Bauprojekte im/am Zoo Frankfurt

  • In der Tat völlig unverständlich. Sowohl der zweite als auch der dritte Platz sind um Längen besser! Es ist keine Rekonstruktion, aber ein vernünftiges Erscheinungsbild durch den Mittelrisalit. Der zweite Platz wirkt auf mich sogar als eine Verbesserung gegenüber des heutigen Zustandes. In der Jury saß unter anderem der Direktor des Architekturmuseums. Dieser bezeichnet den beabsichtigen Bau als Vorbild für die neuen Städtischen Bühnen...

  • Mir ist aufgefallen das wir bisher in diesem Strang nur ein Bild von epizentrum aus dem April 2015 des Zoogesellschaftshauses (ZGH) haben. Deshalb meinerseits ein paar Bilder aus einer Annäherung vom Alfred-Brehm-Platz heraus die den Status quo der Westseite des ZGH inkl. Vorfahrt, Aufgänge und Haupttreppe zeigen.

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    Ohne die 'Eisenwarenabteilung' im Vordergrund wirkt das Ganze deutlich repräsentativer:

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    Die anderen Bilder der Schokoseite von links angeschnitten im Thumb-Format. Zur Erinnerung, auf diesem Bild von thomasfra war der Bau der EZB schon sehr weit fortgeschritten. Dieser manchmal unscheinbare Kontrast zw. Alt und Jung gefällt mir immer wieder in Frankfurt; bitte zweimal auf das 2. Thumb hinschauen ;) .

    Bild: https://model2.de/light/4723/6ac18892-63ab-40d9-ackj4p.jpeg Bild: https://model2.de/light/4723/ae4538b2-4491-4035-bvpk6d.jpeg


    Bei der Südseite bewege ich mich von 'en detail' zu 'en gros' soweit das mit den belaubten Platanen machbar ist. Erkennbar ist das der Mittelteil nicht mehr orginal ist ...

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    ... und beim Blick über die Bernhard-Grzimek-Allee verdecken die Platanen im Sommer die klassizistische Architektur:

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    Bilder: main1a | Zur Galerie für Interessierte geht es hier entlang.


    Eine bauliche Veränderung der südlichen Mittelfassade hin zum orginalen Stil wie ihn Ortner & Ortner planen ist aus meiner Sicht vetretbar. Es würde mich jedoch überraschen wenn das der Denkmalschutz goutieren würde. Angemerkt sei das sie bei den hier gezeigten drei Entwürfen diesbezüglich am weitesten gehen.


    Kurze Zusammenfassung des kl. frontalen Anbaues beim ZGH

    Im März 2011 begann der Neubau des Zooeingangs, dem Bärengehege und der nördliche Abschnittt des Aufgangs zum ZGH wobei etwa 10 Monate später der Rohbau stand; siehe Bild von marty-ffm. Und im März 2013 war das gröbste geschafft wie auf epizentrums Bild zu sehen.

    Im März 2013 baute man dann am südlichen Aufgang der den 2. Anbau am EG enthält (Bild von epizentrum) und im Juni 2013 ware ein augenfälliger Fortgang zu bemerken (Bild von thomasfra). Im Dezember 2013 war die Vorfahrt, Treppenanlage bestehend aus nördlichen und südlichen Aufgang einschließlich der Haupttreppe zum aller größten Teil endlich fertig. Auf den damaligen Bildern fiel bei genauer Betrachtung schon auf, dass der rote Mainsandstein dank großflächiger Farbabplatzungen wieder zum Vorschein kam weil der Sandstein darunter schlicht zerbröselte.


    Das Hinterhofambiente an der Südseite beim ZGH hat sich durch den damaligen Umbau des Arerals verbessert, aber die drei Gewinner des Wettbewerbs zeigen hier im DAF auch keine deutliche Verbesserung. Das was Hascher Jehle Assoziierte zeigen verbuche ich mal unter der Rubrik 'künsterlische Freiheit'.


