Als ehemaliger Hamburger muss ich mich mal kurz zur Elbphilharmonie auessern: Ich bin fuer das Projekt und denke es ist sein Geld wert, auch wenn natuerlich die Kostensteigerungen misslich sind. Allerdings so weit zu gehen (Beitrag 139) und von einem bei den Hamburgern 'ausserst beliebten' Projekt zu sprechen halte ich fuer sehr mutig. Wuerde man die Zeit zurueckdrehen und den Hamburger Wahler zum Bau der Elbphilharmonie befragen, dann waere ich mir einer Pro-Mehrheit alles andere als sicher.
Zu S21: Ich finde, dass sich in den letzten Postings einige S21-Befuerworter im Ton vergreifen: leichtfertig-pubertaere Arroganz, schleimgruene Schwaben, Kot im Oekobioklo, widerlich, pseudointellektuell, Faulsozialisten, Dummhiet, gescheiterten Moechtegernbahnplanern und so weiter - all das ist auch nicht grade angemessen. Aber okay, wir sind ja hier in der DAF-Lounge und -oaky- die andere Seite ist auch nicht immer zimperlich.
Ich hatte mir eigentlich geschworen mich nicht zu S21 zu aeussern, denn ich habe nur eine Laien-Einsicht in der Projekt und kann es nicht abschliessend beurteilen. Was mich immer wieder wundert ist dass im Zusammenhang mit s21 immer wieder jedes kleine Detail diskutiert wird (Grundwasser, Tunnelbau, Bonatz-Bau, Schlosspark) aber selten die Gesamtfrage gestellt wird: Braucht Stuttgart (bzw Suedwestdeutschland) das Projekt - und wenn ja, dann wie dringend und wieviel Ausgaben ist es wert.
Meine Privatansicht dazu (aus dem Bauch heraus und auf Basis zugegeben oberflaechlicher Faktenkenntnis):
Ich teile nicht, die Klein-Klein-Argumente vieler S21-Gegner. Grundwasser, etc Park, Dingsbumskaefer, mangelnde Kapazitaet und Fahrplanprobleme, etc... Das laesst sich denke ich alles regeln. Auch architektonisch und verkehrlich finde ich das Projekt faszinierend. Der Grundgedanke ist m.E. sehr einleuchtend und sinnvoll. Vor zehn Jahren schon (oder mehr) habe ich in den Deichtorhallen in Hamburg eine Ausstellung ueber 'Bahnhoefe 21' gesehen und S21 war davon neben dem neuen Berliner HBf das 'fescheste' Projekt. Wenn 21 einmal fertig ist, dann wird sicherlich die Mehrzeit der Menschen in der Region denn neuen Bahnhof und die neuen Verbindungen schaetzen.
Wenn ich also in einer Abstimmung zu dem Projekt 21 gefragt werden wuerde ob man es bauen soll, dann wuerde ich sagen... Nein.
Nicht, dass ich es den Stuttgartern nicht goenne, aber es scheint mir keiner Detailanalyse zu beduerfen um zu sehen, dass S 21 zwar schoen ist, einige Vorteile bietet und sicherlich 'nice to have' ist. Das Ganze steht jedoch meiner Ansicht nach in keiner halbwegs vernuenftigen Kosten-Nutzen-Relation. S 21 ist meiner Laienmeinung nach schlicht viel, viel, viel zu teuer fuer seinen Nutzen. Unterm Strich ist der (von mir nicht angezweifelte) Nutzen wohl zu teuer erkauft. Ueber ganz Deutschland oder von mir aus auf sinnvolle kleinere Schienenprojekte im Suedwesten verteilt kann die selbe Summe Geld hoechtwahrscheinlich deutlich mehr Nutzen erzeugen. Ich finde es wird auch langsam schwierig den Meschen im Rest der Republik (zB im Ruhrgebiet oder im Norden) zu erklaren warum die Bahn AG in Stuttgart ein Projekt betreibt dessen regelmaessige Kostensteierungen (nur die Steigerungen, von den Gesamtkosten ganz zu schweigen) allein schon ein Vielfaches der Summen dastellen die als Gesamtinvestitionen anderswo in Deutschland angeblich nicht geleistet werden koennen. Ich finde auch solche Ueberlegungen haben nichts mit Technik- oder Fortschrittfeinlichkeit zu tun.
Nebenbei: ich kann mit jedem Ausang des Projektes leben - mich fragt ja auch keiner. Soviel dazu, Gruss aus Paris.