Leipzig: Straßenumbenennungen und Gemarkungsfragen

  • Leipzig: Straßenumbenennungen und Gemarkungsfragen

    Durch Zufall bin ich dieser Tage auf die Tatsache gestossen, dass die vor der Wende noch Pestalozzistraße genannte Strasse jetzt Telemannstrasse heisst.


    Die in den letzten zwei Jahrzehnten vorgenommenen Umbenennungen hatten sicher diverse Gründe, doch hier bin ich ratlos.
    Ich hab mir vorhin mal den Wikipedia-Artikel zu Pestalozzi durchgelesen und kann nicht erkennen, was der Grund für die Umbenennung gewesen sein könnte.
    Was mag also die Stadtoberen dazu bewogen haben?
    Nicht gegen Telemann, aber ich kann das nicht nachvollziehen...
    Wann ist die Strasse eigentlich umbenannt worden?


    Desweiteren würde ich mich freuen, wenn der Thread mit dieser Thematik fortgeführt werden könnte, denn da gibt es sicher immer mal wieder Gesprächsstoff.

  • Die Umbenennung der Pestalozzistraße ist der Eingemeindung Anfang der 2000er zum Opfer gefallen.


    Dazu schreibt das Leipzig Lexikon:


    Am 06.12.2000 wurde beschlossen, die Pestalozzistraße wegen Namensgleichheit mit drei eingemeindeten Straßen und in Angleichung an das Prinzip, im Musikviertel die in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen nach Komponisten des deutschsprachigen Raums zu benennen, mit Wirkung vom 01.04.2001 in Telemannstraße umzubenennen (nach dem Musiker und Komponisten G. P. Telemann, 1681-1767).


    Siehe: http://www.leipzig-lexikon.de/STRASSEN/05055.htm

  • Tja, der Eingemeindung fielen damals (ab 01.04.2001 wirksam) einige traditionsreiche Namen zum Opfer: Karlstraße, Lindenallee, Lindenstraße u.a.
    Auch die Querstraße war ursprünglich zur Umbenennung vorgesehen, konnte aber nach Einspruch des Geschichtsvereines erhalten bleiben.
    Insgesamt gab es da ca. 600 Umbenennungen, die auch teilweise historische Namen zurückbrachten (Carpzovstraße an historischer Stelle oder Breslauer Straße an neuer Stelle und manche Namen in Vororten so Moltke, Emil März u.a.).
    Leider wurden auch viele Chancen nicht genutzt, die die Beseitigung der Dopplungen geboten hätte, so Rückbenennung der Georg-Schumann-Straße (war 3x vorhanden)
    in Hallesche Straße, Arthur-Hoffmann-Str.(2x) in Bayrische Straße oder Tschaikowskistraße (2x) in König-Johann-Straße.
    Spitzenreiter ist immer noch Jahn mit sechs (!) Straßennamen, aber eine Rückbenennung der Jahnallee in Frankfurter Straße (zumindest im Abschnitt Ranstädter Steinweg, Waldplatz (Frankfurter Tor)) kam leider nicht zur Umsetzung!
    Schön, dass nun wenigstens die Rückbenennung des Thälmannplatzes in Volkmarsdorfer Markt angegangen wird.
    Insgesamt brachten die "großen" Umbenennungsaktionen nur teilweise Rückkehr zu historischen Namen, waren inkonsequent oder drücken Unsicherheit im Umgang mit der Geschichte aus, urteilte bereits das 1995 erschienene Straßennamenslexikon der Stadt.
    Beispiele sind die Umbenennung der Leninstraße in Prager Straße statt die alten Namen Hospitalstraße, Reitzenhainer Straße oder Preußenstraße neu zu beleben.
    Auch, dass die Rudolf-Hartig-Straße in Leipzig zunächst zur Hupfeldstraße und in Bölitz-Ehrenberg historisch richtig zur Ludwig-Hupfeld-Straße wurde (die Stadtgrenze schnitt die Straße mehrfach) löste jahrelang Unsicherheit und Verwirrung aus.
    Dass 2001 die Kurze Straße in Spohrstraße statt in Kippenbergstraße umbenannt wurde (obwohl der Kippenbergverlag in der Kurzen Straße war) und dafür die Gelbkestraße in Kippenbergstraße, statt in Münsterstraße (Ehrenbürger!) zeugt von
    mangelnder Berücksichtigung historischer Logik.
    Andererseits wich erst kürzlich der historische Name Schletterplatz ohne Not der Bezeichnung Gaudigplatz!
    Historische Logik und vor allem konsequente Umsetzung von Grundsätzen (beispielsweise Ausfallstraßen immer den Richtungsnamen zurückzugeben oder thematische Viertel wieder herzustellen) wurden nur ansatzweise umgesetzt.
    Dresden oder Chemnitz haben das konsequenter gelöst.