    Großer Umbau des ZGH in den 1980-igern (?)

    In den (späten) 1980-igern muss das ZGH im großen Maßstab umgebaut worden sein, da die Räumlichkeiten gestalterisch den Architekturmusem oder MAK entsprechen. Weiß jemand im DAF dazu mehr?

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  • Vielleicht könnte man den Entwurf für die neue Vorderseite stattdessen für die Rückseite verwenden, da wäre er gut aufgehoben ud würde den Ist-Zustand sogar noch verbessern.

    Ansonsten helfen die Platanen...

  • Ich finde dass keiner von den Entwürfen wirklich gut ist. Der zweitplazierte Hascher Jehle Assoziierte hat mindestens was in sich wenn man eins unbedingt auswählen müsste. Rekonstruktion, basta, Ende mit dem Zirkus wäre am besten gewesen.


    Es ist wirklich traurig wenn man sich den Ist-Zustand hier anschaut, ein zeichen von kultureller Armut :| Der nächste Fehler wie man mit seiner kulturellen Erbe umgeht lauert schon um die Ecke...

  • Wenn man den Siegerentwurf so betrachtet, könnte man meinen, die Stadt habe sich für den optisch am billigsten wirkenden entschieden - in der vagen Hoffnung, daß diese Annahme sich erfüllt. Seit die Pläne für dieses Theater aufgetaucht sind, frage ich mich eigentlich, warum man es ausgerechnet in das Zoo-Gesellschaftshaus implantieren muß. Weil Kinder auch gern in den Zoo gehen, dabei automatisch dran vorbeikommen und, wo sie schon mal da sind, vielleicht sogar hineingehen? Eine stichhaltige Begründung für diese Ansiedlung kann ich nicht erkennen. Schon gar nicht, wenn man in Konsequenz dieses Schrittes gleich das traditionsreiche Rémond-Theater vor die Tür befördert. Haben wir in Frankfurt etwa ein Überangebot an Versammlungsstätten, um eine solche Umwidmung zu begründen? Gerade wo die Bevölkerungszahlen im Ostend massiv steigen, dieses Haus aus dem Angebot zu nehmen, grenzt schon an klassische Römer-Ignoranz. Ein flexibel nutzbarer Saal von der Größe des bisher vorhandenen wird künftig schmerzlich fehlen. Und es hat ja niemand vor, analog zum Südbahnhof, den Ostbahnhof als Saalbau wiederzuerrichten. Führt Frankfurt einen Krieg gegen die Gesellschaftshäuser? Nach der verpeilten Sanierung des Gesellschaftshauses im Palmengarten, das seither ausgesperrt daliegt und alles andere als ein lebendiger Treffpunkt für die Bevölkerung ist, der es früher ja mal war, knöpft man sich jetzt das Pendant im Osten vor.

    Sicher ist die Originalsubstanz des Hauses durch die Kriegsschäden und anschließenden Dranherumbauten weit massiver mitgenommen als es die des Palmengarten-Gesellschaftshauses oder des Senckenberg je waren. Auch der hier im Forum gepriesene Mittelrisalit auf der dem Zoo zugewandten Seite kann bestenfalls noch als den alten Grundriß aufnehmendes Zitat des ursprünglichen gelten.

    Das Urteil des Preisgerichts kann einen nur erstaunen - und von Architekten, die den Begriff Baukunst im Firmennamen führen, würde ich schon etwas Ambitionierteres erwarten, als dem Haus einen übergroßen Hut aufzusetzen und eine Klapplädenfront aus Streckmetall zu verpassen. Wie Lotte Ulbricht so schön sagte: "Schade drum!"

  • Das Kulturamt der Stadt hat eine Website mit Informationen zum Projekt geschaffen. Dort kann unter anderem ein Nutzungs- und Betriebskonzept für ein Kinder- und Jugendtheater als PDF heruntergeladen werden, das im vergangenen Jahr von einem Wiener Institut gefertigt wurde. Auch detaillierte Planungsunterlagen der drei Preisträger aus dem Architekturwettbewerb sind auf der Website zu finden.


