade dann relevant, wenn die Art eben nicht in jedem ähnlich bewachsenen Park-, Wald,- oder Wiesenstück vorkommt. Nun unterstellst Du selbst, das Tierlein müsse selbstverständlich auch im mittleren Schlossgarten vorkommen. Ja was denn nun, ist es so selten oder nicht oder kommt es vielleicht doch wieder mal hauptsächlich auf die ideologisch-argumentative Nützlichkeit des Getiers an?
Was im hier vorliegenden Fall besonders bemerkenswert scheint:
- Der Schlossgarten ist letztlich ein künstliches, menschlich geschaffenes Ökosystem
- Der Juchtenkäfer soll sich ausgerechnet nahe der höchsten Feinstaubkonzentration (bekannte Meßstelle Neckartor) neben weiteren citybedingten Umwelteinflüssen pudelwohl fühlen.
- Wenn sich der Jukä in menschlich geschaffenen Parkanlagen besonders gern aufhält, warum sollte er sich dann nicht auch im S21-erweiterten Rosensteinpark (teilweise ähnliche Bäume vorausgesetzt) heimisch werden?
Vermutlich gibt es den Juchtenkäfer viel häufiger als geahnt. Kaum schaut man genauer hin - insbesondere um ein Projekt zu verhindern - schon krabbelt er haufenweise rum. Aber natürlich nur da
Sollte es ihn andernorts tatsächlich viel seltener geben, könnte er auch eine Art sein, die natürlicherweise vom Aussterben bedroht ist (Konkurrenzarten o.ä.). Sowas kam und kommt nämlich auch vor. Nur gibt es seit geraumer Zeit mächtige Interessen, den westlichen Menschen für jegliche negative Veränderung auf der Erde verantwortlich zu machen.