    Außerdem gibt es Fotos aus der - durchaus bewegten - Historie des Gebäudes. Was mir nicht bekannt war: Der Mittelrisalit an der Ostseite wurde bis 1957 im Zuge des Wiederaufbaus zurückgebaut, obwohl er nach den Kriegszerstörungen teilweise erhalten war. Erst bei einem erneuten Umbau zwischen 1988-1990 wurde wieder ein solcher Baukörper errichtet.


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    Bilder: Institut für Stadtgeschichte, Zooarchiv

  • Schmittchen hatte Mitte Juli 2021 die drei erstplazierten Entwürfe vorgestellt.


    In einem Interview mit Ina Hartwig in der RMZ erfahren wir weitere Details zu den nächsten Schritten die bis Ende 2023 / Anfang 2024 erreicht sein sollen:

    - die drei erstplazierten Büros liefern noch einiges nach;

    - die Museums Bausteine GmbH erarbeitet die Bau- und Finanzierungsvorlage.

    Damit sollten die Fachausschüsse und Stadtverordneten für Entscheidungen präpariert sein. Vor Mitte 2024 würde ich deshalb keinen weiteren für die Öffentlichkeit wahrnehmbaren Fortgang erwarten.

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  • Neubau Restaurant in Nordosten des Zoos

    Im Sommer vergangenen Jahres lasen wir hier vom Plan, ein neues Restaurant zu bauen. Dieser Tage wurde ein Architekturauftrag bekanntgegeben, demzufolge das Frankfurter Büro M|M|Z letzte Woche mit der Gesamtplanung des Vorhabens beauftragt wurde.


    Ob da ein Architektur-Wettbewerb schon stattfand oder noch ausgelobt wird, kann ich nicht angeben. Über den verlinkten Beitrag vom Juni 2021 hinaus, habe ich nichts finden können.

  • Bauprojekte im Zoo sind rar gesät und über das Stadium "Konzeptstudien" kamen in den letzten Jahren eigentlich keine Projekte hinaus. Gerade der südwestliche Bereich sieht noch aus wie 1960 und versprüht einen entsprechenden Charme. "Investitionsstau" beschreibt es wohl ganz gut.


    Am Außengehege der Löwen-Ausstellungsanlage wird aber tatsächlich gebaut. Immo Herbst zeigt sich verantwortlich und es sieht auch schon ziemlich fortgeschritten aus:

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    Das Pflaster orientiert sich am Design der in letzter Zeit neu gestalteten Anlagen der Bären und des Eingangsbereichs. Das sieht gleich wertiger aus als die roten Knochensteine:

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    Bilder von mir

  • Masterplan für den Zoo

    Seit 2023 wurde an einem Masterplan für die Entwicklung des Zoos gearbeitet. Jetzt ist er fertig. Zu den Ergebnissen heute eine PM der Stadt:


    Im Mai 2023 begann die Arbeit am Masterplan für die Entwicklung des Frankfurter Zoos. Auf der Grundlage der 2019 erstellten Konzeptstudie entstanden in den vergangenen Monaten konkrete gestalterische und bauliche Pläne, die einen Umbau weiterer Teile des Zoogeländes vorsehen. Ziel ist, den Zoo für die Zukunft zu sichern, beste Bedingungen für die Tiere zu schaffen und ein Zooerlebnis zu bieten, welches das Verständnis für die Natur und die Vielfalt der Arten fördert.

    Im Juli 2020 beauftragte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat der Stadt Frankfurt damit, einen Masterplan für die bauliche und inhaltliche Entwicklung des Frankfurter Zoos zu erstellen. Dieser Beschluss basiert auf der Erkenntnis, dass weite Teile des 1865 gegründeten Zoos in einem schlechten baulichen Zustand sind. Eine substanzielle Neugestaltung von mehr als der Hälfte des Areals ist überfällig und unabdingbar notwendig, damit der Zoo Frankfurt auch in Zukunft seinen vielfältigen Aufgaben gerecht wird.

    Als zweitältester Zoo Deutschlands hat der Frankfurter Zoo viele Veränderungen erlebt. Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er wiederaufgebaut. Einige Areale konnten im Laufe der vergangenen 20 Jahre erneuert werden. Andere Großareale dagegen stammen baulich noch aus den 1950er und 1960er Jahren. Damit sind sie mit einer modernen Tierhaltung und den Erwartungen an einen zeitgemäßen Zoo nicht mehr vereinbar.

    Das Masterplan-Team des Zoos unter der Leitung von Direktorin Christina Geiger sowie dem Amt für Bau und Immobilien haben gemeinsam mit den Zooplanern von Dan Pearlman Erlebnisarchitektur nun einen Masterplan vorgelegt, der konkrete Lösungen für die komplexen Herausforderungen eines Zooumbaus aufzeigt.

    „Der Masterplan muss die Aufgabe lösen, auf elf Hektar mitten in der Stadt artgerechte Tierhaltung und intensive Tierbegegnungen zu ermöglichen. Er muss ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept mit den Ansprüchen von zahlreichen Tierarten in Einklang bringen. Weiterhin muss eine hohe Aufenthaltsqualität für die Besucherinnen und Besucher genauso gewährleistet sein wie beste Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden des Zoos“, erklärt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.

    Ein Schaufenster in die Projektgebiete der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt

    Die Neugestaltung zweier großer Areale soll eine klare Verbindung zu den herausragenden Projektgebieten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) in Afrika und Südamerika aufzeigen. Damit wird die über Jahrzehnte gewachsene Verbindung von Zoo und ZGF konsequent fortgeführt. Im Südwesten des Zoogeländes werden die Afrika-Bereiche Serengeti und Lomami entstehen, im Nordosten das Südamerika-Areal Manú. Sowohl die Tierhäuser, die energieeffizient betrieben werden sollen, als auch die Freianlagen erlauben das ganzjährige Beobachten von Tiergesellschaften, wie sie auch in den Projektgebieten der ZGF vorkommen. Didaktische Elemente ermöglichen die Vertiefung des Gesehenen und ergänzen das umfassende Bildungsangebot, das den Natur- und Artenschutz ins Zentrum rückt.

    Immersive Zoogestaltung und hohe Aufenthaltsqualität

    „Aus unserem Motto ‚Tiere erleben – Natur bewahren‘ ergeben sich zwei Versprechen, die wir einlösen wollen“, erklärt Zoodirektorin Geiger. „Wir wollen die Faszination Wildtier erlebbar machen. Unsere Besucherinnen und Besucher sollen eintauchen in die Welt der Tiere und etwas Wertvolles kennenlernen. Es muss uns gelingen, positive Erlebnisse zu schaffen, die alle Sinne ansprechen und nachhaltig beeindrucken. Damit wollen wir eine Naturschutz-Kultur fördern, deren zentrale Aspekte Bewusstsein und Motivation zum Handeln sind. Um das zu erreichen, wollen wir ein Zooerlebnis bieten, das begeistert und ein Verständnis für die Natur und die Vielfalt der Arten fördert. Die veralteten Tiergehege müssen daher durch neue Habitatanlagen ersetzt werden. Die Tierhaltung muss – für unsere Besucherinnen und Besucher deutlich wahrnehmbar – hervorragend und vorbildlich sein, denn nur so können wir glaubwürdig und authentisch zum eigenen nachhaltigeren Leben motivieren“, sagte Geiger.

    Die Neugestaltung sieht eine Aufteilung des Zoos in Biome, also Großlebensräume von Savanne bis Regenwald, vor. Wirtschafts- und Besucherbereiche sollen, anders als aktuell, deutlich voneinander getrennt werden. Die Architektur der Gebäude soll weitgehend zurücktreten und zugleich ein unmittelbares Erleben der Tiere ermöglichen – etwa durch Stege auf unterschiedlichen Niveaus, die durch Hallen und Volieren führen. Als besonderes Highlight ist ein gläserner Tunnel unter dem Wasserbecken der Flusspferde geplant. Spielplätze, Plätze zum Verweilen und vor allem gastronomische Angebote ziehen sich zukünftig durch das gesamte Zoogelände und sollen den rund 800.000 Besucherinnen und Besuchern ganzjährig eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.

    „Es ist ein Plan, der mich überzeugt und begeistert und der nun umgesetzt werden sollte. Die Modernisierung des Zoos ist fundamentaler Bestandteil der Vision für das Zooareal insgesamt, das durch die Etablierung des Frankfurt Conservation Centers und der Sanierung des Zoogesellschaftshauses sowie der Einrichtung eines Kinder- und Jugendtheater zu einem einmaligen Anziehungsort für Naturschutz, Kultur und Bildung und Erholung im Frankfurter Osten werden soll“, sagte Hartwig.


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    Oben eine 3-D-Ansicht des umgebauten Zoos. Unten ein Lageplan des "Zoos der Zukunft", der auf 5.000 Pixel Breite vergrößert werden kann.


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    Visualisierung der Serengeti-Außenanlagen.


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    Visualisierung Unterwassereinblick Flusspferdbecken:


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    Innenanlage des Afrika-Bereichs Lomami:


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    Innenanlage des Südamerikaareals Manú (weitere Pläne und Ansichten).


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    Alle Bilder: Dan Pearlman Erlebnisarchitektur

  • Ein sehr spannendes und äußerst ambitioniertes Projekt.


    Dan Pearlman hat sich in der Zoowelt durchaus einen Namen gemacht und hat in letzter Zeit auch schon u.a. die beiden Masterpläne bzw. den kombinierten Masterplan für die beiden Berliner Tiergärten geprägt. Auch von daher möchte ich mal versuchen, ein paar mE interessante Aspekte heraus zu greifen:


    - Konzept: Der Masterplan hat einen inzwischen sehr gängigen Trend der Zookonzipierung (Ordnung nach Kontinenten/ Geozonen) weiter entwickelt bzw. verfeinert und sich auf Lebensräume (hier: Biome) konzentriert. Das ist beispielsweise in der Schweiz auch schon vermehrt zu finden und verhindert, dass verwässerte und unrealistische (Phantasie-)Landschaften entstehen, wo man einfach mal alles wild durcheinander wirft, was halt zufällig irgendwo auf dem selben Kontinent vorkommt.

    Dieser Ansatz ist mE generell der wünschenswertere und passt zudem sehr gut zu der eher kleinen Gesamtfläche des Zoos und seiner Tendenz zur Verdichtung: Besser einen kleinen Ausschnitt aus einem Lebensraum so realistisch wie möglich nachgestalten statt zu viel zu wollen und dann nichts richtig (gut) umsetzen. Ich finde es zudem extrem sinnvoll, sich dabei auf die Schwerpunkte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zu fokussieren, zumal gerade die Serengeti ohnehin nachhaltig mit der Historie des Frankfurter Zoos verknüpft ist (es gibt ja auch jetzt schon u.a. das Flugzeug des Grzimek-Sohnes zu sehen - nur leider sonst noch nicht sehr viel entsprechende Substanz).


    - Architektonische und landschaftsgestalterische Ansätze: Hier mag es zunächst einmal ernüchternd klingen, dass man sich architektonisch bewusst zurücknehmen, i.e. die Gebäude fast schon verstecken möchte. Gerade die alten, innenstädtischen Zoos lassen sich sonst ja oft gerade über ihre prägenden Stilbauten (wieder-)erkennen und identifizieren.

    Dennoch ist es mE genau der richtige Ansatz. Zum einen ermöglicht es dafür eine deutlich stärkere Immersion in die ausgewählten Biotope, sodass diese entsprechend besser funktionieren. Zum anderen ist der Zoo ja bereits stark in die Frankfurter Skyline eingebettet, sodass der direkte Kontrast von Natur und City von einigen Sichtachsen her fast schon etwas Central Park Flair ausstrahlt.

    Kurz gesagt kann man direkt aus der quirligen Innenstadt in eine andere Welt abtauchen. Und die großen, auf mehreren Ebenen erlebbaren Innenhallen taugen durchaus als spektakuläre Highlights und in dieser Form sogar potentielle Alleinstellungsmerkmale. Der Frankfurter Zoo wird somit bei guter Umsetzung auf vergleichsweise kleiner Fläche mehr "Zoo-" bzw "Naturexpeditions-Feeling" ausstrahlen als manch größerer Zoo (zumindest in dieser Qualität). Gerade in den weniger warmen Monaten wird es zudem ein vollwertiges Erlebnis bieten. Vermutlich wird man das alles aber erst so wirklich wahrnehmen und schätzen können, wenn es dann mal fertig umgesetzt ist und man die Hallen real betreten kann (umgekehrt muss man natürlich sagen, dass die Visualisierungen die Ballung der Tiere extrem übertreiben - ohne dass es sich real deshalb weniger spektakulär anfühlen muss).


    - Umsetzbarkeit: Die meisten Masterpläne wurden mit den Jahren deutlich angepasst, i.e. meist deutlich zusammengedampft. Die Tendenz bei solchen Großplanungen ist leider: Es wird sehr, sehr, sehr teuer sowie mit den Jahren immer teurer und entsprechend wird vieles sehr viel später oder sehr viel kleiner oder aber gar nicht kommen.

    Wobei bspw. Leipzig wirklich nah an seinen ursprünglichen Ideen festgehalten hat. Dafür braucht es aber über die entscheidenden Jahre bis Jahrzehnte durchgehend entsprechend starke Unterstützung von der Stadt und ggf. dem Bundesland - so wie es in Leipzig und Sachsen eben der Fall war. Mein Gefühl ist immerhin, dass die Frankfurter Politik diesmal wirklich mehr dahinter steht (davor gab es ja auch schon große Ideen, letztlich ist dann aber eher nur Stückwerk entstanden). Gerade hierbei wird sicher auch enorm helfen, dass man die ZGF so massiv mit ins Boot geholt und man gezielt die goldene Phase der Institution(en) unter dem legendären Grzimek beschworen hat.

    Das ist mE auch genau die entscheidende Stärke von Dan Pearlman, dass sie sich erstmal sehr gründlich mit der Historie und den Besonderheiten einer Einrichtung beschäftigen. Sie selbst nutzen dafür oft Schlagwörter wie DNA oder eigene Narrative. In unseren Kreisen würde man hierfür vielleicht eher von einem Genius Loci sprechen, den man finden und dann noch stärker definieren möchte. Jedenfalls ist es bei ihnen aber doch deutlich mehr als nur ein Werbe-Buzzword und es kommen dann auch tatsächlich meist sehr ansprechende Sachen heraus. Vor allem verhindert es, dass die Zoos weiter nur alle das immer gleiche Geokonzept (s.o.) kopieren und dabei Zoos wie Frankfurt schon aufgrund der kleineren Fläche eher auf der Strecke bleiben würden.


    Gesamtfazit: Hier kann was wirklich tolles entstehen, was den Frankfurter Zoo mE direkt zu einer DER attraktivsten und erfolgreichsten Freizeiteinrichtungen der Stadt und näheren Umgebung sowie einer echten Touristenattraktion machen könnte. Es wird aber eine ganze Menge Geduld und Entschlossenheit bzw. Ausdauer benötigen (an 2030+ wird vor allem das + realistisch sein und vom Geld hat man vorsichtshalber erstmal noch gar nichts geschrieben). Ich werde es aus der Ferne mit großem Interesse verfolgen und natürlich auch wieder selbst in den Zoo gehen, wenn ich mal wieder in der Gegend bin.

  • Bis auf die Halle bei den Greifvögeln und eben das Gesellschaftshaus hat der Frankfurter Zoo leider sowieso kaum noch Altbausubstanz die in dieser Innenstadtlage großartig prägend wäre. Von daher hat man da sowieso grundsätzlich recht viel Spielraum.

    Bei den Arten muss man natürlich aufgrund der kleinen Fläche klare Prioritäten setzen, hier wird man daher nie solch eine Artenvielfalt bieten können wie Berlin, Leipzig oder San Diego. Diesbezüglich fände ich es aber auch ganz sinnvoll wenn man sich da mal mit dem Opel-Zoo (der aktuell zugegebenermaßen eine eher grottige ÖV-Anbindung hat was aber nicht immer so bleiben muss) stärker zusammensetzt und gemeinsam ein Konzept ausarbeitet welcher Zoo sich in welche Richtung spezialisieren will. Da ließe sich sicherlich noch mehr herausholen als derzeit wenn man beide Standorte zusammendenkt.

    Und alles was so Unterwasser betrifft könnte man zB auch mal in ein dediziertes Aquarium auslagern, das in der Region sowieso noch völlig fehlt.

  • Rohne Ja, sonst hätte man diese Substanz sicher auch erhalten (müssen). Bei manchen Zoos hat man aber auch besonders schmerzhafte Bombenopfer im Baubestand später rekonstruiert. In Frankfurt wird das Gesellschaftshaus die primäre Brücke zur Historie bleiben aber dafür ist die Parkanlage wie gesagt spektakulär in die Stadtlandschaft eingebettet wie mindestens in Deutschland kein anderer Zoo (etwa in Berlin gibt es ja auch paar City-Türme aber das ist in Frankfurt einfach nochmal eine andere urbane Qualität).


    Kronberg kenne ich noch nicht, habe aber natürlich davon gehört. Wenn ich das richtig sehe, wird Frankfurt aber doch eine ganze Menge Großtiere zeigen. Für Afrika "fehlen" da unter den ganz großen Klassikern eigentlich nur die Elefanten, für die man heutzutage einfach enorm Platz braucht. Dafür sind bspw. ausgewachsene Flusspferde in ganz Deutschland nur noch in 7 Zoos zu finden (alleine afrikanische Elefanten dagegen in 15 und davon einmal in Kronberg). Und in keinem einzigen davon gibt es einen begehbaren Tunnel (dieser wäre bei Umsetzung vermutlich sogar weltweit einzigartig oder extrem selten).

    Das meine ich auch damit, dass Frankfurt hier erfreulicherweise mal eigene Wege geht, die noch nicht ausgelatscht sind. Auf 11ha wird man es ohnehin nicht schaffen, die Afrikalandschaften in Leipzig oder Berlin (Tierpark) in den Schatten zu stellen. Aber solche Innenanlagen gibt es zumindest in Deutschland bisher noch nicht für Afrika, wobei afrikanische Tiere gerade im Winter oft lieber drinnen bleiben. Auch in Sachen Tierhaltung und ganzjähriges Besuchererlebenis ist das richtungsweisend. In dieser Konsequenz gefällt es mir sogar besser als die riesige Gondwana-Halle in Leipzig, die mE auch besser in 3 große Hallen aufgeteilt worden wäre (und die zudem gar keine Außenanlagen hat).

    Analog wird der Zoo Frankfurt auch nicht bei den modernen Großaquarien mithalten können (können die meisten Deutschen Zoos ohnehin nicht mehr, auch nicht die großen). Ohnehin ist es bei so einem Konzept ja sinnvoller, auch diese Tiere mit in die Biome zu integrieren, sodass eben neben Flusspferden auch bunte afrikanische Flussbarsche o.ä. herumschwimmen. Da wird man keinen Neubau mit zahllosen kleinen bis mittelgroßen Glaskästen und anderen eckigen Geschichten mehr anfangen.

    Eher kann man bestehende Stärken wie die einzigartige Nachttierabteilung ausbauen (ich habe zumindest irgendwo gehört, dass es unter einer der modernen Hallen einen zweiten Komplex geben soll, in den dann nur die Afrikaner wie Erdferkel und Co umziehen).


    Manchmal ist es gerade beflügelnd, wenn man keine Altlasten in die Moderne retten muss. Wobei es mit den Faust-Vogelhallen auch solche in Frankfurt gibt, die dann im Vergleich zu den geplanten Hallen komplett abstinken würden und daher sicher irgendwann umgewidmet werden. Gespannt bin ich auch auf die Pläne für die Menschenaffen, also z.B. ob man die Orangs als Asiaten dann auch raus nimmt und ggf. für afrikanische Arten umbaut. Ich vermute aber nicht oder zumindest nicht so bald, da es auch so mehr als genug zu tun gibt. Wie gesagt kann man extrem froh sein, wenn die Pläne überhaupt annähernd in dieser Form umgesetzt werden und wir das noch erleben. Jedenfalls stimmt aber die Richtung. So einen schön konsequenten und aufgeräumten Zoo gibt es bislang selten und ich hoffe, sie bekommen das wirklich so durch.

  • In der von Schmittchen geposteten PM zum Zookonzept 2030+ zitieren ich diesen Absatz (Hervorhebung von mir): "Spielplätze, Plätze zum Verweilen und vor allem gastronomische Angebote ziehen sich zukünftig durch das gesamte Zoogelände und sollen den rund 800.000 Besucherinnen und Besuchern ganzjährig eine hohe Aufenthaltsqualität bieten."


    Der gepostete Lageplan zeigt die zukünftige Lage und Gestaltung eines Gastronomiekomplexes, u.a. mit ausgreifender ebenerdiger Terrassenanlage und eine Terrasse über die Gebäudebreite im Obergeschoss, auf dem Zoogelände. An dieser Stelle (OSM) möchte man das Gebäude für Gastronomie bauen welche auch für Nicht-Zoobesucher über den geplanten Zugang "Eingang Flusspferdanlage + Externe Eingang Gastronomie" zugänglich wäre.

    Das eine solche Gastronomie nachhaltigen Zuspruch erleben kann, zeigt bspw. das Restaurant Lodge-Kronberg am Opelzoo. Gäste haben auch außerhalb der Öffnungszeiten des Zoos aus dem Restaurant und von der Terrasse einen schönen Blick auf das weiträumige Gehege "Afrika Savanne" mit Giraffen, Gnus, Impalas und Zebras.


    Weiterhin zeigt der Lageplan ein kleineres Gastronomiegebäude welches mittlerweile in Planung ist. Es soll an dieser Stelle (OSM) entstehen. Schmittchen hatte Mitte 2021 im Betrag #84 vom anstehenden Beschluss durch die STVV der Planungsmitteln berichtet.


    Nun liegt die Magistratsvorlage M_121_2024 vom 13.09.2024 vor, die die Bau- und Finanzierungsvorlage für den Neubau dieser Gastronomie beinhaltet. Die Kosten werden akutuell auf ca. 9,8 Mio EUR netto geschätzt. In der Anlage 2 Mittelabflussplan ist der grobe Zeitplan ersichtlich.

    Bis zur Bewilligung der Finanzierung pausiert die Phase der Genehmigungsplanung.

    In 2025 soll die Ausführungsplanung, Ausschreibungen und Vergaben stattfinden, sodass ab November 2025 erste bauliche Tätigkeiten stattfinden könnten. In 2026 sind weitere Vergaben und die Fortsetzung der baulichen Tätigkeiten geplant und Mitte 2027 wären die Bautätigkeiten voraussichtlich beendet.


    Edit: Danke an die Moderation für den Hinweis! Meinen Beitrag habe ich entsprechen ergänzt und korrigiert.



    Mod: Dazu auch oben Beitrag #84.

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